Gruppenunterricht - fachlich gelobt und praktisch vergessen


Term Paper, 2010

13 Pages, Grade: 1,0


Excerpt


Inhalt

1. Einführung

2. Was ist eigentlich Gruppenunterricht und wie läuft er ab?

3. Von den Problemen, deren möglichen Lösungen und einem erklärbaren aber nicht zu rechtfertigenden Zweifel an Gruppenunterricht

4. (k)eine Schlussbetrachtung

5. Literaturverzeichnis

1. Einführung

Förderung von Eigenverantwortung, sozialer, sprachlicher und kommunikativer Kompetenzen, Selbstständigkeit, Demokratisierung, soziometrische Aushandlungsfähigkeit, Teamfähigkeit, Konstruktionsfähigkeit, Individualisierung, Mitbestimmungsfähigkeit, Solidaritätsfähigkeit, Kritikfähigkeit, Kreativität… Die Liste von Vorteilen und Chancen, welche dem Gruppenunterricht zugeschrieben werden, lässt sich beliebig fortsetzen und durch zahlreich erschienene Fachliteratur belegen (vgl. u.a. Nürnberger Projektgruppe 2007: 11f; Klafki 1993: 54; Gudjons 1993: 42).

Der Mehrwert von Gruppenarbeit ist jedoch keinesfalls Forschungsergebnis der letzten Jahrzehnte, vielmehr nutzten schon die Reformationsschulen und Landschulen des 16. und 17. Jahrhunderts, die Schulen des Philanthropismus im 18. Jahrhundert und schließlich die der Reformpädagogik des frühen 20. Jahrhunderts den Gruppenunterricht als „pädagogische-Stilform des Lehrens und Lernens“(Pallasch 1993: 111). In den Fokus der Forschung rückte der Gruppenunterricht in der BRD hingegen erst in den 50er und 60er Jahren, nach der durch Kurt Lewin angeschobenen Diskussion über die soziologische Bedeutung der Gruppe bezüglich der Erziehung[1]. Ab den 70er Jahren wurde in einem zweiten Theorieschub im Gruppenunterricht das pluralistische Gegenmoment zum lehrerzentrierten Frontalunterricht und damit eine gesellschaftliche Komponente entdeckt. (vgl. Meyer 2005: 238ff). Damit fand der Boom um diese Sozialform vorläufig seinen Höhepunkt.

Betrachtet man nun Anwendungshäufigkeit von Gruppenunterricht bezüglich der verschieden Sozialformen, ist das Ergebnis mit 7% (vgl. Gudjons 1993: 7) eher ernüchternd. Herbert Gudjons stellt dazu fest: „Je mehr Papier über dies wichtige Thema beschrieben wurde, desto weniger scheint die Praxis wirklich davon beeinflusst zu sein“ (ebd.: 36). Ein gegensätzliches Bild stellt sich ein, wenn man die Anwendungshäufigkeit von Frontalunterricht mit 76% (vgl. Meyer 2005: 61) der in der Fachliteratur bedingt zugeschriebenen Sinnhaftigkeit dieser Form gegenüberstellt. Die vorliegende Arbeit stellt sich nun der Frage nach den Gründen dieser Diskrepanz und nach den Schlüssen und Handlungsweisungen, die sich daraus für den Lehrenden ergeben müssen. Dazu werden vorerst der Begriff und der Ablauf des Gruppenunterrichts geklärt, um anschließend durch die Betrachtung einer Beispielstunde Probleme zu identifizieren und deren Lösungen zu erarbeiten. Abschließend soll auf Basis des Untersuchungsfeldes die Natur der Diskrepanz erklärt und abschließend ihre Überwindung erörtert werden.

Dabei fußt und stützt sich die vorliegende Arbeit stark auf die Thesen von Hilbert Meyer (vgl. 2005), Herbert Gudjons (vgl. 1993) und der Nürnberger Projektgruppe (vgl. 2007). Dabei erhebt die Arbeit im qualitativen und quantitativen Rahmen der Vorgaben zwar keinen Anspruch, als wissenschaftliche Neuerkenntnis zu gelten, ferner jedoch auf die Eigenständigkeit ihrer Argumentationsstruktur und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen.

2. Was ist eigentlich Gruppenunterricht und wie läuft er ab?

Bevor nun aber Gruppenunterricht nach seinen Phasen und der Praxisumsetzung untersucht wird, soll es wichtig sein, den Gegenstand begrifflich einzugrenzen. Die gängigste und am häufigsten zitierte Definition ist die von Hilbert Meyer: „Gruppenunterrichtist eine Sozialform des Unterrichts, bei der durch die zeitlich begrenzte Teilung des Klassenverbandes in mehrere Abteilungen arbeitsfähige Kleingruppen entstehen, die gemeinsam an der von der Lehrerin gestellten oder selbst erarbeiteten Themenstellung arbeiten und deren Arbeitsergebnisse in späteren Unterrichtsphasen für den Klassenverband nutzbar gemacht werden können.“ (2005: 242). Des Weiteren macht Meyer die wichtige Unterscheidung zur Gruppenarbeit, welche er als den Teil von Gruppenunterricht beschreibt, der die geleistete zielgerichtete Arbeit, soziale Interaktion und sprachliche Verständigung von Schülerinnen und Lehrerin betrifft (vgl. ebd.: 242).

Bedeutend wird diese Unterscheidung, wenn man die Phasen des Gruppenunterrichts betrachtet. Denn entgegen der begrifflich naheliegenden Annahme, dass Gruppenunterricht ausschließlich in Gruppen stattfindet, lässt sich dieser in Phasen zergliedern, die neben der Gruppenarbeit auch Elemente des Plenumsunterrichts aufweisen. Im Allgemeinen werden drei Hauptphasen genannt: „Arbeitsauftrag, Gruppenarbeit und Auswertung“ (Nürnberger Projektgruppe 2007: 15). Äquivalent nennt Meyer diese Phasen ganz pragmatisch „Einleitung, Hauptteil und Schluss“ (2005: 243). Bei dieser Unterteilung wird schon begrifflich deutlich, dass auf der Gruppenarbeit, dem Hauptteil, der Schwerpunkt liegt. Das Gelingen dieses Hauptteiles ist jedoch, wie bei jedem guten Buch, stark von Einleitung und Schluss, also von Arbeitsauftrag und Auswertung, abhängig. Meyer differenziert die Einleitung weiterhin in Vorstellung des Themas, Arbeitsauftrag und Gruppenbildung (vgl.Meyer 2005: 244). Ähnliche Unterteilungen lassen sich auch bei anderen Autoren finden (vgl. u.a. Nürnberger Projektgruppe 2007: 15; Gudjons 1993: 27ff). Diese Phasen laufen meist frontal ab und ihre Qualität entscheidet wesentlich darüber, ob der Gruppenunterricht gelingen kann.

[...]


[1] Lewin stellt u.a. den Zusammenhang von Gruppendynamik, Erziehung und deren Bedingungen dar (vgl. Lewin 1953)

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Details

Title
Gruppenunterricht - fachlich gelobt und praktisch vergessen
College
Dresden Technical University  (Erziehungswissenschaften)
Course
Unterricht und allgemeine Didaktik
Grade
1,0
Author
Year
2010
Pages
13
Catalog Number
V166105
ISBN (eBook)
9783640823505
ISBN (Book)
9783640823406
File size
525 KB
Language
German
Keywords
gruppenunterricht
Quote paper
David Jugel (Author), 2010, Gruppenunterricht - fachlich gelobt und praktisch vergessen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166105

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