Mehr als zwei Dekaden nach dem Ausbruch des offenen Bürgerkriegs in Somalia 1988 ist die Republik am Horn von Afrika noch immer präsent in den Medien weltweit. Grund hierfür ist in erster Linie das Sicherheitsrisiko, welches zunehmend von Somalia ausgeht: Das Verschwinden von 1.000 von der Bundesrepublik Deutschland ausgebildeten Polizisten, deren Verbleib in den Reihen der in Kontakt mit dem al-Kaida Netzwerk stehenden islamistischen al-Schabab-Miliz vermutet wird, ist für die Industrieländer genauso Besorgnis erregend wie die während der Fußball Weltmeisterschaft durchgeführten Anschläge in Uganda und Burundi, welche ebenfalls mit der somalischen al-Schabab-Miliz in Verbindung gebracht werden. Eine Aufstockung der Truppen der Afrikanischen Union um zusätzliche 2000 Soldaten ist somit knapp zwei Dekaden nach der Intervention der internationalen Gemeinschaft zu Beginn der 1990er Jahre immer noch von Nöten.
Die vorliegende Arbeit widmet sich daher einer Bestandsaufnahme der Staatlichkeit Somalias in der Gegenwart und soll vor allem der Frage nach den Ursachen für den seit 20 Jahren andauernden Staatskollaps nachgehen.
Ein besonderes Augenmerk soll dabei auf die Bedeutung traditionaler Klanstrukturen gelegt werden, welche in der somalischen Gesellschaft seit Generationen eine bedeutende Rolle gespielt haben.
Dabei ist zu beachten, dass sich die Klanstrukturen nicht nur bei der Verteilung politischer Posten bemerkbar machen, sondern ihnen auch im täglichen Leben – etwa bei der Vergabe von Arbeitsplätzen oder der Zusicherung gewisser Dienstleistungen - eine bedeutsame Rolle zukommt. Diese Klanstrukturen können somit als ein Strukturfaktor der somalischen Gesellschaft angesehen werden, dessen Bedeutung in der nachfolgenden Analyse aufgezeigt werden soll.
Methodisch orientiert sich die vorliegende Arbeit explizit an dem von Schneckener geprägten Analyseraster. Der Vorteil dieser längsschnittartigen Analyse ist, dass dieser Ansatz über die häufig zu beobachtende Konzentration auf das staatliche Gewaltmonopol hinausgeht und somit auch vermeintlich starke Staaten wie etwa Militärdiktaturen als fragil einstufen kann.
Im Anschluss an eine Analyse der drei genannten Kernbereiche soll eine Einstufung der Republik Somalia in die Stadien von Staatszerfall erfolgen. Abschließend sollen einige Überlegungen zur Zukunft der Staatlichkeit in dem ostafrikanischen Land erörtert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse nach Schneckener
- Sicherheit
- Gewaltmonopol und Gewaltakteure
- Kriminalität
- Bürgerkrieg
- Äußere Konflikte: Der Ogaden-Krieg
- Terrorismus
- Wohlfahrt
- Infrastruktur und Bildung
- Armut
- Volkswirtschaftliche Faktoren
- Legitimität
- Politische Partizipationsmöglichkeiten
- Rechtsstaatlichkeit
- Stabilität
- Sezessionen
- Sicherheit
- Einordnung in die Stadien von Staatszerfall
- Somalia als collapsed state
- Quasi-Staat nach Jackson
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den anhaltenden Staatskollaps in Somalia und analysiert die Ursachen für diesen seit 20 Jahren andauernden Zustand. Besonderer Fokus liegt dabei auf der Rolle der traditionellen Klanstrukturen in der somalischen Gesellschaft. Ziel ist es, die Bedeutung dieser Strukturen für die gegenwärtige Staatlichkeit zu beleuchten und deren Einfluss auf die Sicherheitslage, die Wirtschaft und die politische Entwicklung Somalias zu erforschen.
- Der Einfluss der traditionellen Klanstrukturen auf die somalische Gesellschaft und Staatlichkeit
- Die Ursachen für den anhaltenden Staatskollaps in Somalia
- Die Rolle der islamistischen al-Schabab-Miliz und ihrer Bedeutung für die Sicherheitslage in Somalia
- Die Auswirkungen der politischen und wirtschaftlichen Instabilität auf die Bevölkerung
- Die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit für die Stabilisierung Somalias
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Hintergrund des somalischen Bürgerkriegs und die aktuelle Situation in Somalia beleuchtet. Im Anschluss daran erfolgt eine Analyse der Staatlichkeit Somalias anhand des Modells von Schneckener, welches sich auf die drei Kernbereiche Sicherheit, Wohlfahrt und Legitimität konzentriert. Dabei werden die Herausforderungen in Bezug auf das Gewaltmonopol, die Kriminalitätsrate, die Wirtschaft und die politische Stabilität Somalias analysiert.
Die Arbeit geht im dritten Kapitel auf die Einordnung Somalias in die Stadien von Staatszerfall ein und betrachtet das Land als collapsed state. Abschließend werden einige Überlegungen zur Zukunft der Staatlichkeit in Somalia angestellt.
Schlüsselwörter
Somalia, Staatskollaps, Klanstrukturen, Sicherheit, Wohlfahrt, Legitimität, Bürgerkrieg, al-Schabab, Islamismus, Staatszerfall, collapsed state, Tradition, Politik, Gesellschaft.
- Citation du texte
- Elfi Klabunde (Auteur), 2010, Somalia: Vom Musterland afrikanischer Demokratie zum Prototypen des "failed state", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165704