Für die Wahlen in Deutschland gelten strenge Grundsätze. Ihre Einhaltung ist die Basis für unser demokratisches System. Sich an einer Wahl beteiligen darf jedoch nur, wer die Voraussetzungen dafür erfüllt. Für die meisten erwachsenen Deutschen ist dies kein Problem. Was ist jedoch, wenn die Person im Ausland lebt? Und was, wenn der Betreffende auch noch Staatsoberhaupt des Staates ist, in dem es lebt? So verhält es sich nämlich mit einem der prominentesten Deutschen: Papst Benedikt XVI. Die Frage drängt sich auf: Darf ein deutscher Papst im Hinblick auf seine ganze Machtfülle, tatsächlich in Deutschland wählen?
Die Beantwortung wird in meiner Arbeit von zwei Seiten angegangen. Zum einen von der theologischen. Kirchliche Positionen könnten gegen eine Wahlbeteiligung sprechen. Sie tun es jedoch nicht. Wie diese Arbeit zeigt, steht kein christlicher Grundsatz gegen die Teilnahme des Kirchenoberhaupts am demokratischen Prozess. Zum anderen – und das ist der Hauptteil der Arbeit – ist der rechtliche Standpunkt zu beleuchten. Wegen der jeweils unterschiedlichen Voraussetzungen wird zunächst zwischen Bundestags-, Landtags- und Kommunalwahl unterschieden. Besonders intensiv wird das Recht zur Teilnahme an der Bundestagswahl betrachtet, da geklärt werden muss, ob der Papst noch Deutscher ist. Prof. Dr. Günter Renner, ein Spezialist für Ausländerrecht, hatte dies nämlich in einem Aufsatz verneint. In Reaktion darauf hatte Dr. Wolf-Dieter Barz erklärt, es gebe keinen Grund, warum der Papst nicht noch immer deutscher Staatsbürger sein könnte. Diese beiden Aufsätze sind nicht nur der Ausgangspunkt, sondern auch die Hauptquellen für diese Arbeit.
Nach Abwägung der Argumente des Staats- und Völkerrechts, auch in Bezugnahme auf die besondere Stellung des Vatikan und die Machtfülle des Papstes, lautet das Ergebnis: Benedikt XVI. ist noch Deutscher – er darf wählen. Allerdings nur bei der Bundestagswahl. Diese ist nämlich, anders als die Landtags- und Kommunalwahl, deren Voraussetzungen ebenfalls erläutert werden, nicht an den tatsächlichen Aufenthalt im Wahlgebiet gebunden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- „Der Papst wählt nicht\" - Theologische Diskussion
- Das Verhältnis der katholischen Kirche zur Demokratie
- Das Neutralitätsgebot des Vatikans
- Der Vertreter Jesu Christi als weltlicher Wähler?
- Rechtliche Diskussion
- Wahlrecht des Papstes bei der Bundestagswahl
- Allgemeine Wahlrechtsvoraussetzungen
- Benedikt XVI. - noch immer ein Deutscher?
- Rechtliche Grundlagen
- Besonderheiten
- Die vatikanische „Leihstaatsbürgerschaft“
- Vom Kardinal zum Papst: Verlust des Wahlrechts?
- Die rechtliche Stellung eines Kardinals
- Die rechtliche Stellung des Papstes
- Darf ein Staatsoberhaupt ein Staatsoberhaupt wählen?
- Der Heilige Stuhl und die Vatikanstadt
- Ist der Vatikan ein „echter“ Staat?
- Politik-philosophische Diskussion
- Automatische Ausbürgerung durch Wahl zum Papst?
- § 25 Abs. 1 StAG - einschlägig auch für Benedikt XVI.?
- Allgemeine Voraussetzungen
- Ist die Annahme der Wahl ein „Antrag“ zur Ausbürgerung?
- Wahlrecht des Papstes bei der Bayerischen Landtagswahl
- Allgemeine Wahlrechtsvoraussetzungen
- Benedikt XVI. - noch immer ein Bayer?
- Wahlrecht des Papstes bei der Kommunalwahl
- Allgemeine Wahlrechtsvoraussetzungen
- Der Papst als „Unionsbürger“?
- Das Problem des Schwerpunkts der Lebensbeziehungen
- Abschließende Beurteilung
- Zusammenfassung (Abstract) der Diplomarbeit
- Das Verhältnis der katholischen Kirche zur Demokratie
- Die rechtliche Stellung des Papstes im Hinblick auf das deutsche Wahlrecht
- Die Frage der Staatsbürgerschaft und des Wohnsitzes des Papstes
- Die theologischen Aspekte der Wahlbeteiligung des Papstes
- Die Auswirkungen der besonderen Position des Papstes auf das Wahlrecht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit untersucht die Frage, ob Papst Benedikt XVI. aufgrund seiner Staatsbürgerschaft und seines Wohnsitzes in Deutschland an deutschen Wahlen teilnehmen darf. Sie analysiert die rechtlichen und theologischen Aspekte des Themas und beleuchtet die besonderen Herausforderungen, die sich aus der besonderen Position des Papstes als Oberhaupt der katholischen Kirche ergeben.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Relevanz der Frage nach dem Wahlrecht des Papstes dar. Kapitel 2 befasst sich mit der theologischen Diskussion und untersucht das Verhältnis der katholischen Kirche zur Demokratie. Kapitel 3 analysiert die rechtlichen Aspekte des Themas und beleuchtet die Frage, ob der Papst aufgrund seiner Staatsbürgerschaft und seines Wohnsitzes in Deutschland an deutschen Wahlen teilnehmen darf.
Schlüsselwörter
Papst Benedikt XVI., Wahlrecht, Staatsbürgerschaft, Wohnsitz, Deutschland, katholische Kirche, Demokratie, Recht, Theologie, Vatikan, Heilige Stuhl, Lateranvertrag, Codex des Kanonischen Rechts.
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- Manuel März (Author), 2009, Das Kreuz mit dem Kreuz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166877