„Er ist ein primärer Spucker u. Kotzer.“ (Gottfried Benn)
Louis-Ferdinand Célines Roman von 1932 „Voyage au bout de la nuit – Reise ans Ende der Nacht“ hat einen ungeheuren Einfluss auf die zeitgenössische und spätere Welt-Literatur gehabt. Das heben die Kritiken hervor, das bestätigt die Sekundär-Literatur, ohne dass es nachgewiesen werden müsste. Die explizite Trennung des Werks von der realen Person Louis-Ferdinand Céline und seinem historischen Verhalten ist konditioniert vom Maß der Akzeptanz gegenüber dem Autor Louis-Ferdinand Céline und seinem literarischen und politischen Stellenwert. Die vorliegende Monographie widmet sich der deutschsprachigen Rezeption des Schriftstellers im deutschsprachigen Raum, die sich teilt in den abgeschlossenen Zeitraum der NS-Zeit und den bis heute dynamischen Prozess der Rezeption seit 1945.
Im Zeitraum 1933-45 die Reaktion der politisch linken und der nicht nationalsozialistischen bürgerlichen Leser, die Célines Roman als pazifistisch gegen den Krieg gewandt und als allgemein gesellschaftskritisch ansehen. Zweitens die NS-Kritik, die sich abgestoßen fühlt. Schließlich die Gruppe der Leser, die dem NS-System nahestanden und ihm dienten, und die bald Célines Bedeutung und die Besonderheit seiner beiden ersten Romane erkannt haben und Célines Antisemitismus womöglich hervorhoben, um den Autor den NS akzeptabler zu machen. Aus dem Umfeld dieser Leser stammen bis in die 1980er Jahre auch die Übersetzer Célines.
Nach 1945 zeigen sich in der Haltung der Kritik gegenüber Céline Pendelausschläge, beginnend mit den Extremen einer beinah offenen Apologetik von Faschismus und Rassenhetze/ die tatsächliche oder nur geforderte Ausblendung der Pamphlete und pauschaler Verurteilung und die Einfärbung jeder Wahrnehmung Célines als belastet auf der anderen Seite. Die Erkenntnis und Diskussion dieses Problems als ein Problem.
Zuletzt der ornamentale und effektsuchende Einsatz kräftiger Epitheta, vergleichbar der architektonischen Postmoderne, die historische und „besetzte“ Stilelemente als Zitate verwendet, wo das Anstößige zum Ornament und zur Metapher wird.
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- Rudolf von Bitter (Author), 2007, Ein wildes Produkt. Louis-Ferdinand Céline und sein Roman "Reise ans Ende der Nacht" im deutschsprachigen Raum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1676093