Sieben Kreuzzüge zwischen 1096 und 1272 hielten die abendländische Welt des Mittelalters zwei Jahrhunderte lang in Atem. Ihre Auswirkungen sind jedoch nicht allein auf politischer, gesellschaftlicher oder geographischer Ebene anzutreffen. Auch in die zeitgenössische Literatur in den Kreuzfahrerstaaten England, Frankreich und Deutschland hielt die Kreuzzugsthematik Einzug. So wurden zwischen 1180-1200 unter dem Eindruck des Dritten und des Vierten Kreuzzuges neben Kreuzzugspredigten und -bullen auch Kreuzlieder verfasst, die sich ebenfalls mit den Themen Kreuznahme und Kreuzfahrt befassen. Die meisten Kreuzlieddichter waren Minnesänger. Meist handelte es sich um Ministerialen (unfreie Dienstmannen), von denen viele aufgrund ihrer Ämter hohes Ansehen genossen. Ihre Dichtung stieß dadurch in der ritterlich-höfischen Gesellschaft auf große Resonanz. Neben der Kreuzzugspropaganda spielt vor allem das Motiv der Minne eine zentrale Rolle in den Kreuzliedern des hohen Mittelalters, weshalb auch von Minnekreuzliedern gesprochen wird.
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist das Verhältnis von Minne und Gottesliebe in der hochmittelalterlichen Kreuzzugslyrik. Welchem Zweck dient die Verbindung der beiden Themenbereiche und welche Funktion kommt speziell der Minne zu?
Ziel dieser Arbeit ist es, anhand der Interpretationen dreier Kreuzlieder von Friedrich von Hausen, Albrecht von Johansdorf und Hartmann von Aue repräsentativ die allgemeinen Tendenzen der hochmittelalterlichen Kreuzlieder zu veranschaulichen.
Für ein umfassendes Verständnis sind den Einzeluntersuchungen Abschnitte zum Minnesang, zum Kreuzlied, zum Dritten Kreuzzug sowie zum deutschen Kreuzzug von 1197, zum Ritterideal, zum ritterlichen Tugendsystem und zu den Biographien der ausgewählten Dichter vorangestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Minnesang
- Entstehung und Entwicklung
- Die politischen Hintergründe
- Die gesellschaftlichen Hintergründe
- Die Herausbildung des Ritterideals zur Stauferzeit
- Das ritterliche Tugendsystem
- Der Untertyp „Kreuzlied“
- Der Dritte Kreuzzug (1189 – 1192)
- Der „deutsche Kreuzzug“ von 1197
- Einzeluntersuchungen
- Friedrich von Hausen (um 1150 – 6. Mai 1190)
- Zur Person des Dichters
- Mîn herze und mîn lîp diu wellent scheiden (MF 47,9)
- Albrecht von Johansdorf (um 1180 – nach 1209)
- Zur Person des Dichters
- Guote liute, holt die gâbe (MF 94,15)
- Hartmann von Aue (um 1160 – ca. 1220)
- Zur Person des Dichters
- Ich var mit iuwern hulden (MF 218,5)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Verhältnis von Minne und Gottesliebe in der hochmittelalterlichen Kreuzzugslyrik. Dabei werden die Funktionen der Verbindung dieser beiden Themenbereiche und die Rolle der Minne in diesem Kontext analysiert. Es werden drei Kreuzlieder von Friedrich von Hausen, Albrecht von Johansdorf und Hartmann von Aue ausführlich interpretiert, um repräsentativ die allgemeinen Tendenzen der hochmittelalterlichen Kreuzlieder zu verdeutlichen.
- Das Verhältnis von Minne und Gottesliebe in der Kreuzzugslyrik
- Die Funktion der Minne im Kontext von Kreuzzugspropaganda
- Die Darstellung des persönlichen Konflikts zwischen Minne und Gottesdienst
- Die Analyse von Kreuzliedern aus der Zeit des Dritten Kreuzzugs
- Die Repräsentation der allgemeinen Tendenzen der hochmittelalterlichen Kreuzzugslyrik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über den Minnesang, das Kreuzlied und den historischen Kontext der Kreuzzüge. Sie beleuchtet die Entstehung und Entwicklung des Minnesangs, die politischen und gesellschaftlichen Hintergründe sowie die Bedeutung des Ritterideals und des ritterlichen Tugendsystems. Die einzelnen Kapitel widmen sich dann ausführlichen Interpretationen von Kreuzliedern von Friedrich von Hausen, Albrecht von Johansdorf und Hartmann von Aue.
Schlüsselwörter
Minne, Gottesliebe, Kreuzzugslyrik, Kreuzlied, Minnekreuzlied, Ritterideal, Ritterethik, Dritter Kreuzzug, Friedrich von Hausen, Albrecht von Johansdorf, Hartmann von Aue, Ministerialen, höfische Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- M.A. Dagmar Ernst (Autor:in), 2009, Zum Verhältnis von Minne und Gottesliebe in der hochmittelalterlichen Kreuzzugslyrik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164164