Corporate Social Responsibility als Wettbewerbsvorteil


Seminararbeit, 2009

26 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Ziel der Arbeit und Vorgehensweise

2 Corporate Social Responsibility
2.1 Definition
2.2 Verwandte Begriffe

3 Praktische Umsetzung
3.1 Handlungsfelder
3.2 Instrumente

4 Wettbewerbsvorteile
4.1 Grundlegende Anmerkungen
4.2 Imagevorteile
4.3 Mitarbeitermotivation
4.4 Finanzielle Vorteile
4.5 Nachteile

5 Fazit

6 Anhang

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

1.1 Problemstellung

„The Social Responsibility of Business is to increase its Profits

(Milton Friedman)

In seinem Beitrag im New York Times Magazine hat der Wirtschaftwissenschaftler und spätere Nobelpreisträger Milton Friedman die Verantwortung der Unternehmen auf die Gewinnmaximierung beschränkt: “there is one and only one social responsibility of business–to use it resources and engage in activities designed to increase its profits so long as it stays within the rules of the game, which is to say, engages in open and free competition without deception or fraud.”[1] Für Friedman konnte ein soziales Engagement von Unternehmen niemals einhergehen mit Gewinnmaximierung; soziale Betätigung eines Unternehmens seiner Ansicht nach bedeutete, das Geld anderer Leute, beispielsweise der Aktionäre, Kunden oder Mitarbeiter, auszugeben.[2]

Dagegen betrachtete der Moralphilosoph und Begründer der Nationalökonomie John Smith das „Eigeninteresse als Stützpfeiler der marktwirtschaftlichen Ordnung schlechthin. Sein vielzitiertes Diktum lautete: ‚Nicht vom Wohlwollen des Metzgers, Brauers oder Bäckers erwarten wir das, was wir zum Essen brauchen, sondern davon, dass sie ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Wir wenden uns nicht an ihre Menschen - sondern an ihre Eigenliebe, und wir erwähnen nicht die eigenen Bedürfnisse, sondern sprechen von ihrem Vorteil.“[3] Demzufolge geschieht jede Handlung eines Unternehmers aus einem gewissen Eigeninteresse heraus, dem Unternehmen muss aus jeder Tätigkeit, also auch einem gesellschaftlichen Engagement, ein spürbarer Vorteil erwachsen.

Es stellt sich also die Frage, ob Unternehmen der lediglich der Imagepflege halber und aus altruistischen Gründen CSR betreiben oder ob daraus auch messbare Vorteile entstehen, die ein gesellschaftliches Engagement rechtfertigen und unterstützen können und in welchen Bereichen ein gesellschaftliches Engagement von Unternehmen überhaupt sinnvoll und möglich ist.

1.2 Ziel der Arbeit und Vorgehensweise

Unternehmerische Verantwortung versus Shareholder-Value? Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, ob Unternehmen, die sich für Belange der Gesellschaft engagieren und Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und ihren Anspruchsgruppen übernehmen, tatsächlich im Konflikt stehen zwischen ihrem Engagement und der Verantwortung gegenüber ihren Shareholdern oder ob nicht vielmehr ein soziales Engagement des Unternehmens auch von Vorteil sein und damit zur Steigerung des Shareholder-Value beitragen kann.

Im ersten Schritt wird daher zunächst bestimmt, was CSR ist und welche Teilbereiche es umfasst. Verwandte Begriffe werden abgegrenzt und deren Unterschiede und Gemeinsamkeiten mit Corporate Social Responsibility aufgezeigt. Im zweiten Schritt wird an Hand von Praxisbeispielen aufzeigt, in welchen Feldern sich Unternehmen mit ihren CSR-Maßnahmen betätigen können und welcher Instrumente sie sich dabei bedienen, um Möglichkeiten und Grenzen der CSR zu kennen und daraus im dritten Schritt mögliche Wettbewerbsvor- oder auch -nachteile für Unternehmen abzuleiten, die CSR betreiben. Zuletzt werden die Erkenntnisse bewertet und eine abschließende Beurteilung von CSR-Maßnahmen für das Unternehmen vorgenommen und an Hand der vorherigen Erkenntnisse die eingangs gestellte Frage beantwortet.

2 Corporate Social Responsibility

2.1 Definition

Eine genaue Definition des Begriffes „Corporate Social Responsibility“ zu treffen fällt schwer. In der Literatur sind zwar viele Definitionsversuche zu finden, eine endgültige, allgemeingültige Definition gibt es jedoch noch nicht. Auch die allzu wortgenaue Übersetzung ist nicht hilfreich. Auf Grund des Wortes social wird häufig nur von der sozialen Unternehmensverantwortung gesprochen. Die korrektere Übersetzung „unternehmerische Gesellschaftsverantwortung“ ist dagegen zutreffender und gibt zumindest schon einmal einen ersten Einblick, was mit diesem Begriff gemeint ist.

Zunächst muss angemerkt werden, dass Verantwortung zwei zeitliche Sichtweisen betrifft. Die retrospektive Sicht bedeutet die Haftung für bereits geschehene Auswirkungen und Entwicklungen zu übernehmen, also ein „Verantwortlich-Sein“. Dagegen beschreibt die prospektive Sicht das Vorausschauen, das „Sich-Verantwortlich-Fühlen“, also das Berücksichtigen von möglichen Auswirkungen des noch nicht ausgeführten eigenen Handelns.[4]

Während Milton Friedman, Wirtschafts-Nobelpreisträger 1976, noch mit der Aussage zitiert wird „The Social Responsibility of Business is to increase its Profits“[5], wird heutzutage die Verantwortung der Unternehmen viel weiter aufgefasst, auch beeinflusst durch eine sich ändernde Erwartungshaltung der Bevölkerung und immer stärker zur Kenntnis genommene Umweltprobleme, was wiederum Einflussfaktoren auf die unternehmerischen Entscheidungen sind. Verstärkt wird dieser Trend auch durch die modernen Informationstechnologien, die viele Auswirkungen erst präsent und transparent machen.

Verantwortung lässt sich nach Galonska/Imbusch/Rucht an Hand unterschiedlicher Verpflichtungsgrade klassifizieren. Einerseits eine Klassifizierung an Hand der Art der übernommenen Verantwortung den Formen einer „moralisch zwingenden Verantwortung“, die auf Grund gesetzlicher Regelungen erfolgt (z.B. im Rahmen des Arbeitsschutzes), einer „sozial erwünschten“ Verantwortung, die nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, aber von der Mehrheit erwartet/gefordert ist (z.B. freiwillige zusätzliche Sozialleistungen), sowie einer „erwartungsüberschreitenden Verantwortung“ (z.B. Gründung einer karitativen Stiftung), die für besonderes Aufsehen und Respekt sorgt. Darüber hinaus teilen Imbusch/Rucht Verantwortung hinsichtlich des Adressaten auf, an den die Maßnahmen gerichtet sind. Neben der „persönlichen“ (gegenüber Familie) und „unmittelbarer ökonomischer“ Verantwortung, die sich beide für die Autoren aus der gewählten Lebenssituation, bzw. aus wirtschaftlichen Notwendigkeiten ergeben, sprechen die sie von einer „gesellschaftlichen“ Verantwortung erst dann, wenn die Akteure „über ihre genuin ökonomischen Verpflichtungen hinausgehend“ Leistungen zur Förderung und Verbesserung der Gesellschaft sowie ihrer Teilbereiche erbringen.[6]

Von der Europäischen Kommission wird CSR beschrieben als ein Konzept, auf dessen Grundlage Unternehmen freiwillig über die gesetzlichen Vorschriften hinaus soziale und Umweltbelange in ihrer Unternehmenstätigkeit und in der Wechselwirkung mit ihren Stakeholdern berücksichtigen. Die Europäische Kommission will dieses Konzept mit ihrem „Grünbuch: Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen“ begleiten und fördern. Erreicht werden sollen Ziele, die bereits auf dem Gipfel des Europäischen Rates 2001 in Göteborg festgelegt wurden: Wirtschaftswachstum, sozialer Zusammenhalt und Umweltschutz[7]. Erweitert man die oben genannten noch um ökonomische Belange, so gelangt man zu dem ebenfalls im Grünbuch erläuterten Drei-Säulen-Modell (Triple Bottom Line): Ein „Konzept, das davon ausgeht, dass die Gesamtperformance eines Unternehmens daran gemessen werden sollte, in welche Maße sie beiträgt zu wirtschaftlichem Wohlstand, Umweltqualität und Sozialkapital.“[8]

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) beschreiben CSR auf ihrem eigens eingerichteten Internetportal CSR Germany[9] als ein Konzept freiwilligerer Übernahme von Verantwortung in Kombination mit konkretem, unternehmerischem Handeln mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung. BDA und BDI leisten hierzu politische Unterstützung auf allen Ebenen, sowohl national als auch international. Diese Entwicklung soll sich auf die drei Säulen Wirtschaft, Soziales und Umwelt stützen, wodurch eine Verbindung zum Drei-Säulen-Modell der Europäischen Kommission besteht. Voraussetzung für das Umsetzen von CSR in den Unternehmen sei jedoch wirtschaftlicher Erfolg, da nur bei Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen Mittel bereitstehen, um Investitionen zur Lösung von gesellschaftlichen Problemen zu tätigen. Gleichzeitig wird jedoch mit der Aussage „Unternehmen tragen Verantwortung, in dem sie Arbeitsplätze sichern“[10] eine Verbindung zu der oben erwähnten, eigentlich veralteten, Aussage von Milton Friedman hergestellt und die unternehmerische Gesamtverantwortung teilweise wieder eingeschränkt. Großen Wert legt CSR Germany auch auf die Rolle der Politik. Laut Aussage von BDI und BDA darf die Politik im Rahmen der CSR nur einen ordnungspolitischen Rahmen schaffen, um die Kreativität und Innovation der Unternehmen nicht einzuschränken, sondern stattdessen Raum für Eigeninitiative und Eigenverantwortung zu lassen[11]. Eine politische Standardisierung oder Vorschrift für CSR-Maßnahmen müsse daher auf niedrigem Niveau erfolgen, um etwaige Einschränkungen zu vermeiden. Gleichzeitig dürften aber keine staatlichen Aufgaben unter Hinweis auf die Unternehmensverantwortung auf die Wirtschaft abgeschoben werden.

Das Ziel, einen Rahmen zu bilden ohne Vorschriften festzulegen, wird auch mit der ISO26000 verfolgt. Diese Norm, die sich derzeit noch in der Entwicklung befindet und Mitte 2010 veröffentlich werden soll, befasst sich ebenfalls mit dem Thema Corporate Social Responsibility. Mit Hilfe der ISO26000 soll die bislang fehlende Definition geliefert werden, was CSR ausmacht und wie es eingesetzt werden kann. In der Norm sollen bereits bestehende Normen und Standards (z.B. UN-Deklaration der Menschenrechte oder die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO) zusammengefasst und ergänzt und ihre Schwächen ausgeglichen werden. Ein wichtiger Punkt ist jedoch, dass die ISO26000 nur Empfehlungen und Anregungen liefern soll, sie wird keine Maßnahmen oder Punkte beinhalten, die vorgeschrieben werden, bzw. die sich Unternehmen zertifizieren lassen können, um ein funktionierendes CSR-Management nachzuweisen. Darüber hinaus nimmt die Norm auch Abstand von einer Fixierung auf das CSR, also einer Verantwortung nur der Unternehmen, sondern handelt von einer allgemeinen Social Responsibility (SR), mit der auch andere Organisationen wie z.B. öffentliche Einrichtungen oder Nicht-Regierungs-Organisationen angesprochen werden sollen.[12]

Im Rahmen dieser Seminararbeit sollen jedoch die Wettbewerbsvorteile der Verantwortungsübernahme betrachtet werden und somit konzentriert sich diese Arbeit vorrangig auf die Unternehmensverantwortung, also die Corporate Social Responsibility.

Zusammengefasst kann man folgende Punkte als Merkmale einer CSR festmachen: Ihr Einsatz ist vollkommen freiwillig und unabhängig von staatlichen Vorschriften; durch über das üblicherweise notwendige Ausmaß von unternehmerischen Tätigkeiten hinausgehende Maßnahmen in den drei Bereichen Soziales, Wirtschaft und Umwelt soll dazu beitragen werden, die gesamtgesellschaftliche Situation zu verbessern. Ein möglicherweise gleichzeitig eintretender ökonomischer Effekt für die Unternehmen wird nicht als negativer Aspekt angesehen, sondern vielmehr positiv betrachtet, da dadurch die Akzeptanz und Bereitschaft zur CSR weiter steigt.

2.2 Verwandte Begriffe

Der mit CSR am nächsten verwandte Begriff ist sicherlich die Social Responsibility (SR). Wie bereits im Rahmen der Definition angedeutet, ist SR allgemeiner gefasst als CSR. Während bei CSR nur Wert auf die Verantwortung von Unternehmen gelegt wird, befasst sich SR mit allen Organisationsformen, von denen verantwortungsbewusstes Handeln erwartet wird. Dazu zählen wie bereits erwähnt z.B. sowohl private als auch öffentliche Einrichtungen, oder NGO. Ziel der SR ist es, alle Organisationen zur Übernahme von Verantwortung für die Gesellschaft anzuhalten und ihnen dabei Hilfestellung zu leisten.

Corporate Citizenship bezieht sich dagegen wieder allein auf die Rolle der Unternehmen in der Gesellschaft. Ähnlich wie bei CSR lässt sich auch Corporate Citizenship nicht eindeutig definieren. Außerdem ist auch eine klare Abgrenzung zu CSR nicht gegeben. Dies wird auch dadurch deutlich, dass beide Begriffe häufig synonym verwendet werden. Ein Deutungsversuch erklärt diese Deckungsgleichheit damit, dass Corporate Citizenship dem anglo-amerikanischen Sprachgebrauch entstammt, während im europäischen Kulturkreis eher von CSR gesprochen wird. Gleichzeitig wird häufig angemerkt, dass CC ein der Praxis entstammender Begriff ist, der auf Grund der höheren Akzeptanz in der Praxis auch immer stärker von der Wissenschaft verwendet wird und dort CSR nach und nach ersetzt. Beide Sichtweisen setzen CSR und CC letztendlich gleich, ohne hierzwischen einen Unterschied zu erklären. Vom Grundverständnis her wird beim Konzept Corporate Citizenships dem Unternehmen ein erweitertes Rollenverständnis zugesprochen, als Bürger und somit als direktes Element der Gesellschaft. Die Deutung über diese Rolle fällt jedoch auch unterschiedlich aus. Während bei Schneider[13] Corporate Citizenship noch um eine politische Bedeutung erweitert wird und somit höherrangig als Corporate Social Responsibility einzustufen ist, beschreibt Welzel CC vielmehr als einen Teilaspekt von CSR. Für Schneider haben Unternehmen eine erhöhte Verantwortung für die Gesellschaft, da nur sie mit ihrer wirtschaftlichen Kraft in der Lage wären, gesellschaftliche Entwicklungen und Änderungen anzustoßen. Im Gegensatz zur Politik, die oftmals auf nationale Ansätze beschränkt bleibt, werden die Wirtschaft bzw. die einzelnen Unternehmen als Weltbürger betrachtet, die eine soziale Weltordnung positiv beeinflussen können[14]. Nach Ansicht von Welzel dagegen betrifft Corporate Citizenship nur die Zugehörigkeit zur Gesellschaft, während CSR als Instrument zur gesellschaftlichen Entwicklung verstanden wird[15].

Ein weiterer Begriff, der in diesem Zusammenhang eine große Rolle spielt, ist die Nachhaltigkeit. Auch hierbei ist häufig eine synonyme Verwendung mit den Begriffen CSR und CC zu beobachten, ebenso wie auch das Verhältnis zu CSR nicht eindeutig zu definieren ist. Während CSR aus dem Teilaspekt der sozialen Verantwortung hervorgegangen ist, aber mittlerweile als allumfassendes Konzept der unternehmerischen Verantwortung betrachtet wird, gilt für die Nachhaltigkeit häufig immer noch nur die ökologische Sichtweise. Dies beruht oftmals auf der angenommenen Zielsetzung der Nachhaltigkeit zur dauerhaften Sicherung der natürlichen Ressourcen. In der modernen Sichtweise wird Nachhaltigkeit aber weiter gefasst. So stellt Nachhaltigkeitsmanagement nach Weber das „effiziente Umwelt- und Sozialmanagement eines Unternehmens“ dar, „um die negativen Auswirkungen der Unternehmenstätigkeit auf Umwelt und Gesellschaft zu reduzieren“[16]. Unter dieser Annahme hätte Nachhaltigkeit nur eine retrospektive Sichtweise und könnte somit als Teilaspekt von CSR betrachtet werden. Rogall geht in seiner Definition von Nachhaltigkeit weiter und setzt sie in etwa gleich mit CSR, in dem er für die Nachhaltigkeit auch die Ziele von Streben nach und Entwickeln von höheren Standards sowohl in ökologischer als auch in ökonomischer und sozial-kultureller Hinsicht definiert (ähnlich den Zielen der Drei-Säulen-Theorie bei CSR). Rogall nimmt jedoch insoweit eine Abgrenzung vor, als eine nachhaltige Entwicklung innerhalb von „ökologischen Leitplanken“[17] erfolgen müsse, da die natürlichen Lebensgrundlagen eine Limitierung bei der Umsetzung der anderen Ziele darstelle[18].

3 Praktische Umsetzung

3.1 Handlungsfelder

Sozial verantwortungsvolles Handeln von Unternehmen lässt sich in zwei Dimensionen verstehen: Die interne Dimension umfasst die Bereiche Humanressourcenmanagement, Arbeitsschutz, verantwortungsvolle Umstrukturierung und Umweltverträglichkeit, die externe Dimension bezieht sich dabei auf lokale Gemeinschaften, Geschäftspartner, Zulieferer und Verbraucher, Menschenrechte und globalen Umweltschutz.[19] Beide Dimensionen sind nicht strikt getrennt zu betrachten, sondern zeigen Überscheidungen. CSR-Aktivitäten von Unternehmen können sich jeweils auf mehrere Handlungsfelder erstrecken und so auf der internen wie auf der externen Ebene wirken.

Das Humanressourcenmanagement oder auch Beschäftigungsmanagement bezieht sich auf die Mitarbeiter des Unternehmens: Um qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen und zu halten, müssen Anreize geschaffen werden und verträgliche wie vertretbare Lösungen für den Fall eines Stellenabbaus gefunden werden. Anreize können beispielsweise Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit, zur Gleichbehandlung in jeder Hinsicht, Arbeitsplatzsicherheit, Informationspolitik sowie Aus- und Fortbildungsangebote sein[20]. Insbesondere vor dem Hintergrund starrer Arbeitsgesetze und hoher sozialer Sicherung sowie dem verstärkten Wettbewerb durch die Globalisierung bleibt ein Interessenausgleich durch Maßnahmen, die über rechtliche Regeln hinausgehen, unumgänglich.[21] Darüber hinaus gilt es, demographischen Entwicklungen entgegenzuwirken und Vorbehalte gegenüber älteren Mitarbeitern zu reduzieren sowie deren Einbindung in das Unternehmen aufrechtzuerhalten und zu uneterstützen.[22]

Im Zuge der Globalisierung nimmt die Auslagerung von Produktionsanteilen in Niedriglohn-länder zu. Dementsprechend sind Unternehmen vermehrt davon abhängig, dass Geschäfts-partner und Vertragsunternehmen sich an Regelungen des Arbeitsschutzes halten.[23] Unternehmen wie der Schuhproduzent Deichmann und der Sportartikelhersteller Puma achten daher vermehrt auf die Einhaltung sozialer und Arbeitsschutzstandards in den Herstellungsbetrieben. Deichmann hat dazu einen Code of Conduct entwickelt und seine Lieferanten zu dessen Einhaltung verpflichtet. Dabei stehen sowohl die Einhaltung von Arbeitsschutzregelungen im Umgang mit giftigen Chemikalien als auch Kinderarbeit im Vordergrund. Die Umsetzung solcher Maßnahmen muss vor Ort mit der notwendigen Sensibilität geschehen, um örtliche Regierungen und Strukturen einbinden zu können[24].

Sozial verantwortungsvolle Umstrukturierung hat vor allem in Krisenzeiten besondere Bedeutung. Betriebsfusionen und –übernahmen gehen häufig einher mit Stellenabbau und dem Ziel, Kosten einzusparen und die Produktivität sowie die Qualität zu steigern. Dabei müssen die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden, indem die Information aller Betroffenen sowie die Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit aller Mitarbeiter in den Vordergrund gerückt wird.[25]

„Gesellschaftliches Engagement gehört als ökonomische Notwendigkeit längst zum Alltag deutscher Unternehmen. Denn das Konzept der Nachhaltigkeit ist eine wichtige Grundlage vernünftigen Wirtschaftens.“[26] Nicht zuletzt sind es Kostengründe, die Unternehmen zum sparsamen Umgang mit Ressourcen wie Energie und Rohstoffen bringen. Klimaschutz ist ein wichtiger Faktor: Neben Mitarbeitern, Geschäftspartnern und Kunden ist er vor dem Hintergrund der UN-Klimakonferenz auch ein politisches Thema, das an die Unternehmen besondere Herausforderungen stellen wird. Angefangen bei der „Schützt unsere Umwelt“-Aktion der Handelsgruppe Tengelmann, die als erste alle phosphathaltigen Waschmittel aus dem Sortiment nahmen bis hin zur Initiative „GoGreen“ der Deutschen Post DHL lassen sich zahlreiche Beispiele für Unternehmen nennen, die sich durch sparsamen Einsatz von Ressourcen und nachhaltige Strategien hervortun und dies oft in Umwelt- oder Nachhaltigkeitsberichten dokumentieren.[27]

Unternehmen stehen in vielfältigen Wechselbeziehungen mit ihrem lokalen Umfeld. Sie rekrutieren ihre Mitarbeiter zumeist aus dem lokalen Arbeitsmarkt und insbesondere KMU haben darüber hinaus ihre Kunden im direkten Umfeld. Der Ruf eines Unternehmens an seinem Standort stellt in diesem Fall eine wichtige Voraussetzung für die Geschäftstätigkeit dar. Die Möglichkeiten, sich in lokalen Gemeinschaften zu engagieren und damit positive Beziehungen zu stärken und soziales Kapital aufzubauen, sind dabei vielfältig: von Umweltschutzmaßnahmen über Kooperationen mit Kommunen, Verbänden und Vereinen, Sponsoring von Veranstaltungen und Spenden für wohltätige Zwecke bis hin zu Qualifizierungsmaßnahmen wie Schülerpraktika und Wiedereingliederungsmaßnahmen für Langzeitarbeitslose. Der so entstehende Bezug zu Akteuren und Begebenheiten vor Ort ist auch für national oder international agierende Unternehmen von Interesse, um die Niederlassungen auf den lokalen Märkten stärker zu integrieren.[28]

Firmen, die CSR betreiben, sollten sich darüber bewusst sein, dass nicht nur ihre eigenen Maßnahmen, sondern auch das Verhalten von Lieferanten, Geschäftspartnern und Kunden Auswirkungen darauf haben, wie sie wahrgenommen werden. Firmen, die Teile ihrer Produktion ausgelagert haben, sind besonders mit verantwortlich dafür, dass auch bei den Zulieferern sozial und ökologisch gehandelt wird. Häufig ist erst durch eine enge Partnerschaft zwischen Unternehmen effizientes, sozial und ökologisch verantwortliches Wirken für alle Seiten möglich und kann eine kundenorientierte Leistung mit guter Qualität, Zuverlässigkeit und Service zu fairen Preisen erstellt werden. Dies kann auch durch die Unterstützung kleiner Unternehmen durch große Firmen geschehen, in Form von Mentoring, Beratung oder finanzieller Unterstützung.[29]

[...]


[1] Friedman (1970)

[2] Friedman (1970)

[3] Gazdar & Kirchhoff (2004, S. 33)

[4] Beschorner (2006, S. 24)

[5] Friedman (1970)

[6] vgl. Imbusch & Rucht (2007, S. 24)

[7] vgl. Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung und Soziales (2001, S. 3)

[8] Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung und Soziales (2001, S. 30)

[9] Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

[10] Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

[11] vgl. Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

[12] vgl. International Organization for Standardization (2008)

[13] Schneider (2004)

[14] Schneider (2004, S. 30ff.)

[15] vgl. Welzel (2008, S. 67ff.)

[16] Weber (2008, S. 43)

[17] Rogall (2004, S. 27)

[18] vgl. Rogall (2004, S. 21ff.)

[19] vgl. Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung und Soziales (2001, S. 9ff.)

[20] vgl. Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung und Soziales (2001, S. 9f.)

[21] vgl. Oechlser (2004, S. 87)

[22] vgl. Bundesinitiative "Unternehmen: Partner der Jugend" (UPJ) e.V.

[23] vgl. Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung und Soziales (2001, S. 10)

[24] vgl. Gazdar & Kirchhoff (2004, S. 121f.)

[25] vgl. Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung und Soziales (2001, S. 11)

[26] Dr. Häser (2009, S. 23)

[27] vgl. Obernhuber (2009), Gazdar & Kirchhoff (2004, S. 155ff.), Dr. Häser (2009, S. 23)

[28] vgl. Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung und Soziales (2001, S. 13f.)

[29] vgl. Europäische Kommission, Generaldirektion Beschäftigung und Soziales (2001, S. 14f.)

Ende der Leseprobe aus 26 Seiten

Details

Titel
Corporate Social Responsibility als Wettbewerbsvorteil
Hochschule
FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Neuss früher Fachhochschule  (Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Unternehmensführung im Mittelstand
Note
2,0
Autoren
Jahr
2009
Seiten
26
Katalognummer
V165731
ISBN (eBook)
9783640814459
ISBN (Buch)
9783640814619
Dateigröße
529 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
CSR, Corporate Social Responsibility, Unternehmensführung, CR, Corporate Responsibility, CV, Corporate Volunteering
Arbeit zitieren
Ina Baaken (Autor:in)Stefan Lamberti (Autor:in), 2009, Corporate Social Responsibility als Wettbewerbsvorteil, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/165731

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