Da Rhetorik nach Ueding als zusammenfassender „Begriff für die Theorie und Praxis der menschlichen Beredsamkeit“ zu verstehen ist, kann davon ausgegangen werden, dass sie nicht nur als Fertigkeit eines Redners verstanden, sondern auch als Analyseinstrument des gesprochenen Wortes im Radio eingesetzt werden kann. Üblicherweise werden heute bei der Untersuchung dessen, was zwischen Sendern und Empfängern passiert, Theorien der Kommunikationswissenschaft herangezogen. In dieser Arbeit soll jedoch mit Bezug auf Ueding und Steinbrink ein anderer Ansatz gewählt werden. Diese stellen eine für die Kommunikationswissenschaft äußerst provokante These auf: „die theoretische Differenziertheit, Problembewusstsein, methodischer und technischer Rang, der antiken Rhetorik übertreffen den Standard der Kommunikationswissenschaft bis heute.“
Es soll also das Gedankenexperiment gewagt werden, zu prüfen, ob sich eine mehr als 2000 Jahre alte Disziplin auf ein vergleichsweise junges Medium anwenden lässt. Für eine solch umfassende Frage ist es nachvollziehbar, dass im Rahmen dieser Arbeit nur punktuell einige Anknüpfungspunkte erörtert werden können.
Zu diesem Zweck wird der Gegenstand dieser Arbeit wie folgt eingegrenzt: Der Fokus wird ausschließlich auf die journalistische Darstellungsform der Moderation im modernen Formatradio gelenkt. Von Interesse sind dabei in erster Linie Mechanismen, die im Moderationseinstieg die Aufmerksamkeit des Hörers gewinnen sollen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kommunikationssituation im Radio
- Das Radio in seiner Eigenschaft als Nebenbei- und Begleitmedium
- Strategische Schlussforderungen
- Medienrhetorik
- Technik und Methoden der Rhetorik – Hinführung zur Empirie
- Empirischer Teil
- Methodische Vorbemerkung
- Ergebnisse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Einsatz von Sprache in der Moderation von Formatradiosendern unter dem Blickwinkel der antiken Rhetorik. Ziel ist es, die Relevanz und Anwendbarkeit der Rhetorik für das Medium Radio aufzuzeigen und die Bedeutung von Sprachstrategien für die Gewinnung und Bindung von Hörern zu untersuchen.
- Analyse der spezifischen Kommunikationssituation im Formatradio
- Anwendung rhetorischer Methoden und Techniken auf die Radiomoderation
- Untersuchung des Einflusses von Sprache auf die Aufmerksamkeit des Hörers
- Bedeutung der Rhetorik für den Erfolg von Formatradiosendern
- Empirische Untersuchung von Moderationseinstiegen im Formatradio
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Relevanz der Rhetorik für das Medium Radio. Kapitel 2 beleuchtet die spezifische Kommunikationssituation im Radio und die Bedeutung des gesprochenen Wortes für den Erfolg von Sendern. Kapitel 3 diskutiert die Anwendung der Rhetorik auf Massenmedien und die Relevanz der antiken Rhetorik für die Analyse von Kommunikationsprozessen im Radio. Kapitel 4 stellt die Methoden und Techniken der Rhetorik vor und verbindet diese mit der Radiomoderation, insbesondere mit dem Einstieg der Moderation. Kapitel 5 beschreibt die Durchführung einer empirischen Untersuchung, die explorative Experteninterviews beinhaltet, und analysiert die Ergebnisse im Kontext der Rhetorik.
Schlüsselwörter
Formatradio, Rhetorik, Medienrhetorik, Kommunikationssituation, Aufmerksamkeit, Moderation, Sprachstrategie, Empirie, Experteninterviews, antike Rhetorik.
- Arbeit zitieren
- Jens Grotegut (Autor:in), 2009, Formatradio und die antike Rhetorik. Die journalistische Darstellungsform der Moderation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164682