Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Forschungskomplex Ungleichheit der Geschlechter in der deutschen Sprache. Im Speziellen werde ich mit der feministischen Auffassung von einer sprachlichen Unterdrückung der Frau durch Personenreferenzformen (Personenbezeichnungen) befassen. Nach der feministischen Theorie besteht bei weiblichen und männlichen Personenreferenzformen eine Ungleichheit, die durch die assoziative Vormachtstellung des männlichen Geschlechts begünstigt wird. Mit Personenreferenzformen sind in meiner Arbeit speziell Anredeformen, generisches Maskulinum und Movierung gemeint. Da alle diese Bezeichnungen vorgeben, speziell auf das weibliche oder das männliche Geschlecht zu referieren, sind sie meines Erachtens prädestiniert für die Darstellung des frauenfeindlichen Charakters der deutschen Sprache. Vorweg sei aber auch angemerkt, was diese Arbeit nicht leisten wird. Ich werde keine Analyse der sogenannten Männersprache und Frauensprache vornehmen, die in den Arbeiten von Lakoff und anderen den thematischen Schwerpunkt bilden. Auf die betreffende Sprech- und Kommunikationskritik wird aber dennoch im Verlauf der Arbeit stellenweise Bezug genommen, da die Motive für das Verständnis von der deklassierten Stellung der Frau in der Sprache und der Ansicht, dass Frauen eine schwache Sprache sprechen, in vielerlei Hinsicht die gleichen sind.
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Daraus ergeben sich für mich zwei Forschungsebenen; das Sprachsystem, in dem die Diskriminierungen sichtbar werden, und das Sprachbewusstsein, in dem die dafür verantwortlichen Verhaltensweisen und Vorstellungen gebildet werden. Da die diskriminierenden Aspekte des Sprachsystems, wie die Personenreferenzformen, von der linguistischen Frauenforschung und anderen Wissenschaftsdisziplinen bereits erarbeitet wurden, möchte ich im ersten Teil meiner Arbeit auf diese Ausführungen Bezug nehmen. Im zweiten Teil werde ich schließlich im gesellschaftlichen Bewusstsein nach Motiven für dieses Empfinden forschen. Mit gesellschaftlichem Bewusstsein meine ich explizit die Vorstellungen von den Geschlechtern und den sich daraus ergebenen Rollenerwartungen, die im Gedächtnis der Gesellschaft intuitiv vorhanden sind. Außerdem möchte ich in diesem Teil der Frage nachgehen, wie sich das Einflussverhältnis von Sprache und Gesellschaft zueinander verhält.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Sexismus in der Sprache: Personenreferenzformen
- 2.1 Anredeformen
- 2.2 Das generische Maskulinum
- 2.3 Movierung
- 3. Theorie und Praxis der linguistischen Frauenforschung.
- 3.1 Entstehung und Entwicklung
- 3.2 Feministische Kritik
- 4. Analyse des gesellschaftlichen (Sprach-)Bewusstseins
- 4.1 Das Geschlecht: Assoziative und terminologische Vermischung
- 4.2 Tradierte Geschlechterrollen-Stereotype in der westlichen Kultur
- 4.3 Sprache und Gesellschaft in Interaktion
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die sprachliche Ungleichheit der Geschlechter in der deutschen Sprache, insbesondere die feministische Kritik an der Unterdrückung von Frauen durch Personenreferenzformen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von Anredeformen, generischem Maskulinum und Movierung und erforscht die Motive für die sexistische Wahrnehmung dieser Formen im gesellschaftlichen Sprachbewusstsein. Dabei wird die Entstehung und Entwicklung der linguistischen Frauenforschung beleuchtet und ihre Thesen kritisch betrachtet.
- Sprachliche Ungleichheit der Geschlechter in der deutschen Sprache
- Feministische Kritik an der Unterdrückung von Frauen durch Personenreferenzformen
- Analyse von Anredeformen, generischem Maskulinum und Movierung
- Motive für die sexistische Wahrnehmung dieser Formen im gesellschaftlichen Sprachbewusstsein
- Entstehung und Entwicklung der linguistischen Frauenforschung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet die von der feministischen Linguistik als sexistisch bezeichneten Personenreferenzformen wie Anredeformen, generisches Maskulinum und Movierung. Die einzelnen Begriffe werden geklärt, um die Grundlage für den zweiten Teil der Arbeit zu schaffen.
Kapitel 3 bietet einen Überblick über die linguistische Frauenforschung und ihre zentralen Thesen, die für die Arbeit von großer Bedeutung sind. Die Theorie wird dabei kritisch analysiert.
Kapitel 4 untersucht die Ursachen für die sexistische Wahrnehmung von Personenreferenzformen und beleuchtet das gesellschaftliche Sprachbewusstsein, das von Geschlechtervorstellungen und Rollenerwartungen geprägt ist. Die Arbeit geht der Frage nach, wie Sprache und Gesellschaft in Interaktion zueinander stehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Sexismus in der Sprache, Personenreferenzformen, generisches Maskulinum, Movierung, linguistische Frauenforschung, gesellschaftliches Sprachbewusstsein, Geschlechterrollen-Stereotype, Sprache und Gesellschaft. Die Arbeit untersucht die feministische Kritik an der sprachlichen Unterdrückung von Frauen und die Auswirkungen des Sprachsystems auf das gesellschaftliche Bild von Geschlechterrollen.
- Quote paper
- Lisa Sofie Mros (Author), 2009, Motive für die sexistische Wahrnehmung von Personenreferenzformen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168135