Zwischen den Jahren 1965 und 1985 dominierten Militärdiktaturen die politische Landschaft
Lateinamerikas. Die Somoza-Diktatur in Nicaragua, die Pinochet-Diktatur in Chile oder die
des Generals Alfredo Stroessner in Paraguay sind einige Beispiele für den Regime-Typus, der
Lateinamerika während dieser Zeit dominierte. Bis zum Ende der 1990er Jahre kam es jedoch
zu einer konträren Entwicklung: Die nach Huntington benannte „Third Wave of
Democratization“ (vgl. Huntington 1993) „überschwemmte“ den lateinamerikanischen
Kontinent und führte zu einschlägigen Demokratisierungsprozessen. Die Stabilität der neuen
politischen Regimes ist aber durch diesen politischen Wandel nicht per se gewährleistet.
Der Staatsstreich des honduranischen Militärs und die Absetzung des damaligen Präsidenten
Zelaya im Sommer des Jahres 2009 zeugen von der immer noch vorhandenen politischen
Instabilität Zentralamerikas. Die Bewohner Costa Ricas verfügen hingegen seit 1948 über ein
stabiles demokratisches Regierungssystem. Lange Zeit bestand in der Forschungsliteratur kein
Zweifel darüber, dass das Land als konsolidierte Demokratie einzustufen ist. Zu Beginn des
neuen Jahrtausends kann von einem derartigen Konsens aber keine Rede mehr sein. So spricht
beispielsweise Lehoucq davon, dass es zu einer Implosion der costa-ricanischen Demokratie
kommen könne (vgl. Lehoucq 2005, 140). Nichtsdestotrotz herrscht große Uneinigkeit unter
den Forschern hinsichtlich des generellen Ausmaßes dieser negativen Entwicklung und über
die Bedeutung dieser Entwicklung für die „embedded democracy“ Costa Rica (vgl. Seligson
2002; Sánchez 2002; Booth 1999; Echeverría 2006).
Um zu überprüfen, ob Costa Rica trotz möglicher negativer Entwicklungen im neuen
Jahrtausend weiterhin als konsolidierte Demokratie einzustufen ist, operationalisiere ich ein
Modell demokratischer Konsolidierung und auf Costa Rica anwenden: In einem ersten Schritt
definiere ich die zentralen Konzepte „Demokratie“ und „demokratische Konsolidierung“.
Anschließend widme ich mich der Operationalisierung des Konzeptes und der Empirie,
um abschließend die Ergebnisse zu diskutieren und einzuordnen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theorie und Konzepte
2.1 Konzepte
2.1.1 Demokratie
2.1.2 Demokratische Konsolidierung - verbreitete Uneinigkeit
2.2 Vorstellung des Konzeptes nach Merkel und Entwicklung des Begriffs
2.3 Begründung der Fallauswahl
2.4 Thesen und Forschungsfrage
3. Operationalisierung des Konzeptes und Empirie
3.1 Konstitutionelle Konsolidierung
3.1.1 Theoretische Legitimation
3.1.2 Praktische Legitimation
3.2 Repräsentative Konsolidierung
3.2.1 Das Wahlsystem
3.2.2 Das Verbändesystem
3.2.3 Fragmentierung des Parteiensystems
3.2.4 Segmentierung des Parteiensystems
3.2.5 Wählerfluktuation
3.3 Verhaltenskonsolidierung
3.4 Konsolidierung der Bürgergesellschaft
4. Fazit
- Quote paper
- Kai Nehen (Author), 2010, Costa Rica im neuen Jahrtausend, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165237
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