Im Verlaufe des „kurzen“ 18. Jahrhunderts gewinnt zunehmend das an Kontur und Bedeutung, was heute als Öffentlichkeit bezeichnet wird. Öffentlichkeit einerseits als sozialer Raum, in dem Menschen sich begegnen und leben, andererseits aber auch als der von der häuslichen Stille und Privatheit geschiedene Ort in dem politische und religiöse Diskurse und Debatten stattfanden, die das Gesicht ihrer Zeit prägten. Um den Begriff der Öffentlichkeit gruppieren sich die grundlegenden Entwicklungstendenzen der frühen Neuzeit bis zum Beginn der Moderne. Hier kulminieren die Expansion der Staatlichkeit, damit die Institutionalisierung des Sozialen, die Beanspruchung des offenen Raumes und deren Gegenstück, die zunehmende Subjektivierung und der Rückzug ins Private. Beide Entwicklungslinien treffen aufeinander in der Öffentlichkeit - sie konstituieren sie gewissermaßen.
Das zentrale Medium dieser Öffentlichkeit, und wenn man so will auch der Aufklärung, war das Buch. Das Buch deshalb, weil es Privatsphäre und Öffentlichkeit in eigentümlicher Wiese miteinander verband. Zum einen, weil es als solches individuelles, intimes, von der Außenwelt abgeschottetes, Lesen ermöglichte, zum anderen, weil die Inhalte, die immer komplexer werdenden Gedankengebäude, allgemeine Gültigkeit über den Leser, den Ort und die Zeit hinaus beanspruchten. Bücher wurden nicht nur gelesen, über Bücher wurde auch diskutiert. Sie schufen ihnen eigene Bereiche der Öffentlichkeit, in denen über das Gelesene gleichberechtigt diskutiert wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Das Medium Buch, Öffentlichkeit und Zensur - einleitende Gedanken
- Buch und Öffentlichkeit
- Die Zensur als Waffe im Kampf um die Öffentlichkeit
- Das Beispiel Enzyklopädie
- Exkurs: Die Konsumenten - die lesende Öffentlichkeit
- Der lesende Franzose des 18. Jahrhunderts
- Praktiken des Lesens
- Formen der lesenden Öffentlichkeit – die Salons und Akademien
- Die Encyclopédie
- Das Programm der Encyclopédie
- Zur Entstehungsgeschichte der ersten Ausgabe der Enzyklopädie
- Encyclopédie und Zensur
- Das Zensursystem des Ancien Régime
- Die aufgeklärten Zensoren – Malesherbes und d'Hemery
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Verhältnis zwischen literarischer Freiheit und staatlicher Repression im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle des Buches als Medium der Aufklärung und der Zensur als Mittel der staatlichen Kontrolle.
- Die Entstehung und Entwicklung der öffentlichen Sphäre im 18. Jahrhundert
- Die Bedeutung des Buches als Medium für den Austausch von Ideen und Meinungen
- Die Rolle der Zensur als Instrument der staatlichen Macht
- Der Einfluss der Aufklärung auf die literarische Produktion und das Verhältnis zwischen Autoren und Zensoren
- Die Praxis des Lesens und die Entstehung einer lesenden Öffentlichkeit im 18. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Medium Buch, Öffentlichkeit und Zensur - einleitende Gedanken: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Öffentlichkeit im 18. Jahrhundert und die Rolle des Buches als zentrales Medium der Aufklärung. Der Autor diskutiert den Zusammenhang zwischen öffentlicher Sphäre und individueller Freiheit sowie den Einfluss des Buchdrucks auf die Verbreitung von Ideen und Meinungen.
- Exkurs: Die Konsumenten - die lesende Öffentlichkeit: In diesem Exkurs widmet sich der Autor der Frage, wer im 18. Jahrhundert las und welche Praktiken des Lesens sich entwickelten. Er untersucht die Bedeutung von Salons und Akademien als Orte des öffentlichen Diskurses und der Verbreitung von Wissen.
- Die Encyclopédie: Dieses Kapitel analysiert das Programm und die Entstehungsgeschichte der Encyclopédie, eines der wichtigsten Werke der Aufklärung. Es beleuchtet die Bedeutung der Encyclopédie als Versuch, das gesamte Wissen der Menschheit zu systematisieren und zugänglich zu machen.
- Encyclopédie und Zensur: Dieses Kapitel widmet sich der Frage, wie die Encyclopédie mit der Zensur des Ancien Régime konfrontiert war. Der Autor untersucht das Zensursystem und die Rolle von aufgeklärten Zensoren wie Malesherbes und d'Hemery.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen der europäischen Geistesgeschichte, wie Aufklärung, Öffentlichkeit, Zensur, Buchdruck, Literatur und die Rolle des Staates im kulturellen und gesellschaftlichen Wandel. Darüber hinaus analysiert sie die Praktiken des Lesens, die Entstehung einer lesenden Öffentlichkeit und die Auseinandersetzung zwischen Autoren und Zensoren im 18. Jahrhundert.
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- Magister André Keil (Autor), 2006, Zensur und Aufklärung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163962