[...] Nach dem allgemeinen Teil, sollen nun die Ergebnisse der Gruppenarbeit am Beispiel von LRS reflektiert werden. Es soll dabei um die Frage gehen, welche speziellen Formen es von Diagnostik und Förderung bei lese-rechtschreibschwachen Kindern gibt und ob diese sich von den allgemeinen Diagnose- und Fördermöglichkeiten unterscheiden.
„Mit dem Begriff Lese-Rechtschreib-Störung wird eine Störung bezeichnet, die durch ausgeprägte Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens und/oder des Rechtschreibens gekennzeichnet ist.“ Nach dem Modell von Lauth/Brunstein/Grünke ist LRS in den Bereich der partiellen und persistierenden Lernstörungen einzuordnen. Nach dem Internationalen Klassifikationsschema (ICD-10) der WHO schließen bestimmte Kriterien die Diagnose LRS aus. Es dürfen weder eine neurologische Störung, eine geistige Behinderung, eine periphere Hör- oder Sehbeeinträchtigung oder aber eine unzureichende Unterrichtung vorliegen.
In der Forschung besteht grundsätzlich Uneinigkeit darüber, wie die einzelnen Begriffe „Legasthenie“, „Lese-Rechtschreibstörung“ und „Lese-Rechtschreibschwäche“ genau zu definieren sind. Im Rahmen der Hausarbeit werde ich mich auf die laut Eichler im Allgemeinen akzeptierte Theorie von LRS als Lernstörung beziehen. Demnach wirken sich verschiedene Faktoren negativ auf das Lese- und Rechtschreibverhalten eines Schülers aus und beeinträchtigen dessen Entwicklung - meist auch über die eigentliche bereichsspezifische Störung hinaus. Eine Lese- und/oder Rechtschreibstörung kann drastische Auswirkungen auf die Psyche eines Kindes haben. Beispielsweise kann es zur Ausbildung einer generellen Lese- und Schreibangst kommen.
Die Ursachen von LRS sind vielseitig. Klicpera/Schabmann/Gasteiger-Klicpera zählen erstens biologische bzw. genetische Faktoren, zweitens mangelnde kognitive Lernvoraussetzungen (z.B. visuelle oder auditive Wahrnehmungsschwächen, geringe Benennungsgeschwindigkeit, Beeinträchtigungen des Gedächtnisses) und drittens soziale Gegebenheiten (z.B. sozialökonomische/familiäre Verhältnisse, Freizeitverhalten) als mögliche Gründe für ein gestörtes Lese- und Rechtschreibverhalten auf. [...]
Inhaltsverzeichnis
Teil 1: Dokumentation und Reflexion der Sitzungsgestaltung
1. Einleitung
2. Dokumentation der Sitzungsgestaltung
2.1. Vorbereitung
2.2. Durchführung der Präsentation
3. Reflexion des Ablaufs und der Rückmeldungen
4. Fazit: Selbstreflexion
Teil 2: Ausarbeitung der Ergebnisse am Beispiel LRS
5. Einleitung II
6. Formen der Diagnostik bei LRS
6.1. Beobachtung im Unterricht und ergänzendes Elterngespräch
6.2. Standardisierte Testverfahren
7. Möglichkeiten der individuellen Förderung bei LRS
7.1. Prävention und Frühförderung
7.2. Förderung im Regelunterricht
7.3. Die Rolle der Eltern
7.4. Förderung im Rahmen spezieller Förderkurse
8. Abschließendes Fazit
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung I
Unsere Gruppe beschäftigte sich im Rahmen des Seminars „Formen des Lehrens und Lernens in heterogenen Lerngruppen“ mit dem Diagnostizieren und dem individuellen Fördern im Unterricht.
Unter Diagnostik im Unterricht versteht man eine Bewertung, die mithilfe genauer und wissenschaftlicher Fragestellungen zu einer Datenerhebung führt, mit der man zum Beispiel den Leistungsstand einzelner Schüler erfassen oder Abweichungen von bestimmten Normen erkennen kann. Aufgrund dieser Bewertung kann die Lehrkraft zu einem fundierten Urteil über einzelne Schüler einer Klasse kommen. Die Ergebnisse können wiederum dazu verwendet werden, den Unterricht zu planen oder gegebenenfalls individuelle Fördermaßnahmen zu ergreifen. Im Allgemeinen wird für Letzteres ein individueller Förderplan verfasst, der dem Schüler helfen soll, Defizite und Schwächen zu überwinden.
Im Folgenden wird die Zusammenarbeit der Gruppe während der Vorbereitung und der durchzuführenden Seminarsitzung dokumentiert. Außerdem enthält der folgende Text eine Reflexion der gestalteten Stunde.
2. Dokumentation der Sitzungsgestaltung
2.1. Vorbereitung
Es galt eine Unterrichtsstunde vorzubereiten, in der das Gruppenthema den Teilnehmern des Seminars nicht nur durch einen Vortrag, sondern auch durch die Anwendung der vorzustellenden Methode näher gebracht werden sollte.
Bevor die Gruppenarbeit begann, setzte sich jeder Einzelne zunächst selbstständig mit der vorgegebenen Literatur zu dem Thema auseinander. So war gewährleistet, dass die Gruppe zusammen optimal mit dem Material arbeiten konnte. In der nächsten Phase verschaffte sich die Gruppe zunächst gemeinsam einen Überblick über den zu vermittelnden Inhalt. Zunächst wurden inhaltliche Fragen und Verständnisprobleme, die beim Erarbeiten des Textes aufgekommen waren, geklärt. Da aus dem umfangreichen Textmaterial ein nur kurzer, aber trotzdem informativer Vortrag verfasst werden sollte, folgte auf die Textarbeit eine ausführliche Diskussion über die Auswahl der wichtigsten Themen und Aspekte. Daraufhin wurden die verschiedenen Themengebiete unter den Gruppenmitgliedern verteilt.
Die Gruppe einigte sich als Einstieg auf einen Test, der für alle Seminarteilnehmer verbindlich sein sollte. Ziel des Tests sollte sein, das Vorwissen der Teilnehmer über die Diagnostik und das individuelle Fördern zu ermitteln. Anhand der Testergebnisse sollten die Teilnehmer im späteren Verlauf der Seminarsitzung in verschiedene Gruppen eingeteilt werden und in dieser Zusammenstellung Fragen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad über einen, von der Gruppe ausgewählten, Text bearbeiten. Den Studierenden sollte so eine Methode nähergebracht werden, die man auch in einer Schulklasse anwenden könnte, um Schüler, je nach ihrem Vorwissen beziehungsweise ihren Stärken in einem Fachbereich, aufzuteilen und sie so individuell fördern zu können.
Ziel der Seminarsitzung sollte es sein, jeden Teilnehmer auf einen ungefähr ausgeglichenen Wissenstand über das Vortragsthema zu bringen. Dies sollte zum einen mit Hilfe von Kurzvorträgen und zum anderen mit differenzierten Aufgabenstellungen, die dem Vorwissen der Teilnehmer entsprechen, realisiert werden.
Nachdem die verschiedenen Phasen der Seminarsitzung geplant waren, stellte die Gruppe zunächst eine Zeiteinteilung auf. Während der weiteren Gruppenarbeit wurden die Fragen für den Diagnostiktest formuliert. Die Entscheidung fiel auf die Form des Multiple Choice Tests, weil sich dieser schnell korrigieren und auswerten lässt. Da sich der Wissensstand der Seminarteilnehmer im Vorfeld nur schwer einschätzen ließ, wurde beschlossen, keine vorherige Punkteeinteilung aufzustellen und die Teilnehmer je nach Bedarf einzuteilen. Im Anschluss wurde gemeinsam ein geeigneter Text für die Gruppenarbeitsphase in der Seminarsitzung ausgewählt und zudem Fragen zur Bearbeitung formuliert. Die einzelnen Kurzvorträge und die benötigten Materialien wurden daraufhin in Einzelarbeit vorbereitet. Dabei war darauf zu achten, dass die Vorträge nicht mehr als die vorher vereinbarte Zeit beanspruchen würden.
Zum Ende der Vorbereitung der Seminarstunde stellte die Gruppe ein Handout mit den wichtigsten Informationen für die Seminarteilnehmer zusammen. Damit war die Vorbereitung der Seminarsitzung abgeschlossen.
2.2. Durchführung der Präsentation
Zur Durchführung der vorbereiteten Seminarsitzung waren 65 Minuten Zeit vorgesehen. Die restlichen 15 Minuten sollten für eine Rückmeldung des Kurses und eine Reflexion offen gehalten werden.
Der vorbereitete Multiple Choice Test wurde zu Anfang ausgeteilt. Die Referenten erläuterten den Test in Hinblick auf die Bearbeitung. Danach wurde dieser von den Teilnehmern ohne Zeiteinschränkung bearbeitet. Der Test beinhaltete Fragen bezüglich der Diagnostik und dem individuellen Fördern, so dass das Vorwissen in beiden Themengebieten gefragt war. Für jede Frage konnte eine bestimmte Punktzahl erreicht werden.
Während der Test von einem Teil der Präsentationsgruppe ausgewertet wurde, hielten zwei der Referenten einen ungefähr zehnminütigen Vortrag über das Themengebiet der Diagnostik. Dieser sollte den Zweck der vorher durchgeführten Erhebung erläutern und der Seminargruppe einen Überblick über die Möglichkeiten und Mittel der Diagnostik verschaffen.
Im Anschluss wurden die Studenten anhand ihrer erreichten Punktzahl in Gruppen aufgeteilt. Dazu wurden die Testbögen, auf die vorher eine Gruppennummer notiert wurde, wieder ausgeteilt. Den einzelnen Gruppen wurde ein Platz im Seminarraum zugeteilt, an dem sie sich zusammenfanden. Jede Gruppe bekam Arbeitsmaterial ausgehändigt, das aus einem Text und verschiedenen Fragestellungen bestand. Die Referenten erklärten den Studenten, wie die Gruppeneinteilung vorgenommen wurde und wiesen darauf hin, dass man im Unterricht Testergebnisse nicht vor der Klasse öffentlich machen würde.
Die beiden Gruppen, deren Mitglieder im Test die geringsten Punktzahlen erzielt hatten, sollten die wichtigsten Aspekte des gegebenen Textes zusammenfassen. Die Gruppen mit den nächst höheren Ergebnissen, hatten die Aufgabe, die Kennzeichen eines „erfolgreichen Lerners“ zu definieren und ein auf ihn positiv einwirkendes Lehrerverhalten zu erarbeiten. Die Gruppen, die aus den Studenten mit den höchsten Punktzahlen zusammengestellt wurden, und damit nach Aussage des Multiple Choice Tests über das größte Vorwissen verfügten, sollten sich mit der Erstellung eines individuellen Förderplans anhand von Fallbeispielen beschäftigen. Alle Gruppen wurden gebeten ihre Ergebnisse auf Folien festzuhalten, um im Anschluss an die Arbeitsphase eine kurze Präsentation der Ergebnisse abhalten zu können.
Nach den Präsentationen hielten drei Referenten verschiedene Vorträge über individuelle Förderung. Die Darstellung baute auf die vorherige Gruppenarbeit auf und hatte das Ziel, das Themengebiet weiterführend zu erläutern. Damit war der gemeinsame geplante und vorbereitete Teil der Seminarsitzung abgeschlossen. Es folgte eine gemeinsame Reflexion mit der Arbeitsgruppe.
3. Reflexion des Ablaufs und der Rückmeldungen
Im Folgenden soll die gestaltete Stunde reflektiert werden. Dazu wird zum einen der geplante Ablauf dem tatsächlichen gegenübergestellt und zum anderen auf die Rückmeldungen der Teilnehmer eingegangen.
Im Allgemeinen ist die Gestaltung der Seminarsitzung positiv verlaufen. Es gab keine erwähnenswerten Schwierigkeiten hinsichtlich der inhaltlichen Zielsetzung bzw. in der tatsächlichen Umsetzung der ursprünglichen Planung. Die Gruppe konnte den Seminarteilnehmern alle wichtigen Inhalte vermitteln. Außerdem haben die Gruppenarbeiten selbst gute und richtige Ergebnisse eingebracht. Die Teilnehmer konnten also mit den gegebenen Informationen angemessen arbeiten und diese innerhalb der Präsentationen gut verwerten.
Dennoch verlief die Stunde im Hinblick auf die Zeiteinteilung nicht ganz wie geplant. Ein Problem bestand darin, dass die Zeit für die Auswertung der Tests zu knapp bemessen wurde. Die zusätzlich benötigte Zeit zum Korrigieren konnte jedoch problemlos durch ein Gespräch mit den Seminarteilnehmern überbrückt werden. Die Gruppenzusammenstellung funktionierte dagegen problemlos, wobei es unerwartet viele sehr gute Ergebnisse bzw. „Experten“ gab. Ein weiteres Problem ergab sich im letzten Teil der Sitzung. Die verschiedenen Vorträge zum Thema Fördern mussten aus Zeitmangel teilweise drastisch gekürzt werden. Aus diesem Grund konnten die wichtigsten Inhalte zwar referiert, aber nicht im Detail dargestellt werden. Raum für inhaltliche Fragen gab es kaum.
Von den Teilnehmern gab es überwiegend positive Rückmeldungen zur Sitzungsgestaltung. Der generelle Ablauf wurde als durchaus gelungen eingeschätzt, da die Teilnehmer einen angemessenen Ausgleich zwischen Theorie und Praxis erkennen konnten. Auch die Frage nach dem Nutzen und Ertrag der Stunde wurde von der Mehrheit positiv beurteilt. Darüber hinaus hielten die Teilnehmer die Aufgaben in den Gruppenarbeiten für angemessen, sowohl hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades und des Anforderungsniveaus, als auch hinsichtlich der vorgegebenen Zeit.
Als problematisch erwies sich allerdings das Ergebnis des diagnostischen Tests, mit dem das Vorwissen der Teilnehmer ermittelt werden sollte. Wie sich im Feedback herausgestellt hat, war diese Methode weniger geeignet um das tatsächliche Wissen der einzelnen Studierenden herauszufinden, da die Mehrheit der Beteiligten eine große Anzahl von Antworten nach dem Zufallsprinzip ausgewählt hat. Diese Möglichkeit besteht bei Multiple Choice Tests immer und beeinträchtigt die Erhebung nicht unwesentlich. Aus diesem Grund ist letztendlich ein eher willkürliches Ergebnis entstanden, was nicht immer dem tatsächlichen Wissenstand der einzelnen Teilnehmer entsprach. Folglich bestanden die verschiedenen Gruppen auch nicht aus homogenen Mitgliedern, sondern waren, trotz des diagnostischen Tests, eher zufällig zusammengestellt.
Im Unterschied zur Schulpraxis, wurden die Testergebnisse den Studierenden offen mitgeteilt. Es war demnach transparent, wer sich in einer guten und wer sich in einer schlechten Gruppe befand. Ein solches Vorgehen, d.h. ein offensichtliches Einteilen der Teilnehmer in bestimmte Leistungsgruppen, könnte in einer Schulklasse dagegen zu schwerwiegenden Problemen führen.
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- Arbeit zitieren
- Linda Lau (Autor:in), 2010, Diagnostik und individuelles Fördern am Beispiel von LRS, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166132
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