[...] Ethik ist ein ungenauer Begriff, der großen
Interpretationsspielraum bietet. Die journalistische Ethik findet sich zwar in
zahlreichen Rechtsnormen angeordnet, so z.B. den Grund- und Menschenrechten
im Deutschen Grundgesetz oder der Charta der Vereinten Nationen und
zahlreichen anderen Artikeln und Paragraphen in deutschen und anderen
Gesetzbüchern. Dennoch fordern alle diese Normen nur die Einhaltung bestimmter
Facetten der journalistischen Ethik. Es gibt in der deutschen Medienwelt nicht
einen klaren Gesetzesgrundsatz, der Ethik klar definiert und ihre Überschreitungen
sanktioniert. Ethik in den Medien ist also zwar Gebot, aber der Verstoß wird
allenfalls geahndet.
Einige Ereignisse der letzten 20 Jahre werden im Zusammenhang mit der
Problematik der journalistischen Ethik immer wieder genannt und sie gaben auch
den Anstoß die Diskussion um Ethik im Journalismus wieder aufzurollen. Hiermit
sind Ereignisse wie das Unglück bei der Flugschau in Ramstein gemeint, das in der
deutschen Presse und im Fernsehen mit verheerenden Bildern von Leichenteilen
und verzweifelten Angehörigen dokumentiert wurde, die Geiselnahme von
Gladbeck, die Journalisten zu einem Medienspektakel umformten und damit
massiv die polizeilichen Arbeiten und Ermittlungen blockierten, oder der Tod von
Lady Diana bei einem Autounfall in Paris, der maßgeblich durch die Verfolgung
von Fotographen verursacht wurde.
Im Jahr 2000 gab es ein erneutes Medienereignis in Deutschland, dass
Diskussionen über journalistische Ethik auslöste, die erste Staffel der TV-Show
Big Brother. Schon im Vorfeld zeigte sich, dass die Medienwächter in Deutschland
nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten zur Beeinflussung des Sendeformats hatten
und ein Verbot der Ausstrahlung nicht ansatzweise durchsetzen konnten. Die
Problematik der Einhaltung der journalistischen Ethik soll im folgenden am
Beispiel der ersten Staffel von Big Brother geschildert werden, außerdem sollen die
Möglichkeiten und Grenzen der Sanktionierung einer Überschreitung der Ethik
beschrieben werden.
Dieses Thema hat auch heute wieder besondere Aktualität, da Ende März 2003 die
vierte Staffel von Big Brother auf RTL 2 begonnen hat. Die Produzenten
versprechen eine Verschärfung der Bedingungen, die Sendung trägt den Untertitel
„The Battle“ (die Schlacht). Bis jetzt haben weder Vertreter aus Politik oder
Medien daran Anstoß genommen, Bedenken geäußert oder gar versucht die
Ausstrahlung zu verhindern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Journalistische Ethik in den Massenmedien
- Definition und Abgrenzung Journalistischer Ethik
- Die Bedeutung der Massenmedien in Deutschland
- Bedeutung der Ethik und Medienregulierung und Programmaufsicht in den Massenmedien
- Die erste Staffel der TV-Show Big Brother und ihre ethische Problematik
- Das Sendeformat Big Brother
- Konzeption, Idee und Regeln von Big Brother
- Chronologie der Reaktionen auf die erste Staffel von Big Brother
- Quotenentwicklung und Erfolg der ersten Staffel von Big Brother
- Rechtlicher Hintergrund, Chancen und Grenzen des Ethikschutzes im privaten Rundfunk in Deutschland
- Allgemeiner rechtlicher Hintergrund
- Prüfung einer Grundrechtsverletzung in der ersten Staffel von Big Brother
- Die Landesmedienanstalten als Sanktionsgewalt im privaten Rundfunk in Deutschland
- Chancen und Grenzen des Ethikschutzes im Journalismus
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die ethischen Herausforderungen, die mit dem Reality-TV-Format „Big Brother“ im Kontext der journalistischen Ethik verbunden sind. Sie untersucht die Einhaltung journalistischer Ethik in der ersten Staffel der Sendung und analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Möglichkeiten und Grenzen der Sanktionierung von ethischen Verstößen im deutschen Rundfunk.
- Die Problematik der Einhaltung journalistischer Ethik in Reality-TV-Formaten
- Analyse der ethischen Herausforderungen der ersten Staffel von „Big Brother“
- Rechtliche Rahmenbedingungen und Sanktionsmöglichkeiten im privaten Rundfunk
- Die Rolle der Landesmedienanstalten bei der Durchsetzung ethischer Standards
- Chancen und Grenzen des Ethikschutzes im Journalismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Der Text führt in die Thematik der journalistischen Ethik in einer Zeit des starken Einflusses der Massenmedien ein. Die Arbeit analysiert die Problematik der Einhaltung ethischer Normen in den Medien am Beispiel der ersten Staffel von „Big Brother“ und beleuchtet die Möglichkeiten der Sanktionierung ethischer Verstöße im deutschen Rundfunk.
Journalistische Ethik in den Massenmedien: Dieses Kapitel definiert die journalistische Ethik und erläutert die Bedeutung der Massenmedien in Deutschland. Es beleuchtet die Bedeutung der Ethik und Medienregulierung im Kontext der Programmaufsicht in den Massenmedien.
Die erste Staffel der TV-Show Big Brother und ihre ethische Problematik: Dieses Kapitel beschreibt das Sendeformat „Big Brother“, seine Konzeption und die Reaktionen auf die erste Staffel. Es analysiert die Quotenentwicklung und den Erfolg der Sendung.
Rechtlicher Hintergrund, Chancen und Grenzen des Ethikschutzes im privaten Rundfunk in Deutschland: Dieses Kapitel beleuchtet den rechtlichen Hintergrund des Ethikschutzes im privaten Rundfunk. Es analysiert die Möglichkeit einer Grundrechtsverletzung in der ersten Staffel von „Big Brother“ und untersucht die Rolle der Landesmedienanstalten als Sanktionsgewalt.
Schlüsselwörter
Journalistische Ethik, Big Brother, Reality-TV, Medienrecht, Programmaufsicht, Landesmedienanstalten, Sanktionsmöglichkeiten, Grundrechte, Medienethik, Medienregulierung, Massenmedien.
- Arbeit zitieren
- Kathrin Mertens (Autor:in), 2003, Die Problematik der journalistischen Ethik der in der ersten Staffel der Tv-Show Big Brother, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16450