Das Selbstporträt Reynolds mit der Büste Michelangelos:
Fragen an eine visuelle Chiffre und ihren soziokulturellen Kontext
Die ursprüngliche Hängung des wohl in den späten siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts entstandenen Werks Selbstporträt Reynolds mit der Büste Michelangelos ist durch ein Gemälde von Singleton aus dem Jahr 1795 überliefert. Das Porträt hing an der Südwand der Assembly Hall des am 16. Oktober 1780 eingeweihten Somerset Houses, das unter der Leitung von William Chambers für die 1768 gegründete Royal Academy of Arts in den Jahren 1778 - 1780 geplant und errichtet wurde. Ob Reynolds dieses Werk als Auftragsarbeit für die Royal Academy schuf oder ob er es als ihr erster Präsident für die Einweihung des Neubaus stiftete, dazu schweigen die Quellen des Somerset Houses. Doch bietet die bildlich tradierte ursprüngliche Hängung und die damit erhaltene primäre Funktion des Bildnisses eine selten vorhandene Möglichkeit, das Selbstporträt nicht nur typologisch und ikonographisch, sondern auch nach dem soziokulturellen Kontext seiner Hängung zu befragen.
So skizziert die vorliegende Untersuchung zunächst die historische Entstehung des Selbstporträts und die Entwicklung der kunsthistorischen Fragestellungen an diese Gattung. Nach einer knappen Darstellung der Rezeptionsgeschichte von Reynolds Werk wird das Porträt selbst vorgestellt und typologisch und ikonographisch untersucht, um es kunsthistorisch einordnen zu können. Dann erfolgt eine Analyse des primären Funktionskontextes. Da Reynolds während seines Lebens 27 Selbstporträts gemalt hat, von denen noch drei weitere Selbstbildnisse außer dem Selbstporträt Reynolds mit der Büste Michelangelos für eine öffentliche Hängung bestimmt waren, sollen auch die anderen Selbstporträts auf Gemeinsamkeiten hinsichtlich der Typologie untersucht werden. Zwei dieser Selbstbildnisse hängen in renommierten Kunstakademien. Sie künden - besonders in der prominenten Hängung in London – vom Ansehen eines Malers, der sich nicht nur durch seine Kunstwerke, sondern auch durch seine kunsttheoretischen Diskurse einen festen Platz in der Welt der bildenden Kunst erworben hat. Die Berücksichtigung dieses kunsttheoretischen Hintergrundes in dem Selbstporträt Reynolds mit der Büste Michelangelos und die rezeptionsgeschichtliche Relevanz des Porträts sollen am Abschluss der Untersuchung stehen.
Inhaltsverzeichnis
- Das Selbstporträt Reynolds mit der Büste Michelangelos: Fragen an eine visuelle Chiffre und ihren soziokulturellen Kontext
- Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Selbstporträts
- Forschungsgeschichte des Selbstporträts
- Rezeptionsgeschichte von Reynolds' Werk
- Beschreibung von dem Selbstporträt Reynolds mit der Büste Michelangelos
- Analyse
- Die Struktur des Bildes
- Aufbau und Pose der Figur
- Das Gewand
- Die Kopfwendung
- Kopf und Gesicht
- Die Büste Michelangelos
- Licht und Farbe
- Der Kontext der Hängung
- Das Selbstporträt als Ausdruck der Aemulatio
- Das Selbstporträt Reynolds vor der Büste Michelangelos vor dem Hintergrund seiner anderen Selbstporträts
- Das Selbstporträt und die Diskurse
- Visuelle Chiffre der Kultur: Der Künstler als Knight of the Brush
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Selbstporträt von Sir Joshua Reynolds mit der Büste Michelangelos. Die Zielsetzung besteht darin, das Bild nicht nur ikonographisch und typologisch zu analysieren, sondern auch seinen soziokulturellen Kontext im Zusammenhang mit seiner ursprünglichen Hängung zu beleuchten. Die Untersuchung beleuchtet die Entwicklung des Selbstporträts als Gattung, die Rezeption von Reynolds' Werk und die Bedeutung des Selbstporträts innerhalb seines künstlerischen Schaffens.
- Entwicklung des Selbstporträts als Gattung von der Antike bis zur Renaissance
- Soziokultureller Kontext der Hängung von Reynolds' Selbstporträt
- Ikonographische und typologische Analyse des Selbstporträts
- Bedeutung des Selbstporträts im künstlerischen Schaffen Reynolds
- Reynolds' Selbstporträt als Ausdruck von Aemulatio
Zusammenfassung der Kapitel
1. Das Selbstporträt Reynolds mit der Büste Michelangelos: Fragen an eine visuelle Chiffre und ihren soziokulturellen Kontext: Dieses Kapitel legt den Grundstein der Untersuchung, indem es die ursprüngliche Hängung des Selbstporträts in der Assembly Hall des Somerset Houses beschreibt und die Bedeutung dieses Kontextes für die Interpretation des Werks herausstellt. Die ursprüngliche Funktion des Bildnisses im Raum wird als Ausgangspunkt für eine umfassende Analyse des Bildes betrachtet. Die Arbeit skizziert den Ansatz, das Selbstporträt nicht nur stilistisch zu analysieren, sondern auch in seinem ursprünglichen soziokulturellen Kontext zu verstehen.
2. Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Selbstporträts: Dieses Kapitel befasst sich mit der historischen Entstehung und Entwicklung des Selbstporträts. Von der mythologischen Ätiologie des Narcissus über antike literarische Zeugnisse bis hin zur Entwicklung des Selbstporträts in der Renaissance wird ein umfassender Überblick über die Geschichte der Selbstbildnisse gegeben. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung der künstlerischen Form, der Bedeutung der Signatur und der Verknüpfung von Selbstporträt mit dem Konzept der Memoria. Die Rolle des Selbstporträts in Assistenz und dessen zunehmende Ablösung vom Bildraum wird dargestellt. Die Entwicklung vom mittelalterlichen Handwerker zum Künstlergelehrten der Renaissance und die Rolle des Selbstporträts als Ausdruck dieses Wandels werden erörtert. Schließlich wird die Entwicklung des repräsentativen Typs des Selbstporträts, insbesondere durch die Akademien des 16. Jahrhunderts, behandelt.
Schlüsselwörter
Selbstporträt, Sir Joshua Reynolds, Michelangelobüste, Aemulatio, Renaissance, Ikonographie, Typologie, Soziokultureller Kontext, Kunstgeschichte, Royal Academy, Selbstbildnis, Memoria, Künstleridentität.
Häufig gestellte Fragen zum Selbstporträt von Sir Joshua Reynolds mit der Büste Michelangelos
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Selbstporträt von Sir Joshua Reynolds mit der Büste Michelangelos. Der Fokus liegt nicht nur auf der ikonographischen und typologischen Analyse des Bildes, sondern auch auf der Beleuchtung seines soziokulturellen Kontextes im Zusammenhang mit seiner ursprünglichen Hängung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung des Selbstporträts als Gattung, die Rezeption von Reynolds' Werk, die Bedeutung des Selbstporträts innerhalb seines künstlerischen Schaffens, den soziokulturellen Kontext der Hängung des Selbstporträts, die ikonographische und typologische Analyse des Bildes und Reynolds' Selbstporträt als Ausdruck von Aemulatio.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel zur Entstehung und Entwicklungsgeschichte des Selbstporträts, zur Forschungs- und Rezeptionsgeschichte von Reynolds' Werk, zur Beschreibung und Analyse des spezifischen Selbstporträts (inkl. Struktur, Pose, Gewand, Kopfwendung, Büste Michelangelos, Licht und Farbe, Kontext der Hängung), zur Einordnung des Selbstporträts in den Kontext anderer Reynolds'scher Selbstporträts und zur Betrachtung des Selbstporträts im Hinblick auf verschiedene Diskurse und als visuelle Chiffre der Kultur.
Wie wird das Selbstporträt analysiert?
Das Selbstporträt wird sowohl stilistisch als auch unter Berücksichtigung seines ursprünglichen soziokulturellen Kontextes analysiert. Die Analyse umfasst die Struktur des Bildes, den Aufbau und die Pose der Figur, das Gewand, die Kopfwendung, Kopf und Gesicht, die Michelangelobüste, Licht und Farbe, und den Kontext der ursprünglichen Hängung.
Welche Bedeutung hat der Kontext der Hängung?
Der Kontext der ursprünglichen Hängung des Selbstporträts in der Assembly Hall des Somerset Houses spielt eine zentrale Rolle in der Interpretation des Werks. Die ursprüngliche Funktion des Bildnisses im Raum wird als Ausgangspunkt für die umfassende Analyse verwendet.
Welche Rolle spielt die Aemulatio?
Die Arbeit untersucht Reynolds' Selbstporträt als Ausdruck von Aemulatio, also der Nachahmung und Konkurrenz zu bedeutenden Künstlern der Vergangenheit, wie Michelangelo.
Welche historischen Aspekte werden beleuchtet?
Die Arbeit beleuchtet die historische Entstehung und Entwicklung des Selbstporträts von der Antike über die Renaissance bis zur Zeit Reynolds'. Dabei werden Aspekte wie die Entwicklung der künstlerischen Form, die Bedeutung der Signatur, die Verknüpfung von Selbstporträt mit dem Konzept der Memoria und die Rolle des Selbstporträts im Wandel vom mittelalterlichen Handwerker zum Künstlergelehrten behandelt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Selbstporträt, Sir Joshua Reynolds, Michelangelobüste, Aemulatio, Renaissance, Ikonographie, Typologie, Soziokultureller Kontext, Kunstgeschichte, Royal Academy, Selbstbildnis, Memoria, Künstleridentität.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für Personen gedacht, die sich für Kunstgeschichte, insbesondere für das Selbstporträt und das Werk von Sir Joshua Reynolds interessieren. Der akademische Ansatz und die detaillierte Analyse machen sie besonders für Studenten und Forscher relevant.
- Citar trabajo
- Claudia Nickel (Autor), 2001, Sir Joshua Reynolds: Selbstporträt mit der Büste Michelangelos, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164253