Sexuelle Kindesmisshandlung in der Großstadt


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2009

25 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Sexuelle Kindesmisshandlung
2.1 Definition
2.2 Opfer und Täter
2.3 Konsequenzen

3 Häufigkeiten der sexuellen Kindesmisshandlung

4 Großstadt — Begriff und Charakter

5 Sexuelle Kindesmisshandlung in der Stadt — Begünstigende Faktoren
5.1 Anonymität
5.2 Hohe Mobilität
5.3 Hohes Lebenstempo
5.4 Blasiertheit
5.5 Zerfall der traditionellen Familie

6 Präventionen in der Stadt
6.1 Maßnahmen für Opfer
6.2 Maßnahmen für Täter
6.3 Maßnahmen zur Verbesserung des sozialen Umfelds

7 Schluss

8 Literaturverzeichnis

9 Anhang

Tabelle 1 Sexueller Missbrauch von Kindern -§ 176, 176a, 176b StGB-(1310)

Tabelle 2 Vergewaltigung und sexuelle Nötigung -§ 177 Abs. 2, 3 und 4, 178 StGB

1 Einleitung

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie

zu achten und zu schützen ist Verpflichtung

aller staatlichen Gewalt.“

(Art.1 Abs.1 GG)

So lautet der erste Artikel im ersten Absatz des Grundgesetzes. Die Würde eines Kindes wird dennoch oft missachtet.

In Deutschland wird alle zwei Minuten ein Kind Opfer sexueller Gewalt (Vgl. Ernst & Stampfel 1991: 100). Die sexuelle Kindesmisshandlung ist ein Verbrechen, das sich immer noch weiter und unbemerkt fortsetzt. Dem Kind wird dabei nicht nur seine Würde genommen, es ist zusätzlich weitreichenden und negativen Folgen wie körperlichen und psychischen Schmerzen ausgesetzt. Die Außenwelt scheint dabei dem Geschehen passiv zuzusehen und lässt Kinder oft im Stich.

Vor allem die Großstadt ist ein verlockender Ort für sexuelle Übergriffe an Kindern, noch immer geschehen hier die meisten Übergriffe. Aber warum ist eine Großstadt so anfällig für sexuelle Kindesmisshandlungen? Was sind die Ursachen dafür und inwiefern werden sie durch die Großstadt begünstigt? Und das Wichtigste ist: Wie kann die sexuelle Kindesmisshandlung in der Großstadt verhindert werden?

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Kindesmisshandlung in der Großstadt“. Im ersten Kapitel wird geklärt, was sexuelle Kindesmisshandlung ist, wer die Täter und Opfer sind und welche Schäden durch sexuelle Übergriffe bei den Kindern entstehen. Danach folgen Zahlen und Fakten zum Sachverhalt. Zum Schluss wird auf die Großstadt eingegangen. Hier wird erläutert, welche Faktoren die sexuellen Straftaten am Kind in einer Großstadt begünstigen und welche Präventionen herausgearbeitet werden müssen, um diese zu verringern.

Das Ziel dieser Arbeit ist, auf das Thema der sexuellen Kindesmisshandlungen aufmerksam zu machen und einen Überblick über die mögliche Präventionen für eine Großstadt zu verschaffen.

2 Sexuelle Kindesmisshandlung

2.1 Definition

Es handelt sich um sexuelle Kindesmisshandlungen, wenn ein Erwachsener seine sexuellen Bedürfnisse befriedigt, indem er ein Kind dazu benutzt. Eine solche Handlung ist erzwungen und äußert sich in mehreren Formen: Exhibitionismus, Onanie vor dem Kind, Aufnehmen und Zeigen der Pornographie, Aufforderung sich zu entblößen, aufgezwungene sexuelle Handlungen (Küssen, Berühren im Intimbereich, Oralverkehr), Geschlechtsverkehr und Pedicatio. Der Erwachsene spielt dabei immer eine autoritäre Rolle, das Kind ist auf ihn angewiesen und muss ihm gehorchen. Es kann aufgrund seiner Unwissenheit keine sexuellen Handlungen erkennen oder verstehen und kann dafür keine Verantwortung tragen (Vgl., Frei 1997: 12f).

2.2 Opfer und Täter

Allumfassend lässt sich sagen, dass etwa jedes dritte bis fünfte Mädchen und ungefähr jeder fünfte bis zwölfte Junge sexuell missbraucht wird (Vgl. Gahleitner 2000: 34). Von den Betroffenen sind 80% bis 90% Mädchen und 20% Jungen. Sie befinden sich während der Misshandlung zu 9% im Alter von null bis sechs Jahren und zu 91% im Alter von sechs bis 14 Jahren (Vgl. Deegener 2005: 39; Frei 1997: 18; Hane1996: 15).

90% der Täter sind männlich und zwischen 26 und 40 Jahre alt (Vgl. Gallwitz & Paulus 2001: 87). Die meisten Fälle geschehen im nahen Umfeld der Opfer, überwiegend in der Wohnung des Opfers oder des Täters (Vgl. Eisener 1997: 154). 70% bis 90% der Täter sind Schutzbefohlene wie Väter, Stiefväter, Verwandte, Freunde, Bekannte oder Erziehungspersonen (Vgl., ebd.). Ein Kind ist an diese Personen gebunden und kann leicht ausgenutzt werden, vor allem wenn es schüchtern und ängstlich ist, schlechte familiäre Verhältnisse und wenige soziale Kontakte hat. Die Missbraucher schlüpfen in die Rolle eines Freundes oder Helfers, um die Zuneigung und das Vertrauen ihres Opfers zu gewinnen. Sie drohen ihm mit einer Bestrafung oder der Abneigung ihrer Mutter und bringen das Kind so zum Schweigen (Deegener 2005: 138ff). Die sexuellen Übergriffe sind oft nicht einmalig und können bis hin zu neun Jahren andauern (Vgl., ebd.: 37f).

10% bis 30% aller Täter sind Fremdtäter, die ihre Opfer zu 90% nur einmal sexuelle missbrauchen. Dazu zählen die Erwachsene, die ihre Opfer auf dem Spielplatz aufsuchen oder sie mit Gewalt in ihr Auto zerren (Vgl., ebd.: 87; Vgl. Deegener 2005: 37). Die Frage nach der Wegbeschreibung dient oft als Verlockung. „[In] manchen Städten [sind] sogar die Spielplätze in »Pädo-Reviere« eingeteilt.“ (Karremann 2007: 12)

Zum Tatort des Fremdtäters kann entweder der öffentliche Raum wie zum Beispiel ein abgelegenes Feld, Waldstück und Spielplatz oder der geschlossene Raum wie das Auto werden (Vgl. Eisener 1997: 155). Die Täter wählen ihre Opfer zufällig oder nach bestimmten Präferenzen aus wie Alter, Haarfarbe, Größe, Körperbau oder bestimmte Gesichtszüge (Vgl. Deegener 2005: 138). In manchen Fällen gehen die Täter über die sexuelle Kindesmisshandlung hinaus bis hin zum Kindesmord, der entweder im Vorhinein geplant wurde, um die Straftat zu verheimlichen oder er geschieht unerwartet, da der Täter im Affekt handelt und seine Handlungen nicht kontrollieren kann (Vgl., ebd.: 98).

Die Täter haben häufig einen geringen Selbstwertgefühl, geringe Konfliktbewältigungsmöglichkeiten, geringe Empathie, Anpassungs-, Persönlichkeits- oder Intelligenzstörungen (Vgl. Gallwitz & Paulus 2001: 93f). Sie können sich in allen gesellschaftlichen Schichten und in allen familiären Verhältnissen wiederfinden. Jedoch sind die durch die Problematiken, die eine Stadt mit sich bringt, schwache Familien davon am meisten betroffen. Denn vor allem in der Großstadt steigt die Anzahl der sexuellen Kindesmisshandlung an (Vgl. Statische Bundesamt 1998).

Die Stadt trägt hohe Verantwortung für die Situation in der Gesellschaft. Zahlreiche Probleme wie die Zunahme der Scheidungen, Armut und Arbeitslosigkeit, soziale Isolation der Familie und beengende räumliche Wohnsituation treten verstärkt in der Stadt auf. Näheres dazu gibt es im Kapitel 4 und 5.

2.3 Konsequenzen

Die sexuelle Misshandlung hinterlässt bei dem Kind schwerwiegende körperliche, seelische und geistige Schäden, die von Kind zu Kind unterschiedlich sind. Der Grad der Folgen ist abhängig von der Art des Missbrauchs und ihrer Dauer (Vgl. Hane 1996: 37). Die Opfer müssen körperliche Schmerzen wie Bisswunden, Blutergüsse an erogenen Zonen oder Verletzungen im Genitalbereich ertragen. Sie leiden auch unter Bauch-und Kopfschmerzen, Durchfall oder Halsentzündungen. Im Allgemeinen wird das Kind häufiger krank. Seine körperliche Entwicklung wird gehemmt, seine Größe und sein Gewicht entsprechen nicht dem Altersgemäßen, bei Mädchen setzt die Pubertät später ein. Oft leidet das Kind an Essstörungen: Die Magersucht dient als Abwehr des eigenen Körpers und der körperlichen Entwicklung, während die Fettsucht als Schutzmauer wahrgenommen wird (Vgl. Frei 1997: 42f).

Manche misshandelte Kinder meiden Sport-, Schwimmunterricht und sonstige Sportaktivitäten. Ihre Konzentrations-und Auffassungsfähigkeit werden schwächer und bringen schlechte Schulleistungen mit sich. Bei anderen Kindern wiederum entwickelt sich ein fanatisches Lern-verhalten, bei dem sich das Kind ausschließlich mit den Schulaufgaben beschäftigt. In manchen Fällen werden Kinder zu Tagträumern, sie schaffen ihre eigene Phantasiewelt und können so der Realität entfliehen.

Selbst wenn körperliche Verletzungen nicht wahrnehmbar sind, ist das Kind um seinen eigenen Körper beraubt worden. Dies führt bei ihm zu vielfältigen Angstzuständen wie zum Beispiel Albträume, Angst vor dem Allein-Sein, Angst vor bestimmter Kleidung, vor Toiletten oder vor dem Baden. Aus diesen Ängsten können sich Phobien vor bestimmten Gegenständen oder Umgebungen herausbilden. Das Kind kann kein Vertrauen mehr zu anderen Personen aufbauen und leidet unter ständigem Misstrauen, unter Hilflosigkeit, Scham-und Schuldgefühlen.

Es hat ebenfalls Schwierigkeiten Freundschaften aufzubauen und bevorzugt es, sich von den anderen vollständig zu isolieren, denn es fühlt sich nicht wie die anderen Kinder und hat Angst davor, dass die Misshandlung bekannt werden könnte.

Häufig entstehen beim Kind Ekelgefühl und Aversion, die sich zum einen im Reinigungs- und Waschzwang widerspiegeln. Das Kind hofft den Missbrauch und den Ekel durch langes Duschen abwaschen zu können und wieder rein zu sein. Sogar harmlosen Schmutz wie Sand und Klebstoff versucht es zu umgehen. Zum anderen kann sich der Ekel vor sich selbst in der Vernachlässigung der eigenen Reinigung und Pflege äußern. Das Kind verweigert körperliche Pflege, weil es sich mit seinen Problemen allein gelassen fühlt.

Manche Betroffene neigen zur Prostitution und entwickeln kriminelles Verhalten. Sie wollen sich für das ihnen Angetane an der Außenwelt rächen und richten dabei ihre Gewalt und Aggression gegen andere Kinder, Personen oder Gegenstände. Viele misshandelte Kinder entwickeln Depressionen, Selbsthass und den Wunsch nach Selbstzerstörung. Mädchen richten Aggression, die sie gegen den Täter aufgebaut haben, oft gegen sich selbst, während Jungen ihre Aggression eher an der Umwelt auslassen. Die Opfer sind wie betäubt, können weder lachen, noch weinen und empfinden sich selbst als schlecht und böse, deswegen verletzen sie sich häufig absichtlich selbst. Manche versuchen ihrer misslichen Lage zu entkommen, indem sie von zu Hause weglaufen oder sich in die Alkohol-, Tabletten-und Drogensucht stürzen. Oft endet diese Flucht im Selbstmord (Vgl., ebd.: 44ff; Vgl. Hane 1996: 37, 44ff) Durch den Missbrauch wird der Denkvorgang der Opfer gestört, sie sind verwirrt und können nicht mehr erkennen, was „falsch“ und „richtig“ oder „gut“ und „böse“ ist. Vom Beginn an, erlernen sie ein falsches Verhalten, da sie lügen müssen, um ihre Situation zu verheimlichen. Ihre wahre Gefühle können sie nicht mehr wahrnehmen, weil der Täter ihnen falsche Gefühle aufgezwungen hat (Vgl. Frei: 45). Auch aus diesem Grund kann bei den Kindern kriminelles und gewalttätiges Verhalten ausgelöst werden.

Die beschriebenen Folgen der Kindesmisshandlung verfolgen die Opfer manchmal lebenslang. Sie leiden weiterhin unter traumatischen Erlebnissen, befinden sich ständig in einer Therapie und sind nicht fähig ein eigenes selbständiges Leben auf zu bauen. In schlimmsten Fällen werden die Opfer selbst zu Tätern und vergreifen sich entweder an ihren eigenen oder an fremden Kindern (Vgl. Grandt u.a. 1999: 39, 48).

3 Häufigkeiten der sexuellen Kindesmisshandlung

Jährlich werden in Deutschland etwa 10.000 Fälle der sexuellen Kindesmisshandlung angezeigt. Die Dunkelziffer wird jedoch auf 300.000 Fälle pro Jahr geschätzt (Vgl. Maaß 2005). Die Experten gehen davon aus, dass nicht jede Tat gemeldet wird, besonders dann nicht, wenn die Täter aus der eigenen Familie stammen (Vgl. Deegener 2005: 202).

Im Jahre 2007 wurden beim Bundeskriminalamt 12.772 Fälle der sexuellen Kindesmisshandlung gemeldet (Vgl. Bundeskriminalamt Wiesbaden 2007). Seit 2002 sind die gemeldeten Fälle der sexuellen Kindesmisshandlungen zurückgegangen. Im Jahr 1997 waren es noch 16.888, während sich die Zahl im Jahr 2002 auf 15.998 belief (Vgl., ebd. 1997, 2002). Der Besitz der Kinderpornografie dagegen ist seit 1997 von 1.628 Fällen auf 8.832 Fälle im Jahr 2007 gestiegen (Vgl., ebd. 1997, 2007). Der steigende Konsum an Kinderpornografie verstärkt das Interesse an sexuellen Kindesmisshandlungen: Die wachsende Nachfrage an das Material muss einerseits gesättigt werden, was dazu führt, dass mehr Kinder sexuell misshandelt werden müssen. Andererseits reicht es dem Täter nicht mehr, passiv der Tat zu zusehen, er möchte sie auch selbst aktiv ausprobieren.

„Personen, die sexuell gewalttätig werden, konsumieren häufig auch in hohem Maße (Kinder-) Pornografie, wie Untersuchungen belegen (Hill et al., 2006). Daher ist von einer großen Wahrscheinlichkeit auszugehen, dass der Konsum von Kinderpornografie pädosexuelle Devianz fördert und der Vorbereitung von Straftaten dienen kann“ (Holzwig 2009).

In den Großstädten ist die Zahl der sexuellen Kindesmisshandlungen höher (Vgl. Gahleitner 2000: 42f). Ihre Häufigkeiten werden beim Bundeskriminalamt nach den §§ 176, 176a, 176b StGB nur auf der Bundeslandebene festgehalten. Die Anzahl der Taten in den an Ballungsgebieten reichen Bundesländern ist deutlich höher (siehe Tabelle 1, Anhang S. 21). Das auffälligste Beispiel ist das Bundesland Nordrhein-Westfallen mit fast 3.000 Fällen pro Jahr. Auch allgemeine Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen nach dem §§ 177 Abs. 2, 3 und 4, 178 StGB sind in Metropolen wie Berlin, Bremen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Köln, München und Stuttgart deutlich höher als in anderen Großstädten (siehe Tabelle 2, Anhang S. 21).

[...]

Fin de l'extrait de 25 pages

Résumé des informations

Titre
Sexuelle Kindesmisshandlung in der Großstadt
Université
http://www.uni-jena.de/  (Soziologie)
Note
2,0
Auteur
Année
2009
Pages
25
N° de catalogue
V164632
ISBN (ebook)
9783640810178
Taille d'un fichier
1199 KB
Langue
allemand
Mots clés
sexuelle, kindesmisshandlung, großstadt
Citation du texte
Katharina Varfolomeev (Auteur), 2009, Sexuelle Kindesmisshandlung in der Großstadt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164632

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