Halbleiter, oft als das „Öl” des 21. Jahrhunderts bezeichnet, sind von fundamentaler strategischer Bedeutung für die wirtschaftliche, militärische und technologische Entwicklung (insb. KI). Diese Relevanz hat zu einem globalen Ringen um technologische Führung und Versorgungssicherheit geführt, das sich in Initiativen wie dem EU-Chips Act sowie massiven Förderprogrammen in den USA und China zeigt.
Im Zentrum dieses Wettbewerbs steht der geopolitische Konflikt zwischen den USA und China. Die USA betrachten China als einzigen globalen Akteur, der fähig und willens ist, die internationale Ordnung herauszufordern. Sie versuchen daher, Chinas technologischen Aufstieg durch gezielte Exportkontrollen bei fortschrittlicher Halbleitertechnik zu behindern.
Aus dieser Gemengelage leitet sich die zentrale Forschungsfrage dieser Arbeit ab: Wie nutzen die USA ihre Schlüsselposition im globalen Halbleitermarkt, um den technologischen Fortschritt Chinas in der Halbleitertechnologie zu behindern?
Der Konflikt ist dabei von einer tiefen Interdependenz geprägt: Während US-Firmen technologisch führend sind (hohe F&E-Investitionen), stellt China mit rund 36% des US-Umsatzes den wichtigsten Absatzmarkt dar und finanziert so indirekt die amerikanische F&E-Dominanz. Diese Abhängigkeitsdynamik macht die Untersuchung besonders relevant.
Die Arbeit schließt eine Lücke in der politikwissenschaftlichen Forschung, die den Konflikt bisher primär unter ökonomischen Gesichtspunkten betrachtet hat. Der Kernfokus liegt auf den Auswirkungen der amerikanischen Exportrestriktionen auf die Forschungskapazitäten Chinas.
Theoretisch fundiert wird die Analyse durch die Theorie der „Weaponized Interdependence“. Mithilfe dieser wird ein kausaler Mechanismus entworfen, der erklärt, wie geopolitisch genutzte Schlüsselpositionen die Forschungsbemühungen Chinas beeinflussen können.
Methodisch gliedert sich die Arbeit in drei Teile: Nach der Darlegung der theoretischen Grundlagen erfolgt ein vereinfachter Überblick über die globale Halbleiterproduktion und die beteiligten Akteure (inkl. Drittstaaten). Darauf aufbauend erfolgt die empirische Analyse der im kausalen Mechanismus definierten Schritte. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst und Implikationen diskutiert.
- Citar trabajo
- Jonas Seelkopf (Autor), 2024, Die Halbleiterindustrie im Konflikt zwischen China und den USA, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1672947