Diese Hausarbeit geht von der grundlegenden Annahme aus, dass Microfinance, also die Versorgung in Armut lebender Menschen mit Finanzdienstleistungen, die ansonsten keine Möglichkeit haben am formellen Finanzsystem teilzuhaben, wegen der besonderen Schutzbedürftigkeit und Verwundbarkeit dieser Menschen mit einer sozialen Mission verknüpft sein muss. Von diesem Standpunkt ausgehend wird untersucht, ob der indische Sektor von sozialen Zielen geleitet wird oder ob diese von neuen Prioritäten wie der finanziellen Nachhaltigkeit, Wettbewerb und schnellem Wachstum weitgehend in den Hintergrund gedrängt worden sind. Schließlich wird versucht, Antworten auf die Frage zu finden, wie soziale Nachhaltigkeit in der indischen Microfinance Welt verankert werden kann. Kann mit sozialem Rating oder einem Handlungskodex sicher gestellt werden, dass der Sektor sich der besonderen Verantwortung im operativen Geschäft bewusst bleibt? Inwiefern kann von staatlicher Seite durch regulatorische Maßnahmen dafür gesorgt werden, dass der Sektor in die ‚richtige’ Richtung wächst?
Nicht behandelte Themen Sowohl die Auswahl an möglichen Themengebieten im Bereich von Microfinance in Indien als auch die verfügbare Literatur bietet eine große Auswahl. Wenige Problemfelder in diesem Gebiet können getrennt von dem Rest an möglichen Fragestellungen betrachtet werden. Aus diesem Grund hat sich der Prozess des narrowing down als schwierig herausgestellt und eine recht lange Literaturliste ergeben. Gleichzeitig mussten selbstverständlich viele Themen ausgeklammert werden, bei denen deren Einbeziehung in die Hausarbeit interessant gewesen wäre. Dazu gehören Bereiche wie der zunehmende Fluss von private equity in den Microfinance Sektor über private Investoren aus dem In- und Ausland, deren Investitionen gewinnorientiert sind. Durch deren Einstieg in den Microfinancebereich ergeben sich neue Kapitalstrukturen, die nicht mehr allzu viel mit der einer NGO zu tun haben und den Investoren die Möglichkeit geben, Mitspracherechte auch im operativen Geschäft auszuüben. Ein Bespiel ist der Einstieg im Jahr 2007 des internationalen Investors Sequoia Capital, der auch Anteile an Firmen wie Google, Yahoo und Apple hält, in die größte Microfinance Institution (MFI) in Indien, SKS Microfinance. SKS hat einst als kleine NGO begonnen und konnte über Professionalisierung und Standardisierung aufsteigen. Im Geschäftsjahr 2007-2008 wuchs SKS um 200%.
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. HINTERGRUND: MICROFINANCE IN INDIEN
2.1. S oziales Banking vom S taat verordnet
2.2. Der informelle Sektor - ein ,Lender of Last Resort’?
2.3. Der indische Microfinance Sektor
2.4. Die Verwundbarkeit des Sektors am Beispiel der Krise im Bundesstaat Andhra Pradesh
3. SOZIALE NACHHALTIGKEIT DURCH VERHALTENSREGELN UND EVALUIERUNG
3.1. Microfinance und soziale Ziele
3.2. Verhaltenskodex für MFI’s
3.3. Multidimensionale soziale Performance
3.4. Ergebnisse aus der Praxis
4. WELCHE ROLLE KANN REGULIERUNG SPIELEN?
4.1. Regulierung in Indien
4.2. Entstehung und Inhalt des Microfinance Bills
4.3. Aktuelle Lage
5. ZUSAMMENFASSUNG/ KONKLUSION/ FAZIT
6. QUELLENVERZEICHNIS
- Arbeit zitieren
- Oliver Scharf (Autor:in), 2009, Soziale Nachhaltigkeit im indischen Microfinance Sektor, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164585
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