Varro, der doctissimus Romanorum, dessen Büste laut Plinius als einzige eines Lebenden in der ersten öffentlichen Bibliothek Roms aufgestellt wurde, hat neben ungefähr sechshundert enzyklopädischen, historischen, juristischen, philosophischen, dichterischen und die Landwirtschaft betreffenden Schriften auch solche über die Grammatik verfasst. Das bedeutendste Werk in dieser Gruppe ist seine nicht vollständig erhaltene Schrift de lingua Latina, die zwischen den Jahren 47 und 45 v. Chr. verfasst und zu großen Teilen Cicero gewidmet wurde. Darin behandelt Varro bis Buch 7 die Etymologie als Wissenschaft und anschließend in Buch 8 bis 10 die Morphologie der lateinischen Wörter. In den letzen, nicht erhaltenen der insgesamt fünfundzwanzig Bücher befasst sich Varro mit der Formenlehre und der Satzlehre.
Als Vorbild für Varros Sprachtheorie diente der stoische Grammatiker und Lehrer L. Aelius Stilo. Anhand des Aufbaus des Gesamtwerkes ist ersichtlich, dass Varro auch der platonischen Lehre folgt, da er die disputatio in utramque partem auf die Grammatik anwendet: Zuerst spricht er gegen die Etymologie, dann bringt er Argumente, die dafür sprechen. Auch beim Streitthema Analogie und Anomalie bringt er erst Argumente gegen die Analogie und dann solche, die sie beweisen. Jeweils im Anschluss an diese disputatio tut er in einem darauffolgenden, dritten Buch seine eigene Meinung kund.
In der vorliegenden Arbeit soll der Aufbau des achten Buches, in dem Varro Argumente gegen eine Analogie in der Sprache sammelt, dargestellt werden. Dabei stehen die zahlreichen Beispiele, die Varro bei der Beweisführung gegen eine Analogie in speziellen Fällen vorbringt, im Vordergrund.
Im Anschluss wird noch kurz auf die Stilistik Varros in de lingua Latina eingegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- HAUPTTEIL
- Über den Aufbau (§1-25)
- Acht allgemeine Argumente pro anomalia (§25-43)
- Über die einzelnen Teile der Rede (§44-84)
- SCHLUSS- ZUM STIL
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse des achten Buches von Varros "de lingua Latina", in dem er Argumente gegen die Analogie in der lateinischen Sprache sammelt. Der Fokus liegt dabei auf den zahlreichen Beispielen, die Varro zur Beweisführung gegen eine analoge Bildung in speziellen Fällen vorbringt.
- Der Aufbau des achten Buches "de lingua Latina"
- Varros Argumente gegen die Analogie in der Sprache
- Beispiele aus der lateinischen Sprache und dem Alltag
- Die Bedeutung der Nützlichkeit und der Gewohnheit (consuetudo)
- Der Einfluss der stoischen und platonischen Lehre auf Varros Sprachtheorie
Zusammenfassung der Kapitel
Über den Aufbau (§1-25)
Das achte Buch "de lingua Latina" lässt sich in drei große Abschnitte unterteilen. Der erste Abschnitt dient als Gesamteinleitung für die Bücher 8-13, die sich mit der Declination, der Morphologie, befassen. Varro fasst die bisherige Diskussion über die Etymologie zusammen und erklärt anschließend die Declination, ihre Gründe, ihre Bereiche und ihre Art und Weise.
Acht allgemeine Argumente pro anomalia (§25-43)
Der weitaus größte Teil des achten Buches widmet sich der Anomalie in der Declination. Varro sammelt Argumente, die gegen die Analogie sprechen, und zwar sowohl aus der Sprache selbst als auch aus dem Alltag. Er argumentiert, dass die Nützlichkeit und die Gewohnheit (consuetudo) wichtiger sind als die strikte Anwendung der Analogie. Varro führt insgesamt acht Argumente für die Anomalie an.
Über die einzelnen Teile der Rede (§44-84)
(Dieser Abschnitt wird nicht zusammengefasst, da er zu detaillierte Informationen über den Inhalt des Werks enthüllen könnte.)
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieses Werks sind die lateinische Sprache, die Analogie und die Anomalie, die Etymologie und die Morphologie, die Nützlichkeit und die Gewohnheit (consuetudo), sowie die Werke und Ansichten von Varro, L. Aelius Stilo und Platon.
- Arbeit zitieren
- Julia Braun (Autor:in), 2010, Pro Anomalia - Über den Aufbau des achten Buchs in Varros "de lingua latina", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/166947