Die Massenmedien – und stellvertretend für diese die Presse – werden oft als ‚vierte
Gewalt im Staat’ bezeichnet. Im Idealfall stellen sie eine zusätzliche unabhängige
Kontrollinstanz für politische und gesellschaftliche Vorgänge dar. Dass dieses
Rollenbild nicht immer der Realität entspricht, zeigt die nie enden wollende öffentliche
Kritik an Arbeitsweise und Anspruch der Presse.
[...]
Eine sprachkritische Annäherung an
Presseerzeugnisse kann aus wissenschaftlicher Perspektive entweder auf
sprachpuristischer, sprachhistorischer oder linguistischer Ebene erfolgen.
Sprachpuristen sehen es als ihre Aufgabe an, „der deutschen Sprache mehr Geltung zu
verschaffen und sie von ‚überflüssigen’ Fremdwörtern zu ‚reinigen’“.3 Sprachhistoriker
betreiben hingegen die „wissenschaftliche Rekonstruktion und Analyse von früheren
Sprachzuständen“4, Ziel moderner Linguistik ist „die unparteiische Deskription des
jeweiligen sprachlichen Zustands“ ohne jegliche Wertung.5 Um eine Zusammenfassung
sprachkritischer Forschungen soll es hier jedoch nicht gehen, interessanter scheint eher
eine Beschäftigung mit der Frage, wie innerhalb des ‚Systems Presse’ von Publizisten
und Redaktionen Sprachkritik an Kollegen und Konkurrenten geübt wird und welches
Selbstverständnis der jeweils verantwortlichen Kritiker dem zugrunde liegt. Aufgrund des dargelegten Bedeutungspluralismus des Begriffs ‚Sprachkritik’ und den daraus
resultierenden vielfältigen Motivierungsmöglichkeiten dieser Form der Pressekritik
würde eine umfassende Analyse der auf sprachlicher Ebene geübten Kritik an und in
deutschen Presseerzeugnissen den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Im Folgenden soll
deshalb vielmehr anhand zweier bekannter und bedeutender satirischer Zeitschriften
eine Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen der Sprach- bzw. Pressekritik
erfolgen. So soll zunächst eine Analyse der pressekritischen Beiträge in der vom
Sprachkritiker Karl Kraus herausgegebenen Zeitschrift DIE FACKEL und dem
Satiremagazin TITANIC vorgenommen werden und anschließend in einem Vergleich
Gemeinsamkeiten und Unterschiede bezüglich Selbstverständnis und Darstellungsweise
der Pressekritik aufgezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Sprachkritik als Pressekritik
- Macht und Ohnmacht der Satire
- Die FACKEL
- Daten und Fakten
- Motivation und Feindbilder
- Karl Kraus' Sprachlehre – Pressekritik in der FACKEL
- TITANIC - Das endgültige Satiremagazin
- Daten und Fakten
- Motivation und Feindbilder
- Briefe an die Leser - Pressekritik in der TITANIC
- Vergleich und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die satirische Pressekritik in zwei wichtigen deutschen Zeitschriften: Die FACKEL und TITANIC. Sie analysiert die Motivation und die Ziele der jeweiligen Zeitschriften, sowie die Formen der Sprachkritik, die sie anwenden.
- Die Rolle der Presse als vierte Gewalt im Staat
- Die verschiedenen Formen der Sprachkritik
- Die Motivation und die Ziele satirischer Pressekritik
- Die Macht und die Ohnmacht der Satire
- Der Einfluss von satirischen Zeitschriften auf den öffentlichen Diskurs
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung
Die Einführung stellt die Presse als vierte Gewalt im Staat vor und erläutert die Bedeutung der Sprachkritik in der Pressekritik. Sie definiert den Begriff „Sprachkritik“ und zeigt die verschiedenen Formen und Ziele dieser Art von Kritik auf. Außerdem wird der Begriff „Satire“ definiert und die Macht und die Ohnmacht der satirischen Pressekritik beleuchtet.
Die FACKEL
Dieses Kapitel befasst sich mit der Zeitschrift Die FACKEL und ihrer Rolle als Sprachkritiker. Es beleuchtet die Motivation und die Ziele der Zeitschrift, sowie die spezifischen Formen der Sprachkritik, die Karl Kraus in seinen Beiträgen anwendet.
TITANIC - Das endgültige Satiremagazin
Das Kapitel analysiert die Zeitschrift TITANIC und ihre Form der Pressekritik. Es untersucht die Motivation und die Ziele der Zeitschrift, sowie die spezifischen Formen der Sprachkritik, die in den Beiträgen der TITANIC zum Einsatz kommen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Sprachkritik, Pressekritik, Satire, Karl Kraus, Die FACKEL, TITANIC, Macht, Ohnmacht, öffentlicher Diskurs, Presse als vierte Gewalt, Medienkritik.
- Quote paper
- Jan Horak (Author), 2009, Von der Fackel zur Titanic - Satirische Formen der Pressekritik im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164931