Antisemitismus und Nationalsozialismus

Postones Thesen und Begründungen zum Thema Antisemitismus und Nationalsozialismus


Referat (Ausarbeitung), 2006

14 Seiten, Note: 1.3


Leseprobe


Inhaltsangabe

Einleitung

Postones` Thesen und Begründungen zu Thema Antisemitismus und Nationalsozialismus

Zusammenfassung der Geschichte des Antisemitismus

Der Antisemitismus im Nationalsozialismus
Zeittafel von 1933 bis 1945

Antisemitismus nach 1945

Beispiele für Antisemitismus im Nationalsozialismus
Aus dem Tagebuch des SS-Arztes Dr. Kremer
Der Jäger-Bericht

Literaturverzeichnis

Einleitung

In meinem Referat möchte ich die Problematik der Beziehung von Antisemitismus und Nationalsozialismus darstellen. Ich möchte die Ausrottung des europäischen Judentums anhand einer historischen Zusammenfassung, die mit dem modernen Antisemitismus in Deutschland und Europa seinen schrecklichen Höhepunkt erlangte, erklären.

Ich werde in Kürze die Judenverfolgung nach 1945 zusammenfassen und wie der Judenhass ein Jahrzehnt nach dem NS-Regime andauerte.

Des Weiteren werde ich mich auf wichtige Thesen von Moische Postone beziehen und sie mit originalen Berichten belegen und erläutern.

Zum Abschluss verdeutliche ich die Gefahr des Vergessens der Nachkriegsgeneration in der BRD und DDR.

Postones` Thesen und Begründungen zu Thema Antisemitismus und Nationalsozialismus

Moishe Postone möchte in seinem Essay die Aspekte des modernen Antisemitismus als Bandteil des deutschen Nationalsozialismus betrachten. Für ihn ist die Besonderheit des Holocaust und des modernen Antisemitismus in Deutschland von 1933-45 von Wichtigkeit.

Deutlich war der geringe Anteil an Emotionen und unmittelbarer Hass für den Holocaust sichtbar, sowie auch ein Selbstverständnis ideologischer Mission, was am bedeutsamsten war. Der Holocaust hatte keine funktionelle Bedeutung, der Mord war kein Mittel zum Zweck.

Die Ausrottung des Judentums musste nicht nur total sein, sondern war sich selbst Zweck.

Ausrottung um Ausrottung willen. Selbst noch, als die Rote Armee über die deutschen Grenzen rollte, wurde der Judenmord logistisch, zum Nachteil der Wehrmacht, unterstützt.

Laut Postone, steht die Ausrottung des europäischen Judentums in Beziehung zum Antisemitismus. Darüber hinaus muss der moderne Antisemitismus in Hinblick auf den Nazismus, als Bewegung (Revolte) verstanden werden.

Dieser Antisemitismus setzt frühere Formen von Judenhass voraus. Es war immer Bestandteil der christlich-westlichen Zivilisation.

Das Judentum gilt in der NS-Zeit als unfassbare internationale Verschwörung. Demnach stellt eine fremde, gefährliche und destruktive Macht dar, die die soziale „Gesundheit“ der Nation gefährdet.

Postone sieht ein Zusammenhang zwischen der historischen Theorie einer materialistischen Form. Somit haben die Juden die rasche Entwicklung des industriellen Kapitalismus personifiziert. Sie wurden als Träger für Geld wahrgenommen.

Die Ware (Geld) hat einen „Doppelcharakter“. Wert und Gebrauchswert.

Man unterstellte den Juden damals Macht, die die Form eines stofflichen Trägers, der Ware, annahm. Postone sagt, dass die kapitalistischen, gesellschaftlichen Beziehungen ihren Ausdruck in der abstrakten Dimension finden, wie das Geld und äußerliche, abstrakte, allgemeine „Gesetze“.

Dem nach sind kapitalistische gesellschaftliche Beziehungen als antinomisch zu bezeichnen, also ein Gegensatz vom Abstrakten und dem Konkretem Die Konkrete Seite (Arier) erscheint als reine stoffliche Natur und die abstrakte Seite (Jude) tritt in Gestalt von „objektiven“ Naturgesetzen auf.

Der Antikapitalismus ist laut Postone ein einseitiger Angriff auf das Abstrakte (Vernunft, Recht, Geld und Finanzkapital). Die Juden wurden nicht nur mit Geld gleichgesetzt, sondern mit dem Kapitalismus überhaupt.

Postone fragt sich, warum sich die biologische Erklärung der abstrakten Seite des Kapitalismus an den Juden festmacht. Er behaupte, dass die Juden durch kein anderes Volk hätten ersetzt werden können. Die Gründe sind unter anderem, die lange Geschichte des Antisemitismus in Europa, sowie die Verknüpfung von Juden und Geld. In Europa gab es die Vorstellung, dass eine Nation nicht nur als eine politische angegebene Größe, sondern auch als konkret, durch eine gemeinsame Sprache, Geschichte, Tradition, Religion bestimmt wurde. Dies bedeutete für die europäischen Juden, dass sie Staatsbürger eines Landes wie z.B. Deutschland, aber nicht richtige Deutsche waren. Und in der Zeit, in der das Abstrakte (Kapitalismus) dem Konkretem (bürgerlicher Staat) gegenüber stand, bildete sich eine fruchtbare Verbindung. Sie machte die Juden wurzellos, international und abstrakt.

Der moderne Antisemitismus wird von Postone als eine „besonders“ gefährliche Form des Fetischs’ angesehen. Nur dieser Antisemitismus gestattet es, den Nazismus als verkürzten Antikapitalismus zu sehen. Die Grundlage lag in einer grausamen, aber nicht notwendigen Mission (Erlösung der Welt von der Quelle allen Übels in Gestalt der Juden)

Man kann den Nazismus nicht als eine Massenbewegung mit antikapitalistischen Obertönen bewerten, es wurde stattdessen zum Doktrin eines Staates erklärt. Für die Deutschen war die Quelle allen Übels, das Abstrakte, der Jude. Die Folge davon war, dass nicht wie an einem kapitalistischen Ort produziert, sondern der Wert vernichtet wurde. Auschwitz wurde zum Mord der Personifizierung des Abstrakten gebaut. Das Ziel war das Konkrete vom Abstrakten zu „befreien“. Als erstes wurden die Juden entmenschlicht. Sie wurden zu Ziffern, Schatten, Abstraktion. Der zweite Schritt war sie auszurotten, und darüber hinaus versuchte man die letzten Reste des „konkreten gegenständlichen Gebrauchswerts“ auszunutzen, wie zum Beispiel Kleider, Gold , Zähne, etc.

So behauptet Postone, dass nicht die Machtergreifung, sondern Auschwitz die wirkliche deutsche Revolution war. Militärisch verlor Deutschland den zweiten Weltkrieg, gewann aber ihren Krieg (Revolution) gegen das europäische Judentum. Es gelang ihnen eine sehr alte und traditionelle Kultur zu zerstören.

(Moiche Postone, New German Critique, 1979)

Zusammenfassung der Geschichte des Antisemitismus

Der Antisemitismus wurde 1879 von Wilhelm Marr als Begriff für den Hass einzelner Menschen oder Völker gegen Juden geprägt. Er schließt jedoch nicht alle semitischen Völker ein, und ist deshalb irreführend. Dieser zum Teil sehr extreme Judenhass besteht seit es keinen israelischen Staat mehr gibt und die Juden in „Diaspora„ leben. Zwar gab es mehrmals einige hundert Jahre einen israelischen Staat, aber das jüdische Volk ist wohl das am häufigsten verfolgte, versklavte und unterdrückte aller Völker. Die Bilanz der ersten 2000 Jahre jüdischer Geschichte zeugt von häufigen Auswanderungen, Fluchten, Teilungen und Zerstörungen des Staates oder Reiches Israel. Es entwickelte sich dadurch „nur“ ein religiöser Antijudaismus.

Nachdem der letzte Jüdische Staat 70 nach Chr. durch die Römer zerschlagen wurde, mussten sie nicht nur Jerusalem sondern ganz Palästina verlassen. Seid diesem Zeitpunkt leben sie als Vertriebene in ihren „Gastländern“ passten sich deren Kultur an, aber hielten weiterhin an der Religion ihrer Väter fest.

Im christlichen Mittelalter lebten sie in Gettos und ihnen wurde die Mitgliedschaft in Zünften untersagt - sie dürften keinen handwerklichen Beruf erlernen und wurden aus Landwirtschaft verdrängt. Aus diesem Grund wurden die meisten zu Kleinhändlern oder betrieben Geldgeschäfte, denn den Christen war es durch ihre Religion untersagt Zinsen zunehmen.

So führten religiöse Vorurteile im 11. Jahrhundert zu antijüdischen Legendenbildungen. Im Jahr 1906 fand die erste europaweite Judenverfolgung statt, bei der tausende von Juden starben. Seit dem manifestierte sich die Sündenbockfunktion und sie wurden in den folgenden Jahrhunderten für Naturkatastrophen und Krankheiten verantwortlich gemacht. Sie mussten sich zu Beispiel 1348 ( Ausbruch der Pest in Europa ) durch besondere Kleidung zu erkennen geben.

Nachdem es Martin Luther misslang die Juden zum Christentum zu bekehren, war er der Meinung, sie würden Gottes Liebe ablehnen. In seinem 1543 verfassten Buch „Von den Juden und ihren Lügen“, fordert er die Christen auf, Juden das Leben auf erdenkliche Weise zu erschweren. Nach der Aufklärung erklärten viele Staaten (USA, Preußen, Frankreich) die Gleichberechtigung des Judentums. Seitdem gab es viel jüdische Ärzte, Juristen, Journalisten.

Im 19 Jahrhundert entstand ein neuer Hass gegen die Juden. Sie wurden als“ national unzuverlässig, rassisch minderwertige Fremdkörper“ bezeichnet. Ferner gab es unter anderem in Russland und Polen Judenverfolgungen, worauf diese nach Österreich auswanderten.

In der deutschen Reichsverfassung von 1871 wurde die immer stärker geforderte Gleichberechtigung der jüdischen Bevölkerung verankert. Damit war die Emanzipation der etwa 512.000 Juden im Deutschen Reich (1,25 Prozent der Gesamtbevölkerung) formal abgeschlossen. Doch gegen die Assimilation der Juden wandte sich eine antisemitische Propaganda, deren Judenfeindschaft nicht mehr nur religiös, sondern rassisch begründet wurde. Seit der Wirtschaftskrise im Jahr 1870, waren Rassismus und Antisemitismus erkennbar. Wenig später entstanden die ersten antisemitischen Parteien. Seit Anfang der 1890er Jahre betonten die Antisemiten den "Rassegedanken" immer stärker. Paul de Lagarde (1827-1891) forderte in seinen "Deutschen Schriften" die Einheit des deutschen Volkes in "Rasse und Religion".

Auch die Kirchen behaupteten, dass Juden im Gegensatz zu den Deutschen keine tiefere Religiosität besitzen und nur den „ Götzen des Goldes“ nachliefen. Sie wurden in der Weimarer Republik für die Niederlage im 1. Weltkrieg verantwortlich gemacht, sowie für den Versailler Vertrag, der die gesamte Kriegsschuld Deutschland zuwies.

(Werner Bergmann, „Geschichte des Antisemitismus“. München, 2002)

(Michael Ley, „Kleine Geschichte des Antisemitismus“, München 2003

(http://www.dhm.de/lemo/html/kaiserreich/antisemitismus/index.html)

Der Antisemitismus im Nationalsozialismus

Seit den Anfängen der NSDAP gab es einen mystischen antisemitischen Kern in ihrer Weltanschauung. Die Endlösung der Judenfrage galt für das Volk als Erlösung, und somit verband sich endgültig die Furcht vor der eigenen rassischen Entartung.

Hitler drohte mehrfach in seinen Reden, das Ergebnis des Krieges werde nicht die Ausrottung der europäischen Völker, sondern die des Judentums sein. Er sah von Anfang an einen Weltkonflikt zwischen Ariern und Juden voraus.

Auch wenn es keinen konkreten Plan gab, so lag der Völkermord in der Logik des NS-Antisemitismus.

Der Antisemitismus der NASDAP in der Weimarer Republik war Bestandteil einer völkerischen , antikommunistischen und antidemokratischen Weltanschauung. Viele Zeitgenossen und Juden erwarteten, dass die Regierungsbeteiligung der NSDAP nicht lange andauern würde. An eine Vertreibung oder Ermordung der jüdischen Bevölkerung konnte man zur der Zeit nicht voraussehen. Jedoch waren viele Deutsche mit den 1933 eingeführten antijüdischen Maßnahmen einverstanden.

In den, eine radikalantisemitische Partei 1933 an die Macht gelang, wurde der Antisemitismus zum ersten Mal in seiner Geschichte zur Doktrin eines Staates. In den nächsten Jahren wurde die jüdische Bevölkerung mit über 2000 Verordnungen und Gesetzen sozial ausgegrenzt, moralisch diffamiert und psychisch bedroht. Terror und Propagandaaktionen wechselten oder gingen parallel mit gesetzlichen Regelungen überein. Jedoch wurde das Tempo der Verfolgungspolitik durch pragmatische Überlegungen über den Nutzen der Juden für die deutsche Wirtschaft, sowie auch taktische Rücksichtnahme gegenüber dem Ausland, bestimmt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Antisemitismus und Nationalsozialismus
Untertitel
Postones Thesen und Begründungen zum Thema Antisemitismus und Nationalsozialismus
Hochschule
Fachhochschule Düsseldorf
Veranstaltung
„Volksgemeinschaft“: Geschichte und Gegenwart einer deutschen Ideologie
Note
1.3
Autor
Jahr
2006
Seiten
14
Katalognummer
V168006
ISBN (eBook)
9783640848720
ISBN (Buch)
9783640845446
Dateigröße
1870 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
antisemitismus, nationalsozialismus, postones, thesen, begründungen, thema, antisemitismus, nationalsozialismus
Arbeit zitieren
Eva Pasternak (Autor:in), 2006, Antisemitismus und Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168006

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