Der Mithras-Kult verbreitete sich im römischen Reich ab dem ersten
Jahrhundert nach Christus und hatte zur seiner Blütezeit im dritten
Jahrhundert Anhänger in einem Gebiet, dass von Mesopotamien bis zu den
britischen Inseln reichte. Kaum 150 Jahre später war dieser Kult im Zuge
der Christianisierung in Vergessenheit geraten. Die Geschichte um die
Verehrung des unbesiegten Sonnengottes ist eine Geschichte des schnellen
Erfolges, doch auch des schnellen Verfalls. Obwohl seine Spuren teilweise
erhalten sind, bleiben viele seiner Geheimnisse ungeklärt. Einige seiner
Traditionen konnten sich in abgewandelter Form im Christentum erhalten;
des weiteren bildeten sich im Zuge des Neopaganismus, der in den
vergangenen Jahren auftrat, neue „Mithras-Zirkel“, die angeblich den alten
Traditionen folgen. Grund genug also diesen Mysterienkult und seine
Ursprünge genauer zu untersuchen. Im persischen Raum wurde Mithras
bereits verehrt, bevor er im römischen Reich Anhänger fand. Doch kann
man den römischen Mithraismus auf einen persischen Ursprung
zurückführen oder hat der römische Kult eine unabhängige Tradition? Es
wäre nicht undenkbar, dass der römische Kult sich lediglich einiger
Elemente aus dem persischen bedient und diese in einem unabhängig
entstandenen Kult integriert hat.
Um die Ursprünge dieses Kultes zu beleuchten bedarf es einer speziellen Herangehensweise, denn viel Wissen über ihn ist mit seiner Auslöschung
verloren gegangen, ebenso wie viele seiner Heiligtümer zerstört oder zu
christlichen umgestaltet wurden. Einleitend ist es notwendig zuerst die
Quellen zu betrachten. Welcher Art sind diese Quellen? Wie zuverlässig
sind sie? Welche Interpretationsmöglichkeiten sind vorhanden? Und was
können wir an Schlussfolgerungen aus ihnen ziehen? Diese Fragen sind
unvermeidbar bei der Betrachtung einer solchen Thematik. Nachdem die
Quellenlage analysiert wurde, wird im Weiteren versucht die Erkenntnisse
der Forschung vor den 70er Jahren zu skizzieren und diese den neuen
Ansätzen der Wissenschaftler bezüglich der persischen Einflüsse im
Mithraismus, die in den Jahren darauf entstanden, gegenüberzustellen, um
abschließend eine Bewertung bezüglich des Mithras-Kultes und einer
hypothetischen Abstammung aus den Zoroaster-Lehren zu vollziehen.
Inhalt
1. Einleitung
2. Quellenlage
3. Die Enstehung des Mithraismus in der traditionellen Forschung
4. Mithraismus in der neuen Forschung
4.1 Mithräen
4.2 Neuer Ansatz
5. Auswertung und Perspektiven
6. Literatur
1. Einleitung
Der Mithras-Kult verbreitete sich im römischen Reich ab dem ersten Jahrhundert nach Christus1 und hatte zur seiner Blütezeit im dritten Jahrhundert Anhänger in einem Gebiet, dass von Mesopotamien bis zu den britischen Inseln reichte.2 Kaum 150 Jahre später war dieser Kult im Zuge der Christianisierung in Vergessenheit geraten. Die Geschichte um die Verehrung des unbesiegten Sonnengottes ist eine Geschichte des schnellen Erfolges, doch auch des schnellen Verfalls. Obwohl seine Spuren teilweise erhalten sind3, bleiben viele seiner Geheimnisse ungeklärt. Einige seiner Traditionen konnten sich in abgewandelter Form im Christentum erhalten4 ; des weiteren bildeten sich im Zuge des Neopaganismus5, der in den vergangenen Jahren auftrat, neue „Mithras-Zirkel“, die angeblich den alten Traditionen folgen. Grund genug also diesen Mysterienkult und seine Ursprünge genauer zu untersuchen. Im persischen Raum wurde Mithras bereits verehrt, bevor er im römischen Reich Anhänger fand. Doch kann man den römischen Mithraismus auf einen persischen Ursprung zurückführen oder hat der römische Kult eine unabhängige Tradition? Es wäre nicht undenkbar, dass der römische Kult sich lediglich einiger Elemente aus dem persischen bedient und diese in einem unabhängig entstandenen Kult integriert hat.
Um die Ursprünge dieses Kultes zu beleuchten bedarf es einer speziellen Herangehensweise, denn viel Wissen über ihn ist mit seiner Auslöschung verloren gegangen, ebenso wie viele seiner Heiligtümer zerstört oder zu christlichen umgestaltet wurden. Einleitend ist es notwendig zuerst die Quellen zu betrachten. Welcher Art sind diese Quellen? Wie zuverlässig sind sie? Welche Interpretationsmöglichkeiten sind vorhanden? Und was können wir an Schlussfolgerungen aus ihnen ziehen? Diese Fragen sind unvermeidbar bei der Betrachtung einer solchen Thematik. Nachdem die Quellenlage analysiert wurde, wird im Weiteren versucht die Erkenntnisse der Forschung vor den 70er Jahren zu skizzieren und diese den neuen Ansätzen der Wissenschaftler bezüglich der persischen Einflüsse im Mithraismus, die in den Jahren darauf entstanden, gegenüberzustellen, um abschließend eine Bewertung bezüglich des Mithras-Kultes und einer hypothetischen Abstammung aus den Zoroaster-Lehren zu vollziehen.
2. Quellenlage
Der Mithras-Kult war ein Mysterienkult. Seine Geheimnisse waren also nur für seine Anhänger bestimmt. Diese Anhänger rekrutierten sich lediglich aus einem bestimmten Kreis. Zum einen wurden nur Männer in den Kult aufgenommen, was auch beim Eintritt in die Religionsgemeinschaft überprüft wurde, zum anderen war der Kult durch seine Auslegung des Glaubens6 zwar attraktiv für Soldaten und die obere Schicht, aber weniger ansprechend für die restliche Bevölkerung.7 Die Einschränkung der Mitgliedschaft auf eine spezielle Gruppe und die Geheimniswahrung hatten zur Folge, dass der Mithras-Kult nicht nur in der Anzahl seiner Mitglieder eingeschränkt, sondern er auch nach außen hin isoliert war. Diese Isolation mag auch zu seinem Untergang geführt haben, als das Christentum seinen Siegeszug nach Konstantin begann, aber für uns ist diese Isolation deswegen von Interesse, weil sich in Folge dessen kaum Schriftzeugnisse erhalten haben. Auch die Zerstörung von Mithras-Heiligtümern durch Christen wirkt sich enorm auf die Quellenlage aus. Zusammengefasst lässt sich also sagen, dass zum einen wenige Schriftzeugnisse erhalten sind, wobei diese überwiegend von Kult-fremden verfasst wurden, zum anderen sind nur verhältnismäßig wenige Mithräen erhalten. Dadurch, dass die meisten schriftlichen Quellen von Außenstehenden verfasst wurden liefern sie uns also keine zuverlässigen Informationen, weswegen es sinnvoll erscheint den wenigen erhaltenen Mithräen besondere Aufmerksamkeit in der Untersuchung zu widmen.
3. Die Enstehung des Mithraismus in der traditionellen Forschung
Bis zur zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts betrachtete man die Religion um den Sonnengott als Reinterpretation des Mazdaismus auf römischem Terrain. Schon Plutarch berichtet uns davon, dass der Kult seine Verbreitung im römischen Reich durch die von Pompejus unterworfenen Seeräuber von Cilicien ins Imperium importiert wurden.8 Cumont, als Vertreter des frühen 20. Jh., sieht hingegen den Ursprung in der Ostexpansion der frühen Kaiserzeit.9 Die rasche Ausbreitung der Religion war bedingt durch die Beliebtheit unter den Soldaten, die durch ihre ständigen Versetzungen den Kult bis in die entlegensten Winkel des Imperiums tragen konnten.10
[...]
1 Es gibt mehrere Daten, wann man die Enstehung ansetzen könne, die unter anderem mit der Frage im Zusammenhang stehen, worin man den Ursprung des Kultes sieht.
2 Turcan liefert genaue Angaben zur Ausbreitung des Mithras-Kultes im römischen Reich. Vgl. hierzu: Turcan, R.: The cults of the roman empire, Oxford 1997,203fff.
3 z.B. die zahlreichen Überreste ehemaliger Mithräen (Dura Euporos, Basilica San Clemente, London, etc.).
4 z.B. die sieben Weihegrade (bzw. Sakramente), die Weihnachtsgeschichte oder die Anordnung der Sitzreihen in Kirchen.
5 Im Internet lassen sich leicht Kulte und Zirkel, die alte Religionen imitieren, finden. An dieser Stelle sei als Beispiel eines modernen „Mithras-Kultes“ folgender Kult genannt: http://www.datacomm.ch/olhaenzi/roem.civ13.html.
6 Der Gott Mithras immer heroisch dargestellt. Die Stiertötungsszene zeugt davon. Dies hatte zur Folge, dass gerade die Soldaten in Mithras einen Vorbild der Tugenden (Virtus) sahen. Vgl. hierzu: Schütze, A.: Mithras, Mysterien und Urchristentum, Stuttgart 1972,15f.
7 Vgl. hierzu: Johnston, S.: Religions of the ancient world, a guide, London 2004, S. 103; zur Bedeutung des Heeres bei der Verbreitung der Religion siehe: Cumont, F.: Die Mysterien des Mithra, Ein Beitrag zur Religionsgeschichte der römischen Kaiserzeit, Leipzig 1903,29f.
8 Vgl. hierzu: Cumont, F.: Die Mysterien des Mithra,27.
9 Cumont schreibt, dass mit der Eroberung Kappadociens durch Tiberius erstmals die Römer in Kontakt mit der Religion kamen. Dazu ist zu berücksichtigen, dass Cumont den Mithras-Kult als romanisierte Variante des Ahura Mazda-Kultes sieht und die Einverleibung Kappadociens nicht zwangsläufig mit der Entstehung des Mithras-Kultes im Zusammenhang steht. Vgl. hierzu: Cumont, F.: Die Mysterien des Mithra,27.
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Mithras-Kult und wann war seine Blütezeit?
Der Mithras-Kult war ein Mysterienkult, der sich im römischen Reich ab dem ersten Jahrhundert nach Christus verbreitete und im dritten Jahrhundert seine Blütezeit hatte. Er erstreckte sich von Mesopotamien bis zu den britischen Inseln.
Warum verschwand der Mithras-Kult?
Der Kult geriet im Zuge der Christianisierung etwa 150 Jahre später in Vergessenheit.
Gibt es heute noch Anhänger des Mithras-Kultes?
Im Zuge des Neopaganismus haben sich neue „Mithras-Zirkel“ gebildet, die angeblich den alten Traditionen folgen.
Woher stammt der Mithras-Kult ursprünglich?
Mithras wurde bereits im persischen Raum verehrt, bevor er im römischen Reich Anhänger fand. Es ist aber unklar, ob der römische Mithraismus auf einen persischen Ursprung zurückzuführen ist oder ob der römische Kult eine unabhängige Tradition hat, die lediglich Elemente aus dem Persischen übernommen hat.
Wie schwierig ist es, Informationen über den Mithras-Kult zu finden?
Es ist schwierig, da viel Wissen mit der Auslöschung des Kultes verloren gegangen ist und viele seiner Heiligtümer zerstört oder zu christlichen umgestaltet wurden.
Welche Arten von Quellen gibt es über den Mithras-Kult?
Die Quellenlage ist durch wenige Schriftzeugnisse (überwiegend von Kult-fremden verfasst) und verhältnismäßig wenige erhaltene Mithräen geprägt.
Welche Rolle spielten Soldaten bei der Verbreitung des Mithras-Kultes?
Die rasche Ausbreitung des Mithras-Kultes war bedingt durch die Beliebtheit unter den Soldaten, die durch ihre ständigen Versetzungen den Kult bis in die entlegensten Winkel des Imperiums tragen konnten.
Wie wurde die Entstehung des Mithraismus in der traditionellen Forschung betrachtet?
Bis zur zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts betrachtete man die Religion um den Sonnengott als Reinterpretation des Mazdaismus auf römischem Terrain. Plutarch berichtet, dass der Kult durch die von Pompejus unterworfenen Seeräuber von Cilicien ins Imperium importiert wurde.
Was sind Mithräen?
Mithräen sind Kultstätten des Mithras-Kultes.
Welche Probleme gibt es mit den schriftlichen Quellen über den Mithras-Kult?
Die meisten schriftlichen Quellen wurden von Außenstehenden verfasst und liefern daher keine zuverlässigen Informationen.
- Citar trabajo
- Achuthan Thanabalasundaram (Autor), 2008, Über den Ursprung des Mithraskultes, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/167517