Die Entscheidung zur Euthanasie eines Tieres ist häufig geprägt von Ambivalenz, Mitgefühl, Verantwortung und einem tiefen Wunsch nach einem würdevollen Abschied. Sie markiert nicht nur das Ende einer oft langjährigen Beziehung, sondern stellt auch eine emotional vielschichtige Handlung dar, die mit ethischen und psychologischen Herausforderungen einhergeht. Der daraus resultierende Abschiedsprozess umfasst nicht nur medizinische Aspekte, sondern auch soziale, emotionale und spirituelle Dimensionen des Erlebens.
Aktuelle gesellschaftliche Ereignisse verdeutlichen die Relevanz dieser Thematik. So hat die Euthanasie mehrerer Paviane im Tiergarten Nürnberg und deren anschließende Verfütterung an Raubtiere eine breite öffentliche Debatte ausgelöst. Diese ethisch aufgeladene Entscheidung hat nicht nur emotionale Reaktionen hervorgerufen, sondern auch zentrale Fragen nach der moralischen Vertretbarkeit menschlicher Eingriffe in tierisches Leben aufgeworfen, insbesondere dann, wenn Entscheidungen im Namen von Fürsorge innerhalb institutioneller Strukturen getroffen werden. Sie zeigt, dass der bewusste Umgang mit tierischem Lebensende sowohl in institutionellen als auch in privaten Kontexten kritisch reflektiert werden muss.
Die vorliegende Studienarbeit verortet sich im Rahmen der Positiven Psychologie und untersucht, wie Tierhalterinnen und Tierhalter die Euthanasie ihres Tieres subjektiv erleben und welche Ressourcen sie zur Bewältigung aktivieren. Der entwickelte Interviewleitfaden basiert auf dem PERMA-Modell von Martin Seligman (2012), das psychologisches Wohlbefinden durch fünf zentrale Dimensionen beschreibt: Positive Emotionen, Engagement, Beziehungen, Sinn und Zielerreichung. In dieser Studie wurde das Modell gezielt erweitert, um auch Aspekte von Spiritualität und Resilienz zu integrieren. Diese zwei Faktoren werden die im Umgang mit Abschied und Verlust in der psychologischen Forschung zunehmend als bedeutend anerkannt. Ziel dieser Arbeit ist es, das individuelle Verarbeitung der Euthanasie aus Sicht der Betroffenen qualitativ zu erfassen und zu analysieren, wie psychologische Ressourcen, Sinnzuschreibungen und Bewältigungsstrategien zur Integration der Verlusterfahrung beitragen.
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- Simone Mebdouhi (Autor), 2025, Der letzte Akt der Fürsorge. Wie Tierhalter:innen Euthanasie erleben und verarbeiten, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1681328