Im 20. Jahrhundert haben zwei deutsche Diktaturen von sehr unterschiedlichem Wesen ihre Macht gemäß ihrer Zielvorstellungen ausgeübt. Die nationalsozialistische Diktatur vernichtete Millionen von Menschen und scheute auch nicht davor zurück, Kinder und Jugendliche zur Machterhaltung des Regimes in den Krieg zu schicken. Eine physische Vernichtung in dieser kaum fassbaren Größenordnung hat es in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nicht gegeben. Doch auch hier wurden Menschen ermordet, eingesperrt, vor allem aber psychisch durch ein ausgefeiltes Bespitzelungssystem zersetzt.
Beide Systeme waren jedoch bemüht, dieses Vorgehen zu vertuschen, zu rechtfertigen und sich in einem möglichst positiven Licht darzustellen, um ihre Anhänger zu halten und neue zu gewinnen. Sie bedienten sich dabei verschiedener Instrumente, um die Gesellschaft in ihrem Sinne umzuformen. Zusammengefasst in verschiedene Organisationen sollten die Menschen unter ihre totale Kontrolle gelangen und mit einer Vielzahl von Mitteln beeinflusst werden.
Hierzu gehörten unter anderem Aufmärsche und Lieder, deren Einsatz eng mit der Vermittlung der weltanschaulichen Botschaften verknüpft war und an eine Religion erinnernde Züge trug, obwohl gleichzeitig die Eliminierung religiöser Tendenzen angestrebt wurde.
Dieser nur scheinbare Widerspruch kann mit der Theorie, der politischen Religion aufgelöst und erklärt werden. Auf dieser Grundlage können die Gemeinsamkeiten, die für beide Regimes trotz ihrer Verschiedenheit festzustellen sind, in verschiedenen Bereichen analysiert werden.
Im Rahmen dieser Arbeit soll das am Beispiel der Jugendorganisationen beider Systeme gezeigt werden, die in Hitlerjugend (HJ) und Freier Deutscher Jugend (FDJ) ihren Nachwuchs heranziehen wollten.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Problembeschreibung
- 2.1 Relevanz
- 2.2 Untersuchungsgegenstand
- 2.3 Literaturlage und Forschungsstand
- 3 Methodisches Vorgehen
- 3.1 Die HJ
- 3.1.1 Organisation
- 3.2 Die FDJ bis 1961
- 3.2.1 Organisation
- 3.3 Das Konzept der politischen Religion
- 4. Analyse
- 4.1 Die Fahne
- 4.1.1 Die Fahne in der HJ
- 4.1.2 Die Fahne in der FDJ
- 4.1.3 Vergleich der Fahnen
- 4.2 Die Grußrituale
- 4.2.1 Der Gruß in der HJ
- 4.2.2 Der Gruß in der FDJ
- 4.2.3 Vergleich der Grußrituale
- 4.3 Das Liedgut
- 4.3.1 Das Liedgut in der HJ
- 4.3.2 Das Liedgut in der FDJ
- 4.3.3 Vergleich des Liedguts
- 4.4 Die Gelöbnisfeiern
- 4.4.1 Die Gelöbnisfeier in der HJ
- 4.4.2 Die Gelöbnisfeier in der FDJ
- 4.4.3 Vergleich der Gelöbnisfeiern
- 4.5 Der Personenkult
- 4.5.1 Der Personenkult in der HJ
- 4.5.2 Der Personenkult in der FDJ
- 4.5.3 Vergleich der Personenkulte
- 4.6 Massenveranstaltungen und Aufmärsche
- 4.6.1 Massenveranstaltungen und Aufmärsche der HJ
- 4.6.2 Massenveranstaltungen und Aufmärsche der FDJ
- 4.6.3 Vergleich der Massenveranstaltungen und Aufmärsche
- 4.7 Ferienlager und Fahrten
- 4.7.1 Ferienlager und Fahrten der HJ
- 4.7.2 Ferienlager und Fahrten der FDJ
- 4.7.3 Vergleich der Ferienlager und Fahrten
- 5. Ergebnis
- 5.1 Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Merkmale politischer Religion in der Hitlerjugend (HJ) und der Freien Deutschen Jugend (FDJ) und analysiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den beiden Jugendorganisationen der deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Die Arbeit beleuchtet, wie beide Systeme Jugendorganisationen einsetzten, um ihre Ideologien zu verbreiten und den Nachwuchs zu indoktrinieren.
- Politische Religion als Konzept zur Analyse von totalitären Jugendorganisationen
- Vergleich der organisatorischen Strukturen, Rituale und Symbole der HJ und FDJ
- Analyse der Methoden der Indoktrination und der Vermittlung von Ideologie
- Die Bedeutung von Massenveranstaltungen und Aufmärschen für die Durchsetzung der Ideologie
- Die Rolle von Ferienlagern und Fahrten in der Sozialisation und Indoktrination der Jugendlichen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Dieses Kapitel stellt die Thematik der Arbeit vor und erläutert die Relevanz des Themas im Kontext der deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Es wird auf die Bedeutung der Jugendorganisationen in beiden Systemen hingewiesen und die Notwendigkeit der Analyse politischer Religion im Zusammenhang mit diesen Organisationen hervorgehoben.
Kapitel 2: Problembeschreibung
Dieses Kapitel beschreibt die Relevanz der Untersuchung, definiert den Untersuchungsgegenstand und beleuchtet den Forschungsstand im Bereich der politischen Religion und der Jugendorganisationen im Nationalsozialismus und in der DDR. Es wird deutlich gemacht, dass beide Systeme Massenorganisationen einsetzten, um die Gesellschaft zu kontrollieren und die Menschen zu indoktrinieren.
Kapitel 3: Methodisches Vorgehen
Dieses Kapitel erläutert die methodischen Grundlagen der Arbeit. Es werden die Organisationen der HJ und FDJ mit ihren jeweiligen Organisationsstrukturen sowie das Konzept der politischen Religion dargestellt. Dieses Kapitel bildet die Grundlage für die spätere Analyse der Merkmale politischer Religion in den beiden Jugendorganisationen.
Kapitel 4: Analyse
Dieses Kapitel analysiert verschiedene Aspekte der HJ und FDJ, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede hinsichtlich ihrer Merkmale politischer Religion aufzuzeigen. Die Analyse konzentriert sich auf folgende Elemente: Fahne, Grußrituale, Liedgut, Gelöbnisfeiern, Personenkult, Massenveranstaltungen und Aufmärsche sowie Ferienlager und Fahrten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich den Schlüsselbegriffen politischer Religion, totalitäre Jugendorganisationen, Hitlerjugend (HJ), Freie Deutsche Jugend (FDJ), Indoktrination, Massenveranstaltungen, Rituale, Symbole, Personenkult, Ferienlager, Propaganda und Sozialisation. Im Zentrum steht die Analyse der Merkmale politischer Religion in beiden Organisationen und der Vergleich ihrer Strukturen und Praktiken.
- Arbeit zitieren
- Stephanie Walter (Autor:in), 2007, Merkmale politischer Religion in Hitlerjugend und Freier Deutscher Jugend, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166443