Literarische und didaktisch-methodische Analyse des Kinderbuches "Paule ist ein Glücksgriff" von Kirsten Boie


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2010

25 Pages


Extrait


Inhalt

1. Einleitendes Vorwort

2. Über die Autorin Kirsten Boie
2.1 Einblicke in die Biografie und das Leben und Wirken
2.2 Autobiografische Einflussfaktoren auf das Buch

3. Faktoren für das Entstehen des Buches und weiterer Rezeptionen
3.1 Kontextbezug zur Literaturgeschichte der Kinderliteratur und historischen Faktoren
3.2 Rezeptionen des Buches als Unterrichtsmodell und Hörbuch

4. Verkürzte Inhaltswiedergabe der Geschichte

5. Produktionsästhetische Aspekte im Buch

6. Möglichkeiten didaktischer Ansätze und Überlegungen

7. Überlegungen zu methodischen Möglichkeiten und deren Umsetzung

8. Abschließende Betrachtung

Literaturverzeichnis

1. Einleitendes Vorwort

In dem von Frau Cornelia Steppuhn angebotenen Literaturseminar „Einsatz von Kinderliteratur im Deutschunterricht der Primarstufe“ erarbeiteten wir in Gemein- schaftsarbeit zu vielen verschiedenen Kinderbüchern Möglichkeiten, wie diese im Grundschulunterricht eingesetzt werden könnten und erhielten zudem nützliches Hintergrundwissen über den Inhalt der Geschichten und deren Autoren.

In der vorliegenden Seminararbeit zu diesem Seminar werde ich mich mit der literarischen und didaktisch-methodischen Analyse des Kinderbuches „Paule ist ein Glücksgriff“ beschäftigen.

Neben der Vorstellung des Buches werde ich versuchen nützliche Ausführungen und Verknüpfungen zum Einsatz des Buches im Unterricht zu vermitteln bzw. eigene Überlegungen hierzu einzubringen.

Zudem soll ein Einblick auf das Leben und Wirken der Autorin Kirsten Boie, auch im Hinblick auf gesellschaftliche Hintergründe und autobiographischen Einfluss gegeben werden.

Durch Vorstellung bekannter Rezeptionen des Buches schließlich soll in Ansätzen verdeutlicht werden, welchen bildungsliterarischen Status das Werk mittlerweile erlangt hat.

2. Über die Autorin Kirsten Boie

2.1 Einblicke in die Biografie und das Leben und Wirken

Geboren wurde Kirsten Boie am 19.03.1950 in Hamburg. Sie blieb ihrer Heimat- stadt seitdem immer treu, absolvierte dort Schule, Studium der Germanistik und Anglistik und lebt und schafft auch heute noch im Einzugsgebiet der Hansestadt. Während ihrer Studienzeit absolvierte sie zudem ein Studienjahr an der Uni- versität Southhampton.[1]

Sie examinierte in den Fächern Deutsch und Englisch, um letztlich bis zu Ihrem Berufsverbot an einem Gymnasium und später einer Ganztagsgesamtschule zu unterrichten.

Das Berufsverbot ereilte sie mit der Adoption ihres ersten Kindes im Jahr 1983. Gründe hierfür konnte ich leider nicht herausfinden. Aufgrund des damaligen, noch nicht in allen Bereichen reformierten Zeitgeistes jedoch könnte beispielsweise eine gesetzliche Regelung für das Berufsverbot durch das Jugendamt vorgelegen haben.

Sicherlich hierdurch nicht unbeeinflusst fängt Kirsten Boie nach diesem Vorfall an zu schreiben. Im Jahr 1985 adoptierte sie ihr zweites Kind.

Ebenfalls in 1985 wird dann ihr Erstlingswerk als Autorin veröffentlicht. Im Buch „Paule ist ein Glücksgriff“ greift sie neben dem Thema Adoption, welches sie persönlich tangiert, auch das Thema Leben und Integration von Menschen mit ausländischer Herkunft im deutschsprachigen Raum auf, denn der adoptierte Junge, welcher im Buch den Hauptprotagonisten darstellt, hat einen aus Afrika stammenden biologischen Vater.

Ihrer mit dem Erstlingswerk begonnenen Linie treu bleibend, schreibt Kirsten Boie bevorzugt über diverse Familiengeschichten mit unterschiedlichen, nicht immer unproblematischen Verhältnissen.

Derzeit sind von ihr bereits über 60 Bücher in diversen Sprachen erschienen.

Für das Buch „Paule ist ein Glücksgriff“ wurde sie, zeitnah nach dem Erscheinungstermin, in die „Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis, Buch des Monats der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach und die Ehrenliste des Österreichischen Staatspreises für Kinder- und Jugendliteratur“[2] aufgenommen.

Insgesamt „erhielt sie für ihr ,Gesamtwerk’[3] bzw. ,Lebenswerk’[4] im Jahr 2007 den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises.“[5]

Weitere wichtige Werke Kirsten Boies „mit Auszeichnung“[6], welche auf einer einschlägig bekannten Kinder-Lernplattform empfohlen werden sind:

„ >Alhambra<, >Mit Jakob wurde alles Anders<, >Die Medlevinger<, >Ich ganz cool<, >Jenny ist meistens schön friedlich<, >Nicht Chicago, nicht hier< und >Mit Kindern redet ja keiner<“[7]

2.2 Autobiografische Einflussfaktoren auf das Buch

Wie zuvor bereits erwähnt adoptierte Kirsten Boie selbst zwei Kinder. Ihre Erfahrungen im Umgang der Fragen ihrer Kinder, welche diese zu ihrer Adoption sicherlich gestellt haben und ihre eigenen Erziehungserfahrungen dürften großen Einfluss auf das Buch gehabt haben.

Im Buch wird nicht selten erwähnt, dass Paule aus früheren Tagen erzählt als seine Adoptiveltern ihm über seine Ankunft bei ihnen und seinen biologischen Vater, seine unbekannte Mutter und deren Gefühle für ihn berichteten. Gerne er- fragt er, der Neugier eines Kindes im Grundschulalter entsprechend, bei seinen Adoptiveltern immer wieder neue Aspekte aus dieser Vergangenheit. Man kann sich unschwer vorstellen, dass auch die Kinder Kirsten Boies mit ver- gleichbaren Anliegen an ihre Mutter herangetreten sind. Dies hat die Autorin dann zum Anlass genommen, solche Fragestellungen auch in ihrem Werk der Allgemeinheit zu vermitteln.

Die Geschichte erhält hier ihren authentischen Charakter.

Insbesondere im Kapitel, in dem sich Kirsten Boie dem Besuch der Frau vom Jugendamt bei Paules Eltern widmet und sie das Unbehagen der Mutter schildert, dürften eindeutig eigene, vermutlich lästige oder negative Erfahrungen zu Grunde liegen.

3. Faktoren für das Entstehen des Buches und weiterer Rezeptio- nen

3.1 Kontextbezug zur Literaturgeschichte der Kinderliteratur und historischen Faktoren

Der Beginn des Wirkens von Kirsten Boie in der Mitte der Achtziger Jahre fällt in eine Zeit, in der die „Muttersprachliche Bildung“[8] bereits durch den „ersten didaktischen Umbruch“[9] der siebziger Jahre abgelöst war.

Diese Zeit des Umbruchs betraf im Bereich der Kinderliteratur vor allem die Wahl der Thematik eines Buches. Es wurde mehr Wert auf gesellschaftskritische Themen und Ansprechung von Tabuthemen gelegt.

Diese Welle von Themenneufindungen, die es anzusprechen galt, gestaltete sich dann in den Achtziger Jahren weiter aus, wodurch auch das Thema Adoption, welches in den Siebzigern noch nicht als primär zu klärendes Thema in den Köpfen vorhanden war, nun auch von der Gesellschaft kritischer hinterfragt wurde.

Das Thema „Integration von Ausländern bzw. ‚Andersartigen’“ (aufgrund Paules dunkler Hautfarbe), welches ja auch im weiteren Sinne im Buch „Paule ist ein Glücksgriff“ angesprochen wird, gehörte bereits zu einem der ersten Themen aus der Zeit des Umbruchs und wurde von der Autorin, vermutlich aus Gründen einer nochmals erhöhten Sensibilisierung, mit in das Werk integriert. Zudem ist das Werk Bestandteil des Wandels von vorher märchenhaft-harmo- nischer, also vorwiegend phantastisch geprägter Kinderliteratur hin zu einer lebensweltbezogenen realistisch-problemorientierten Kinderliteratur. Paule muss sich in jedem ihm gewidmeten Kapitel einer neuen „Alltags- herausforderung“ stellen, sei es nun die unliebsame kleine Schwester zu hüten oder der Umgang mit dem schlechten Gewissen gegenüber den Eltern wegen einer nicht ganz so guten Schulnote.

3.2 Rezeptionen des Buches als Unterrichtsmodell und Hörbuch

Zum Buch „Paule ist ein Glücksgriff“ liefert der dtv Junior Verlag ein eigens

ausgearbeitetes Unterrichtsmodell[10], welches im Sammelband „Lesespaß im Klassenzimmer - Unterrichtsvorschläge für die Klassen 1 - 4“[11] der Autorin Hannelore Daubert auf den Seiten 148 bis 161 abgedruckt ist.

Das Modell ist in ähnlicher Form wie diese Hausarbeit ausgearbeitet, beinhaltet aber auf seinen 13 Seiten einen vermutlich umfangreicheren Fundus an methodischen und didaktischen Vorschlägen, die auf sicherer Erprobung beruhen, nachdem aber auch zusätzlich auf den Inhalt des Buches eingegangen wurde. Das Unterrichtsmodell von Frau Daubert ist speziell auf den Einsatz „für das 4. Schuljahr“[12] zugeschnitten.

Ein solches Unterrichtsmodell zeugt davon, dass das Buch einen hohen Verbrei- tungsgrad hat und zudem bereits gerne von Lehrpersonen in der Grundschule angewandt wurde, weshalb eine Verlegung vermutlich interessant erschien.

Ein Hörbuch zu „Paule ist ein Glücksgriff“ wird ebenfalls durch den dtv Junior Verlag vertrieben. Es ist bereits seit einigen Jahren auf dem Markt. Gerade im Internet kann man zu diesem Hörbuch viele Hörproben[13] finden um sich ein Bild zur Qualität zu machen.

Bücher, welche durch professionell arbeitende Vorleser als Hörbücher vorgelesen werden, sind ein Zeichen für besondere Güte eines Buches, denn sie werden recht teuer verkauft und aufwendig hergestellt und eine Produktion wird von den Verlagen nur angestrebt, wenn der Buchtitel erfahrungsgemäß eine hohe Qualität und somit einen hohen Absatz verspricht.

4. Verkürzte Inhaltswiedergabe der Geschichte

Vor der eigentlichen Inhaltswiedergabe muss kurz erwähnt werden, dass es sich bei den einzelnen Kapiteln des Buches um weitestgehend in sich abgeschlossene „Teilgeschichten“ zu diversen Erlebnissen Paules handelt. Aus diesem Grund kann auch eine Inhaltsangabe nicht „fließend“, über alle Kapitel des Buches hinweg, erfolgen, sondern muss ein wenig nach Kapiteln unterteilt bleiben.

Das Buch beginnt im ersten Kapitel mit Paules Überlegungen von wem er geboren worden sein könnte und warum sein biologischer Vater wohl zurück nach Afrika gegangen sein könnte. Paule stellt in diesem Kapitel vorwiegend selbst seine „Mitprotagonisten“ in der Geschichte vor. Er lässt sich von seinem Vater zum wiederholten Male die Geschichte erzählen, wie er aus dem Heim geholt wurde.

Dann bricht die Weihnachtszeit an. Paule soll zusammen mit dem Rest seiner Klasse ein Krippenspiel für die Eltern proben und später dann auf dem Elternabend vorführen. Gerne möchte er den Engel Gabriel spielen, weil ihm die Rolle gefällt. Stattdessen wird ihm von der Lehrerin vorgeschlagen doch den Kasper, den Schwarzen der drei Könige, zu spielen.

Sein Klassenkamerad Viktor ist für den Vorschlag der Lehrerin und argumentiert, dass der Engel Gabriel kein Neger sei. Diese wenig feinfühlige Konfrontation mit seiner Herkunft verkraftet Paule nicht gut und rennt umgehend wütend aus der Klasse und nach Hause. Er will streiken und erklärt seiner Mutter sein Problem. Als Paules Freund Andreas später am Tag vorbei kommt klärt sich die Lage. Er werde den Kasper spielen und die Lehrerin ist damit einverstanden, dass Paule die Rolle des Engels übernimmt.

Die Kinder beginnen im nachfolgenden Kapitel mit den Proben für das Krippenspiel. Paules Freund Andreas ist der Ansicht, dass eine Puppe als Jesuskind dem Krippenspiel nicht gerecht wird. Er schmiedet einen Plan.

[...]


[1] Quelle: ebd. http://www.kirsten-boie.de/kirsten-boie-biografie.php

[2] http://www.kirsten-boie.de/kirsten-boie-biografie.php: ebd. Z.14-17 [3]http://www.kirsten-boie.de/kirsten-boie-biografie.php: ebd. Z. 27

[4] http://www.antolin.ch/leitartikel/boie_1003/boie_1003.jsp;jsessionid=abc7J20N5iLSEfMNFhM Ds: ebd. Z.6

[5] http://www.antolin.ch/leitartikel/boie_1003/boie_1003.jsp;jsessionid=abc7J20N5iLSEfMNFhM Ds: ebd. Z. 2-6

[6] http://www.antolin.ch/leitartikel/boie_1003/boie_1003.jsp;jsessionid=abc7J20N5iLSEfMNFhM Ds: ebd. Auswahlkategorie 1

[7] Quelle:ebd. http://www.antolin.ch/bookkeysearch.do;jsessionid=abcTnO08wej6V_nY5_ITs?k eywords=Boie_Auszeichnung

[8],[9] vgl. Kursliteratur und -material zu den Einführungskursen in die „Fachdidaktik Deutsch an Grundschulen“, sowie in die „Literaturwissenschaft / Grundschule“ der Paderborner Dozentinnen Köller und Eckhardt.

[10] Quelle des kompletten Unterrichtsmodells: ebd. http://www.dtv.de/_pdf/lehrermodell/70950.pdf über die Seite: http://www.sodis.de/cp/cp.php?doc=search&dataRange[]=contake

[11] http://www.dtv.de/_pdf/lehrermodell/70950.pdf: ebd. S.1, Z.7-8

[12] http://www.dtv.de/_pdf/lehrermodell/70950.pdf: ebd. S.1, Z.4

[13] Quelle einer beispielhaften Hörprobe unter dem Menüpunkt „Jetzt reinhören“: http://www.claudio.de/itemid/CXHS917/de

Fin de l'extrait de 25 pages

Résumé des informations

Titre
Literarische und didaktisch-methodische Analyse des Kinderbuches "Paule ist ein Glücksgriff" von Kirsten Boie
Université
University of Paderborn  (Institut für Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaft)
Cours
Einsatz von Kinderliteratur im Deutschunterricht der Primarstufe
Auteur
Année
2010
Pages
25
N° de catalogue
V167320
ISBN (ebook)
9783640838042
ISBN (Livre)
9783640838653
Taille d'un fichier
456 KB
Langue
allemand
Annotations
Kommentar der Dozentin: "Lieber Herr von Rüden, Sie haben im Rahmen Ihrer Hausarbeit eine fundierte Analyse des Buches und gut durchdachte Ideen zur Umsetzung im Unterricht zu Papier gebracht. Ich sehe Sie auf einem sehr guten Weg und wünsche Ihnen für Ihr weiteres Studium alles Gute.
Mots clés
Kirsten Boie, Paule ist ein Glücksgriff, Kinderbuch, literarische Analyse, didaktische Analyse, methodische Analyse, Christian, von Rüden, Christian von Rüden, Christian Johannes von Rüden, Rueden, children's literature, analysis
Citation du texte
Christian Johannes von Rüden (Auteur), 2010, Literarische und didaktisch-methodische Analyse des Kinderbuches "Paule ist ein Glücksgriff" von Kirsten Boie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167320

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