Wenn wir von der Zukunftsfähigkeit des Christentums sprechen, darf uns auch der Blick in dessen Vergangenheit nicht lästig erscheinen, denn immerzu wollen wir dabei seine Traditionen und deren Fortgang als unermesslich reichen Erfahrungsschatz erkennen. In ihm wurzelt der stetige Prozess der Überlieferung von Sitten und Gebräuchen unserer weisen Väter und Mütter. Manchmal tief verborgen, öfters auch unverkennbar mit dem lebendigen Beispiel Jesu verknüpft, erschließen wir daraus jene Moral, die die innere Bekundung ästhetischer Werte der christlichen Kultur verkörpert.
Immer wurden dem Bestand der christlichen Lebenspraxis schwere Prüfungen auferlegt, Prüfungen die in ihrer Frühgeschichte von Verfolgungen, im Mittelalter von weltlichen Verfehlungen und in der Moderne von politischen und gesellschaftlichen Veränderungen begleitet wurden. Während zahlreiche Konzilien zunächst erst einmal defnierten, welche Weltanschauungen für die römisch-katholische Kirche gelten sollte, fand sie sich in der Neuzeit zunehmends in einer Konkurrenzsituation innerhalb eines pluralistischen Konzerts der Weltanschauungen wieder. Gerade beim jüngsten Konzil wird ein neuer Anspruch deutlich, denn die „Institution Kirche“ steigt vom „Hohen Ross“ herab, welches von der Jahrhunderte währenden Säkularisierung bereits geschunden worden war, um sich nun auf gleicher Höhe mit ihren Mitgliedern zu versöhnen.
Die Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils brachten die Kirche auf die Höhe der Zeit; man hatte „die Zeichen der Zeit“(Karl Rahner; Herbert Vorgrimmler: Kleines Konzilskompendium; Freiburg im Breisgau 41966 [S. 234])erkannt. Schwer voraussehbar erwies sich aber, eine Zukunft die von pulsierenden Prozesse der Liberalisierung in allen Gesellschaftsbereichen, des Turbo-Kapitalismus und die Globalisierung geprägt war. Letzteres wird derzeit in der Gesellschaft sogar als Grundübel für alle aufkeimenden sozialen und wirtschaftlichen Probleme gesehen.
Seit einigen Jahren schon erleidet die katholische Kirche einen Authoritätsverlust, ausgelöst durch die stetig schwindende Anzahl von Kirchmitgliedern in Deutschland. Dass dieser Umstand nicht nur auf den Zuwachs der ostdeutschen Länder und den Geburtenrückgang zurückzuführen ist, zeigt die offizielle Statistik der Deutschen Bischofskonferenz von 2006 für die Zeit von 1965 bis 2006 eine Rückgang des katholischen Anteils an der Gesamtbevölkerung von 43,8% auf 31,2%.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Rechtfertigung einer theologischen Auseinandersetzung mit der Moderne
- 3. Chancen einer politischen Theologie
- 3.1 Begegnung christlicher Moral mit dem „schmutzigen Geschäft“.
- 3.2 Der Eintritt in die globale Politik.
- 3.3 Prävention statt „gerechtem Krieg“.
- 4. Fazit.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit setzt sich zum Ziel, die Zukunftsfähigkeit des Christentums im Kontext der Moderne zu beleuchten und die Chancen einer politischen Theologie zu erörtern. Dabei liegt der Fokus auf einer kritischen Analyse des Verhältnisses von christlicher Moral und globaler Politik sowie einer Diskussion über die Rolle von Prävention im Kontext internationaler Konflikte.
- Die Herausforderung der Moderne für das Christentum
- Die Bedeutung politischer Theologie im 21. Jahrhundert
- Die Relevanz christlicher Moral in globalen Kontexten
- Die Rolle von Prävention in der internationalen Konfliktlösung
- Die Zukunftsfähigkeit des Christentums in einer säkularisierten Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Zukunftsfähigkeit des Christentums ein und beleuchtet den historischen Kontext, in dem sich die Kirche in der Moderne befindet. Kapitel 2 widmet sich der Rechtfertigung einer theologischen Auseinandersetzung mit der Moderne und diskutiert die Relevanz von theologischen Diskursen in einer wissenschaftlich geprägten Welt.
Kapitel 3 konzentriert sich auf die Chancen einer politischen Theologie, indem es die Begegnung christlicher Moral mit den Herausforderungen der Globalisierung, den Eintritt des Christentums in die globale Politik und die Bedeutung von Prävention statt „gerechtem Krieg“ beleuchtet.
Schlüsselwörter
Zukunftsfähigkeit des Christentums, politische Theologie, christliche Moral, globale Politik, Prävention, „gerechter Krieg“, Moderne, Säkularisierung, Globalisierung, Kirche in der Moderne, theologische Auseinandersetzung.
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- Oliver Siegemund (Autor), 2008, Zukunftsfähigkeit des Christentums?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166716