Zugegeben: Meine subjektive/n Beobachtung/en besonders der letzten 12 oder 15 Jahre
mögen verzerrt sein…oder auch nicht: Als ich mich Ende der 80er Jahre für eine dritte
„lebende“ Fremdsprache „vor Ort“ in Klasse 9/Sekundarstufe I eines kurstädter Gymnasium
in Nordrhein-Westfalen (NRW) engagierte, erfuhr ich wohl Unterstützung aus dem Kölner
Regierungspräsidium, auch ein engagierter Spanischfachlehrer wollte; nur wurde ´aus
welchen Gründen auch immer´ so gar nichts draus. Als ich mich Anfang der 90er Jahre für
eine „austrische“ Abiturmöglichkeit (nämlich bei entsprechenden Voraussetzungen und
Bedingungen auch in Deutschland das Abitur nach 12 Jahren ablegen zu können) öffentlich
aussprach, war dies eine harte Minderheitenposition.
Inzwischen gibt es an deutschen Schulen spezielle Fördergruppen für türkischen
Muttersprachenunterricht.
Weiß denn hierzulande wirklich niemand, dass in Luxemburg Fachunterricht in den letzten
Jahren vor der Matura fremdsprachig -deutsch in den naturwissenschaftlichen, französisch in
den geisteswissenschaftlichen Fächern- stattfindet ? Und dass im heutigen Finnland in
einigen Fächern schon im Sekundarstufe-I-Bereich deutschsprachig unterrichtet wird ? Und
dass in Europa typischerweise zwölf Schuljahre zur Vorbereitung eines Hochschulstudiums
für ausreichend angesehen werden ?
Meine Kernthese lautet: Wenn das allseitige Gerede -um nicht zu sagen: formelhafte
Beschwören- von Erfordernissen einer wie immer begründeter und beschriebener
„Informations- und Wissensgesellschaft“ überhaupt kulturell Sinn machen soll…dann doch
nur, um jenseits von Ranzen und/als Laptop und Windows-Softwareanwendung/en auf eine
gesellschaftliche Aufgabe aufmerksam zu machen: Darauf, dass es nun erneut -und so gar
nicht mehr vergleichbar mit dem Prozess der „Ausschöpfung der Begabtenreserven" (Georg
Picht) vor etwa 40 Jahren- darauf ankommt, zu erkennen, dass jeder wirtschaftliche
Fortschritt soziokulturell und bildungsstrukturell fundiert und dieser ohne jene nicht nur
empirisch nicht möglich ist; sondern dass dies auch gesellschaftsstrukturell nicht möglich ist. [...]
Inhaltsverzeichnis
- HINWEISE AUF EIN DOPPELTES DEFIZIT.
- GESELLSCHAFTLICHE NORMEN UND INDIVIDUELLE KREATIVITÄT.
- ZWEI BIS FÜNF PROZENT..
- BEGABTENFÖRDERUNG ALS SUBJEKTÖKONOMIE.
- REFLEXIVE MODERNISIERUNG UND ERWEITERTE LERNKULTUR.
- 'VERGNÜGEN AM EIGENEN TUN'
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text setzt sich mit dem Thema der Begabungsförderung in Deutschland auseinander und analysiert das vorhandene Defizit in der Gesellschaft, das kreative Talente und Begabungen weder individuell fördert noch gesellschaftlich fordert. Ziel ist es, die Notwendigkeit einer umfassenden Förderung von Begabungen und die Folgen eines submediokren Bildungssystems aufzuzeigen. Der Text beleuchtet dabei die sozialen, kulturellen und ökonomischen Aspekte der Begabungsförderung.
- Doppeltes Defizit in der deutschen Begabungsförderung
- Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Normen und individueller Kreativität
- Vernachlässigung von Talenten und Begabungen im Bildungssystem
- Soziokulturelle und bildungsstrukturelle Fundierung wirtschaftlichen Fortschritts
- Subjektive und objektive Seiten der Begabungsförderung
Zusammenfassung der Kapitel
- HINWEISE AUF EIN DOPPELTES DEFIZIT. Dieses Kapitel beleuchtet die Problematik der Begabungsförderung in Deutschland und stellt fest, dass hochbegabte Menschen sich oft dem gesellschaftlichen Mittelmaß unterordnen müssen. Der Autor argumentiert für eine verstärkte Förderung von Talenten und Begabungen, um das gesellschaftliche und ökonomische Potenzial optimal zu nutzen.
- GESELLSCHAFTLICHE NORMEN UND INDIVIDUELLE KREATIVITÄT. Hier wird die Bedeutung von individueller Kreativität im Kontext gesellschaftlicher Normen untersucht. Der Autor bezieht sich auf Hannah Arendt und Ralf Dahrendorf und analysiert die Spannung zwischen sozialer Konformität und individueller Anpassung. Er verdeutlicht, wie beide Seiten den Prozess der Begabungsförderung beeinflussen können.
- ZWEI BIS FÜNF PROZENT... Dieses Kapitel kritisiert die Konzentration des deutschen Bildungssystems auf das breite Mittelfeld und die Vernachlässigung von Talenten und Begabungen. Der Autor zeigt die Folgen dieser Entwicklung auf, wie die Vernachlässigung der "2-5 Prozent" hochbegabten Menschen, und diskutiert die Bedeutung einer breiteren Förderung von Begabungen.
Schlüsselwörter
Der Text konzentriert sich auf die Themen Begabung, Talentförderung, gesellschaftliche Normen, individuelle Kreativität, Bildungssystem, Subjektökonomie, reflexive Modernisierung, erweiterte Lernkultur, "Drama des begabten Kindes", und "Pathologisierung der Hochbegabung".
- Citar trabajo
- Dr. Richard Albrecht (Autor), 2003, Begabung/en: Forschung und Förderung (sozialwissenschaftlicher Problemaufriss), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16517