Elisabeth von Nassau-Saarbrückens viertes und letztes Werk „Huge Scheppel“ entstand in einer Zeit, deren Kennzeichen eine veränderte Lebensweise der Menschen war. Die zunehmende Rolle der Geldwirtschaft, beginnender Industrie- und Handelsverkehr innerhalb Europas hatten zur Folge, dass sich die feudalen Herrschaftsformen nicht mehr halten konnten. Der verarmte Kleinadel war dazu gezwungen, seine nun scheinbar überflüssig gewordenen ritterlichen Fähigkeiten in den Dienst der Krone zu stellen. Dieser Zivilisationsprozess verlangte eine neue politische Ausrichtung. Alte Feudalherren konnten ihre Unabhängigkeit nicht mehr halten; ihre Existenz, die aus Einnahmen von Lehensrechten bestand, wurde ihnen von einer zunehmenden Verlagerung der Wirtschaft in die Städte entrissen. Die Politik gestaltete sich zentralistisch, eine Anpassung an das neue System war von Nöten.
Die Konflikte, die aufgrund dieser Veränderungen entstanden, waren auch für Elisabeth problematisch im Hinblick auf die politische Zielsetzung ihrer Familie. Während ihr Ehemann Philipp I. noch an der feudalen Tradition festhielt, begann sie allmählich, ihre Politik an die neuen Umstände anzupassen. Im Roman gelingt ihr die utopische Harmonie zwischen bürgerlicher und höfischer Lebensweise.
Im Folgenden wird es um die Frage gehen, inwieweit Elisabeth von Nassau-Saarbrücken im „Huge Scheppel“ einen politischen Entwurf vorlegte und ob dieser ein Leitbild für ihren Sohn Johann III. darstellen sollte. Zu diesem Zweck werden die historischen Hintergründe näher betrachtet und anhand der Person Huge Scheppel soll festgestellt werden, ob sich seine subjektiven Veränderungen und sein politisches Handeln auf die Wirklichkeit übertragen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Rezeptions- und Landesgeschichte
- Historische Bezüge
- Das neue Selbstverständnis des Adels
- Legitimation durch Darstellung
- Literarische und historische Wirklichkeit
- Politik im Haus Nassau-Saarbrücken
- Der neue höfische Verhaltenscode
- Die idealisierte Herrschaftsform
- Der „Huge Scheppel“ als politischer Leitfaden
- Scheitern der ritterlichen Ideale
- Das veränderte Bewusstsein des Helden
- Der neue Herrschertypus
- Huge Scheppel als Herrscherideal
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht Elisabeths von Nassau-Saarbrückens Roman „Huge Scheppel“ im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen des späten Mittelalters. Er analysiert, inwieweit der Roman einen politischen Entwurf für ihren Sohn Johann III. darstellt und ob die im Roman dargestellten Veränderungen auf die Wirklichkeit übertragbar sind.
- Die Rezeption und historische Bedeutung des Romans
- Die politische Situation im Haus Nassau-Saarbrücken
- Das neue Selbstverständnis des Adels im Wandel zur frühen Neuzeit
- Die Rolle des Bürgertums in der gesellschaftlichen Umstrukturierung
- Der „Huge Scheppel“ als politischer Leitfaden für eine neue Herrschaftsform
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Roman „Huge Scheppel“ als Elisabeths von Nassau-Saarbrückens letztes Werk in den Kontext der gesellschaftlichen Veränderungen des späten Mittelalters, die durch die zunehmende Rolle der Geldwirtschaft und den beginnenden Industrie- und Handelsverkehr geprägt waren. Der Text beleuchtet die Herausforderungen, denen sich der Adel durch den Aufstieg des Bürgertums gegenüber sah, und die Notwendigkeit einer neuen politischen Ausrichtung.
Zur Rezeptions- und Landesgeschichte
Historische Bezüge
Dieser Abschnitt analysiert die historischen Bezüge im Roman, insbesondere die Verwendung von Personen und Ereignissen aus der Geschichte des fränkischen Reiches. Der Text untersucht die Beziehung des Romans zu den historischen Figuren Karl der Große, Ludwig der Fromme und Hugues Capet und beleuchtet die literarische Verdichtung historischer Ereignisse durch Elisabeth von Nassau-Saarbrücken.
Das neue Selbstverständnis des Adels
Der Abschnitt beleuchtet die gesellschaftlichen Veränderungen des späten Mittelalters im Kontext der neuen Rolle des Bürgertums. Der Text untersucht den Wandel des Machtgefüges zwischen Adel und Bürgertum und die Herausforderungen, denen sich der Adel durch den wirtschaftlichen Aufstieg des Bürgertums gegenüber sah. Die Veränderungen im Kräfteverhältnis zwischen Adel und Bürgertum werden in Verbindung mit dem Roman „Huge Scheppel“ gebracht.
Literarische und historische Wirklichkeit
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Beziehung zwischen Literatur und Geschichte im Roman. Der Text untersucht die politische Situation im Haus Nassau-Saarbrücken, den neuen höfischen Verhaltenscode und die idealisierte Herrschaftsform, die im Roman dargestellt werden. Der Fokus liegt darauf, wie Elisabeth von Nassau-Saarbrücken die Herausforderungen ihrer Zeit in ihrem Roman verarbeitet.
Der „Huge Scheppel“ als politischer Leitfaden
Dieser Abschnitt analysiert den Roman „Huge Scheppel“ als politischen Entwurf für einen neuen Herrschertypus. Der Text untersucht die Kritik am traditionellen Ritterideal, die Veränderung des Bewusstseins des Helden und die Herausbildung eines neuen Herrschertypus. Der Roman wird als eine Blaupause für eine neue Herrschaftsform interpretiert, die auf den Wandel der Zeit reagiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen des Textes sind: Elisabeth von Nassau-Saarbrücken, „Huge Scheppel“, Spätmittelalter, gesellschaftliche Veränderungen, Adel, Bürgertum, politische Macht, Herrschaftsform, Ritterideal, politischer Entwurf, historische Bezüge, literarische Rezeption, neue Lebensweise.
- Citation du texte
- M. A. Bettina Henningsen (Auteur), 2000, "Huge Scheppel" als Staatsroman, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168514