Was macht einen guten Trainer aus?

Coaching im modernen Fußball


Epreuve d'examen, 2010

96 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

0 Vorwort

1. Einleitung

2. Die Trainerpersönlichkeit
2.1 Trainertypen
2.1.1 Der autoritäre Trainer
2.1.2 Der demokratische Trainer

3. Kompetenzen eines Trainers
3.1 Organisationskompetenz
3.1.1 Training und Spiel
3.1.2 Kaderplanung
3.1.3 Zusätzliche Aufgaben
3.2. Fachkompetenz
3.2.1 Technik und Taktik
3.2.2 Physiologie und Psychologie
3.2.3 Trainingsplanung
3.2.4 Leistungsanalyse
3.2.5 Aus- und Weiterbildung
3.2.6 Regeln und Statuten
3.3 Sozialkompetenz
3.3.1 Sprachkompetenz
3.3.2 Wahrnehmung
3.3.3 Kritikfähigkeit
3.3.4 Teamfähigkeit
3.3.5 Menschenkenntnis
3.3.6 Verantwortungsbewusstsein
3.3.7 Konfliktlösung
3.4 Kommunikation
3.4.1 Grundregeln der Kommunikation
3.4.2 Das Einzelgespräch
3.5 Erziehung
3.5.1 Erziehen durch Vorleben: Der Trainer als Vorbild
3.5.2 Disziplin
3.6 Motivationskompetenz
3.6.1 Motivation: Wie sie entsteht und wie man sie einsetzt
3.6.2. Zielsetzung
3.6.3 Zielarten
3.7 Teambuilding
3.7.1 Hierarchie
3.7.2 Integration
3.7.3 Maßnahmen zur Förderung von Teamgeist

4. Training
4.1 Trainingsinhalt
4.2 Trainingsplanung
4.3 Trainingsablauf
4.4. Trainingsmethoden
4.5 Inhalte vermitteln, demonstrieren, korrigieren
4.5.1 Inhalte vermitteln
4.5.2 Demonstration
4.5.3 Fehleranalyse
4.5.4 Fehlerkorrektur
4.6 Steuerungsmöglichkeiten im Training

5. Der Wettkampf
5.1 Vor dem Spiel
5.2 Erste Halbzeit
5.3 Halbzeitpause
5.4 Zweite Halbzeit
5.5 Nach dem Spiel
5.5.1 Rückschlüsse
5.6 Schlüsse für die folgenden Trainingseinheiten

6. Bibliographie

7. Anhang

Kopiervorlagen:
1. Trainingsplanung I
2. Trainingsplanung II
3. Anwesenheitsliste
4. Monatsplanung
5. Spielstatistik I
6. Spielstatistik II
7. Kaderplanung
8. Spieleranalyse
9. Gegneranalyse
10. Sichtung von Spielern

0 Vorwort

Fußball zieht weltweit Millionen Menschen in seinen Bann. Die Faszination für das vermeintlich simple Spiel mit einem Ball und zwei Toren ist nach wie vor ungebrochen. An den Fernsehbildschirmen und im Stadion werden Väter und Söhne zu Trainern und Schiedsrichtern. Alle wollen mitreden, wenn Montag für Montag die strittigsten Szenen des Wochenendes diskutiert werden. „Wer ist schuld an der Niederlage und wie hätte man selbst aufgestellt?“ Der Trainer ist meist die zentrale Figur. Er ist der erste, der in Frage gestellt wird und Erfolg und Erfolglosigkeit wird immer auf ihn zurückgeführt. Er ist vergleichbar mit einem „(…) Manager in der Wirtschaft. Er leitet an, er koordiniert, er führt, er lehrt, er managt etc.“[1]

Meine Motivation, diese Arbeit zu schreiben, speist sich aus meiner Hingabe für den Fußballsport. In meiner nunmehr 13jährigen Tätigkeit als Jugendtrainer sah ich mich oft mit Problemen und Konflikten konfrontiert. Trotz einer Vielzahl an Literatur zum Thema „Coaching“ stellte sich immer wieder die Frage: „Was macht eigentlich einen guten Fußballtrainer aus?“. „Was muss ein Trainer können, um motivierend und abwechslungsreich Inhalte vermitteln zu können?“ Gemeinsam mit Herrn Dr. Poschardt wurde im Rahmen dessen der Grundstein für diese Arbeit gelegt.

1. Einleitung

Das Wort „Coaching!“ ist mittlerweile untrennbar mit dem Fußballsport verbunden. Ein Begriff, der alle Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Fußballtrainers in sich vereint. Die zunehmende Beliebtheit von Fußball geht einher mit einer stetigen Professionalisierung. Längst ist der Trainer nicht mehr nur der Mann an der Linie, sondern er ist vielmehr auch Berater, Psychologe, Pädagoge, Zeugwart, Betreuer, Motivator und „Medizinmann“. All diese Anforderungen verlangen Disziplin, Ehrgeiz, Zielgerichtetheit und Verantwortungsbewusstsein. Die Gradwanderung zwischen Lehrer und Freund, zwischen Autorität und Ansprechpartner, zwischen Geduld und Anspruch macht einen guten Trainer aus. Die folgende Arbeit setzt sich mit den Fähigkeiten und Fertigkeiten auseinander, die ein moderner Coach haben muss. Dabei geht es um verschiedene Kompetenzbereiche fachlicher und sozialer Natur, sowie die theoretische und praktische Umsetzung von Trainingseinheiten und Wettkämpfen. Zudem lebt ein Trainer immer auch von einem funktionierenden Team, weshalb der Bereich „Teambuilding“ eine wichtige Rolle in dieser Arbeit spielt. Ziel der Arbeit ist es, Trainern einen Überblick über die Anforderungen moderner Trainingsarbeit zu verschaffen, sie zu unterstützen und anzuleiten, wie sie sich im Fußballalltag zu Recht finden können. Sie gilt all jenen, die in der Funktion des Trainers mehr sehen als ein bloßes Hobby.

2. Die Trainerpersönlichkeit

Eine Mannschaft braucht Führung. Ohne einen Entscheidungsträger ist ein Team orientierungslos. Je zielstrebiger ein Trainer seine Aufgaben angeht, desto schneller kommt der Trainer, die Mannschaft, der Verein ans Ziel.[2] Mit der Übernahme eines Traineramtes steht der Trainer in der Verantwortung, im Sinne des Vereins und der Mannschaft zu handeln. Die Art und Weise, wie ein Trainer mit der Mannschaft umgeht, hat entscheidenden Einfluss auf den Erfolg.

2.1 Trainertypen

Jeder Trainer verfolgt in seiner Tätigkeit die von ihm gesteckten Ziele. Dabei dient die Mannschaft als ausführendes „Werkzeug“. Ein Trainer entscheidet, auf welche Art er mit der Mannschaft umgeht, um diese Ziele zu verwirklichen. Man unterscheidet dabei zwei Kategorien, den autoritären Trainer und den demokratischen Trainer.[3]

2.1.1 Der autoritäre Trainer

Ein autoritärer Führungsstil ist von einer eindeutigen Hierarchie gekennzeichnet. Der Trainer trifft alle Entscheidungen und lässt „keine Mitbestimmung zu. Er gibt vor, was getan wird und was nicht.“[4] Absolute Disziplin und Ordnung sind wesentliche Merkmale dieses Führungsstils. Alles ist dem sportlichen Erfolg untergeordnet. Der Vorteil dieser Methode liegt in der zielgerichteten Arbeit. Es bedarf keiner Absprache mit Spielern und die Rollenverteilung ist eindeutig. Dadurch wird, gerade in Krisensituationen, viel Zeit gespart.[5] Ein Nachteil ist vor allem der mangelnde Spielraum für zwischenmenschliche Interaktion, da ein persönlicher Umgang mit den Spielern nicht zwingend notwendig ist. Diesen Trainertyp findet man besonders im Spitzensport.[6] Felix Magath ist ein gutes Beispiel für eine strenge und disziplinorientierte Führung. Die Abhängigkeit der Spieler von Felix Magath war beim VfL Wolfsburg sehr groß, da die Kompetenzen des Trainers weit über die Trainingsarbeit hinausgingen. So war Felix Magath „Trainer, Manager und Geschäftsführer“[7] in Personalunion. Spieler wurden dadurch der Möglichkeit beraubt, sich „auszuheulen“. Magath sagt hierzu in einem Stern-Interview: „Wenn die Spieler sagen, der Trainer ist der Beste, der Trainer ist der Tollste, es ist alles super – dann habe ich was verkehrt gemacht. Im Profi-Fußball wird von einem Trainer verlangt, dass er aus den Spielern das Maximale herausholt, das macht aber kein Spieler freiwillig. Kein Mensch bringt freiwillig Höchstleistungen, selbst ich bringe keine Höchstleistung freiwillig."[8] Diesen Führungsstil zieht Magath gnadenlos durch. Das Maß an Eigenverantwortung für jeden Spieler ist auf ein Minimum reduziert, was bei mangelndem Erfolg nicht selten zu Unruhe innerhalb der Mannschaft führt. Solange der Erfolg jedoch anhält, müssen alle persönlichen Bedürfnisse hinter den gesteckten Zielen zurückstehen.

2.1.2 Der demokratische Trainer

Einen Trainertyp, der als demokratisch oder humanistisch bezeichnet wird, findet man häufig im Amateur- und Jugendbereich. Im Gegensatz zum autoritären Trainer sucht er den persönlichen Kontakt zu den Spielern. Kommunikation ist ein entscheidendes Kriterium für ihn, Spieler zu Höchstleistungen motivieren zu können. „Wenn es hart auf hart geht, ist für den humanistisch ausgerichteten Trainer die positive Erfahrung des Sportlers wichtiger als der Sieg, obgleich das eine natürlich das andere nicht ausschließt.“[9] Spieler sollen ihr Selbstvertrauen aus der Mitverantwortung ziehen, die ihnen der Trainer überträgt. Der Austausch mit den Spielern fördert eine positive Stimmung innerhalb der Mannschaft. Nicht selten wird den Spielern ein Mitspracherecht gewährt, was auch darauf zurückzuführen ist, dass in den unteren Amateurklassen Trainer in einem höheren Maße von ihren Spielern abhängig sind.[10] Die Trainer müssen „froh“ sein, wenn überhaupt eine ausreichende Zahl an Spielern regelmäßig das Training besucht. Folglich steht auch der Trainer in einer gewissen Abhängigkeit zu seinen Spielern, die er durch Zugeständnisse ausgleichen möchte. Probleme bringen die hohe Toleranzgrenze und der dadurch entstehende mögliche Mangel an Disziplin mit sich. Überschreitet ein Trainer die Grenze zwischen Autoritätsperson und Freund zu weit, verlieren Spieler nicht nur den Respekt, sondern auch den Antrieb sich zu quälen.[11] Auch in der Bundesliga gibt es noch Trainer, die einen starken Kontakt zur Mannschaft pflegen. Ein gutes Beispiel hierfür ist Thomas Tuchel – aktuell Trainer des FSV Mainz 05 - , der in einem Interview über sich sagt: „Den Tuchel [gibt es] auf dem Platz und (…) außerhalb. Der erste ist klar, direkt, manchmal hart in der Ansprache. Ich würde sagen, dass ich fast schon perfektionistisch und pedantisch bin. Der andere ist fair und offen. Ich suche den ständigen Dialog, gebe den Spielern Anerkennung und Vertrauen. Ich möchte, dass in der Kabine gelacht wird.“[12]

Magath und Tuchel sind sicherlich zwei Extreme. Und auch wenn beide an unterschiedlichen Enden der Skala stehen, haben dennoch beide Elemente des anderen. Dies liegt darin begründet, dass ein Führungsstil allein nicht zum Erfolg führen kann. Nur „knallhart“ oder nur „Kumpel sein“ funktioniert nicht. „(…) [D]ie Sozialpsychologie hat festgestellt, dass Gruppen dann besonders effektiv arbeiten, wenn Führungsstil und Führungsweise der zu lösenden Aufgabe (…) entsprechen.“[13] Das bedeutet, dass ein Führungsstil immer auch in Abhängigkeit zur aktuellen Situation der Mannschaft, Alter und Reife der Spieler und den Zielen des Vereins steht. Flexibel reagieren zu können, ist für einen Trainer ein entscheidendes Erfolgskriterium. Im folgenden werden die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Führungsstile nochmals in einer Graphik zusammengefasst:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Vgl. dazu[14]

3. Kompetenzen eines Trainers

Der Person „Trainer“ werden vielseitige Kompetenzen abverlangt. Neben allgemeinem und speziellem Wissen in den Bereichen Trainingslehre und Psychologie, braucht er einen motivierenden Führungsstil und die Fähigkeit, Dinge zielgerichtet anzugehen, ohne dabei seine autonome Entscheidungsfähigkeit angreifbar zu machen.[15] Der Trainer ist eine Führungsperson und sollte in seinem Handeln als eine solche wahrgenommen werden. Seine Führungsqualität zeigt sich in den Fähigkeiten, Wissen zielorientiert zu vermitteln und Aufgaben verständlich und nachvollziehbar zu formulieren. Seine Vermittlungskompetenz speist sich aus der sprachlichen und argumentativen Wirksamkeit und wird durch die Fähigkeit, Standpunkte gegenüber Spielern und Umfeld zu artikulieren und durchzusetzen, unterstützt. In seiner Position als „Chef“ muss er in der Lage sein, Konfliktpotential frühzeitig zu erkennen, Ursachen und Hintergründe zu erfragen und entsprechende Maßnahmen zur Regulierung des Konflikts einleiten.

Die Qualität eines Trainers ergibt sich aus der Summe der im folgenden vorgestellten Kompetenzen.

3.1 Organisationskompetenz:

Um einen reibungslosen Ablauf im Fußballalltag zu garantieren, muss ein Trainer eine Vielzahl organisatorischer Aufgaben bewältigen. Im gehobenen Amateurbereich und im Profibereich stehen ihm dazu ein Co-Trainer und ein Mannschaftsbetreuer zur Verfügung. Aber gerade in den unteren Klassen fällt dieses komplexe Aufgabenfeld oft nur einer einzigen Person zu. Zum Bereich Organisation gehören drei Teilbereiche:

3.1.1 Training und Spiel

Der Bereich rund um Training und den Wettkampf nimmt den größten Raum in Anspruch. Die Trainingsplanung steht hierbei im Mittelpunkt. Der Trainer organisiert das Training dem Leistungsstand des Teams entsprechend und berücksichtigt dabei immer die Ergebnisse der letzten Wettkämpfe. Die Planung richtet sich auch nach der Anzahl der Spieler, den Witterungsbedingungen, der Saisonphase und der Zeit bis zum nächsten Spiel (vgl. Kopiervorlage Nr. 1+2). Die teilnehmenden Spieler werden in einer Anwesenheitsliste festgehalten, um den Trainingsumfang jedes Spielers überblicken zu können (vgl. Kopiervorlage Nr. 3).

Gerade im Jugend- und Amateurbereich ist es wichtig, dass Spieler rechtzeitig über Termine informiert werden. Jeder Spieler sollte zu Beginn eines Monats einen Plan mit allen angesetzten Trainingseinheiten und Spielen erhalten, um frühzeitig seine Termine abstimmen zu können. Monatspläne können in gedruckter oder digitaler Form an die Spieler weitergegeben werden.[16] (vgl. Kopiervorlage Nr. 4).

Für die Wettkämpfe werden Kader (Startelf + Ersatzspieler) schriftlich dokumentiert, ebenso wie Ergebnis und Torschützen. Abfallende oder sich hervorhebende Spieler werden notiert. Im besten Fall macht sich der Trainer zusätzlich Notizen zu auftretenden Fehlern, die dann in der Folgewoche im Training angesprochen bzw. durch Trainingsübungen korrigiert werden (vgl. Kopiervorlage Nr. 5+6).

3.1.2 Kaderplanung

Bereits vor einer neuen Saison muss ein Trainer über das ihm zur Verfügung stehende Spielerpersonal bescheid wissen. Neben den aktuellen Spielern geht es auch um die Verpflichtung von Neuzugängen. Diese müssen gesichtet und kontaktiert werden. Dazu müssen aktuelle Termine mit Sichtungsterminen abgeglichen werden, um Überschneidungen zu vermeiden. Ein genauer Plan, wo es sich zu sichten lohnt und gute Kontakte gehören zum Handwerkszeug eines guten Trainers. Aus der Qualität des aktuellen Kaders ergeben sich Rückschlüsse auf Ab- und Neuzugänge. Welche Positionen müssen neu besetzt werden und auf welchen Positionen erfüllen Spieler nicht die Anforderungen (vgl. Kopiervorlage Nr. 7)? Welche finanziellen Möglichkeiten stehen zur Verfügung und wie werden diese gewinnbringend eingesetzt? Eine frühzeitige und gute Planung bringt Ruhe und Stabilität in das Vereinsumfeld. „Hauruck-Aktionen“ bergen immer ein gewisses Risiko, weil Zeit- und Personaldruck oft zu wenig nachvollziehbaren Verträgen oder Verpflichtungen führt.

3.1.3 Zusätzliche Aufgaben

Ergänzend zu den regulären Trainings- und Spieltagen, liegt es in der Obhut des Trainers, gemeinsame Freizeitaktivitäten oder Trainingslager zu organisieren. Es geht um Ort und Dauer des Aufenthalts, Art der Übernachtung, die Organisation von Trainingsplätzen und Testspielgegnern und die genaue Planung des Ablaufs von der Ankunft bis zur Abfahrt.

Außerdem legt der Trainer die Regeln für den gemeinsamen Umgang fest und setzt deren Einhaltung durch. Zu diesem Zweck bietet sich ein Regelkatalog an, in dem festgehalten wird, was Spieler dürfen und was nicht.

3.2 Fachkompetenz

Fachkompetenz beschreibt das Sachverständnis, welches sich aus Erfahrungswerten, einem Kanon an Literatur und einem pädagogischen Gespür für die Situation ergibt. „Nur wer Sicherheit im Umgang mit der Materie in Praxis und Theorie ausstrahlt, ist in der Lage, Mannschaften erfolgreich zu führen, eine Vertrauensbasis untereinander zu schaffen.“[17]

Viele Trainer sind selbst ehemalige Fußballer und können eigene Erfahrungen an ihre Spieler weitergeben. Die Akzeptanz einer Mannschaft ist immer höher, wenn sie weiß, dass der Trainer selbst aktiv war. Zu seinen fußballerischen Fertigkeiten, also dem praktischen Wissen, kommt theoretisches „Know-how“, also Trainings- und Wettkampfsteuerung. Die Summe praktischer und theoretischer Kenntnisse bildet den Grundstock erfolgreicher Trainingsarbeit. Ab dem gehobenen Amateurbereich spielen Leistungsanalyse und fußballspezifische Physiologie eine immer wichtigere Rolle. Diese Kompetenzen können in Traineraus- und -fortbildungen erworben und verfeinert werden.

Durch eine stetige Weiterentwicklung und selbstkritische Auseinandersetzung mit eigenem Handeln in den folgenden Arbeitsfeldern ist ein Trainer in der Lage, dauerhaft erfolgreich zu arbeiten:

3.2.1 Technik und Taktik

Um einen kontinuierlichen Lernfortschritt innerhalb einer Trainingsgruppe zu erzielen, muss ein Trainer umfassendes Wissen in den Bereichen Technik und Taktik besitzen. Zu den wichtigsten Bereichen gehören:

Technik:

- Dribbel- und Fintentraining: Schulung von Variantenreichtum und Flexibilität
- Ballkontrolle: Möglichkeiten der An- und Mitnahme, erster Ballkontakt
- Passspiel: Grundtechniken wie Kurzpass, Flugball, Kopfball
- Pass- und Schusstechniken: Ausführung und Einsatzmöglichkeiten

Taktik:

- Individualtaktisches Anforderungsprofil: Aufgabenverteilung für einzelne Positionen in Offensive und Defensive (Außenverteidiger, Spielmacher, Stürmer etc.)
- Gruppentaktisches Anforderungsprofil: Zusammenspiel von Positionsgruppen innerhalb des Teams (Abwehr, Mittelfeld, Sturm)
- Mannschaftstaktisches Anforderungsprofil: Summe alle Individual- und gruppentaktischen Prozesse, sowie Ergänzung durch mannschaftsumfassende Abläufe (Standardsituationen, Pressing, Konterspiel etc.)[18]

Alle Bereiche können über einen breiten Kanon an Fachliteratur und digitalen Medien abgedeckt werden. Hinzu kommen persönliche Erfahrungen, der Austausch mit Trainerkollegen und die praktischen Erfahrungen auf dem Platz, die das Verständnis eines Trainers für dieses komplexe Themengebiet wachsen lassen.

3.2.2 Physiologie und Psychologie

Neben dem sportartspezifischen Wissen (Technik und Taktik) zeichnet einen guten Trainer auch das Wissen über trainingsphysiologische und mentale Anforderungen des Fußballsports aus. Dazu zählen:

- Pädagogik/Rhetorik: Umgang mit Spielern, Eltern und Medien
- Trainingslehre: Prinzip von Trainingsbelastung und Erholung (Superkompensation)[19]
- Prinzipien der Leistungssteigerung und der Leistungsdiagnostik
- Sportmedizin: gängige Fußballverletzungen und ihre Behandlungsmöglichkeiten
- Ernährung: Flüssigkeitsaufnahme vor und während Wettkämpfen, ausgewogene Ernährung eines Sportlers
- Trainingsprinzipien: Koordinations-, Kraft-, Beweglichkeits- und Schnelligkeitstraining

Wie ein Trainer die theoretischen Kenntnisse in einer Trainingseinheit gezielt umsetzt, wird im weiteren Verlauf der Arbeit ausführlich behandelt. Ernährungswissenschaftliche und sportmedizinische Faktoren finden auf Grund des umfangreichen Stoffes keine größere Berücksichtigung.

3.2.3 Trainingsplanung

Trainingsplanung nimmt den zentralen Punkt im Alltag eines Trainers ein. Neben organisatorischen und inhaltlichen Aspekten, müssen auch physische und psychische Grundvoraussetzungen berücksichtigt werden.

Die Organisation einer Trainingseinheit richtet sich nach der Anzahl der zur Verfügung stehenden Spieler, den Witterungsbedingungen und dem Saisonzeitpunkt, zu dem die Einheit stattfindet. Inhalt und Durchführung einer Trainingseinheit orientieren sich immer an dem vorhandenen Spielermaterial. Training sollte immer altersgerecht sein, sich also nach den sportphysiologischen Bedürfnissen der jeweiligen Altersklasse richten. 10jährige haben ganz andere physische und psychische Voraussetzungen als Erwachsene, müssen folglich anders trainiert werden. Der Trainingsinhalt ordnet sich dem Leistungsniveau der Trainingsgruppe unter. Nicht jeder 10jährige ist in der Lage, komplexe Abläufe auf Anhieb umzusetzen. Innerhalb einer Übungseinheit sollte keine Unter- bzw. Überforderung entstehen, um Demotivation zu vermeiden. Der festgelegte Schwerpunkt findet sich in jeder Phase der Trainingseinheit wieder (Aufwärm-, Haupt- und Schlussphase). Der Aufbau einer Trainingsphase ist immer dem tatsächlichen Spielgeschehen nachempfunden. Konstruierte und spielferne Übungen verlieren den Bezug zu einer realen Spielsituation. Auf den Bereich Aufbau und Ablauf einer Trainingseinheit wird im späteren Verlauf der Arbeit genauer eingegangen.

3.2.4 Leistungsanalyse

Je höherklassiger eine Mannschaft spielt, desto wichtiger sind die Rückschlüsse, die ein Trainer aus gezeigten Leistungen zieht. Die Leistungserfassung individueller und mannschaftlicher Handlungen trägt entscheidend zum Entwicklungsprozess des Teams bei. Die Leistungsanalyse kann unter verschiedenen Gesichtspunkten stattfinden:

Spielanalyse:[20] Um verwertbare Rückschlüsse für kommende Trainingseinheiten und Wettkämpfe zu bekommen, „müssen die Beobachtungskriterien eng begrenzt und eindeutig festgelegt sein.“[21] Eine effektive Spielanalyse setzt also immer zielgerichtetes Beobachten voraus, welches sich bestimmter taktischer, konditioneller und motivationaler Defizite einzelner Spieler, Mannschaftsteile oder des gesamten Teams annimmt und aus deren Analyse die Trainingseinheiten der kommenden Wochen entwickelt werden. Häufige Fehlerquellen im Spiel sind:

- Anfälligkeit bei Standardsituationen
- Taktische Defizite in Offensive und Defensive
- Mangelnde Spielübersicht und Handlungsschnelligkeit
- Fehlende Dynamik und Schnelligkeit
- Technische Defizite (Passspiel, Ballführung, Ballan- und mitnahme etc.)
- Koordination: Lauftechnik, Beweglichkeit, Sprung- und Landeverhalten
- Ungenügende Motivation, Disziplinlosigkeit und schlechtes Sozialverhalten Mitspielern und Gegnern gegenüber

Hinzu kommt, dass eine Analyse des Spiels immer auch mit mannschaftsunabhängigen Faktoren zusammenhängt. Technische Fehler, die aus schlechten Platz- oder Witterungsverhältnissen resultieren, müssen vom Trainer differenziert betrachtet werden. „Schließlich können nicht selten solche und ähnliche Ereignisse für manche wenig geschickte Spielhandlung eine plausible Erklärung geben und deshalb ganz andere Ursachen als technisch-taktische Handlungen abzustellen sein.“[22] Die Berücksichtigung aller Einflussfaktoren in einem Spiel erlaubt dem Trainer eine effektive Analyse von entstandenem Fehlverhalten und dient als Basis für eine zielgerichtete Korrektur bzw. Schwerpunktsetzung in kommenden Trainingseinheiten und Wettkämpfen.

Gegneranalyse: Im gehobenen Amateurbereich und im Leistungsbereich der Junioren gehört das Sichten gegnerischer Teams zum täglichen Geschäft. Einen Gegner 3-4 Wochen vor dem eigentlichen Aufeinandertreffen zu beobachten, bringt eine Reihe Vorteile mit sich. Als Trainer kann man sich ein genaues Bild davon machen, wer die Schlüsselspieler sind und was ihre Effektivität ausmacht. Jeder Spieler hat ein „Markenzeichen“, das ihn von anderen Spielern unterscheidet. Dieses gilt es zu finden und mit einer entsprechenden Lösung schriftlich festzuhalten. Beispielnotiz des Trainers: „Nr. 10 ist schnell und Linksfuß, versucht aber immer nur links vorbeizugehen. => man muss ihn auf seinen rechten Fuß stellen.“ Dieser hilfreiche Hinweis kann später an die Spieler weitergegeben werden. Sie können sich mental und vor allem taktisch auf den Linksfuß einstellen.

Das wichtigste Argument für eine Gegnerbeobachtung ist das Aufdecken taktischer Defizite und Stärken. Diese ergeben sich aus den unterschiedlichen Spielauffassungen und/oder Schwächen in der Ausbildung. Wenn ein Team immer sehr weit aufrückt, die Außenverteidiger bei Ballverlust aber nicht rechtzeitig zurückzukommen, bietet es sich an, im Training das Thema „Kontersituation“ durchzuspielen. Wenn ein Gegner in der Offensive mit extrem schnellen Stürmern ausgerüstet ist, agiert man aus einer tieferstehenden Verteidigung heraus, um den Stürmern keinen Raum für Sprints zu lassen. Ist der Gegner anfällig bei hohen Bällen, müssen Außenverteidiger und äußere Mittelfeldspieler angewiesen werden, viel aus dem Halbfeld und von der Grundlinie aus zu flanken. „Eine globale Einschätzung der Mannschaftsleistung wird (…) durch eine differenzierte Beurteilung der Einzelspieler ergänzt (…).“[23]

Spieleranalyse:[24] Die Spieleranalyse bezieht sich auf drei Sorten von Spielern:

- Spieler der eigenen Mannschaft
- Spieler, die als potentielle Neuzugänge gelten
- Gegnerische Spieler, die zu Zwecken der Spielvorbereitung beobachtet werden

Um eine objektive Einschätzung über Qualität und Mängel zu erhalten, ist es sinnvoll, zusätzliche Trainer in den Sichtungsprozess mit einzubeziehen. Dadurch entsteht ein umfangreicheres Bild und Schwächen/Stärken, die dem einen verborgen bleiben, werden durch den anderen ergänzt. Eine Analyse setzt sich mit allen technischen, taktischen und konditionellen Fähigkeiten des Spielers auseinander. Hinzu kommen Aspekte des Spielverständnisses (Handlungsschnelligkeit, Auffassungsgabe, Spielübersicht) und der Persönlichkeit (Führungsspieler, Zielstrebigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Einsatzwillen).

Neben der aktuellen Verfassung eines Spielers, geht es auch um die Kontrolle von Entwicklungsprozessen über einen bestimmten Zeitraum unter Überprüfung der gemachten Vorgaben des Trainers. Dabei stellen sich folgende Fragen:

- „Entspricht die Entwicklung der Norm, ist sie über- oder unterdurchschnittlich?“
- „Wie verhält sich die Entwicklung im Vergleich zu seinen Mitspielern?“
- „Welche Bereiche haben sich gut und welche schwach entwickelt?“
- „Ist der Spieler körperlich akzeleriert oder retardiert?“ (Jugendbereich)
- „Entspricht die Persönlichkeitsentwicklung dem Alter?“ (Jugendbereich)

Leistungsanalysen sollten schriftlich festgehalten werden. Wenn Spieler in regelmäßigen Abständen nach den gleichen Kriterien bewertet werden, lässt sich eine Entwicklung nachvollziehen. Spieler können dann mit den Ergebnissen konfrontiert werden (vgl. Kopiervorlage Nr. 8). Arbeit an festgestellten Schwächen und Stärken können im Training gezielt eingefordert werden. Gerade im Jugendbereich können damit hervorragende Ergebnisse erzielt werden. Anders verhält es sich bei einer Gegneranalyse. Sie soll einen schnellen Überblick über die Qualität des gegnerischen Teams liefert. Dabei wird die Analyse auf wenige Schlüsselspieler reduziert (vgl. Kopiervorlage Nr. 9). Taktische Mängel, Verhalten bei Standardsituationen oder einstudierte Handlungsmuster können vorab erkannt und in einem Aufeinandertreffen entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Eine weitere Leistungsanalyse dient der Sichtung von möglichen Neuzugängen. Durch das Errechnen der Gesamtpunktzahl, können Sichtungsspieler in Relation zu eigenen Spielern gesetzt werden. Ist die Punktzahl gleich oder besser, steht zumindest von sportlicher Seite her einer Verpflichtung nichts im Wege (vgl. Kopiervorlage Nr. 10).

Wichtig: Alle Bewertungen müssen immer unter Berücksichtigung der Platz- und Witterungsverhältnisse stattfinden. Wenn sie dann am Spielfeldrand stehen, sollten sie sich auch ausschließlich auf die Sichtung von Spielern konzentrieren. Wenn sie einen Trainerkollegen dabei haben, schicken sie ihn auf die andere Feldseite, um gegenseitige Beeinflussung und Ablenkung zu verhindern. Nur dann sind objektive Ergebnisse möglich. Dabei sollte die Analyse einzelner Spieler vom Niveau des Teams, in dem er spielt unabhängig beurteilt werden, weil sich ergebende Fehler oft aus der mangelnden Qualität der Mitspieler heraus entstehen. Teilbereiche der Sichtung, die nicht zum Tragen kommen, z.B. wenn ein Spieler im ganzen Spiel keinen Kopfball bestreitet, bleiben von der Benotung ausgeschlossen. In der Summe entscheidet das Erkennen von Details eine gute Sichtung vom normalen Zuschauen. Notieren sie sich auch Kleinigkeiten. Diese machen oft den Qualitätsunterschied eines Spielers aus.

3.2.5 Aus- und Weiterbildung

Neben Fachliteratur und digitalen Medien können sich Trainer auch in einem offiziellen Rahmen weiterbilden. Der Deutsche-Fußball-Bund bietet dazu eine breite Auswahl an Fortbildungsmaßnahmen. Gegliedert wird die Ausbildung in verschiedene Stufen, die sich nach dem Anforderungsniveau der Trainer richtet. Vom Kindertrainer über den ambitionierten Amateurtrainer bis hin zum Profitrainer werden alle Gruppen bedient. Deshalb unterscheiden sich die Ausbildungsinhalte in Komplexität und Umfang, sowie auch der zeitliche Rahmen, den eine solche Trainerlizenz in Anspruch nimmt.

Das Ausbildungskonzept gliedert sich in vier Hauptlizenzen und sogenannte Vorstufen. Im folgenden wird nur auf die Hauptlizenzen eingegangen.

- C-Lizenz
- B-Lizenz
- A-Lizenz
- Fußballlehrer

Inhalte und Einsatzbereiche der einzelnen Lizenzstufen werden nur grob skizziert. Als Referenz dient die offizielle Seite des DFB (www.dfb.de)

C-Lizenz: Diese erste Ausbildung richtet sich an alle fußballbegeisterten Trainer, die in ihrem Heimatverein als freizeitorientierter Trainer tätig sein wollen. Die Ausbildung bietet erste Einblicke in die Aufgabenfelder eines Trainers. Es geht um die Planung und Durchführung von Trainingseinheiten und um die Grundzüge der Pädagogik. Die Trainer erlernen auch Methoden für ein zielorientiertes Arbeiten auf dem Platz und im Vereinsumfeld. Die C-Lizenz eignet sich für Jugendtrainer im unteren und mittleren Leistungsbereich, sowie Herrentrainer im unteren Amateurbereich. Sie dient als Grundlage und zugleich als Zulassungsvoraussetzung für die nächsthöhere Lizenz. Ihre Dauer beträgt 3 Wochen, die in drei Abschnitten zu jeweils einer Woche abgeleistet werden müssen.[25]

B-Lizenz: In dem 2 ½ wöchigen Kurs geht es um die Verbesserung technischen Wissens (Demonstration-Korrektur) und taktischen Verständnisses (Vermittlung-Analyse-Korrektur) und deren Einbettung in den praktischen Kontext, also jegliche Planungen rund um Training und Spiel (Vor- und Nachbereitung). Hinzu kommen weitere Bausteine der Pädagogik und die Steuerung von Lernprozessen, sowie Einblicke in den Bereich Talentsichtung und Nachwuchsförderung beim Deutschen Fußball-Bund. Dieser Trainerschein richtet sich an ambitionierte Jugendtrainer, die im oberen Leistungsbereich arbeiten möchten oder an Herrentrainer, die im mittleren Amateurbereich tätig sind. Der Kurs ist Voraussetzung für die A-Lizenz.[26]

A-Lizenz: Diese Lizenz ist die höchste, die man als „Normalsterblicher“ machen kann. Sie befasst sich mit moderner Spielanalyse, taktischen Konzepten und deren Umsetzung, sowie dem Prinzip von Belastung-Erholung. Erstmalig werden auch medizinische Aspekte (Verletzungsprophylaxe und Behandlung) und ernährungswissenschaftliche Ansätze (richtige Ernährung, Flüssigkeitsaufnahme vor und während des Wettkampfs) behandelt. Das Coaching („Einstellung und Steuerung der Mannschaft im Spielverlauf“) nimmt einen zentralen Punkt der dreiwöchigen Ausbildung ein. Leistungsorientierte Trainer, die im höchsten Jugendbereich (Jugendbundesliga oder -oberliga) oder im oberen Amateurbereich tätig sind, finden hier wertvolle Anleitungen für ihren Trainingsalltag. Die Lizenz erlaubt sogar eine Tätigkeit in der Frauen-Bundesliga sowie der Herren-Regionalliga.[27]

Fußballlehrer: Die höchste Ausbildungsstufe im deutschen und internationalen Fußball setzt neben der Dauer von 11 Monaten und einer begrenzten Teilnehmerzahl von nur 24 Trainern pro Jahr weitere zahlreiche Dinge voraus, die ein „normaler“ Fußballtrainer nicht erfüllen kann. In der Konsequenz bedeutet das, dass fast ausnahmslos ehemalige Profis oder Trainer der Nachwuchsleistungszentren (Bundeligisten) an diesen Lehrgängen teilnehmen. Der Fußballlehrer-Kurs richtet sich an Trainer, die mit Fußball ihren Lebensunterhalt bestreiten. Genauere Informationen zu den Zulassungsvoraussetzungen und Tätigkeitsfeldern gibt es bei der Deutschen Sporthochschule Köln, die in Kooperation mit dem Deutschen Fußball-Bund diese Lizenz anbietet.[28]

3.2.5 Regeln und Statuten

Fußball wandelt sich und mit ihm die Regeln. In den letzten Jahren wurden immer wieder Änderungen vollzogen, z.B. mit der Einführung des „passiven Abseits“, den neuen Passstatuten oder dem strengeren Wechselrecht (Bossmann-Urteil). Immer wieder unterlaufen Trainern Fehler auf Grund mangelnder Kenntnis. Bekanntestes Beispiel ist sicherlich Otto Rehagel. Er wechselte im Jahr 1998 „beim Heimspiel gegen den VfL Bochum in der 40. Minute mit Pascal Ojigwe [regelwidrig] den vierten Nicht-EU-Ausländer neben Samir, Ratinho und Ramzy ein, wurde aber umgehend auf seinen Fehlgriff aufmerksam gemacht. Der erfahrene Trainer-Fuchs reagierte mit der Taktik Komödienstadl und befahl Ramzy, eine Verletzung zu simulieren, um ihn dann – ganz unauffällig versteht sich – auswechseln zu können: Hany Ramzy verspürte plötzlich ein Ziehen im Oberschenkel und humpelte nur noch über das Feld. Auswechslung unumgänglich. Es kam Harry Koch (O-Ton Jörg Dahlmann Deutscher geht's nimmer!). Dem FCK brachte dieses Theater indes nichts – das Spiel war verloren.“[29] Auch die Bayern sind nicht vor Thorheit sicher: Klaus Augenthaler saß im letzten Spiel der Bundesligasaison 1995/96 als Vertretung für Franz Beckenbauer auf der Bank. Augenthaler wechselte vier Spieler ein, was damals und heute regelwidrig ist. Bayern holte einen 0:2 Rückstand auf. Gegner Fortuna Düsseldorf verzichtete jedoch auf Grund der Freunde über den Verbleib in der ersten Liga auf rechtliche Schritte.[30]

Trainer, die sich intensiv mit den Regeln vertraut machen, können diese gezielt zu ihrem Vorteil nutzen. Nicht selten führen taktische Vorgaben, welche auf den Regeln basieren zum Sieg. Als Trainer habe ich einige Spiele auf Grund besserer Regelkenntnis gewonnen. Einfaches Beispiel: Ausführung eines Freistoßes: Der Ball ist solange frei, bis ein Spieler des ausführenden Teams den Ball sperren lässt oder wenn eine Unterbrechung durch den Schiedsrichter vollzogen wird (z.B. Gelbe Karte, Auswechslung). Ansonsten kann der Schiedsrichter nicht den Ball sperren. Wenn eine Mannschaft das weiß und den Freistoß entsprechend schnell ausführt, kann ein Torwart, der gerade noch seine Mauer stellt, überrascht werden.

[...]


[1] Blumhoff, Günther: Soziale Kompetenzen von FußballtrainerInnen, S. 6

[2] Linz, Lothar, Erfolgreiches Teamcoaching, S. 37

[3] Baumann, Sigurd: Mannschaftspsychologie, S. 141

[4] Linz, Lothar, Erfolgreiches Teamcoaching, S. 39

[5] Baumann, Sigurd: Mannschaftspsychologie, S. 140f

[6] Baumann, Sigurd: Mannschaftspsychologie, S. 141

[7] http://www.welt.de/sport/article1044064/Wie_Felix_Magath_in_Wolfsburg_Titel_holen_will.html (aufgerufen am 17.02.10)

[8] http://www.stern.de/sport/fussball/stern-interview-felix-magath-spuerte-dass-etwas-nicht-stimmt-582032.html (aufgerufen am 17.02.10)

[9] Syer, John, Teamgeist. Psychotraining für Sportler, S. 259

[10] Linz, Lothar, Erfolgreiches Teamcoaching, S. 39

[11] Baumann, Sigurd: Mannschaftspsychologie, S. 140f

[12] http://www.bild.de/BILD/sport/fussball/bundesliga/vereine/fsv-mainz-05/2009/08/13/trainer-thomas-tuchel/das-grosse-interview.html (aufgerufen am 17.02.10)

[13] Alfermann, Dorothee; Stoll, Oliver: Sportpsychologie. Ein Lehrbuch in 12 Lektionen, S. 233

[14] Linz, Lothar, Erfolgreiches Teamcoaching, S. 39

[15] Trosse, Hans-Dieter: Der Erfolgreiche Trainer: Führung-Motivation-Psychologie, S. 115ff

[16] Bisanz, Gero, Fußball. Kondition-Technik-Taktik und Coaching, S.433f

[17] Frank, Gerhard: Fussball-Coaching, S. 23

[18] Bisanz, Gero, Fußball. Kondition-Technik-Taktik und Coaching, S. 378 (Abb. 160)

[19] Friedrich, Wolfgang; Jung, Lutz: Grundlagen Sportwissen, S. 8f

[20] Bisanz, Gero; Gerisch, Gunnar: Fußball. Training-Technik-Taktik, S.322ff

[21] Bisanz, Gero; Gerisch, Gunnar: Fußball. Training-Technik-Taktik, S.331

[22] Brüggemann, Detlev: Coaching. Fussball-Handbuch 3, S. 77

[23] Bisanz, Gero; Gerisch, Gunnar: Fußball. Training-Technik-Taktik, S.323

[24] Bisanz, Gero; Gerisch, Gunnar: Fußball. Training-Technik-Taktik, S.322f

[25] http://www.dfb.de/index.php?id=11288 (aufgerufen am 28.03.10)

[26] http://www.dfb.de/index.php?id=11287 (aufgerufen am 28.03.10)

[27] http://www.dfb.de/index.php?id=11286 (aufgerufen am 28.03.10)

[28] http://www.dfb.de/index.php?id=11285 (aufgerufen am 28.03.10)

[29] http://www.spox.com/myspox/blogdetail/Verwechselt-,28412.html (aufgerufen am 20.02.2010)

[30] http://www.spox.com/myspox/blogdetail/Verwechselt-,28412.html (aufgerufen am 20.02.2010)

Fin de l'extrait de 96 pages

Résumé des informations

Titre
Was macht einen guten Trainer aus?
Sous-titre
Coaching im modernen Fußball
Université
Friedrich-Alexander University Erlangen-Nuremberg  (Schulpädagogik)
Note
1,3
Auteur
Année
2010
Pages
96
N° de catalogue
V163857
ISBN (ebook)
9783640786671
ISBN (Livre)
9783640786497
Taille d'un fichier
2312 KB
Langue
allemand
Mots clés
Coaching, Trainer, Fußball, Trainingsarbeit, Coach, Fußballtraining, Sportpsychologie, Training, Psycholgie, Sportpädagogik
Citation du texte
Joachim Schwarz (Auteur), 2010, Was macht einen guten Trainer aus?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163857

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