Die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller


Thèse Scolaire, 2010

31 Pages, Note: 1-


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kurzbiographien
2.1. Friedrich Schiller
2.2. Johann Wolfgang von Goethe

3. Entwicklung der Freundschaft
3.1. Erste Begegnung
3.2. Vergleich verschiedener Briefe im Verlauf der Freundschaft

4. Die gegenseitige Beeinflussung von Goethe und Schiller anhand der Ballade „Die Kraniche des Ibykus“

5. Unterschiede ihrer Charaktere anhand Schillers Geburtstagsbrief an Goethe

6. Reflexion

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang

1. Einleitung

Goethe und Schiller gelten als zwei der bedeutendsten Dichter der deutschen Geschichte, deren Werke in der gesamten Welt gelesen werden. In der Zeit ihrer Freundschaft und Zusammenarbeit, das heißt von dem Beginn ihrer Freundschaft im Jahre 1794 bis zu Schillers Tod 1805, prägten sie die Epoche der Weimarer Klassik sehr stark.

In dieser Facharbeit möchte ich über ihr literarisches Wirken in der Weimarer Klassik hinaus auch auf ihre Beziehung und Charaktereigenschaften eingehen. Im Mittelpunkt meiner Präsentation stehen also die freundschaftlichen und emotionalen Aspekte an Stelle der Epochen bezogenen Aspekte. Diese möchte ich unter der genauen Fragestellung, wie es zu einer so intensiven und produktiven Beziehung kommen konnte, obwohl beide sehr verschiedene Ansichten und Arbeitsweisen hatten, untersuchen. Um die leitende Fragestellung angemessen beantworten zu können, habe ich den Briefwechsel zwischen Schiller und Goethe als Spiegel ihrer Freundschaft hinzugezogen, da er einen detaillierten und realen Einblick in ihre Beziehung gibt.

Anfangs werde ich kurz die Biographien von Goethe und Schiller präsentieren, um eine Vorstellung von der Zeit vor und nach ihrer Freundschaft beziehungsweise von den Vorraussetzungen, unter denen sie sich kennen lernen, bekommen zu können. Anschließend gehe ich auf die Entwicklung ihrer Freundschaft ein, sodass der Leser einen Überblick über die Beziehung zwischen ihnen bekommt und nachvollziehen kann wie es zu einer so engen Verbundenheit kommen konnte. Es folgen ein Einblick in ihre Zusammenarbeit und die Unterschiede ihrer Charaktere. Abschließend werde ich in der Reflexion die 3 Hauptthemen - Entwicklung der Freundschaft, gegenseitige Beeinflussung und charakteristische Unterschiede - in einen Zusammenhang stellen und hinter dem gesammelten Wissen versuchen ihre Freundschaft einzuschätzen.

Im Anhang befinden sich alle genauer analysierten Briefe beziehungsweise die Ballade „Die Kraniche des Ibykus“ mit angemessenen Zeilenangaben.

2. Kurzbiographien

2.1. Friedrich Schiller

Friedrich Schiller wird im Jahr 1759 am 10. November in Marbach am Neckar geboren. Sein Vater übt den Beruf des Wundarztes und Offiziers im Regiment des Herzogs Carl Eugen von Württemberg aus. Nachdem Schiller die Lorcher Dorfschule und die Lateinschule in Ludwigsburg besuchte, befiehlt der Herzog von Württemberg ihn in die eigene Karlsschule, welche das Ziel verfolgt, militärische Beamte auszubilden. Es wird Schiller dort zwar ein Studium der Medizin ermöglicht, welches er aber unter streng disziplinierter Ordnung absolvieren muss.[1]

Um diesem Drill zu entkommen, fängt er im Jahre 1777 an, an seinem ersten Drama „Die Räuber“ zu arbeiten, welches am 13. Januar 1882 uraufgeführt wird und abrupt Schillers überstaatlichen Erfolg einleitet. Damit er die Uraufführung des eigenen Stückes mitverfolgen kann, verlässt Schiller unerlaubt die Karlschule, was der Herzog mit zweiwöchigem Arrest und Schreibverbot bestraft.

Durch den Druck der militärischen Erziehung geplagt, flüchtet Schiller am 22. September 1782 gemeinsam mit seinem Freund Andreas Streicher aus Stuttgart nach Mannheim, wo er erwartet eine Anstellung im Mannheimer Hoftheater als Hausautor zu erlangen. Da Schiller sich jedoch illegal in Mannheim aufhält, wird ihm die Stelle am Hoftheater verweigert. Hoch verschuldet findet Schiller 1783 nach einer Reise von Frankfurt nach Oggersheim die Möglichkeit bei der Bekannten Katharina von Wolzogen in Bauerbach bei Meiningen unterzukommen. Im selben Jahr vollendet er „Kabale und Liebe“ und beginnt die Arbeiten an „Don Carlos“. Darüber hinaus wird die „Verschwörung des Fiesko zu Genau“ uraufgeführt. Außerdem bekommt er die erhoffte Anstellung als Hausautor am Mannheimer Hoftheater, welche aber 1784 wieder verliert.[2] Über die Schulden hinaus plagt ihn die weit verbreitete Krankheit Malaria.

Schillers Sympathisanten Christian Gottfried Körner, Minna Stock, ihre Schwester Dora und Ferdinand Huber verhelfen ihm durch finanzielle Unterstützung aus seien Schulden und bieten ihm die Möglichkeit „Don Carlos“ 1787 fertig zu stellen und zu drucken. Im selben Jahr reist er nach Weimar, wo er Herder und Wieland, bedeutende Aufklärer, trifft. Goethe begegnet er am 7. September 1788 in Rudolstadt. Zwei Jahre später heiratet er Charlotte von Lengenfeld, mit welcher er später 4 Kinder hat.[3] Erst im Jahre 1794 geht Schiller eine engere Bindung mit Goethe ein, die ebenfalls zu ihrer Zusammenarbeit führt.[4] 1799 zieht Schiller zusammen mit seiner Familie nach Weimar, um in der Nähe von Goethe zu wohnen und somit ihre Freundschaft zu festigen. In den folgenden vier Jahren entstehen die Werke „Wallenstein“, „Maria Stuart“, „Jungfrau von Orleans“, „Braut von Messina“ und „Wilhelm Tell“,[5] welche ihn materiell absichern und unter anderem ausschlaggebend für seine Bekanntheit über Deutschland hinaus sind. Dennoch quält ihn zunehmend die Malaria, was seinen Körper schwächt und eine starke Anfälligkeit für weitere Krankheiten mit sich bringt

Kurz vor seinem Tod beginnt er die Arbeit an dem Dramenfragment „Demetrius“, welches er aber nicht mehr fertig stellt. 1805 infiziert er sich schließlich an einer Lungenentzündung, die am 9. Mai seinen Tod zur Folge hat. Seine Beisetzung findet 3 Tage später in der St. Jakobskirche statt. Erst im Jahre 1827 wird seine Leiche in der Fürstengruft zu Weimar begraben.[6]

2.2. Johann Wolfgang von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe wird am 28. August 1749 in Frankfurt am Main als Sohn einer wohlhabenden und angesehenen Familie geboren.[7] Bereits mit 8 Jahren verfasst er ein Neujahrsgedicht, welches er an die Großeltern richtet. Darüber hinaus stellt er 1759 seinen ersten Gedichtband fertig. Sein frühes Interesse am Theater und der Literatur lässt sich sicherlich auch auf die häufigen Theaterbesuche während seiner Kindheit und Jugend zurückführen.

Im Jahre 1765 beginnt Goethe auf Wunsch seines Vaters das Studium der Rechte in Leipzig, zu dem er parallel Vorlesungen zur Literatur besucht und Zeichenunterricht nimmt.

Da er 1768 einen Blutsturz erleidet, ist er gezwungen nach Frankfurt zurückzukehren. Erst 1770 ist es Goethe daher möglich sein Studium in Straßburg fortzusetzen, wo er das erste Mal auf Herder, einen bedeutenden Philosophen und Theologen,[8] und weitere Anhänger des Sturm und Drang trifft. Das Studium schließt er 1771 als Lizentiat der Rechte ab und arbeitet fortan als Advokat in einer Anwaltpraxis.[9] Zur selben Zeit entsteht eines seiner bedeutendsten Werke „Götz von Berlichingen“[10] und etwas später sowohl der Briefroman „Die Leiden des jungen Werter“ als auch der Monologische Briefroman, welche Goethes Erfolg einleiten.[11]

1775 verlobt sich Goethe das erste Mal mit Anna Elisabeth (Lili) Schönemann, von der er sich jedoch kurze Zeit später nach einer Reise in die Schweiz, der später zwei weitere folgen, wieder trennt. Auf eine Einladung des Herzog Karl August trifft er am 7. November 1778 in Weimar ein, wo er sich mehrerer Aufgaben des Weimarschen Staatsdienstes annimmt. Nachdem 1782 sein Vater stirbt, wird Goethe in den Stand des Adels erhoben. Zwei Jahre später entdeckt er durch naturwissenschaftliche Forschungen den Zwischenkieferknochen des Menschen, der eine Verbindung zwischen den Menschen und den Säugetieren beweist.[12]

Im Herbst 1786 reist Goethe heimlich nach Italien, wo er während der zweijährigen Aufenthaltszeit unter anderem die Werke „Iphigenie“, „Egmont“ und „Tasso“ verfasst.[13] Ein Jahr nach der Rückkehr aus Italien, also im Jahre 1789, wird Goethes Sohn August am 25. Dezember geboren. 1791 nimmt er sich der Leitung des Weimarer Hoftheaters an, welche er 16 Jahre lang ausübt.

Die Freundschaft mit Schiller geht Goethe 1794 ein. In ihm findet er nach anfänglicher Abneigung einen engen Verbundenen,[14] mit dem er gemeinsam die Epoche der Weimarer Klassik sehr stark prägt. In gemeinsamer Arbeit entstehen beispielsweise die Zeitschrift „Die Horen“ und ca. 200 gesellschaftskritische Verse, die als „Xenien“ bezeichnet werden[15]. Als Schiller 1805 stirbt, erkrankt Goethe an einer schweren Nierenkolik, die er auf seinen „Erholungsreisen nach Bad Lauchstädt und Halle“[16] auskuriert. Im folgenden Jahr schließt er seine Arbeiten am „Faust 1“ ab und heiratet am 19. Oktober Christine Vulpius, welche 1816 am 6. Juni stirbt.

1809 beginnt Goethe mit seinen autobiographischen Entwürfen, die er zwei Jahre später als den ersten Teil von „Dichtung und Wahrheit“ veröffentlicht. Des Weiteren erscheint 1819 der „West-östliche Divan“.[17]

Ein Jahr vor seinem Tod schließt Goethe die Arbeiten am zweiten Teil des „Faust“ ab. Am 22. März 1832 stirbt er schließlich in Weimar, vermutlich an den Folgen eines Herzinfarkts. Wenige Tage später wird er neben Friedrich Schiller in der Fürstengruft beigesetzt.[18]

3. Entwicklung der Freundschaft

3.1 Erste Begegnung

Die erste Begegnung haben Schiller und Goethe 1797 in Stuttgart an der Karlschule. Hier stehen sich Schiller als Student und Goethe als ein erfolgreicher und berühmter Dichter seiner Zeit gegenüber.

Goethe ist gemeinsam mit dem Herzog Karl August auf der Rückreise von Bern nach Weimar. Auf ihrem Weg halten sie in Stuttgart um den Herzog Karl Eugen in der Karlschule zu besuchen. Während seiner Aufenthaltszeit dort, besucht Goethe ein Fest, auf dem unter anderem Schiller einige Auszeichnungen erhält. Goethe macht durch seine Haltung auf die Studenten einen steifen, würdevollen und Ehrfurcht erregenden Eindruck.[19] Für diese gilt Goethe als „Gott” und „Genie”, was ihm mit dem Erfolg des „Götz von Berlichingen” und „Die Leiden des jungen Werther” gelang. Diese Dramen, in denen er die herrschenden Werte- und Normvorstellungen kritisiert, machten Goethe über die Landesgrenzen hinaus im europäischen Raum bekannt. Das Interesse der Leser reicht über die Dramen hinaus bis hin zu seiner Person selbst. Goethe hatte ihren Lebensstil verändert, in dessen Mittelpunkt jetzt immer weiter die Literatur rückt.[20]

Somit hat die erste Begegnung zwischen Schiller und Goethe keine Auswirkungen auf ihre spätere enge Freundschaft, da es Schiller - aufgrund der großen sozialen Distanz zwischen ihnen - nicht möglich ist, Goethe auf sich aufmerksam zu machen.[21]

Das erste Aufeinandertreffen, bei dem auch Goethe Schiller wahrnimmt, folgt aus der gemeinsamen Arbeit an der Zeitschrift „die Horen” und wird von Goethe als „glückliches Ereignis“ benannt.

Der Verleger Cotta bittet Schiller im Jahre 1794 darum, eine politische Zeitung für ihn zu verfassen, was Schiller jedoch ablehnt. Auf die Arbeit an einer Zeitung mit literarischem Schwerpunkt lässt er sich einerseits aus finanziellen Gründen anderseits aus Interesse an der Sprache ein.[22] Es gelingt ihm unter anderem die bedeutenden Schriftsteller Korner, Humboldt, Fichte und Waltmann für die Arbeit an den „Horen” zu gewinnen. Da er allerdings die Kräfte bündeln möchte, hält er es für notwendig, auch Goethe zur Mitarbeit zu bewegen.[23] Deshalb verfasst er am 13. Juni 1794 seinen ersten Brief an Goethe, indem er ihn mit vielen Komplimenten für die Zeitschrift anzuwerben versucht. So ist es auch in folgendem Zitat zu erkennen: ,,Der Entschluß Euer Hochwohlgeborenen, diese Unternehmung durch Ihren Beitritt zu unterstützen, wird für den glücklichen Erfolg derselben entscheidend sein, […]”[24]. Goethe der sich gerade in einer kritisch schöpferischen Phase befindet, da er mit seinen aktuellen Werken – wie beispielsweise „Tasso”, „Egmont” und „Iphigenie” - kaum noch Einfluss auf die Bevölkerung ausübt. Sein Erfolg beruht immer noch auf den alten Werken wie „Die Leiden des jungen Werther” und „Götz von Berlichingen”.[25] Um literarisch wieder auf sich aufmerksam zu machen und vermutlich aufgrund des hohen Honorars von acht Louisd‘or,[26] antwortet er Goethe eine Woche später mit einer Zusage: ,,Ew. Wohlgeb. Eröffnen mir eine doppelt angenehme Aussicht, sowohl auf die Zeitschrift, welche sie herauszugeben gedenken, als auf die Teilnahme, zu der sie mich einladen.”[27]

Am 20. Juli 1794 reist Goethe nach Jena um mit der Mitarbeit an „den Horen“ zu beginnen. Am Abend der Anreise besucht er zuvor noch einen Vortag zur Botanik, bei dem auch Schiller anwesend ist, allerdings eher aus Interesse an Goethe als aus Interesse an der Naturwissenschaft. Nach Goethes Beschreibungen verläuft der Abend nach der Vorlesung folgendermaßen: Beide treffen sich zufällig beim Verlassen des Schlosses und beginnen ein Gespräch, in dem es um die Vorlesung geht. Schiller kritisiert die Vorlesung, obwohl Goethe einer der Gründer der Naturforschenden Gesellschaft ist. Er ist der Meinung, dass die Art der Natur den laienhaften Zuhörern auf andere Weise näher gebracht werden müsse. Goethe schließt sich dieser Kritik an, anschließend „gelangten [sie] zu seinem Haus, das Gespräch lockte [Goethe] hinein“[28]. Dort trägt Goethe seine Ansichten zur Entwicklung der Pflanze vor und behauptet sogar diese selbst mit verfolgt zu haben. Schiller hingegen betrachtet die von Goethe dargestellte Erfahrung eher als Idee.[29] Trotz der Meinungsverschiedenheit stellt Goethe das Gespräch im Nachhinein als „ersten Schritt“[30] dar und beschreibt eine starke „Anziehungskraft“[31], die zwischen ihnen herrscht.

Schiller berichtet über seine erste Diskussion mit Goethe in einem Brief vom 1. September 1794 an Körner folgendes: „Ein jeder konnte dem anderen etwas geben, was ihm fehlte, und etwas dafür empfangen.“[32] Außerdem schildert Schiller, dass Goethe versucht sich an ihn anzuschließen.

Schon in ihrem ersten ausführlichen Gespräch zwischen Schiller und Goethe lassen sich ihre unterschiedlichen Naturauffassungen und Charaktere erkennen, welche in ihrer Diskussion über die Metamorphose der Pflanze deutlich werden. Trotzdem kann man auch schon aus den nachherigen Aussagen über das Gespräch auf ihre Ergänzung durch ihre unterschiedlichen Charaktere und später enge Verbundenheit schließen.[33]

3.2. Verschiedene Briefe im Verlauf ihrer Freundschaft

Die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller basiert anfangs nur auf dem Aspekt der Arbeit. Diese bestimmt das Leben der beiden und bildet demzufolge in der elf Jahre währenden Freundschaft das Fundament. Auf diesem Fundament wird eine immer inniger werdende Freundschaft aufgebaut.[34]

Im Folgenden werde ich anhand verschiedener Briefe die Entwicklung der Freundschaft zwischen ihnen zu drei Begebenheiten untersuchen.

Am 4. September 1794, das heißt etwa 4 Monate nachdem Goethe und Schiller den Bund der Freundschaft eingegangen waren, schreibt Goethe einen Brief aus Weimar an Schiller nach Jena. In diesem geht Goethe anfangs auf ein Manuskript und eine „Abhandlung über das Schöne in der Kunst“[35] ein, welche ihm von Schiller zugeschickt worden waren. Er bewertet diese positiv und stimmt den Aussagen im Wesentlichen zu. An den Texten von Schiller erkennt er jedoch auch, dass beide dieselben Interessen verfolgen, diese sich allerdings in einigen Sichtweisen unterscheiden (Z.4-6).[36]

Der erste Abschnitt des Briefes zeugt von dem Einfluss, den Goethe auf Schiller nimmt, und unterstreicht, dass die Freundschaft auf literarischer Arbeit begründet ist. Goethe fördert Schillers Ausführungen, wohingegen andere eher verunsichert oder eingeschüchtert von ihm sind. Schiller sieht die Zusammenarbeit mit Goethe im Gegensatz dazu eher als eine Herausforderung, obwohl er aufgrund dieser auch zeitweise an sich selbst zweifelt.[37]

Anschließend bietet Goethe Schiller an, ihn 14 Tage lang in Weimer zu besuchen, da der Hof nach Eisenach reist und er demzufolge allein sein wird. Schiller könne sich wie zu Hause fühlen. Er würde die Möglichkeit haben, in Ruhe zu arbeiten und sie könnten einige Stunden am Tag ein Gespräch führen oder gleichgesinnte Freunde treffen. Dieses Treffen würde Goethes Meinung nach zwischen ihnen eine engere Beziehung herstellen (Z.9-16).

Schon hier lässt sich erkennen, welche Bedeutung Schiller für Goethe hat. Dies wird noch deutlicher als Schiller das Angebot annimmt, jedoch die Forderung stellt einen völlig freien Tagesablauf wählen zu können, weil er oft nachts wegen seinen Krämpfen nicht schlafen kann, dies aber am Tage nachholt. Er bittet „bloß um die leidige Freiheit, bei [Goethe] krank seien zu dürfen.“ (Z.1-13)[38]

Danach geht er auf die Texte ein, die er Goethe zukommen lassen hat. Er wird bei seinem Besuch weitere Aufsätze über den „ästhetischen Ausdruck“[39] mitbringen. Allerdings enthält er ihm einige vorausgegangene Texte vor, da diese seiner Meinung nach Goethes Erwartungen nicht entsprechen (Z.19-23). Hier zeichnen sich deutlich Schillers Selbstzweifel gegenüber Goethe ab.

Am 10. September 1794 bedankt sich Goethe bei Schiller für seine Zusage und versichert ihm jede Freiheit zu gewähren, die er braucht (Z.1-3). Diese Reaktion Goethes hebt erneut die „Anziehungskraft“[40] Schillers künstlerischer Seite auf jenen hervor, denn normalerweise pflegt Goethe einen geregelten Tagesablauf und hasst jegliche Unordnung. Des Weiteren meidet er möglichst jeden Kranken, da er immer die Gefahr sieht, sich anzustecken. Somit geht er später auch nicht einmal zu seiner kranken sterbenden Frau ans Bett.[41]

Während des ersten Besuchs von Schiller bei Goethe, geht es in ihren Gesprächen hauptsächlich um die Arbeit. Sie planen unter anderem gemeinsam die Hefte der „Horen“. Außerdem stellt Goethe Schiller seine Naturkunde zur Optik und Anatomie vor. Sie überlegen Änderungen an Schillers Werken „Fiesko“ und „Kabale und Liebe“ vorzunehmen, um diese am Weimarer Hoftheater aufführen zu können. Auch an Goethes Werk „Egmont“ soll Schiller einige Änderungen vornehmen.

Dieser erste Besuch schafft für ihre Beziehung die Grundlage ihres Umgangs und ihrer Gespräche und knüpft somit, wie Goethe vermutet, weitere „Fäden“[42] zwischen ihnen, die aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht über die literarische Arbeit hinausreichen.[43]

[...]


[1] Vgl. Gerlach: „Man liebt nur, was Einen in Freiheit setzt“, S.185

[2] Vgl. Gerlach: „Man liebt nur, was Einen in Freiheit setzt“, S.186

[3] Vgl. http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/schiller/index.jsp

[4] Vgl. Lahann: Schiller Rebell aus Akadien, S.175

[5] Vgl. Gerlach: „Man liebt nur, was Einen in Freiheit setzt“, S.187 f.

[6] Vgl. http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/persoenlichkeiten/schiller/index.jsp

[7] Vgl. Pereles: Dichterwege Eine kleine Goethe-Biographie, S. 1

[8] Vgl. http://www.uni-due.de/einladung/Vorlesungen/literaturge/herder.htm

[9] Vgl. Königs Erläuterungen: Goethe Das lyrische Schaffen, S. 8-9

[10] Vgl. Höfer: Johann Wolfgang von Goethe, S. 152

[11] Vgl. http://www.horizonte.com/englisch/community/language_corner/goethe.shtml

[12] Vgl. Pereles: Dichterwege Eine kleine Goethe-Biographie, S. 54

[13] Vgl. Matussek: Goethe zur Einführung, S. 232

[14] Vgl. Höfer: Johann Wolfgang von Goethe, S.152-153

[15] Vgl.www.ursulahomann.de/EinesFreundesFreundZuSeinUeberDieFreundschaftVonGoetheUndSchiller/kap003.html

[16] Höfer: Johann Wolfgang von Goethe, S. 153

[17] Vgl. Höfer: Johann Wolfgang von Goethe, S. 153

[18] Vgl. Lahann: Schiller Rebell aus Akadien, S.232

[19] Vgl. Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.17

[20] Vgl. Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.20-21

[21] Vgl. Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.17

[22] Vgl. Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.98-99

[23] Vgl. Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.101

[24] Schiller: Scurla: Bund des Ernstes und der Liebe, S.46-47

[25] Vgl. Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.102

[26] Vgl. Fertig: Goethe und seine Zeitgenossen zwischen Annäherung und Rivalität, S.156

[27] Goethe: Scurla: Bund des Ernstes und der Liebe, S.47

[28] Goethe: Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.107

[29] Vgl. Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.107

[30] Goethe: Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.108

[31] Goethe: Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.108.

[32] Schiller: Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.108

[33] Vgl. Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.108

[34] Vgl. Safranski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.13-15

[35] Goethe: Scurla: Bund des Ernstes und der Liebe, S.59

[36] Vgl. Scurla: Bund des Ernstes und der Liebe, S.59

[37] Vgl. Höfer: Johann Wolfgang von Goethe, S.99

[38] Schiller: Scurla: Bund des Ernstes und der Liebe, S.60

[39] Schiller: Scurla: Bund des Ernstes und der Liebe, S.60.

[40] Goethe: Safrankski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.108

[41] Vgl. Lahann: Schiller Rebell aus Arkadien, S.177

[42] Goethe: Scurla: Bund des Ernstes und der Liebe, S.60

[43] Vgl. Safranski: Goethe und Schiller Geschichte einer Freundschaft, S.114-115

Fin de l'extrait de 31 pages

Résumé des informations

Titre
Die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller
Note
1-
Auteur
Année
2010
Pages
31
N° de catalogue
V168524
ISBN (ebook)
9783640855902
Taille d'un fichier
616 KB
Langue
allemand
Mots clés
Goethe, Schiller, Zusammenarbeit, Beeinflussung, Briefwechsel, unterschiedliche Charaktere, Verbundenheit
Citation du texte
Elke Schacht (Auteur), 2010, Die Freundschaft zwischen Goethe und Schiller, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/168524

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