August Hermann Francke war ein bedeutender deutscher Pietist und Pädagoge evangelischer Konfession, welcher Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts lebte und wirkte. Er ist der Begründer der Franckeschen Stiftungen zu Halle, welche auch heute noch einen
hohen nationalen Rang aufweisen.
Francke greift die „Erziehung als [ein] theologisches Thema“ auf. Dies ist kein Novum für seine Zeit, da „die christlichen Kirchen […] an Erziehung im historischen Prozeß seit je teilgenommen“ haben und „der Anspruch auf religiöse Wirklichkeitsbewältigung mithilfe einer neuen Frömmigkeitsbewegung […] als Reaktion auf die zunehmende Unverbindlichkeit christlicher Normen anzusehen“ ist.
Ab dem Jahr 1687, dies ist das Jahr seiner Bekehrung während seines Lüneburgaufenthaltes, fühlte Francke sich immer mehr verantwortlich „die überall höchst verderbte Art der Kinderzucht“ zu verbessern. Er kritisiert heftig, dass die Jugend aufgrund mangelnden Engagements der zuständigen Obrigkeiten „meist in lauter Sünden, Schanden und Lastern aufwächst“ . Francke sieht sich in seinem Handeln und Eingreifen in vorherrschende pädagogische Missstände von Gott selbst befugt. Er drückt es in der „Vorrede zu Fénélons Tractätlein von der Erziehung der Töchter“ wie folgt aus: „Ich bin auch besonders deshalb niemals abgeneigt gewesen, meinem Nächsten mitzuteilen, was mir Gott hierin aus Gnaden verliehen hat, weil solches nicht auf einer bloßen Speculation [sic!] beruht, sondern mir Gott fast immer nach dem Verlangen meines Herzens es anvertraut hat“ . „Von Herzen geneigt und begierig“ , wie Francke seinen Handlungsbedarf selbst beschreibt, legte er seine Vorstellung von wirkungsvoller Erziehung erstmalig im Jahr 1702 dar. Francke sieht die Erziehung zu einer christlichen Lebensführung als unumgänglich. Er begnügt sich nicht mit der These, die Luther bereits vertrat „Rechtfertigung allein aus dem Glauben heraus“, sondern betont die Notwendigkeit der Erweiterung. Er vertritt die für die Zeit des Pietismus typische praktische Frömmigkeit, d.h. i.d.F., dass der Glaube für den Einzelnen auch in der eigenen christlichen Lebensführung erfahrbar sein muss.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergrundinformation
- BIOGRAPHISCHE ECKDATEN IN AUSWAHL.
- HISTORISCHER HINTERGRUND
- Franckes Sicht der religiösen Erziehung
- HAUPTZIEL DER RELIGIÖSEN ERZIEHUNG
- ERZIEHUNG ZUR WAHREN GOTTSELIGKEIT.
- Ehre und Furcht Gottes..
- Bedeutung der Exempel.
- Katechetische Unterweisung.
- Lesung der Heiligen Schrift.
- Ermahnungen, Strenge und Strafe...
- Verheißungen und Bedrohungen...
- Drei Tugenden: Liebe zur Wahrheit, Gehorsam und Fleiß.
- Gebet.
- ERZIEHUNG ZUR CHRISTLICHEN KlughEIT
- Bedeutung der christlichen Klugheit.
- Definition der christlichen Klugheit.
- Aufmerksamkeit/Attention und Erfahrung
- Anwendung der Dinge zur Klugheit.
- Selbsteinschätzung und Selbstkritik.
- Weisung auf den richtigen Weg.
- PRAKTISCHE UMSETZUNG DER FRANCKESCHEN ERZIEHUNGSGRUNDSÄTZE.
- Praktische Umsetzung in den zum Waisenhaus gehörigen Schulen und im Paedagogio zu Glaucha in Halle..
- Anforderungen an die Praeceptores.
- Resümee..
- Schlussbemerkung….......
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert August Hermann Franckes Sicht der religiösen Erziehung, wie sie in seinen pädagogischen Schriften zum Ausdruck kommt. Sie beleuchtet, wie Francke als Vertreter des Pietismus die Erziehung zum Ziel einer christlichen Lebensführung sah und wie diese sich in seinen Erziehungsmodellen widerspiegelte.
- Franckes Verständnis von religiöser Erziehung
- Die Rolle von Gottseligkeit und christlicher Klugheit in Franckes Pädagogik
- Die praktische Umsetzung von Franckes Erziehungsmethoden in seinen Institutionen
- Die Relevanz von Franckes Pädagogik in historischem Kontext
- Die Kritik an Franckes pädagogischen Ansätzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert August Hermann Francke als bedeutenden Vertreter des deutschen Pietismus und skizziert seine Lebensgeschichte. Sie führt in das Thema der religiösen Erziehung ein und zeigt die besondere Rolle, die dieses in Franckes Schriften einnimmt.
Kapitel 2 bietet wichtige Hintergrundinformationen zu Franckes Leben und Wirken. Es werden sowohl biographische Eckdaten als auch der historische Kontext, in dem Francke seine Ideen und Konzepte entwickelte, beleuchtet.
Kapitel 3 analysiert Franckes Sicht der religiösen Erziehung im Detail. Es werden seine zentralen Ziele, die Bedeutung von Gottseligkeit und christlicher Klugheit, sowie die praktischen Implikationen seiner Erziehungsideen untersucht.
Schlüsselwörter
August Hermann Francke, Pietismus, religiöse Erziehung, Gottseligkeit, christliche Klugheit, Pädagogik, Erziehungsinstitutionen, Waisenhaus, Paedagogium, Praeceptores, historische Relevanz, Kritik
- Quote paper
- B.A. Ann-Christin Graé (Author), 2008, Franckes Sicht der religiösen Erziehung in seinen pädagogischen Schriften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164003