Diese Arbeit hat die Beantwortung der Frage zur Aufgabe, wie Leibniz zu der Überzeugung kam, dass diese Welt die beste aller möglichen darstellt – zugrunde liegen Leibniz‘ Theodicée und der der Theodicée angehängte Kurze Abriss der Streitfrage. Die Essays der Theodicée haben die Verteidigung Gottes angesichts des auf der Welt existierenden Elends zum Ziel. Der sich auftuende Widerspruch zwischen der Annahme, dass es einen Gott gebe, der allgütig, allmächtig und allwissend ist und der Beobachtung, dass es Übel, Elend und Sünde auf der Welt gibt, beschäftigte vor Leibniz unter anderem die skeptischen Philosophen. Diese konnten den Widerspruch nicht auflösen und machten ihn zum Argument für einen Agnostizismus. Pierre Bayle, der mit Leibniz in regem Austausch in Bezug auf das Theodicée-Problem stand, ließ Vernunft und Religion in einem Kampf gegeneinander antreten. Nachdem Bayle der Vernunft zunächst die Führung verleiht, sie dann aber schweigen lässt, kann die Religion diesen Kampf für sich entscheiden. Diesen bis dato herrschenden Streit zwischen Religion und Vernunft versucht Leibniz beizulegen und beide in ein angemessenes Verhältnis zueinander zu setzen. Er zeigt, „daß Gott die Sünde und das Elend hat zulassen und selbst dabei mitwirken und beitragen können, ohne Schaden für seine Heiligkeit und höchste Güte, wenngleich er, absolut gesprochen, alle diese Übel hätte vermeiden können.“
Die Abhandlungen der Theodicée sollen beweisen, dass Gott allwissend, allmächtig und allgütig istund dennoch mit gutem Grund und vollkommener Vernunft gestattet, dass es das Übel auf der Welt gibt. Einige religiöse Verfechter, die sich vorher diesem Widerspruch widmeten, hatten Gott seine Allwissenheit abgesprochen, während andere ihm dermaßen bösartige Absichten unterstellten, dass von einem allgütigen Gott nicht mehr zu sprechen wäre. An einen solchen Gott zu glauben, hat gravierende Auswirkungen, da er nicht nachahmenswert sei. Die der Argumentation zugrunde liegende Logik mutet platonisch an: Auch Platon verbietet es in der Politeia, den Göttern oder Helden tugendloses Verhalten zu unterstellen. Durch derlei Erzählungen sieht er die Tugendhaftigkeit der einfachen Leute in Gefahr, was verheerende Folgen für die Polis nach sich ziehen würde.
Der Aufbau der vorliegenden Arbeit ist angelehnt an das Fortschreiten des Argumentationsganges in der Theodicée. Sie vereinigt Essays „über die Güte Gottes, über die Freiheit des Menschen und den Ursprung des Bösen“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Freiheit und Notwendigkeit menschlichen Handelns
- Zwei Arten von Vernunftwahrheiten
- Die beste aller möglichen Welten und das mit ihr verbundene Übel
- Die Verteidigung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Leibniz' Argumentation für die beste aller möglichen Welten, wie sie in der Theodicée dargelegt wird. Sie analysiert seine Verteidigung Gottes angesichts von Leid und Übel in der Welt und stellt seine Auseinandersetzung mit dem Widerspruch zwischen Gottes Allmacht und der Existenz von Übel in den Vordergrund.
- Die Rolle der Vernunft im Glauben und die Rekonziliation von Vernunft und Religion
- Das Konzept der menschlichen Freiheit und die Verbindung zu Gottes Vorsehung
- Die Unterscheidung zwischen Vernunftwahrheiten und Wahrheiten der Erfahrung
- Die göttliche Harmonie und die Abstimmung von Körper und Seele
- Die Überwindung des Problems des Übels durch die Annahme einer besten aller möglichen Welten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit beleuchtet Leibniz' Motivation, die beste aller möglichen Welten zu verteidigen. Sie zeigt auf, wie Leibniz den Widerspruch zwischen Gottes Güte und dem Vorhandensein von Übel auflöst.
- Freiheit und Notwendigkeit menschlichen Handelns: Leibniz argumentiert, dass die menschliche Freiheit untrennbar mit der göttlichen Vorsehung verbunden ist. Er kritisiert verschiedene Fatalismus-Theorien und zeigt auf, wie die Vernunft dem Menschen ermöglicht, ein tugendhaftes Leben zu führen.
- Zwei Arten von Vernunftwahrheiten: Leibniz unterscheidet zwischen Vernunftwahrheiten und Wahrheiten der Erfahrung. Er argumentiert, dass die reine Vernunft unabhängig von Erfahrungsdaten ist und sich mit den Wahrheiten befasst, die von den Sinnen unabhängig sind.
- Die beste aller möglichen Welten und das mit ihr verbundene Übel: Dieses Kapitel setzt sich mit dem Problem des Übels auseinander und erklärt, warum die Welt trotz ihrer Mängel dennoch die beste aller möglichen Welten sein muss. Es beleuchtet Leibniz' Argumentation, dass Gott die beste aller möglichen Welten geschaffen hat, in der alle Substanzen in perfekter Harmonie zueinander stehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie Theodicée, Gottes Güte, Freiheit des Menschen, göttliche Vorsehung, Vernunftwahrheiten, beste aller möglichen Welten, Harmonie, Übel und Leid. Die Untersuchung fokussiert auf Leibniz' philosophische Argumente zur Verknüpfung von Vernunft und Glaube sowie zur Lösung des Problems des Übels.
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- Veronika Harder (Autor), 2010, Warum Leibniz diese Welt für die beste aller möglichen hielt, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166509