Der Diskurs um die deutsche Schule, der seit der Veröffentlichung der ersten PISA-Studie 2000 in
Öffentlichkeit und Fachwissenschaft zugenommen hat, sieht die institutionelle Bildung, die dem Ziel
der Chancengleichheit verpflichtet ist, in einer Krise. Nicht die Notwendigkeit einer die nachfolgenden
Generationen (aus)bildenden Institution an sich wird öffentlich und im Fachdiskurs der Erziehungs-
und Sozialwissenschaften infrage gestellt, sondern die Art und Weise ihrer Ausgestaltung. Das
Handeln und die Ergebnisse - im internationalen wie im nationalen Vergleich -, die die heutige Schule
erzeugen und hervorbringen, haben ihre legitimierende Basis innerhalb der Gesellschaft brüchig
werden lassen (vgl. Baumert, Blum & Neubrand 2004; Geißler 2004; Smolka 2005; Rihm 2006a).
Eine Reaktion auf die wachsende Kritik an Schule stellt die Schulentwicklung dar. In der Form von
Schulentwicklungsansätzen sollen gewollte Veränderungen systematisch unterstützt werden.
Schulentwicklung, auf der in der vorliegenden Arbeit der Fokus liegt, kann als konstitutiver Prozess
der Schule verstanden werden. Die epochalen Realisierungen der normativen Ansprüche, die
verfassungs- und schulrechtlich sowie bildungstheoretisch begründet sind, sind Ausdruck sich
wandelnder Lösungsformen im Umgang mit den Widersprüchen. Die stetige Veränderung der
Institution kennzeichnet somit ihre Konstitution (vgl. Braun 2006, S.186). Die verweist auf den
Zusammenhang, dass schulische Entwicklung in die gleichen Widersprüche eingebunden ist, die für
Schule allgemein in der Gesellschaft konstitutiv sind. (vgl. z.B. Holzkamp 1995).
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Legitimationskrise von Schule und Schulentwicklung
- 1.1 Die Funktionen von Schule in der heutigen Gesellschaft
- 1.2 Innere Kolonialisierung
- 1.3 Neue Anforderungen an Schule
- 1.4 Schulentwicklung als Organisationsentwicklung
- 1.5 Einbezug der Lerngruppe in die Schulentwicklung
- 2. Einen Perspektivwechsel wagen: Schulische Entwicklung vom Subjektstandpunkt aus betrachten
- 2.1 Diskrepanz zwischen Schule und Subjekt
- 2.1.1 Mögliche Handlungsformen des Subjekts
- 2.2 Perspektivwechsel durch begreifende Reflexion
- 2.2.1 Perspektive einer „modernen Schule“ nach RIHM
- 2.2.2 Mögliche Aussichten
- 3. Feedback im und zum Unterricht
- 3.1 Sichtweisen der Pädagogische Schulentwicklung
- 3.2 Die Rolle der Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler innerhalb der Pädagogischen Schulentwicklung
- 3.3 Feedback als mögliche Reflexionsform
- III. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Legitimationskrise der Schulentwicklung im Kontext der veränderten Anforderungen an Schule in der heutigen Gesellschaft. Sie beleuchtet, wie aktuelle Schulentwicklungsansätze zu dieser Krise beitragen und setzt sich mit den subjektwissenschaftlichen Überlegungen der Kritischen Psychologie auseinander, um Ansatzpunkte zur Überwindung der Legitimationskrise zu formulieren.
- Legitimationskrise von Schule und Schulentwicklung
- Innere Kolonialisierung und ihre Auswirkungen auf die pädagogischen Prozesse
- Neue Anforderungen an Schule im Wandel der Gesellschaft
- Schulentwicklung aus der Perspektive des Subjekts
- Feedback als Instrument zur subjektorientierten Schulentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Legitimationskrise von Schule und Schulentwicklung, die sich aus der wachsenden Kritik an den institutionellen Bildungsprozessen ergibt. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit den Funktionen von Schule in der heutigen Gesellschaft und zeigt auf, wie die „innere Kolonialisierung“ durch ökonomische und gesellschaftliche Einflüsse die pädagogischen Prozesse beeinflusst. Im zweiten Kapitel werden die neuen Anforderungen an Schule im Kontext des gesellschaftlichen Wandels und der Notwendigkeit eines Perspektivwechsels von der Institution zum Subjekt diskutiert. Hierbei werden die subjektwissenschaftlichen Überlegungen von RIHM zur „modernen Schule“ und die Bedeutung von begreifender Reflexion im Kontext der Schulentwicklung vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie Legitimationskrise, Schulentwicklung, Innere Kolonialisierung, Subjektorientierung, Reflexion, Feedback und die „moderne Schule“ im Sinne von RIHM. Sie beleuchtet die Beziehung zwischen Schule und Gesellschaft, die Bedeutung von pädagogischen Prozessen im Wandel und die Suche nach einer subjektorientierten Schulentwicklung.
- Quote paper
- Olga Hock (Author), 2010, Feedback im Unterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164096