Bereits während des Zweiten Weltkriegs gab es auf sowjetischer Seite Überlegungen, wie die eigenen Reparationsansprüche gegenüber Deutschland befriedigt werden könnten. Es ergaben sich folgende mögliche Quellen: Reparationen durch Demontagen, durch Entnahmen aus der laufenden Produktion sowie durch den Einsatz von Fremdarbeit.
Die Fremdarbeitskräfte lassen sich in drei Gruppen unterteilen: Kriegsgefangene, (Zivil-) Internierte und sogenannte Spezialisten. Der Beitrag der beiden ersten Gruppen wurde in dieser Arbeit untersucht, indem sowjetische Quellen in Form von Befehlen, Direktiven, Korrespondenzen zwischen administrativen Organen des Staatsapparats usw. analysiert wurden. Daraus konnten Schlüsse auf die Effektivität der Maßnahmen gezogen werden.
Weiter hat sich die Arbeit mit den unterschiedlichen Demontagewellen befasst. Es wurden dabei weniger Art und Ausmaß der abtransportierten Güter in den Blick genommen als vielmehr das Vorgehen in den verschiedenen Phasen, um abschließend zu einer Beurteilung hinsichtlich des Nutzens der Aktionen zu gelangen.
Insgesamt ergibt sich für alle untersuchten Bereiche der sowjetischen Reparationspolitik ein ambivalentes Bild.
Die Kriegsgefangenen- und Interniertenarbeit blieb im Hinblick sowohl auf die Anzahl der zur Disposition stehenden Arbeitskräfte als auch auf die Leistungsfähigkeit des im Endeffekt tatsächlich vorhandenen Arbeitskontingents weit hinter den sowjetischen Erwartungen zurück.
Bei den Demontagen hat sich gezeigt, dass die übereilten Demontagen (zunehmend mit aufsteigender Komplexität der entnommenen Anlagen) meist zwecklos waren. Die Sowjetunion verlegte sich zunehmend auf Entnahmen aus der laufenden Produktion. Das legt die Vermutung nahe, dass die Demontagen generell nicht den Erfolg brachten, den die Sowjets sich davon versprachen. Alle erfolglosen Demontagen beeinträchtigten nicht nur die SBZ, sondern auch die UdSSR, die durch die Vernichtung des Industriepotentials Ostdeutschlands die eigenen Forderungen nach Reparationen in Form von Produkten und Halbfabrikaten hintertrieb. Dass sich die Sowjetunion dennoch nicht von Anfang an auf Entnahmen beschränkte, erklärt sich aus dem Ansinnen, die eigene Nachkriegswirtschaft mit deutschen Anlagen auszustatten und wieder aufzubauen.
Der Schluss liegt nahe, dass auch bei den geordneten Demontagen der Erfolg oft geringer als erwartet war.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Arbeit der Kriegsgefangenen und Internierten als Faktor der Reparationsleistungen
- Die Kriegsgefangenen als Planungsgröße in der sowjetischen Volkswirtschaft
- Probleme des Arbeitseinsatzes der Kriegsgefangenen
- Die Internierten als Planungsgröße in der sowjetischen Volkswirtschaft
- Probleme des Arbeitseinsatzes der Internierten
- Die Leistungen der Kriegsgefangenen und Internierten
- Die Demontagen in der SBZ
- Die „Trophäen“, die erste und zweite Demontagewelle
- Das Beispiel der Deutschen Reichsbahn
- Die dritte Demontagewelle
- Das Beispiel der Carl Zeiss Werke
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Reparationspolitik der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei liegt der Fokus auf der Effizienz verschiedener Maßnahmen, insbesondere der Nutzung von Kriegsgefangenen und Internierten als Arbeitskraft sowie der Demontage von Industrieanlagen in der SBZ.
- Analyse der sowjetischen Reparationspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg
- Bewertung der Effizienz der Nutzung von Kriegsgefangenen und Internierten als Arbeitskraft
- Untersuchung der Auswirkungen und Effizienz von Demontageaktionen in der SBZ
- Beurteilung der Auswirkungen der Reparationspolitik auf die sowjetische Volkswirtschaft und die SBZ
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel liefert eine Einleitung in die Thematik und erläutert die historischen Hintergründe der sowjetischen Reparationspolitik. Es werden die Kriegsfolgen und der immense Bedarf an Reparationsleistungen durch die Sowjetunion beschrieben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Einsatz von Kriegsgefangenen und Internierten als Arbeitskraft. Die Arbeit untersucht die Planung, Organisation und die Effizienz des Arbeitseinsatzes dieser Personengruppen. Es werden auch die Probleme des Lagerregimes und der Arbeitsbedingungen beleuchtet.
Das dritte Kapitel analysiert die Demontageaktionen in der SBZ. Es werden die verschiedenen Demontagewellen und ihre Auswirkungen auf die deutsche Industrie sowie auf die sowjetische Wirtschaft untersucht. Die Arbeit beleuchtet auch die Fallbeispiele der Deutschen Reichsbahn und der Carl Zeiss Werke.
Schlüsselwörter
Sowjetische Reparationspolitik, Kriegsgefangene, Internierte, Demontagen, SBZ, Effizienz, Arbeitskraft, Industrie, Wiederaufbau, Wirtschaftspolitik, Deutsche Reichsbahn, Carl Zeiss Werke
- Quote paper
- Riad Othman (Author), 2003, Aspekte der sowjetischen Reparationspolitik und die Effizienz ihrer Maßnahmen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167453