Samuel Beckett inszeniert "Glückliche Tage"


Referat (Ausarbeitung), 2004

10 Seiten, Note: 2


Leseprobe

INHALTSVERZEICHNIS

1. Samuel Beckett als Regisseur
a) Was bewegte Beckett dazu, seine eigenen Stücke zu inszenieren?
b) Wie war Beckett als Regisseur?

2. Die Berliner „Glückliche Tage“- Inszenierung (1971)
a) Wie kam es zur „Glückliche Tage“ - Inszenierung?
b) Allgemeine Infos zur Inszenierung
c) Becketts Vorbereitungen
d) Becketts Regiearbeit am Schiller-Theater

3. Die Londoner „Glückliche Tage“- Inszenierung (1979): Besonderheiten, Parallelen und Unterschiede

4. Resümee

5. Bibliographie

1. Samuel Beckett als Regisseur

Beckett sagte einmal in einem Gespräch:

„Theater ist für mich zunächst Erholung von der Arbeit am Roman. Man hat es mit einem bestimmten Raum zu tun und mit Menschen in diesem Raum. Das ist erholsam. [da kam die Frage:] Das Inszenieren auch?

Beckett lacht: ‚Nein nicht so sehr, es ist anstrengend.’“1

Nichtsdestotrotz hat er sich diese Anstrengung immer wieder angetan. Seine erste wirkliche Annäherung an die Inszenierungsarbeit war 1953 bei den Proben zu Warten auf Godot. In den Folgejahren schaute sich Beckett vieles bei anderen Regisseuren, die seine Stücke inszenierten, ab. In den späten 50er Jahren begann dann Beckett, selbst Ratschläge zur Umsetzung seiner Stücke auf der Bühne zu geben, so dass seine eigenen Aufführungskonzepte oft die von anderen Regisseuren geleiteten Produktionen dominierten. Mit dem eigenständigen Regieführen seiner Stücke begann er 1965 und seitdem führte er bei vielen seiner Stücke selbst Regie, unter anderem bei Endspiel, Das letzte Band, Glückliche Tage, Warten auf Godot usw.

a) Was bewegte Beckett dazu, seine eigenen Stücke zu inszenieren?

Zum einen inszenierte er seine Stücke einfach deshalb, weil er von den Theatern darum gebeten wurde. Zum anderen stellte Beckett auch fest, dass viele Inszenierungen seiner Stücke durch andere Regisseure seinen Vorstellungen sehr fern waren und seine Erwartungen bei weitem nicht erfüllten. Das soll jetzt nicht heißen, dass Beckett der Meinung war, dass es nur einen Weg gibt, um seine Stücke zu inszenieren. Er behauptete auch keinesfalls, dass nur seine Interpretation die Richtige war. Im Gegenteil, man kann die Stücke ganz anders inszenieren, nur sollte man keine offensichtlichen Fehler machen und die Regisseure sollten sich beim Inszenieren seiner Stücke einfach nicht zu viel Freiheit nehmen. Für Beckett besteht ein großer Unterschied zwischen einer Interpretation seiner Stücke und deren Zerstörung.

Ein weiterer Grund dafür, dass Beckett bei seinen eigenen Stücken Regie führte, war, dass er das, was er niedergeschrieben hat, gewissermaßen ändern bzw. verbessern konnte und außerdem alles, was nicht mit Worten auszudrücken war, auf der Bühne ausprobieren konnte, z.B. die Sprechweise oder das Tempo.

b) Wie war Beckett als Regisseur?

Im Allgemeinen ist zu sagen, dass Beckett ein sehr dominanter Regisseur war. Er war beim Inszenieren genauso akribisch und aufmerksam wie beim Schreiben seiner Stücke und er erhob auch den gleichen hohen künstlerischen Anspruch. Ihm war kein praktisches Detail zu gering für seine Aufmerksamkeit. Allerdings diskutierte er nicht stundenlang über irgendwelche Bedeutungen, sondern er bot den Schauspielern konkrete Anknüpfungspunkte, was ja eigentlich sehr positiv ist.

Dennoch gab es bei seiner Arbeit als Regisseur öfters Probleme mit Schauspielern bezüglich der Dinge, die sich Beckett vorstellte und die er vom Schauspieler erwartete. Er machte sich durch seine nahezu penible Exaktheit nicht gerade beliebt, zumindest nicht alle kamen gut mit ihm aus. Beckett stellte also im Allgemeinen hohe Anforderungen an seine Schauspieler, doch er verlangte eigentlich nichts Unmögliches.

Von einigen Schauspielern wird Beckett sogar als Maschine beschrieben, eine Maschine, die den Rhythmus mitklopfte und alle Fehler sofort bemerkte, auch die noch so kleinen. Er legte ja besonders viel Wert auf Tempo und Rhythmus und arbeitete deshalb sogar mal mit einem Metronom, mit dessen Hilfe die Schauspieler den richtigen Sprechrhythmus finden sollten. Allerdings machte dieses gut gemeinte Metronom die Schauspieler eher wahnsinnig. Außerdem soll Beckett bei Versprechern oft das Gesicht verzogen haben, z.B. wenn jemand statt „Oh well“ „Ah well“ sagte oder so.

Was er in seinen Inszenierungen absolut nicht mochte, war Emotionalität. Gefühle sollten sparsam und diskret eingesetzt werden. Vom Einfühlen in die Rolle hielt Beckett gar nichts. Er hatte eigentlich vieles gemein mit Edward Gordon Craig und die Vorstellung von der Über-Marionette war ihm auch nicht gerade unsympathisch. Ihm gefiel das Ideal dieser Bühnenfigur, die berechenbar, manipulierbar und ohne Eigenwillen und Gefühle war, eigentlich der perfekte Schauspieler für Beckett.

2. Die Berliner „Glückliche Tage“- Inszenierung (1971)

a) Wie kam es zur „Glückliche Tage“ - Inszenierung?

Wie gesagt hat Beckett seit 1965 öfters Regie geführt und war eigentlich sehr gefragt. Die meisten deutschen Produktionen machte er anscheinend am Berliner Schiller-Theater. Auch „Glückliche Tage“ inszenierte er dort, wo bereits vor etwa 10 Jahren die deutsche Erstaufführung dieses Stückes stattfand. Beckett inszenierte „Glückliche Tage“ 1971 zwar zum ersten Mal selbst, doch hatte er schon so einige Erfahrungen. Denn er war bereits bei vorherigen „Glückliche Tage“- Produktionen anderer Regisseure involviert, weil er um Unterstützung gebeten wurde. So z.B. auch schon bei der Uraufführung von „Glückliche Tage“ in New York, wo er dem Regisseur Alan Schneider per Briefwechsel seine Vorstellungen und Anweisungen zum Stück erläuterte, oder auch bei der englischen Erstaufführung 1962, wo er letztlich nach London flog und im Lauf der Proben zunehmend selbst die Regie übernommen hat. Doch wie gesagt war er bei dieser Produktion in Berlin nicht nur unterstützend, sondern leitend tätig.

[...]


1 Metzler, 2002, S. 99

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Samuel Beckett inszeniert "Glückliche Tage"
Hochschule
Universität Wien  (Theater-, Film- und Medienwissenschaft)
Veranstaltung
Praktische Dramaturgie
Note
2
Autor
Jahr
2004
Seiten
10
Katalognummer
V166412
ISBN (eBook)
9783640825325
ISBN (Buch)
9783656761778
Dateigröße
411 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beckett, Glückliche Tage, Dramaturgie, Regie, Inszenierung, Berlin, London
Arbeit zitieren
Mag. Sandra Jenko (Autor:in), 2004, Samuel Beckett inszeniert "Glückliche Tage", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166412

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