Die Zeit zwischen dem sog. Königsfrieden 386 v. u. Z. (auch Frieden des Antalkidas genannt) und dem Ende der thebanischen Hegemonie nach der Schlacht von Mantineia 362 v. u. Z. stellte Historiker lange vor ein Rätsel. Sie wurde abwechselnd als Periode des Verfalls der klassischen Blüte Hellas` oder alternativ als ultimative Vollendung derselben interpretiert. Abhängig vom geschichtsphilosophischen Standpunkt wurde diese Zeit der Wirren – im Sinne des Historismus - als Endpunkt einer Epoche gesehen beziehungsweise – einer historischen Teleologie verpflichtet – als Ausgangspunkt der Vollendung des Griechentums im Hellenismus. All diesen Deutungen ist gemein, dass sie diese Periode nicht wirklich einzuordnen wussten oder die grundlegenden Prozesse, die sich in dieser Zeit vollzogen keiner eingehenden Beachtung würdigten.
Die neuere Forschung ist dazu übergegangen, die verwirrende Vielfalt der Ereignisse stärker zu abstrahieren und die Veränderungen in den politischen und militärischen Strukturen genauer zu betrachten. Bei einer solchen Herangehensweise zeigt sich schnell, dass diese Zeit vor allem von dem Versuch geprägt war, das politische System Griechenlands den sich ändernden Rahmenbedingungen anzupassen. Diese Rahmenbedingungen bestanden vor allem in dem allmählichen Aufstieg bundesstaatlicher Strukturen im Norden Griechenlands sowie in einem sich modernisierendes Kriegswesen , dem die einzelnen Poleis in ihrer klassischen Struktur kaum noch etwas entgegenzusetzen hatten. Dementsprechend war die Zeit zwischen dem Ende des Peloponnesischen Krieges und der Gründung des Korinthischen Bundes durch Philipp II. durch den Versuch gekennzeichnet eine dauerhafte und stabile Friedensordnung zu etablieren. Dabei wurden verschiedene Modi von Friedensschlüssen durchexerziert – die jedoch allesamt scheiterten. Erst Philipp II. gelang es, durch eine geschickte Verbindung von hegemonialer Machtpolitik, der Integration der Interessen der einzelnen Polis und mit einem gemeinsamen außenpolitischen Projekt (dem geplanten Perserfeldzug) eine gewisse politische Stabilität in Griechenland zu etablieren.
Entsprechend dieser Ausführungen soll hier vor allem auf die drei zentralen historischen Prozesse jener Zeit eingegangen werden: die Entwicklungen hin zu bundesstaatlichen Strukturen in Griechenland, die Veränderungen im Kriegswesen sowie die Bemühungen um eine Koine Eirene.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Chronologischer Abriss: Politische Geschichte Griechenlands 386 – 362 v. u. Z.
- Die Phase spartanischer Hegemonie (404 – 386 v. u. Z.).
- Die Phase des Zweiten Attischen Seebundes (377 - 372 v. u. Z.).
- Die Phase der thebanischen Hegemonie (371 – 362 v. u. Z.)
- Einzelne Aspekte
- Modernisierung des Kriegswesens
- Aufstieg bundesstaatlicher Strukturen
- Koine Eirene
- Fazit...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Buch befasst sich mit einer widersprüchlichen Epoche der griechischen Geschichte, der Zeit zwischen dem Königsfrieden 386 v. u. Z. und dem Ende der thebanischen Hegemonie nach der Schlacht von Mantineia 362 v. u. Z. Es untersucht die Herausforderungen, vor denen Griechenland in dieser Zeit stand, und die Versuche, das politische System an die sich verändernden Rahmenbedingungen anzupassen.
- Die Entwicklung bundesstaatlicher Strukturen im Norden Griechenlands
- Die Modernisierung des Kriegswesens
- Die Bemühungen um eine Koine Eirene
- Die Rolle der einzelnen Poleis in der sich verändernden Welt
- Die Versuche, eine dauerhafte Friedensordnung zu etablieren
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung
Die Einleitung stellt die Epoche der griechischen Geschichte zwischen 386 und 362 v. u. Z. als eine Zeit der Veränderungen und Widersprüche dar. Sie diskutiert unterschiedliche Interpretationen dieser Periode und hebt die Bedeutung der sich verändernden politischen und militärischen Strukturen hervor. Der Autor betont die Bedeutung des Aufstiegs bundesstaatlicher Strukturen, der Modernisierung des Kriegswesens und der Versuche, eine Koine Eirene zu etablieren.
2 Chronologischer Abriss: Politische Geschichte Griechenlands 386 – 362 v. u. Z.
Dieses Kapitel bietet einen chronologischen Überblick über die politische Geschichte Griechenlands zwischen 386 und 362 v. u. Z. Es behandelt die Phase spartanischer Hegemonie, die Phase des Zweiten Attischen Seebundes und die Phase der thebanischen Hegemonie. Die einzelnen Abschnitte analysieren die wichtigsten Ereignisse, Entwicklungen und Machtkämpfe dieser Zeit.
3 Einzelne Aspekte
Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Aspekte der politischen und sozialen Veränderungen im Griechenland der Zeit zwischen 386 und 362 v. u. Z. Es untersucht die Modernisierung des Kriegswesens, den Aufstieg bundesstaatlicher Strukturen und die Bemühungen um eine Koine Eirene. Die einzelnen Abschnitte gehen auf die Ursachen, Auswirkungen und die Bedeutung dieser Entwicklungen ein.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenschwerpunkte des Buches sind: politische Geschichte Griechenlands, Hegemonie, Polisautonomie, Königsfrieden, Koine Eirene, bundesstaatliche Strukturen, Modernisierung des Kriegswesens, Peloponnesischer Krieg, Thebanische Hegemonie, spartanische Hegemonie, Zweiter Attischer Seebund.
- Quote paper
- Magister André Keil (Author), 2007, Die politische Geschichte Griechenlands 386-362 v.u.Z., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/163966