teleSUR - Anspruch und Wirklichkeit


Bachelor Thesis, 2006

86 Pages, Grade: 1.0


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Einführung
1.1 Zielsetzung und Fragestellung
1.2 Wissenschaftliche Methodik und Quellen

2 teleSUR - Umfeldanalyse des Fernsehsenders
2.1 Finanzierung/Teilhaber
2.2 Politisches Umfeld
2.2.1 Hugo Rafael Chávez Frías
2.2.2 Die Bolivarische Revolution
2.2.3 Befürworter und Kritiker der Politik von Hugo Chávez
2.2.4 Der Putschversuch von 2002 und die Rolle der Medien
2.3 teleSUR in der Medienlandschaft
2.3.1 Die venezolanischen Medien unter Hugo Chávez
2.3.2 Die Struktur der venezolanischen Medien
2.3.3 Die Macht der privaten Medien und die Rolle der USA
2.3.4 Regulierung der Medien in Venezuela
2.3.5 Inhalte des Mediengesetzes
2.3.6 Einordnung in das internationale Medienangebot

3 teleSUR - Analyse des Fernsehsenders
3.1 Selbstdarstellung des Senders /Eigener Anspruch
3.2 Zielgruppen /Empfang
3.3 Kooperationen
3.4 Kritische Reaktionen auf teleSUR
3.4.1 Reaktionen in Lateinamerika
3.4.2 Reaktionen in den USA

4 Programmstruktur und Sendeinhalte
4.1 Programmierung teleSUR
4.1.2 Zeitzonen des Programms
4.1.3 Strategien der Programmplanung
4.1.4 Instrumente der Programmplanung
4.2 Analyse von Sendeinhalten
4.2.1 Nachrichtensendungen
4.2.2 Maestra Vida Caminantes: Angeles Mastretta
4.2.3 Destino Latinoamérica
4.2.4 La revolución no será transmitida
4.2.5 Aló,Presidente

5 Vergleich Telesur mit CNN en español
5.1 Programmierung CNN en español
5.2 Programvergleich teleSUR und CNN en español

6 Bewertung und Zusammenfassung

1. Einführung

Die Zeiten, in denen Nachrichtennetzwerke wie CNN und BBC die Vorherrschaft auf dem weltweiten Nachrichtenmarkt innehatten, sind vorbei. Es scheint, als hätten westliche Nachrichtenprogramme ihren globalen Einfluss eingebüßt, seitdem immer mehr regionale Nachrichtensender gegründet werden, die ihre Sicht auf die Dinge vermitteln. Finanziert werden diese Sender oftmals von Regierungen, die mit Medienprojekten international ihr Ansehen steigern und politisch Einfluss nehmen wollen.

Televisión del Sur (=teleSUR: „Fernsehen des Südens“) ist ein lateinamerikanischer TV-Sender, der von Hugo Chávez, dem Präsidenten Venezuelas, initiiert wurde. Am 24. Juli 2005 wurde der Sender von der Betreibergesellschaft Nueva Televisión del Sur S.A. erstmalig in Betrieb genommen. An diesem Tag wurde zugleich der 222. Geburtstag des lateina- merikanischen Freiheitskämpfers Simón Bolívar gefeiert, der den Subkontinent von der spanischen Kolonialmacht befreien wollte1.

1.1 Zielsetzung und Fragestellung

Ziel der Untersuchung ist es herauszufinden, ob der neugegründete venezolanische Fernsehsender teleSUR seinem eigenen Anspruch als alternatives, latein- amerikanisches Medium gerecht werden kann und inwiefern Kritik durch Gegner des Sender zutrifft. Im ersten Teil der Arbeit wird die Funktion von teleSUR in Relation zu anderen Fernsehkanälen ermittelt. In diesem Zusammenhang werden das politische sowie das mediale Umfeld von teleSUR analysiert. Relevante, den Sender beeinflussende Parameter werden dargestellt und in Zusammenhang gebracht, um teleSUR als neues Medium verständlicher werden zu lassen. Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Struktur teleSURs und den tatsächlichen Sende- inhalten. Zur Bestimmung der Wesensart des Senders werden die Programmierung sowie ausgewählte Sendungen analysiert. Diese Untersuchung soll herausstellen, ob der Anspruch des Senders in den Sendeinhalten umgesetzt wird und inwieweit die Sendeinhalte der Bevölkerung eine alternative Informations- und Bildungsmöglichkeit bieten können. Es soll weiterhin überprüft werden, inwiefern die Vorbehalte der Kritiker bezüglich der Sendeinhalte zutreffen.

Die vorgelegte Arbeit untersucht demnach die Frage, ob teleSUR seinem eigenen Anspruch als lateinamerikanische Alternative zu den weltweiten Nachrichtennetzwerken gerecht werden kann oder ob der Sender der Regierung Chávez als Propagandainstrument im Kampf gegen die Macht der privaten Fernsehnetzwerke dient.

1.2 Wissenschaftliche Methodik und Quellen

Es handelt sich bei dieser Arbeit um eine explorative Untersuchung. Aufgrund der Aktualität des Themas gibt es bisher kaum Sekundärliteratur, die sich mit teleSUR als neuem Medium beschäftigt. Es ist allerdings auffällig, dass die Literatur, die zum Thema Venezuela existiert, sehr polarisierend ist. Die Bewertung des neuen venezolanischen Fernsehsenders erfolgt genauso polarisierend wie die Auseinandersetzung mit Venezuela in der Diskussion und in der gängigen Literatur. In der Darstellung bestimmter politischer und medialer Zusammenhänge wird die Polarisierung des venezolanischen Themas in dieser Arbeit weitestgehend aufgezeigt. Daher liegt es nahe, eine qualitative Inhaltsanalyse des Senders vorzunehmen. Auch wenn eine quantitative Herangehensweise interessant wäre, würde sie den Umfang dieser Arbeit überschreiten.

Als Grundlage für die Bearbeitung des Themas dient die gängige Literatur, die sich mit den Medien sowie der Politik Lateinamerikas beschäftigt. Der Sender selbst praktiziert eine eher passive Informationspolitik und gibt sich sehr zurückhaltend bezüglich öffentlicher Statements oder der Ausgabe statistischer Daten. Diese defensive Informations- politik lässt den Eindruck entstehen, teleSUR wolle sich nicht in die Karten schauen lassen und widerspricht genau genommen dem eigenen Anspruch auf Transparenz. Die Neugründung eines staatlich finanzierten Fernsehsenders aus Venezuela hat eine immense mediale Diskussion in vielen nationalen sowie internationalen Medien ausgelöst. Die Auswertung von Presseberichten ist somit eine weitere wichtige Quelle der Arbeit. Für die Programmanalyse wird die Live-Übertragung des Fernsehprogramms via Webstream genutzt. Mit Hilfe eines Webstream Recorders wurde ein Archiv mit Sendebeiträgen zu erstellt, um uneingeschränkt Zugriff auf Material von teleSUR zu haben.

Für die Analyse von Sendeinhalten wird die hermeneutische Fernsehanalyse verwendet. Diese Methode wird oftmals von Sozialwissenschaftlern als unwissenschaftlich erachtet, weil sie nicht quantitativ nachprüfbar ist. Jedoch wird mit einem hermeneutischen Zugang zu Fernsehinhalten versucht, hinter dem offensichtlich Verständlichen die Struktur der Gestaltung hervorzuheben und zusätzliche Bedeutungs- ebenen aufzuzeigen. Somit beschäftigt sich die hermeneutisch orientierte Fernsehanalyse mit der Mehrdeutigkeit televisueller Werke und versucht, diese hervorzuheben. Indem bestimmte Inhalte wiederholt angesehen und kontrolliert betrachtet werden, können verborgene, nicht offenkundige Aspekte bemerkt und interpretiert werden. Aufgrund des verstärkten Sinnes- bezugs bei der Analyse muss die Subjektivität des Rezipienten bzw. Analysierenden miteinkalkuliert werden. Der Analysierende sollte sich aus diesem Grund während seiner Beobachtung stets seines Vorverständnisses und seiner Rezeptionsbedingungen bewusst sein und dies auch in seinen Bewertungen mitteilen.

Die folgenden vier Arbeitsschritte der hermeneutischen Film- und Fernsehanalyse nach Klaus Kanzog2 dienen als Grundlage für die Analyse der Sendeinhalte:

1. Befund
2. Erläuterung
3. Kommentar
4. Interpretation

Diese vier Arbeitsschritte müssen jedoch in Übergängen gesehen werden, denn sie beschreiben die Verlaufsform der Analyse. Mit der hermeneutischen Methodik wird es möglich, den Weg vom ersten Verständnis eines Fernsehbeitrags bis hin zu einer Interpretation zu dokumentieren, ohne dabei empirische Inhaltsanalysen mit einzubeziehen, welche den Rahmen der Untersuchung sprengen würden. Vorteilhaft ist außerdem eine Herangehensweise, die sich nicht ausschließlich auf das gesprochene Wort gründet. Eine solche erfordert, dass der Analysierende die Sprache, in der die Sendeinhalte ausgestrahlt werden, auf mutter- sprachlichem Niveau beherrscht. Da dies nicht gegeben ist, ist die hermeneutische Film- und Fernsehanalyse eine Alternative, um den Prozess der Orientierung innerhalb des Fernsehsenders teleSUR zu fördern und ein Verständnis der Inhalte zu erreichen.

2 teleSUR - Umfeldanalyse des Fernsehsenders

teleSUR ist ein lateinamerikanisches Gemeinschaftsprojekt. Um die Funktion des neuen Mediums zu verstehen, muss das Umfeld des Senders erläutert werden. In diesem Zusammenhang spielen politische Faktoren sowie die Abgrenzung zu anderen Medien eine Rolle.

2.1 Finanzierung/Teilhaber

Die Idee für den neuen Satellitensender teleSUR geht auf den Präsidenten Venezuelas, Hugo Chávez, zurück. Mit seiner Initiative entstand die Aktiengesellschaft teleSUR, die von den Regierungen verschiedener lateinamerikanischer Länder finanziert wird: Venezuela (51%), Argentinien (20%), Kuba (19%), Bolivien (5%) und Brasilien (ohne festen Anteil) sind Teilhaber des Fernsehkanals.3 70% der Anschubfinanzierung von 2,5 Millionen US-Dollar wurden von Venezuela gestellt. Mittelfristig sollen für teleSUR umgerechnet zehn Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt werden.4 Es steht weiteren Ländern Lateinamerikas -ffen, sich ebenfalls an dem multinationalen Projekt zu beteiligen.

2.2 Politisches Umfeld

Der Initiator des Kanals teleSUR, Präsident Hugo Chávez, ist eine politische Figur, die polarisiert. Als offener Bewunderer Fidel Castros und Globalisierungsgegner zieht er mit seiner provokativen Politik weltweit Aufmerksamkeit auf sich und seine Projekte. Mit einer Beteiligung an teleSUR von über 50% zeigt Venezuela, verglichen mit den anderen Teilhabern, ein überdurchschnittlich hohes Interesse am Aufbau eines weiteren Fernsehsenders. Es stellt sich die Frage, inwiefern die Gründung von teleSUR politisch motiviert und ob der Kanal für die Demokratisierung des Landes förderlich ist. Um also die Gründe für die Schaffung von teleSUR und die Relevanz des Senders als neues Medium zu verstehen, muss das Umfeld des Senders in die Analyse miteinbezogen werden. Die politische Situation Venezuelas unter Hugo Chávez gibt darüber Aufschluss, ob und wieso ein neuer Fernsehsender in der Region gebraucht und wie er eingesetzt wird.

[...]


1 Vgl. Brockhaus Enzyklopädie: in 30 Bänden - 21. Auflage. Leipzig: F.A. Brockhaus Verlag, 2006.

2 Für die vier Arbeitschritte der hermeneutischen Film und Fernsehanalyse vgl. Kanzog, Klaus: Einführung in die Filmphilologie. München : Diskurs-Film-Verlag Schaudig und Ledig, 1997.

3 Vgl. Fica, Marcela: Eine kleine Revolution: Der lateinamerikanische Fernsehsender Telesur hat Sendungsbewusstsein. URL: http://www.linksnet.de/artikel.php?id=1956 , verfügbar am 1. Mai 2006.

4 Vgl. Neuber, Harald: Mit "Telesur" gegen den CNN-Einfluss? URL: http://www.tagesschau.de, verfügbar am 27. April 2006.

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Details

Title
teleSUR - Anspruch und Wirklichkeit
College
University of Applied Sciences Mittweida  (School of Media)
Course
PR and Communications Management
Grade
1.0
Author
Year
2006
Pages
86
Catalog Number
V166682
ISBN (eBook)
9783640830114
ISBN (Book)
9783640830404
File size
689 KB
Language
German
Keywords
anspruch, wirklichkeit
Quote paper
Kathrin Marisa Leimig (Author), 2006, teleSUR - Anspruch und Wirklichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166682

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