1. Einleitung
Wie man an seinen vielen Schriften und Lehrbüchern erkennen kann, war Bischof Dr. Konrad Martin ein sehr gelehriger Mensch und zudem außerordentlich um die christliche Bildung der Deutschen bemüht. Auch versuchte er unmittelbar Einfluss auf die protestantischen Gläubigen, zu denen ja auch die Preußen zählten, in Deutschland zu nehmen und der Kirchenspaltung aktiv entgegen zu wirken.
In unserem Seminar „Paderborn als Lebensraum. Ein Projekt für den Sachunterricht“, war es deshalb auch wichtig die Persönlichkeit des Konrad Martin, als Paderborner Bischof, insbesondere in Bezug auf seine Exilierung während des Kulturkampfes anzusprechen.
Für mich stellte sich hier insbesondere die Frage, welches wechselwirkende Umstände-“geflecht“ zwischen der, zumindest damals, regionaltypischen „katholischen Paderborner Konservativität“, verbunden mit den Aussagen und dem Wirken Konrad Martins, ihn während des Kulturkampfes für die preußische Führung anscheinend zu einem solchen „Gefahrenpotential“ hatte werden lassen, dass eine
Exilierung umgesetzt wurde.
In dieser kleinen Abhandlung werde ich mich, unter Bezugnahme auf Geschichtsliteratur zu Paderborn und einigen Schriften Konrad Martins, mit dieser Frage befassen.
4. Abschließende Betrachtung
Bezüglich meines Untersuchungsziels muss ich feststellen, dass Bischof Konrad Martin mit Sicherheit aufgrund seiner Geradlinigkeit und seiner Einstellung dem Konflikt nicht aus dem Weg zu gehen, zu einem der unliebsamsten Gegner der preußischen Politik gezählt haben muss. Gleichzeitig vereinte er in seinem Rücken eine breite Masse von Menschen, welche ebenfalls andere politische
Idealvorstellungen eines deutschen Reiches in sich trugen.
Wie sich später zeigen sollte, überdauerte die konservativ reaktionäre Haltung des Kerns der Paderborner nicht nur die Zeit des Kulturkampfes sondern machte sehr viel später noch ebenso den Nationalsozialisten „zu schaffen“.
Inhalt
1. Einleitung
2. Ausgangslage zwischen religiösem Leben und preußischem Staatswesen in Paderborn am „Vorabend“ des Kulturkampfes
3. Versuche der Einflussnahme Konrad Martins auf Protestanten und Katholiken am Beispiel von Auszügen aus einer seiner Schriften vor dem Ausbruch des Kulturkampfes
3.1 aus „Die Hauptpflicht des katholischen Deutschland“ von 1868
3.2 Verweis auf weitere Schriften Konrad Martins
4. Abschließende Betrachtung
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Wie man an seinen vielen Schriften und Lehrbüchern erkennen kann, war Bischof Dr. Konrad Martin ein sehr gelehriger Mensch und zudem außer- ordentlich um die christliche Bildung der Deutschen bemüht. Auch versuchte er unmittelbar Einfluss auf die protestantischen Gläubigen, zu denen ja auch die Preußen zählten, in Deutschland zu nehmen und der Kirchenspaltung aktiv ent- gegen zu wirken.
In unserem Seminar „Paderborn als Lebensraum. Ein Projekt für den Sachunterricht“, war es deshalb auch wichtig die Persönlichkeit des Konrad Martin, als Paderborner Bischof, insbesondere in Bezug auf seine Exilierung während des Kulturkampfes anzusprechen.
Für mich stellte sich hier insbesondere die Frage, welches wechselwirkende Umstände-“geflecht“ zwischen der, zumindest damals, regionaltypischen „katho- lischen Paderborner Konservativität“, verbunden mit den Aussagen und dem Wir- ken Konrad Martins, ihn während des Kulturkampfes für die preußische Führung anscheinend zu einem solchen „Gefahrenpotential“ hatte werden lassen, dass eine Exilierung umgesetzt wurde.
In dieser kleinen Abhandlung werde ich mich, unter Bezugnahme auf Ge- schichtsliteratur zu Paderborn und einigen Schriften Konrad Martins, mit dieser Frage befassen. In diesem Sinne wird diese Arbeit wohl auch weitestgehend die Züge einer Quellenanalyse annehmen, in der ich viele umfangreiche Zitate ver- wenden muss.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 - Bischof Konrad Martin1
2. Ausgangslage zwischen religiösem Leben und preußischem Staatswesen in Paderborn am „Vorabend“ des Kulturkampfes
Paderborn war, entgegen vieler ostdeutscher Städte des preußischen Hoheitsgebietes, in den Jahren vor der Gründung des deutschen Reiches noch recht „rückständig“ in seiner Stadtentwicklung.2 Ein Wohnviertel im Jugendstil war mit dem Riemekeviertel beispielsweise gerade erst „in der Mache“, während es in anderen preußischen Hoheitsgebieten bereits stark modernisierte Stadtstrukturen gab. Entsprechend „schlicht“ war das gewohnheitsmäßige Leben der Paderborner in ihren größtenteils bäuerlichen Strukturen gestaltet.
Nachdem durch die Säkularisierung die alte Ordnung des Fürstbistums Paderborn aufgehoben war, wurde die Stadt Sitz einiger neuer, preußischer Verwaltungen und einer Garnison.3
„ Stärker als durch Justiz, Verwaltung und Militär, die Paderborn im staat- lichen Bereich zentrale Funktionen verschafften, war die Identität der Stadt und der Mehrzahl ihrer Bewohner durch die kirchliche Funktion als Bischofssitz geprägt. “4
Man erkennt hier also, dass die Paderborner, wie die Westfalen generell, sich weitestgehend nicht im Zuge der Übernahme durch den preußischen Staat haben reformieren lassen, sondern ihre Identität nach wie vor mit der Entwicklung der katholischen Kirche verflochten war. Nachfolgende Tabelle verdeutlicht dies.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1 - Konfessionsgliederung in Paderborn 1816-18715
Den westfälischen Bischöfen wurde infolge dessen ein enormes Vertrauen, auch in politischen Fragen, entgegen gebracht. Konrad Martin bildete hier keine Ausnahme. Der Kern der „alteingesessenen“ Paderborner Bürgerschaft war katho- lisch, während ein Großteil der evangelischen Bevölkerung aus den Angehörigen der Garnison oder den in Paderborn eingesetzten Beamten bestand, welche zudem seitens des Staates „unterschwellig“ dazu angehalten wurden sich in den ka- tholischen Westprovinzen „fleißig zu mehren“ und so ihre Konfession dort zu ver- breiten.6 Auf eine entsprechende Stellungnahme zu diesem Aspekt, seitens Kon- rad Martins werde ich später noch kommen.
Der Einflussbereich der Paderborner Bischöfe und Paderborns als katholisches Zentrum reichte, in vorgenannten Punkten, weit über die Ortsgrenzen hinaus, wie nachfolgende Zitate belegen: „ machte das Gymnasium Theodorianum auch zu ei nemüberörtlich bedeutenden Schulort. Die Herkunft der Gymnasiasten glich der der Studenten und Seminaristen. Außer dem früheren Fürstbistum war auch hier das kurkölnische Sauerland besonders stark vertreten. “ 7
„ entsprach der Einzugsbereich des Seminars im wesentlichen dem des Gym nasiums und der Theologischen Lehranstalt, was die Feststellungen zur kultu rellen Zentralfunktion Paderborns bestätigt. “8
Um diesen Einflussbereich noch mehr zu verdeutlichen, kann man nachfolgende Abbildung heran ziehen.
Eine Konzentration des Einzugsbereiches auf das östliche und südliche West- falen könnte meines Erachtens darin begründet liegen, dass die Priester- seminaristen des nördlichen und vor allem nordwestlichen Westfalen vermutlich eher die Stadt Münster, welche ebenfalls eine katholische Hochburg war, als Studienort anstrebten.
(weiter auf Seite 6)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 - Herkunft der Priesterseminaristen 1808-1844 (westlicher Teil des Bistums)9
Die soziale Situation in Paderborn stellte sich relativ bescheiden dar. Pader- born war im 19. Jahrhundert nicht übermäßig durch Industrialisierung gekenn- zeichnet, hatte aber mit vergleichbaren Problemen der sozialen Frage zu kämpfen, welche durch die katholische Kirche in klassisch karitativer Weise angegangen wurden.
[...]
1 Kopie entnommen aus: Hüser, Karl (Hg.). (1999). Paderborn: Geschichte der Stadt in ihrer Region; in drei Bänden. Paderborn: Schöningh. Bd. 3. Das 19. und 20. Jahrhundert: Traditionsbindung und Modernisierung. S. 375
2 vgl. Hüser, Karl (Hg.). (1999). Paderborn: Geschichte der Stadt in ihrer Region; in drei Bänden. Paderborn: Schöningh. Bd. 3. Das 19. und 20. Jahrhundert: Traditionsbindung und Modernisierung
3 vgl. Hüser, Karl (Hg.). (1999). Paderborn: Geschichte der Stadt in ihrer Region; in drei Bänden. Paderborn: Schöningh. Bd. 3. Das 19. und 20. Jahrhundert: Traditionsbindung und Modernisierung
4 vgl. Hüser, Karl (Hg.). (1999). Paderborn: Geschichte der Stadt in ihrer Region; in drei Bänden. Paderborn: Schöningh. Bd. 3. Das 19. und 20. Jahrhundert: Traditionsbindung und Modernisierung. S. 16
5 Kopie entnommen aus: Hüser, Karl (Hg.). (1999). Paderborn: Geschichte der Stadt in ihrer Region; in drei Bänden. Paderborn: Schöningh. Bd. 3. Das 19. und 20. Jahrhundert: Traditionsbindung und Modernisierung. S. 25
6 vgl. Hüser, Karl (Hg.). (1999). Paderborn: Geschichte der Stadt in ihrer Region; in drei Bänden. Paderborn: Schöningh. Bd. 3. Das 19. und 20. Jahrhundert: Traditionsbindung und Modernisierung. S. 366
7 vgl. Hüser, Karl (Hg.). (1999). (ebd.).
8 vgl. Hüser, Karl (Hg.). (1999). Paderborn: Geschichte der Stadt in ihrer Region; in drei Bänden. Paderborn: Schöningh. Bd. 3. Das 19. und 20. Jahrhundert: Traditionsbindung und Modernisierung. S. 17
9 vgl. Hüser, Karl (Hg.). (1999). Paderborn: Geschichte der Stadt in ihrer Region; in drei Bänden. Paderborn: Schöningh. Bd. 3. Das 19. und 20. Jahrhundert: Traditionsbindung und Modernisierung. S. 355
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