Mit der Inauguration Alexander II. als Zaren des Russischen Imperiums galt es fortan das Erbe des Hauses Romanow-Holstein-Gottorp zu wahren. Alexanders II. Vater Nikolaus I. stürzte das Imperium in den Krimkrieg, während dessen Verlauf er verstarb und dessen Folgephase von tiefgreifenden Veränderungen in allen Bereichen des Staates und der Gesellschaft geprägt ist.
“Mit dem Krimkrieg geriet das von Peter I. angestoßene staatsgesellschaftliche System in eine ernsthafte Krise. [...] Es ging darum, die staatliche Herrschaft über eine Vielzahl von gesellschaftlichen Bereichen zu festigen und weiter auszudehnen.“
Die Bauernbefreiung legte den Grundstein zur kapitalistischen Agrarwirtschaft und Entmachtung des privilegierten Adels. Die Bildungsreform sollte die Zahl der benötigten Fachkräfte steigern und mehr wissenschaftliches Potential zu Tage fördern. Zudem sollte mit der Justizreform eine unabhängige Gerichtsbarkeit garantiert werden. Der entmachtete Adel musste die Organisation den neuen kommunalen und städtischen Selbstverwaltungen überlassen, die nun direkt dem Staate unterstanden.
Diese Großen Reformen wurden notwendig, da die gesamte staatliche Integrität gefährdet war und ein stagnierendes Fortsetzen der alten aristokratischen Gewohnheiten auf Grundlage der Petrinischen Reformen das Fortbestehen und die bisherige geschichtliche Entwicklung des Imperiums zu Nichte gemacht hätten. Diese Tendenz war im Laufe des 19. Jahrhunderts in der postnapoleonischen Zeit beinahe überall in Europa zu beobachten. Das Vertrauen in Autokratien wurde stark geschwächt, daher stützten sich westliche Regierungen in dieser Zeit auf ihre Verantwortung gegenüber ihrer Bürger. Die starken Demokratietendenzen machten die Autokratien schwach in den Bezug auf ihre Souveränität, die sich nun auf den Bürger ausweitete, aber umso stärker in Bezug auf angestrebte Ziele, der nun vom Bürgerwillen unterstützt wurde.
Diese Hausarbeit wird sich mit dem militärischen Teil der Großen Reformen befassen, der sich ebenfalls bis in die grundlegendensten gesellschaftlichen Strukturen des Staates auswirkte. Dabei wird der Versuch unternommen, den Erfolg anhand des Balkankrieges zwischen dem Russischen Imperium und dem Osmanischen Reich von 1877/78 zu messen. Zunächst folgen allerdings noch einige einleitende Worte, die den historischen Weg zu den militärischen Reformen weisen.
Inhaltsverzeichnis
- Die Ära der Großen Reformen
- Historischer Rahmen
- Wichtige Aspekte der Militärreformen
- Reform der Armeestruktur: Dezentralisierung und Wehrkreise
- Revision der Rekrutenordnung
- Die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht
- Erfolg der militärischen Reformen
- Die Reformen im Einzelnen
- Der Balkankrieg 1877/78
- Konklusion Missglückt oder gelungen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit den militärischen Reformen des Dmitrij Alekseevič Miljutin im Russischen Reich unter Alexander II. Sie analysiert die wichtigsten Reformen, die von Miljutin initiiert wurden, und bewertet deren Erfolg im Kontext des Türkisch-Russischen Krieges von 1877/78.
- Die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht
- Die Dezentralisierung der Armee
- Die Modernisierung der Ausrüstung
- Die Reorganisation der Offiziersausbildung
- Die Auswirkungen der Reformen auf die Kampfkraft der Armee
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Ära der Großen Reformen, die nach der Niederlage im Krimkrieg (1853-1856) eingeleitet wurde. Es werden die wichtigsten Reformen in verschiedenen Bereichen, wie der Bauernbefreiung und der Justizreform, vorgestellt.
Das zweite Kapitel beleuchtet den historischen Rahmen der militärischen Reformen. Es wird auf die Defizite in der Organisation und Führung der russischen Armee hingewiesen, die durch den Krimkrieg aufgezeigt wurden.
Das dritte Kapitel geht auf wichtige Aspekte der Militärreformen ein, darunter die Reform der Armeestruktur, die Revision der Rekrutenordnung und die Einführung der Allgemeinen Wehrpflicht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die militärischen Reformen des Dmitrij Alekseevič Miljutin im Russischen Reich unter Alexander II. Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Militärreform, Armee, Wehrpflicht, Türkisch-Russischer Krieg, Balkankrieg, Dmitrij Alekseevič Miljutin, Alexander II.
- Quote paper
- Sönke Sönnichsen (Author), 2010, Die Militärreformen des Dmitrij Alekseevic Miljutin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165351