Auch heute noch ist Antisemitismus ein aktuelles Thema. Die Wurzeln dieses Hasses reichen 2000 Jahren zurück und er hat sich im Laufe dieser langen Zeit immer neue Ausdrucksformen gesucht. So
entsteht Anfang des 19. Jahrhunderts aus verschiedenen Strömungen eine Ideologie, die den Judenhass nicht nur auf eine bis dahin nie da gewesene Art und Weise artikulierte, sondern die in ihrer Kontinuität ausschlaggebend war für den Vernichtungsgedanken des Dritten Reiches. Der moderne Antisemitismus beschränkte sich nicht nur auf schon existierende Formen den Antijudaismus wie der Religionsfeindschaft oder der ökonomisch begründeten Feindschaft. Er greift diese zwar auf, verknüpft sie aber mit neuen geistigen Strömungen wie der Rassenlehre und dem völkischen Nationalismus. So entsteht eine ideologische Mixtur nicht nur von hoher Explosivität, sondern mit der Fähigkeit, sich kontinuierlich und tiefgreifend in der Gesellschaft zu etablieren und sie über ein Jahrhundert lang entscheidend zu prägen.
Fast schon unheimlich mutet es an, wie massiv sich Teile der Bevölkerung gegen die einsetzende jüdische Emanzipation gewehrt haben, wie schnell und umfassend die Juden zum Sündenbock für wirtschaftliche Verluste gemacht wurden und wie bereitwillig die Mehrheit der Bevölkerung diese Stimmung widerstandslos oder zumindest stillschweigend übernommen und verinnerlicht hat. Es muss ein starke Mixtur gewesen sein, dass sie sogar den Humanisten Wilhelm Busch schreiben lässt:
Und der Jud´ mit krummer Ferse,
krummer Nas´ und krummer Hos´
schlängelt sich zur hohen Börse
tiefverderbt und seelenlos.
Da das Thema „Die Entstehung des modernen Antisemitismus“ lautet, bricht die Abhandlung in den 1880er Jahren ab. Zu diesem Zeitpunkt kann man davon sprechen, dass sich der Antisemitismus als breites gesellschaftliches Phänomen etabliert hat. Weitergehende Untersuchungen wären durchaus interessant, nicht nur konkret in der Zeit der Weimarer Republik, sondern vor allem im Übergang zum Dritten Reich und der Einfluss der „alten“ Antisemiten wie Dühring, Treitschke, Stoecker, Marr und wie sie alle heißen auf die Ideologen der Faschisten. Und auch wenn sich diese Arbeit speziell auf Deutschland, bzw. das Gebiet, dass heute Deutschland umfasst, bezieht, kann man diese Entwicklung als europäisches Phänomen betrachten, als Stichwort sei hier nur die Dreyfus-Affäre in Frankreich erwähnt.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Entstehung des Antisemitismus als Ideologie
- 1.1. Religionsfeindschaft
- 1.2. Nationalismus
- 1.3. Rassegedanke
- 1.4. Ökonomisch begründete Feindschaft
- 2. Gründe für die Verbreitung der Ideologie
- 3. Verbreitung der Ideologie in der Gesellschaft am Beispiel des politischen Antisemitismus
- 1. Entstehung des Antisemitismus als Ideologie
- III. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Entstehung des modernen Antisemitismus, einer Ideologie, die im späten 18. Jahrhundert entstand und die Judenfeindschaft um neue Aspekte erweiterte. Sie untersucht, wie diese Ideologie im 19. Jahrhundert Verbreitung fand und zu einer breiten gesellschaftlichen Strömung wurde. Besonderer Schwerpunkt liegt auf den verschiedenen Faktoren, die frühere Gründe für Judenfeindschaft mit neuen Elementen verbanden und somit diese explosive ideologischen Mixtur schufen. Die Hausarbeit analysiert die Komplexität dieser verschiedenen Bestandteile des Judenhasses und zeigt anhand eines Beispiels auf, wie diese Ideologie im 19. Jahrhundert Verbreitung fand.
- Die Entstehung des modernen Antisemitismus als Ideologie
- Die verschiedenen Bestandteile des modernen Antisemitismus
- Die Verbreitung des Antisemitismus im 19. Jahrhundert
- Die Rolle des politischen Antisemitismus in der Gesellschaft
- Die Beziehung zwischen frühem Antisemitismus und dem modernen Antisemitismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Entstehung des Antisemitismus als Ideologie dar. Sie zeigt auf, wie sich die Judenfeindschaft im Laufe der Geschichte entwickelt hat und welche neuen Aspekte der moderne Antisemitismus hinzugefügt hat.
Der Hauptteil der Hausarbeit untersucht die Entstehung des Antisemitismus als Ideologie, indem er die verschiedenen Bestandteile analysiert, die zu seiner Entwicklung beigetragen haben. Dabei wird zunächst die Religionsfeindschaft betrachtet, die bereits in der Zeit vor unserer Zeitrechnung eine Rolle spielte. Die Hausarbeit beleuchtet dann die Rolle des Nationalismus, des Rassegedankens und der ökonomisch begründeten Feindschaft im modernen Antisemitismus. Anschließend werden die Gründe für die Verbreitung der Ideologie und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft diskutiert.
Schlüsselwörter
Antisemitismus, Judenfeindschaft, Religion, Nationalismus, Rassegedanke, Ökonomie, Geschichte, Politik, Gesellschaft, 19. Jahrhundert
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- Peer Jürgens (Author), 2002, Reaktionen gegen die Gleichstellung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164195