Etwas schaffen, das ihn und seinen kranken Körper überlebt, Dramen schreiben, historische Schriften und Balladen, die auch noch gelesen werden, wenn er selbst schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilt. Friedrich von Schiller wollte sich selbst ein Denkmal setzen, wollte Aufmerksamkeit, wollte Achtung. Und er wollte wenigstens 50 Jahre alt werden. Letzteres hat er nicht geschafft. Der von Krankheiten geplagte Dichter starb am 9. Mai 1805 – im Alter von gerade einmal 45 Jahren.
Gleichzeitig hat er sich doch seinen größten Traum erfüllt. Der Schriftsteller bekam Aufmerksamkeit, er wurde geachtet – und er setzte sich mit seinen Werken selbst ein Denkmal. (...) Immer wieder wurde und wird er zitiert, rezipiert und vor allem interpretiert. Und das geschah in den letzten zwei Jahrhunderten in völlig unterschiedlichen Weisen. Betrachtet man die unzähligen Deutungen der Schillertexte (...), fällt auf, wie viele Facetten Schiller hatte – besser gesagt: wie viele ihm nachgesagt wurden. Er schien da zu sein, wenn man ihn brauchte, wenn er politisch verwertbar war. Besonders auffällig zeigt sich das in der Größe und Art der Feiern, die anlässlich seines Geburts- und Todestages veranstaltet wurden. (...)Doch wie ist es heute? Die letzten beiden Schillerjahre sind noch nicht lange vorbei. 2005 jährte sich der Todestag des Dichters zum 200. Mal, im vergangenen Jahre wäre Schiller 250 Jahre alt geworden. (...) In dieser Arbeit wird die Frage verfolgt, welche Bedeutung Schillers politische Dimension im bisherigen 21. Jahrhundert hat. Es scheint, dass der Dichter nach einer langen Phase politischer Indienstnahme nun völlig entpolitisiert wurde.
Denn die Schillerfeiern waren in der Vergangenheit häufig von Propaganda geprägt. Deshalb wird auch ihnen im zweiten Kapitel dieser Arbeit Rechnung getragen. Anscließend wird untersucht, wer Schiller denn eigentlich im neu angebrochenen Jahrhundert ist, welche politische Bedeutung ihm zugesprochen wird. Wie wird er dargestellt, wie interpretiert, wie – vielleicht sogar – benutzt. Dafür werden die Schillerfeiern 2005 und 2009 und auch die in den vergangenen Jahren erschienene Literatur betrachtet, um festzustellen: Wird Schiller überhaupt noch gebraucht? Daran schließt sich eine zweite Fragestellung an: Hat er denn überhaupt Antworten auf die Probleme der Moderne? Welches Leistungsvermögen sich für die heutige Zeit in seinen Werken verbirgt, ist Gegenstand des Abschnittes „Schillers Potenzial im 21. Jahrhundert“. (...)
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Schiller im 19. und 20. Jahrhundert
- 2.1 Schillers Bedeutung nach seinem Tod
- 2.2 Die Arbeiterbewegung und die Schillerfeiern 1905
- 2.3 Friedrich Schiller im Dritten Reich
- 2.4 Die Schillerfeiern 1955 und 1959
- 3. Die Schiller-Jubiläen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
- 3.1 Das Schillerjahr 2005
- 3.1.1 Schiller in der Literatur
- 3.1.2 Feierlichkeiten zu Ehren Friedrich Schillers
- 3.2 Das Schillerjahr 2009
- 3.2.1 Schiller in der Literatur
- 3.2.2 Exkurs: Das Jubiläum an der FSU Jena
- 3.2.3 Feierlichkeiten zu Ehren Friedrich Schillers
- 4. Schillers Potenzial für das 21. Jahrhundert
- 5 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rezeption Friedrich Schillers im 21. Jahrhundert, insbesondere im Kontext der Schillerfeiern 2005 und 2009. Sie setzt sich zum Ziel, zu analysieren, welche politische Bedeutung Schiller heute zukommt und wie er in der aktuellen Zeit wahrgenommen und interpretiert wird. Die Arbeit hinterfragt dabei, ob und inwieweit Schiller in der heutigen Zeit noch relevant ist und welche Antworten seine Werke auf die Herausforderungen der Moderne liefern können. Darüber hinaus betrachtet die Arbeit die Rolle der Schillerfeiern in der Vergangenheit und beleuchtet, wie sie von politischer Propaganda beeinflusst wurden.
- Schillers politische Dimension im 21. Jahrhundert
- Rezeption und Interpretation von Schillers Werken in der Gegenwart
- Die Rolle der Schillerfeiern in der politischen Instrumentalisierung
- Schillers Potenzial für die Bewältigung der Herausforderungen der Moderne
- Die Bedeutung der Schillerfeiern 2005 und 2009
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung und Rezeption Friedrich Schillers nach seinem Tod. Sie stellt dar, wie sein Werk im Laufe der Zeit von unterschiedlichen gesellschaftlichen Strömungen interpretiert und instrumentalisiert wurde. Die Kapitel 2 und 3 widmen sich der Rezeptionsgeschichte Schillers im 19. und 20. Jahrhundert. Sie untersuchen die politische Instrumentalisierung seiner Werke, die unterschiedlichen Deutungen seines politischen und gesellschaftlichen Engagements und die Bedeutung der Schillerfeiern in verschiedenen historischen Kontexten.
Schlüsselwörter
Friedrich Schiller, Schillerfeiern, Rezeption, politische Dimension, Instrumentalisierung, Propaganda, 21. Jahrhundert, Moderne, politische Bedeutung, Literatur, Jubiläen, Deutschland, Nationaldichter, Arbeiterbewegung, Drittes Reich, Friedrich-Schiller-Universität Jena.
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- Katrin Martin (Author), 2010, Schiller im 21. Jahrhundert - Die Schillerfeiern 2005 und 2009, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164755