Vor gut zwei Jahren erreichte die Finanzmarktkrise mit der Insolvenz der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers einen ersten Höhepunkt. Eine Commerzbank-Studie schätzt den durch die Krise ausgelösten Rückgang der Weltwirtschaft auf rund 4,2 Billionen US-Dollar bis Ende 2009. Die Autoren unterstellten bei ihrer Analyse, dass die Volkswirtschaften ohne die Folgen der Krise mit dem Durchschnitt der vergangenen Jahre gewachsen wären. Hinzu kommen die Abschreibungen der Banken und beispielsweise Wertverluste der besonders betroffenen Immobilienmärkte von Großbritannien und den USA.
Früh wurden falsche Leistungsanreize in Form von erfolgsabhängiger Vergütung als eine Ursache, zumindest aber als Katalysator, für die Finanzmarktkrise identifiziert. Demnach veranlassten die "exzessiven Bonuszahlungen" Bankmitarbeiter dazu, kurzfristige Erfolgsziele durch die Inkaufnahme übermäßiger Risiken zu erreichen. Zu selten, so die Argumentation der Kritiker, standen nachhaltiges Wirtschaften und die langfristigen Konsequenzen im Mittelpunkt. Kaum verwundern kann es daher, dass die Reform der Vergütungssysteme in den Fokus von Politik und Aufsichtsbehörden gerückt ist.
Zahlreiche neue internationale und nationale Vorschriften wurden in der Zwischenzeit erarbeitet oder stehen kurz vor ihrer Umsetzung. Die Banken reagieren differenziert auf die Regulierungsbemühungen. Einige europäische Institute haben auf freiwilliger Basis oder im Rahmen von Selbstverpflichtungserklärungen bereits 2009 ihre Vergütungssysteme angepasst. Andere Banken überarbeiten ihre Modelle noch. Ähnlich heterogen ist die Regelungsvielfalt in den europäischen und außereuropäischen Staaten. Sie reicht von Passivität bis zu einer deutlich restriktiveren Auslegung der internationalen Guidelines.
Das Ziel der Arbeit ist es daher, sowohl einen Überblick über den aktuellen Stand der Regu-lierung zu erarbeiten, als auch deren Auswirkungen auf die Bankpraxis anhand von konkreten Beispielen zu analysieren. Die Ausführungen konzentrieren sich auf Deutschland und die Schweiz. Ferner wird im Rahmen einer tiefergehenden Analyse die neue Vergütungspraxis in der Commerzbank betrachtet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretische Grundlagen variabler Vergütungssysteme
- 2.1 Die Prinzipal-Agent-Theorie als Ausgangspunkt variabler Vergütung
- 2.2 Ausgestaltung und Zielsetzung variabler Vergütungssysteme
- 3. Vergütungssysteme als Krisenverursacher
- 3.1 Variable Vergütung und die Finanzmarktkrise
- 3.2 Aktuelle Diskussionsansätze und Regulierungsbemühungen
- 4. Auswirkungen auf die Vergütungspraxis
- 4.1 Deutschland am Beispiel der Commerzbank
- 4.2 Die Schweiz am Beispiel der UBS und der Credit Suisse
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf Vergütungssysteme von Banken, insbesondere in Deutschland und der Schweiz. Ziel ist es, den aktuellen Stand der Regulierung zu beleuchten und deren Auswirkungen auf die Bankpraxis anhand von konkreten Beispielen zu analysieren.
- Die Rolle von variablen Vergütungssystemen in der Finanzmarktkrise
- Die Prinzipal-Agent-Theorie als Grundlage für variable Vergütungssysteme
- Aktuelle Regulierungsbemühungen im Bereich der Bankvergütung
- Auswirkungen der Regulierung auf die Vergütungspraxis in Deutschland und der Schweiz
- Die neue Vergütungspraxis in der Commerzbank
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt die Finanzmarktkrise als Ausgangspunkt der Arbeit dar und beleuchtet die Rolle von variablen Vergütungssystemen als mögliche Ursache der Krise. Sie führt in die Thematik ein und skizziert die Zielsetzung der Arbeit.
Kapitel 2: Theoretische Grundlagen variabler Vergütungssysteme
Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen von variablen Vergütungssystemen. Es analysiert die Prinzipal-Agent-Theorie als Ausgangspunkt für die Entwicklung von variablen Vergütungssystemen und beleuchtet die Ausgestaltung und Zielsetzung dieser Systeme.
Kapitel 3: Vergütungssysteme als Krisenverursacher
Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen variablen Vergütungssystemen und der Finanzmarktkrise. Es beleuchtet die Argumente, die variable Vergütung als einen Faktor für die Krise verantwortlich machen, und analysiert aktuelle Diskussionsansätze und Regulierungsbemühungen.
Kapitel 4: Auswirkungen auf die Vergütungspraxis
Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen der neuen Regulierung auf die Vergütungspraxis von Banken. Es betrachtet die Situation in Deutschland am Beispiel der Commerzbank und in der Schweiz am Beispiel der UBS und der Credit Suisse.
Schlüsselwörter
Variable Vergütung, Finanzmarktkrise, Prinzipal-Agent-Theorie, Regulierung, Bankvergütung, Commerzbank, UBS, Credit Suisse, Deutschland, Schweiz.
- Citation du texte
- Stefan Walther (Auteur), 2010, Änderungen in Vergütungssystemen von Banken nach der Finanzmarktkrise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165024