Work-Life-Balance: Die Situation in skandinavischen Ländern


Hausarbeit, 2009

27 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einführung

2. Ein Zugang zur Thematik Work-Life-Balance
2.1. Die Begriffe Work, Life und Balance
2.2. Definition von Work-Life-Balance
2.3. Was nützt Work-Life-Balance?
2.4. Maßnahmen von Work-Life-Balance

3. Work-Life-Balance in Skandinavien
3.1. Dänemark
3.2. Norwegen
3.3. Schweden
3.4. die skandinavischen Länder im Überblick

4. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

In der Tat, auch Deutschland hat das Thema der ‚Work-Life-Balance‘ erreicht. Über Jahre wurde das Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf als ein eher an den Rand geschobenes Frauenthema abgestempelt. Doch es ist nicht mehr nur ein Modewort mit temporärem Charakter. Mehr und mehr rückt es in den Mittelpunkt wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Interessen. Work-Life-Balance ist ein nachhaltig ernst zu nehmendes Thema mit hoher Bedeutung. Die aktuellen öffentlichen Diskussionen belegen, dass die Bedingungen für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Familie und Arbeit und der Familiengründung in Deutschland schlechter als in anderen Ländern angesehen werden.1 Ein Blick über den Tellerrand wäre hier vielleicht sinnvoll. Die skandinavischen Länder leisten im Vergleich zu anderen Ländern wie der Bundesrepublik Deutschland erheblich mehr für die Förderung der Familie. Auch das Thema der Gleichheit der Geschlechter besitzt in Skandinavien einen hohen Stellenwert.2 Auch wenn der „skandinavische Weg“ vielleicht nicht eins zu eins auf ein Land wie Deutschland übertragen werden kann, lohnt sich eine Auseinandersetzung allemal.

Die sich anschließende Arbeit soll in diesem Zusammenhang folgender These zugrunde liegen:

Skandinavische Länder sind im Bezug von Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf sehr weit entwickelt und die sozialen Sicherungssysteme, sowie der Ausbau öffentlicher Kinderbetreuungseinrichtungen sind in den jeweiligen Ländern außerordentlich gut fortgeschritten. Skandinavische Familie und insbesondere Frauen haben mehr die Chance, ihre persönliche Balance zwischen der Arbeitswelt und dem Privatleben zu erreichen.

Demzufolge stellt sich die Frage, inwieweit in diesem Zusammenhang auch der Staat mögliche Einflüsse und Maßnahmen zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Arbeit und Familie beitragen kann.

Am Anfang dieser Hausarbeit steht die recht theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema Work-Life-Balance. In diesem Abschnitt geht es um die Definition des Begriffs Work-Life-Balance und desweiteren wird der Nutzen diskutiert. Kurz angeschnitten wird das Thema der Maßnahmen, wie das Gleichgewicht beispielsweise von den Unternehmen für die Beschäftigten hergestellt und auf Dauer aufrechterhalten werden kann. Im Hauptteil der Arbeit werden die skandinavischen Länder näher betrachtet. Hier wird der Schwerpunkt vor allem auf die Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt gelegt und auf familienfreundliche Maßnahmen, wie sie in den Ländern seitens der Regierung umgesetzt werden. Es soll mehr der Staat und seine Aktivitäten beleuchtet werden, als betriebliche Maßnahmen. Mit einer kurzen inhaltlichen Zusammenfassung sowie der persönlichen Meinung in Bezug auf die These und der Fragestellung soll diese Arbeit beendet werden.

2. Ein Zugang zur Thematik Work-Life-Balance

Eine Beschäftigung mit dem Thema erfordert eine genaue Auseinandersetzung mit einer Fülle unterschiedlichster Literatur. Doch bleibt dabei meiner Meinung nach die Suche nach einer allgemeingültigen und grundlegenden Definition erfolglos. Work-Life-Balance bedeutet wörtlich übersetzt Arbeit, Leben und Ausgeglichenheit. Diese drei Begriffe sollen nun genauer analysiert werden.

2.1. Die Begriffe Work, Life und Balance

Jeder Mensch kann sich unter dem Begriff der ‚Arbeit‘ etwas vorstellen, doch wie in der Fachliteratur häufig deutlich wird, ist eine genaue definitorische Annährung eher selten machbar.3 Begonnen werden soll deswegen mit einer Erläuterung aus einem Lexikon. Der Begriff Arbeit stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie ‚schwere körperliche Arbeit‘, ‚Mühsal‘ oder ‚Plage‘. Arbeit ist „der bewusste und zielgerichtete Einsatz der körperliche Kräfte des Menschen zur Befriedigung seiner materiellen und ideellen Bedürfnisse“4.

Lange Zeit war die Arbeit somit nur als körperlich anstrengende Tätigkeit angesehen, geistige Tätigkeit zählte demnach nicht dazu. Der Sozialexperte Bert Rürup (1994) definiert den Begriff eher in Hinsicht auf die ökonomische Funktion: „Arbeit ist die Summe aller körperlichen und geistigen Tätigkeiten des Menschen zur Herstellung von knappen, das heißt begehrten Gütern und Dienstleistungen. Von Erwerbsarbeit sollte man dann sprechen, wenn diese Tätigkeit gegen Entgelt stattfindet“5. Auch der industriesoziologischen Bereich blendet das ‚wirkliche‘ Leben, den privaten Alltag der Individuen, weitestgehend aus. Im Zentrum stehen ausschließlich die Belange des Berufs. Die Lebenswelt der einzelnen Personen wird eher als störend empfunden und zudem als Kostenfaktor definiert.6

Jedoch existieren nicht nur sozialwissenschaftliche Begriffsdefinitionen, auch „zahlreiche philosophische Überlegungen zur menschlichen Arbeit“7 rücken in den Mittelpunkt der Betrachtung. Der Mensch bestimmt sich über seine Arbeit und wird von Anderen über seine Tätigkeit in der Berufswelt definiert. Die Arbeit ist längst zu einer wichtigen Komponente im Leben jedes Einzelnen geworden. Die Rahmenbedingungen haben sich im Laufe der Zeit verändert, auch deswegen wird das Thema der Arbeit im Bezug auf das Work-Life-Balance-Konzept eine immer wichtigere Rolle in der Arbeitswelt spielen.8

Der Terminus ‚Life‘ wird zunächst mit Lebenswelt übersetzt. Mit der Lebenswelt im weiteren Sinne sind somit alles Erlebte, Erfahrende aber auch Erlittene des Alltages gemeint. Es lässt sich schlussfolgern, dass die Lebenswelt einen subjektiven Charakter für den einzelnen Betrachter aufweist und somit die für ihn wahrgenommen Realität, beziehungsweise den Wirklichkeitsbereich darstellt. In Bezug auf Work-Life-Balance wird der Begriff der Lebenswelt im engeren Sinne verstanden als das begriffliche Gegenstück zur Arbeit. Somit umfasst die Lebenswelt alle anderen Lebensbereiche außer der Erwerbstätigkeit. Stichworte wie Freizeit und Privatleben sind in diesem Kontext zu nennen.9

Die für den Menschen frei zur Verfügung stehende Zeit wird allgemein als Freizeit bezeichnet. Für Stengel (1997) wird die Freizeit als Zeitspanne verstanden, die „nach Ableistung fremdbestimmter Arbeit - vor allem in der Form der Erwerbsarbeit - sowie nach Abzug der notwendigen Zeiten für Schlaf, Arbeitswege, Wartezeiten, Mahlzeiten, Körperpflege und Hausarbeit verbleibt“10. Roth und Zakrzewski (2006) gehen bei der begrifflichen Klärung von Freizeit von einer Art ‚Restkategorie‘ aus.11

Auch nach Voss (1991) wird die Freizeit als eine innerhalb der Lebenswelt bestehende ‚Restkategorie‘ verstanden.12

Jedoch gibt es auch definitorische Ansätze, die Freizeit nicht als Residualkategorie ansehen, sondern Freizeit als subjektiv zu beschreiben versuchen und Freizeit nicht als bloßen Gegenpol zur Arbeit sehen.13

Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich die Lebenswelt mit allen Bereichen, Personen, Handlungen und Erfahrungen befasst, die außerhalb des Berufslebens oder der Arbeitswelt bestehen.14

Die Bedeutung der Bezeichnung ‚Balance‘ kann mit dem Wort Gleichgewicht recht gut veranschaulicht werden. Bei dem Konzept der Work-Life-Balance bezieht sich das sogenannte Gleichgewicht auf alle Lebensbereiche, die einen ausgewogenen Anteil an der Lebenszeit einnehmen sollten.15 Die Verteilung erfolgt anhand verschiedener objektiver als auch subjektiver Kriterien. „Die Balance kann sich sowohl auf tatsächliche Zeitverteilungen als auch auf subjektive Präferenzen beziehen, wobei sowohl eine kurzfristige, das Zeitmanagement eines Tages betreffende, als auch eine längerfristige Zeitperspektive möglich ist, beispielsweise das Zeitmanagement verschiedener Lebensphasen.“16 Symbolisch kann der Begriff Balance also als ein Bild der Waage dargestellt werden, wobei das Augenmerk auf der Ausbalancierung der Lebenssphären besteht und dabei bestenfalls die Mitte getroffen werden soll.17

2.2. Definition von Work-Life-Balance

Nach Deniz Schobert (2007) nähern sich eine Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen dem Thema Work-Life-Balance. Hier sind die Bereiche der Psychologie und vor allem der Soziologie zu nennen. Aber auch in der Politikwissenschaft hat man sich der Thematik angenommen, insbesondere in der Gender-Forschung. Ein wichtiger wissenschaftlicher Bereich ist die Arbeits- und Organisationspsychologie, sowie die Betriebswirtschaftslehre. Doch durch den interdisziplinären Charakter mangelt es an einem übereinstimmenden Verständnis, über die Wissenschafts disziplinen hinweg. Dies begründet auch die Existenz unterschiedlicher Definitionen in den jeweiligen Fachliteraturen.18 Nichts desto trotz soll versucht werden, sich im Zuge dieser Hausarbeit mit der Definition näher zu beschäftigen. Allgemein wird unter dem aktuellen Thema der Work-Life-Balance die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Privatleben verstanden, „sowohl für Frauen als auch Männer, Paare als auch Singles, Eltern als auch Kinderlose“19. Es soll ein Ausgleich zwischen dem Lebensbereich des Berufes und des Privatlebens angestrebt werden.

Eine Definition über Work-Life-Balance hat im Jahre 2005 das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) definiert: „Work-Life-Balance bedeutet eine neue, intelligente Verzahnung von Arbeits- und Privatleben vor dem Hintergrund einer veränderten und sich dynamisch verändernden Arbeits- und Lebenswelt. Betriebliche Work-Life-Balance-Maßnahmen zielen darauf ab, erfolgreiche Berufsbiografien unter Rücksichtnahme auf private, soziale, kulturelle und gesundheitliche Erfordernisse zu ermöglichen“20. Auch hier ist wieder auf die beiden Lebensbereiche verwiesen worden. Umfassend hat sich Kerstin Freier (2005) mit der Terminologie von Work-Life-Balance beschäftigt. Für Sie heißt Work-Life- Balance „den Menschen ganzheitlich zu betrachten (als Rollen- und Funktionsträger) im beruflichen und privaten Bereich (der Lebens- und Arbeitswelt) und ihm dadurch die Möglichkeit zu geben, lebensphasenspezifisch und individuell für beide Bereiche die anfallenden Verpflichtungen und Interessen erfüllen zu können, um so dauerhaft gesund, leistungsfähig, motiviert und ausgeglichen zu sein“21. Hier wird der Mensch komplex bewertet und als individuell charakterisiert. Dabei wird er nach seinen Rollen und Funktionen betrachtet, die er in den beiden Bereichen inne hat. Nach Freier kann ein Mensch nur im Einklang mit sich und der Umwelt sein, wenn sich eine Balance zwischen den individuellen Interessen, Bedürfnisse, Aktivitäten und Verpflichtungen in der jeweiligen Lebensphase mit dem Beruf und dem Privatleben realisieren lassen.22

Doch die Balance zwischen den beiden Welten ist nicht immer nur vom Individuum allein abhängig.

[...]


1 Deutscher Bundestag 2002, 1ff.

2 Vgl. Michalk/Nieder 2007, 62

3 Vgl. Michalk/Nieder 2007, 18

4 Zwahr 2006, 290

5 Rürup 1994, 35f.

6 Vgl. Michalk/Nieder 2007, 19

7 Roth/Zakrzewski 2006, 11

8 Vgl. Michalk/Nieder 2007, 19

9 Vgl. Klimpel/Schütte 2006, 21

10 Stengel 1997, 294

11 Vgl. Roth/Zakrzewski 2006, 20

12 Vgl. Michalk/Nieder 2007, 20

13 Vgl. Roth/Zakrzewski 2006, 20

14 Vgl. Michalk/Nieder 2007, 20

15 Vgl. Roth/Zakrzewski 2006, 21

16 Michalk/Nieder 2007, 21

17 Vgl. Michalk/Nieder 2007, 21

18 Vgl. Esslinger/Schobert 2007, 19

19 Klimpel/Schütte 2006, 24

20 BMFSFJ 2005a, 4

21 Freier 2005, 21

22 Vgl. Freier 2005, 21

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Work-Life-Balance: Die Situation in skandinavischen Ländern
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
27
Katalognummer
V168018
ISBN (eBook)
9783640848805
ISBN (Buch)
9783640845408
Dateigröße
535 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Work-Life-Balance, Skandinavien, skandinavische Länder, OECD, Arbeit, Leben, Dienstleistung, Work, Life, Balance, Beruf, Privatleben, Arbeitsplatz, Arbeitgeber, Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Vereinbarkeit, Mitarbeiter, Unternehmen, flexible Arbeitszeitmodelle, Maßnahmen, Dänemark, Schweden, Norwegen, Erwerbsarbeit, Familie
Arbeit zitieren
Carolin Bengelsdorf (Autor:in), 2009, Work-Life-Balance: Die Situation in skandinavischen Ländern, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168018

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