Der 19jährige Metzgergeselle Jürgen Bartsch wurde am 21. Juni 1966 in der Wohnung seiner Adoptiveltern verhaftet. Ihm wurde zur Last gelegt, vier Bu- ben im Alter von 8, 13, 12, und 11 Jahren sexuell missbraucht und danach be- stialisch ermordet zu haben.
Bei seinen ersten Verhören offenbart er detailliert seine Morde, gibt zu Proto- koll, dass es sein Begehr gewesen wäre, die Jungen bei lebendigem Leib zu zerschneiden, insbesondere den Bauch zu öffnen, um durch das Zwerchfell das noch schlagende Herz zu sehen.
In Deutschland sorgte kein anderer Prozess, der im November 1967 begann, für soviel Aufsehen wie der gegen den „Kirmesmörder“. Selbst die Verfahren gegen die ehemaligen Schergen des NS-Regimes, die Jahre zuvor selbst noch jede erdenkliche Untat begangen hatten, fanden weitaus weniger Beachtung.
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Vermutungen gehen dahin, dass die damalige Empörung über die Morde mit den Verdrängungsmechanismen der Nachkriegszeit zusammenhängen (Eister- mann 2004).
Worin liegen die Ursachen, die Jürgen Bartsch dazu geführt haben, solche Verbrechen zu begehen? Häufig wird ein solches Verhalten mit fehlender, fal- scher oder schlechter Erziehung in Zusammenhang gebracht. Auch das Vorlie- gen eines Sozialisationsdefizits wird als Ursache in Erwägung gezogen (Mün- zel 2002, S. 1).
War Jürgen Bartsch selbst ein Opfer defizitärer Sozialisation im Kindes- und Jugendalter und wurde er dadurch zu seinen Taten getrieben oder war er auf- grund seiner hohen Intelligenz voll verantwortlich für seine Taten? Die Antwort darauf wird wohl nie gänzlich beantwortet werden können. Man kann nur versuchen, die Fakten zu rekonstruieren, um sich dadurch ein gewis- ses Abbild von der Wirklichkeit zu verschaffen.
In dieser Hausarbeit soll daher untersucht werden, welche sozialisatorischen Faktoren auf das Handeln des Jürgen Bartsch Einfluss genommen hatten. Es sollen Tatsachen herausgestellt und untersucht werden, jedoch keine Ent- schuldigungen gesucht werden. Noch weniger geht es darum, Verständnis oder Rechtsfertigungsgründe für seine Taten zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sozialisation
- Begriff
- Ebenen und Phasen des Sozialisationsprozesses
- Ebenen des Sozialisationsprozesses
- Phasen des Sozialisationsprozesses
- Primäre Sozialisation
- Sekundäre Sozialisation
- Tertiäre Sozialisation
- Erklärungsmodelle der Sozialisation
- Entwicklungspsychologisches Modell
- Sozialisation als „Triebschicksal“.
- Phasenmodell nach Erikson
- Bindungstheorien
- Bindungstheorie nach John Bowlby......
- Bindungstheorie nach Mary Ainsworth
- Lebenslauf von Jürgen Bartsch
- Geburt und Adoption
- Die ersten fünf Jahre
- Kindergarten / Schulzeit
- Leben nach der Schule
- Seine Taten
- Unzuchtstaten zwischen 1960 und 1962
- Morde zwischen 1962 und 1966
- Analyse und Beurteilung des Sozialisationsprozesses von Jürgen Bartsch
- Bindungsverhalten während der ersten elf Monate
- Primäre Sozialisation in der Familie
- Sekundäre Sozialisation in Kindergarten / Schulen / Heimen
- Fazit
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die sozialisatorischen Einflussfaktoren auf das Handeln von Jürgen Bartsch, der für mehrere Morde an Kindern verantwortlich war. Ziel ist es, die Entstehung des verbrecherischen Verhaltens im Kontext seiner Sozialisation zu untersuchen und mögliche Ursachen für seine Taten zu beleuchten.
- Die Bedeutung der frühen Bindung und ihrer Auswirkungen auf die Persönlichkeitsentwicklung
- Einflüsse der Familie und des sozialen Umfelds auf die Sozialisation eines Kindes
- Die Rolle von Bildungseinrichtungen und Heimen in der Sekundärsozialisation
- Mögliche Ursachen für die Entstehung von Gewaltbereitschaft und Delinquenz
- Die Grenzen der Erklärung von Kriminalität durch sozialisatorische Faktoren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition des Begriffs Sozialisation und einer Darstellung der verschiedenen Ebenen und Phasen des Sozialisationsprozesses. Anschließend werden wichtige Erklärungsmodelle der Sozialisation vorgestellt, darunter die Bindungstheorien von John Bowlby und Mary Ainsworth. In einem weiteren Kapitel wird der Lebenslauf von Jürgen Bartsch beleuchtet, beginnend mit seiner Geburt und Adoption bis hin zu seinen Verbrechen. Die Analyse des Sozialisationsprozesses von Jürgen Bartsch konzentriert sich auf die ersten Lebensjahre, die Primärsozialisation in der Familie und die Sekundärsozialisation in Kindergarten, Schulen und Heimen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Hausarbeit sind Sozialisation, Persönlichkeitsentwicklung, Bindungstheorie, Familie, Schule, Jugendhilfe, Gewaltbereitschaft, Delinquenz, Jürgen Bartsch, Kriminalität, Sozialisatorische Einflussfaktoren.
- Citar trabajo
- DiplVerwaltungsWirt (FH) Helmut Dudla (Autor), 2005, Eine Untersuchung sozialisatorischer Einflussfaktoren im Fall des Jürgen Bartsch, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164446