In seinem 1795 erschienenen Gedicht „Würde der Frauen“ beschreibt Schiller das Idealbild der Frau des 18. Jahrhunderts, wie es die damalige patriarchalische Gesellschaft idealisiert und intendiert. Nach heutiger Sicht entwickelt sich diese Rolle der Frau in der Frühen Neuzeit aus ihrer von dem Mann unterdrückten Position heraus. So gelten die Frauen beispielsweise als nicht zur geistigen Entwicklung fähig, dabei werden ihnen alle Möglichkeiten zu dieser Entwicklung genommen. Diese Position der Frau bessert sich trotz der eingetretenen Epoche der Aufklärung nicht, vielmehr wird diese durch die damaligen wissenschaftlichen Erkenntnisse unterstützt und als in der Natur der Frau vorgesehen, begründet. Mitten in dieser historischen Entwicklung und Geschlechter-Diskussion entsteht Schillers Gedicht „Würde der Frauen“ in dem nicht weniger präsent das damalige Bild des Mannes erscheint. Es geht in diesem Gedicht also um beide Geschlechter, genauer gesehen um die Rollenverteilung an das jeweilige Geschlecht. Die vereinfachte Sicht der Geschlechtszugehörigkeit, die jeweils aufgezwungenen Rollen, die Ideale des Frauen- und Männerbildes und Untersuchung deren Rudiments sind Gegenstände dieser Arbeit. Die Intention dieser Arbeit besteht ferner in dem Versuch, die Herkunft dieser Ideale aus dem Standpunkt der historischen Zusammenhänge zu erklären, eine Gegenüberstellung der Inkarnation damaliger Konventionen in Schillers Gedicht zu der zeitgenössischen Kritik und zu den Beispielen des damals unkonventionellen Verhaltens Schillers Zeitgenossinnen herzustellen. Des weiteren, um zu zeigen, wie komplex das Thema der Spezifikation der Geschlechter ist, wird Schillers Umgang mit den Begriffen wie „Anmut“ und „Würde“ in seiner ästhetischen Abhandlung „Über Anmut und Würde“ analysiert, dabei wird untersucht, inwiefern der Gebrauch dieser Begriffe, bei dem Versuch, die Geschlechter zu klassifizieren, in Widersprüchlichkeit mündet. Zum Abschluss dieser Arbeit werden die Erkenntnisse der Geschlechterforschung Gender Studies herangezogen, um die Problematik des Geschlechter-Modells bei Schiller aufzuzeigen und die Umsetzbarkeit Schillers Ideale in der Realität überprüft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Schillers Intention in „Würde der Frauen“
- Das Frauenbild um 1800
- Patriarchalische Gesellschaft
- Kritik der Romantiker
- Schillers Zeitgenossinnen
- Der Begriff „Würde“
- Gender studies
- „Sex“ und „gender“
- Instabilität der Geschlechtlichkeit vs. Schillers Frauen-, Männerbild
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Schillers Gedicht „Würde der Frauen“ im Kontext des Frauenbildes um 1800 und der zeitgenössischen Kritik. Ziel ist es, Schillers Intention zu analysieren, die Darstellung von Weiblichkeit und Männlichkeit zu beleuchten und diese mit den Erkenntnissen der Gender Studies zu vergleichen. Die Arbeit untersucht die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe des Gedichts und analysiert Schillers Gebrauch von Begriffen wie „Anmut“ und „Würde“.
- Das Frauenbild im 18. Jahrhundert und seine gesellschaftlichen Ursachen
- Schillers Intention und Idealvorstellung von Frauen und Männern
- Kritik an Schillers Darstellung aus zeitgenössischer und heutiger Perspektive
- Analyse des Begriffs „Würde“ in Bezug auf das Geschlechterverhältnis
- Anwendung der Gender Studies auf Schillers Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den Kontext des Gedichts „Würde der Frauen“ von Schiller. Sie benennt die Ziele der Arbeit, welche die Analyse von Schillers Intention, die Darstellung der Geschlechterrollen und die Einordnung in den zeitgeschichtlichen Kontext und die Gender Studies umfassen. Die vereinfachte Sicht der Geschlechtszugehörigkeit und die Untersuchung der aufgezwungenen Rollen und Ideale bilden den Schwerpunkt.
Schillers Intention in „Würde der Frauen“: Dieses Kapitel analysiert Schillers Intention im Gedicht. Es wird gezeigt, dass Schillers Idealbild der Frau den Normen des 18. Jahrhunderts entspricht, in dem Frauen der Familie verpflichtet und Männer die schöpferische Rolle einnehmen. Das Gedicht wird als Ausdruck von Schillers patriarchalisch geprägten Idealen interpretiert, wobei die positiven Eigenschaften der Frauen im Kontrast zu den als negativ dargestellten Eigenschaften der Männer hervorgehoben werden. Die scheinbare Aufwertung der Frauenrolle dient letztlich der Festigung des bestehenden patriarchalischen Systems.
Das Frauenbild um 1800: Dieses Kapitel beschreibt das Frauenbild der damaligen patriarchalischen Gesellschaft, die Frauen geistige Entwicklung verweigerte und ihre Rolle auf Haushalt und Familie beschränkte. Die Kritik der Romantiker und die Rolle von Schillers Zeitgenossinnen werden ebenfalls beleuchtet, um das komplexe Bild der Frauen in dieser Zeit zu verdeutlichen. Es wird untersucht, inwiefern wissenschaftliche Erkenntnisse der Aufklärung die Unterdrückung der Frauen "begründeten".
Schlüsselwörter
Friedrich Schiller, Würde der Frauen, Frauenbild, Männerbild, Patriarchat, Gender Studies, Aufklärung, Geschlechterrollen, zeitgenössische Kritik, Anmut, historischer Kontext.
Häufig gestellte Fragen zu Schillers „Würde der Frauen“
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Friedrich Schillers Gedicht „Würde der Frauen“ im Kontext des Frauenbildes um 1800. Sie untersucht Schillers Intention, beleuchtet die Darstellung von Weiblichkeit und Männlichkeit und vergleicht diese mit Erkenntnissen der Gender Studies. Die Arbeit betrachtet historische und gesellschaftliche Hintergründe und analysiert Schillers Wortwahl, insbesondere den Begriff „Würde“.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das Frauenbild im 18. Jahrhundert, Schillers Idealvorstellung von Frauen und Männern, die Kritik an Schillers Darstellung aus zeitgenössischer und heutiger Sicht, den Begriff „Würde“ im Geschlechterverhältnis und die Anwendung der Gender Studies auf Schillers Werk. Der Einfluss der Aufklärung und die Rolle der Romantiker werden ebenfalls diskutiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu Schillers Intention in „Würde der Frauen“, ein Kapitel zum Frauenbild um 1800, ein Kapitel zum Begriff „Würde“ und ein Kapitel zu den Gender Studies. Sie schließt mit einer Schlussbetrachtung.
Wie wird Schillers Intention im Gedicht interpretiert?
Schillers Idealbild der Frau wird als konform zu den Normen des 18. Jahrhunderts interpretiert, wobei Frauen der Familie verpflichtet und Männern die schöpferische Rolle zugeschrieben wird. Das Gedicht wird als Ausdruck patriarchalisch geprägter Ideale gesehen, die scheinbar positive Eigenschaften der Frauen hervorheben, letztlich aber das bestehende System festigen.
Wie wird das Frauenbild um 1800 dargestellt?
Das Frauenbild um 1800 wird als geprägt von einer patriarchalischen Gesellschaft beschrieben, die Frauen geistige Entwicklung verweigerte und ihre Rolle auf Haushalt und Familie beschränkte. Die Arbeit beleuchtet die Kritik der Romantiker und die Rolle von Schillers Zeitgenossinnen, um das komplexe Bild der Frauen in dieser Zeit zu verdeutlichen. Der Einfluss von aufklärerischen Erkenntnissen auf die Unterdrückung der Frauen wird ebenfalls untersucht.
Welche Rolle spielen die Gender Studies in dieser Arbeit?
Die Gender Studies dienen als methodischer Ansatz, um Schillers Darstellung der Geschlechterrollen zu analysieren und zu kritisieren. Konzepte wie „Sex“ und „Gender“ werden herangezogen, um die Stabilität der Geschlechtlichkeit im Vergleich zu Schillers Frauen- und Männerbild zu untersuchen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Friedrich Schiller, Würde der Frauen, Frauenbild, Männerbild, Patriarchat, Gender Studies, Aufklärung, Geschlechterrollen, zeitgenössische Kritik, Anmut, historischer Kontext.
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- Marianne Wenz (Author), 2003, Darstellung der Weiblichkeiten und Männlichkeiten in Schillers „Würde der Frauen“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169034