In Deutschland leben heute, bedingt durch die historischen und politischen Entwick-lungen der 1950er und 1960er Jahre, mittlerweile ca. 15,6 Mio. Personen mit Migra-tionshintergrund (vgl. Statistisches Bundesamt, 2008). Aus bildungspolitischer Sicht ist dabei insbesondere der Anteil der jüngeren Bevölkerung mit Migrationshinter-grund von Interesse, denn es zeigt sich, dass in Deutschland jedes dritte Kind unter sechs Jahren einen solchen aufweist (32,5 %) und bei der Gruppe der unter 25-Jährigen der Anteil bei 27,2 % liegt (vgl. ebd.). Lag der Anteil der ausländischen Schüler an allgemeinbildenden Schulen Mitte der 1960er Jahre noch bei lediglich 0,5% aller Schüler, so ist er inzwischen auf ca. 10% angewachsen. Damit werden sowohl die Bildungsbeteiligung als auch der Bildungserfolg der ausländischen Schüler zu gesellschaftlich relevanten Themenbereichen, denn es kristallisierte sich schon ziemlich früh heraus, dass trotz einer Vielzahl an (sogenannten) ausländerpädagogischen Maßnahmen, Nachteile für Kinder mit Migrationshintergrund im Verhältnis zu deutschen Kindern beim erfolgreichen Durchlaufen des Schulsystems bestehen.
Sind ausländische Kinder oder Kinder aus Migrantenfamilien nun Sorgenkinder, die nicht über die notwendigen Voraussetzungen oder den Willen verfügen, das deutsche System schulischer Bildung mit Erfolg zu durchlaufen oder handelt es sich bei ihnen um eine Bildungsreserve, welche zu nutzen die Institutionen des deutschen Schulsystems bislang nicht verstanden haben? Dieser Frage soll im Rahmen der vorliegenden Arbeit nachgegangen werden. Dabei werde ich zuerst auf die prekäre Datenlage eingehen, danach Befunde und Erklärungsversuche darlegen und Lösungsansätze anbieten um am Schluss der Arbeit auf mögliche Zielorientierungen einzugehen, von denen ich mir wünsche, dass sie eher früher als später in der Bildungsforschung thematisiert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Prolegomenon
- Das Problem der Datenlage
- Befunde
- Erklärungsversuche
- Die kulturell-defizitäre Erklärung
- Die humankapitaltheoretische Erklärung
- Bildungsnähe der Eltern
- Haushaltseinkommen
- Anzahl der Geschwister
- Erklärung über schulische Kontexte
- Schultyp
- Unterrichtskontext (Zusammensetzung der Schülerschaft)
- Institutionelle Diskriminierung
- Lösungsansätze
- De Profundis
- Desiderata
- Theorie der Bildungsgleichheit
- Lehrerausbildung
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit den Bildungserfolgen von Migrantenkinder in Deutschland und analysiert die Ursachen für die bestehenden Diskrepanzen im Vergleich zu deutschen Kindern. Ziel ist es, die Problematik der Datenlage zu beleuchten, Befunde zur Bildungsungleichheit aufzuzeigen und verschiedene Erklärungsansätze zu diskutieren.
- Die Problematik der Datenlage im Hinblick auf den Migrationshintergrund
- Befunde zur Bildungsungleichheit von Migrantenkinder im Vergleich zu deutschen Kindern
- Verschiedene Erklärungsansätze für die Bildungsungleichheit
- Mögliche Lösungsansätze und Desiderata für eine gerechtere Bildungslandschaft
- Die Bedeutung einer fundierten Theorie der Bildungsgleichheit
Zusammenfassung der Kapitel
- Prolegomenon: Einleitung in die Thematik der Bildungsungleichheit von Migrantenkinder in Deutschland, Vorstellung der Problematik und der zentralen Fragestellung.
- Das Problem der Datenlage: Analyse der Schwierigkeiten bei der Erhebung und Interpretation von Daten zum Migrationshintergrund und seinen Auswirkungen auf Bildungserfolge.
- Befunde: Darstellung der empirischen Befunde zur Bildungsungleichheit von Migrantenkinder, z.B. niedrigere Grundschulempfehlungen, geringere Lesekompetenz und höhere Schulabbrecherquoten.
- Erklärungsversuche: Diskussion verschiedener Erklärungsansätze für die Bildungsungleichheit, wie die kulturell-defizitäre Erklärung und die humankapitaltheoretische Erklärung.
- Lösungsansätze: Vorstellung verschiedener Lösungsansätze, die die Bildungschancen von Migrantenkinder verbessern können, z.B. De Profundis und Desiderata.
Schlüsselwörter
Bildungsungleichheit, Migrationshintergrund, Datenlage, Befunde, Erklärungsansätze, kulturell-defizitäre Erklärung, humankapitaltheoretische Erklärung, schulische Kontexte, Lösungsansätze, Bildungsgleichheit, Lehrerausbildung.
- Quote paper
- Richard Grünert (Author), 2010, Bildungsungleichheiten. Migrationshintergrund vs. Schulkarriere?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166076