„Nun kann [Karl] seinen Freunden schreiben, wie [Julius] Caesar seinen Freunden schrieb: Ich kam, ich sah, ich siegte“ – Dieses Zitat eines englischen Gesandten im September 1543 steht exemplarisch für die Wahrnehmung, das formale Machtmonopol und die realen militärischen Erfolge Karls V. auf dem Höhepunkt seiner Regentschaft. Unter ihm erreichte das Habsburgerreich seine größte Ausdehnung und umfasste nicht nur die habsburgischen Erblande, die spanische Niederlande, das unter Karl vereinigte Spanien mitsamt seinen Kolonien und seinen Gebieten im heutigen Süditalien, sondern auch die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reichs. Darüber hinaus platzierte er durch die Heirat mit Isabella von Portugal seine Nachkommen in der portugiesischen Thronfolge und leitete somit den Erwerb des letzten Königreichs auf der iberischen Halbinsel in die Wege. Zu Zeiten Karls und auch bis heute wird dieser Aufbau eines globalen und multikulturellen Imperiums mit dem Konzept der Universalmonarchie in Verbindung gebracht.
In diesem Aufsatz soll den Fragen nachgegangen werden, wie sich ein solcher „Weltkaiser“ hat darstellen lassen, inwieweit und zu welchem Zweck diese Inszenierung gelenkt wurde und auch wie die Gegner Karls sein Selbstbild propagandistisch gegen ihn nutzten. Zur Beantwortung dieser Fragen werden im Folgenden Schlüsselaspekte der Herrschaftsidee Karls erläutert und diese anhand künstlerischer bzw. propagandistischer Verarbeitung untermauert. Hierfür dienen primär Gemälde und Drucke als Quellen, die zu Lebzeiten Karls V. in Auftrag gegeben wurden, welche in Bezugnahme auf Sekundärliteratur interpretiert und eingeordnet werden. Gleich zu Beginn wird intensiv auf die Systematik, die Entstehungsgeschichte und den Stil der grafischen Darstellungen eingegangen. Im Weiteren werden zentrale Konzepte und Symboliken in eben diesen Inszenierungen erläutert.
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- Timo Krenkel (Auteur), 2025, Der letzte "Weltkaiser"? Die Inszenierung Karls V. in zeitgenössischen Darstellungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1669824