In der Wissenschaft wird immer nach dem Motiv gefragt, stets ist man auf der Suche nach einem Kausalzusammenhang, etwas, das konkret in Verbindung mit dem Objekt der Forschung steht. Homosexualität fällt nun in eines dieser Phänomen, die besonders erklärungsbedürftig sind, denn „(g)eht man von der grundsätzlichen biologischen Programmierung der Sexualität aus, so dürfte es aus evolutionstheoretischen Gründen Homosexualität eigentlich gar nicht geben." Sie trägt nicht zur Arterhaltung bei. Nun ist es aber eine Tatsache, dass Homosexualität in der ganzen Welt und das schon seit Jahrtausenden weit in Verbreitung ist (sowohl bei den Menschen, als auch im Tierreich). Trotz der evolutionstheoretischen Wahrscheinlichkeit, dass sie längst durch eine sexuelle Selektion verschwunden oder zumindest sehr selten vorhanden sein müsste, war und ist sie in sämtlichen Kulturen aller Zeitspannen ein stets präsenter Bestandteil jeder Gesellschaft. Ich werde nun vorerst einen kleinen Überblick über die jeweilige Beschaffenheit von Homosexualität in diversen Kulturen herstellen, den ich aus Gründen der Einfachheit in eine chronologische Reihenfolge setze, so weit dies möglich ist. Im Anschluss an diese konkreten Beispiele soll untersucht werden, worin existentiell gegebene Gründe für das Vorhandensein von Homosexualität bestehen und inwiefern sie sich in den jeweiligen Gesellschaften äußert. Denn „während sie in den westlichen Kulturen bis vor kurzem bei Männern völlig abgelehnt wurde und unter Strafe stand, ist sie z.B. bei einigen einfachen Kulturen Neuguineas zur gesellschaftlichen Regel geworden.“3 Die Frage ist nun, gibt es zwischen diesen stark divergierenden Unterschieden auch Gemeinsamkeiten? Lässt sich Homosexualität auch auf einen oder mehrere Punkte bringen? Wie gesagt werde ich nun an erster Stelle einen knappen Überblick über Homosexualität im historischen Verlauf verschaffen, anschließend sollen ausgewählte Beispiele den aktuellen Stand im Vergleich veranschaulichen und zuletzt werden diese gegenübergestellt, um herauszuarbeiten, ob es eine Art Essenz von Homosexualität überhaupt geben kann, beziehungsweise, inwiefern die Gesellschaft mit ihr umgeht. Um das Ganze etwas zu vereinfachen, werde ich mich auf männliche Homosexualität beschränken. Die Arbeit dient weniger der Beantwortung essentieller Fragen, als vielmehr der Beschaffung eines kurzen Überblicks, beziehungsweise Einblicks in den Umgang mit Homosexuellen.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Das Vorhandensein von Homosexualität trotz fehlender evolutionstheoretischer Motivation
- Knabenliebe im antiken Griechenland
- Sodomie und Ketzerei im Mittelalter
- Theorien im 19./20. Jahrhundert
- Entwicklungen der letzten Jahrzehnte in Deutschland
- Muslimische Emigranten und die Homosexualität
- Päderastische Riten auf Pazifikinseln
- Homophobe Reggae-Songs in Jamaika
- Kontraste in Südafrika
- Homosexualität in Städten der USA
- Einstellung zur Homosexualität abhängig von Entwicklung des Staates?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, einen Überblick über den gesellschaftlichen Umgang mit Homosexualität im kulturellen Vergleich zu geben. Sie untersucht, wie Homosexualität in verschiedenen Kulturen und Zeitabschnitten wahrgenommen und behandelt wurde. Die Arbeit befasst sich auch mit den Gründen für das Vorhandensein von Homosexualität trotz fehlender evolutionstheoretischer Motivation.
- Homosexualität im kulturellen Vergleich
- Entwicklung der Einstellung zur Homosexualität
- Evolutionstheoretische Aspekte von Homosexualität
- Gründe für das Vorhandensein von Homosexualität
- Gesellschaftliche Reaktionen auf Homosexualität
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Das Vorhandensein von Homosexualität trotz fehlender evolutionstheoretischer Motivation: Dieses Kapitel beleuchtet die scheinbare Diskrepanz zwischen dem Fehlen einer evolutionstheoretischen Motivation für Homosexualität und ihrer weiten Verbreitung in verschiedenen Kulturen und Zeitabschnitten.
- Knabenliebe im antiken Griechenland: Dieses Kapitel untersucht die päderastische Praxis im antiken Griechenland und ihre Rolle als eine institutionalisierte Form von sexuellen Beziehungen zwischen Männern und jungen Männern. Es beleuchtet den pädagogischen Anspruch, die gesellschaftliche Akzeptanz und die unterschiedlichen Formen des sexuellen Kontakts in dieser Zeit.
- Sodomie und Ketzerei im Mittelalter: Dieser Abschnitt befasst sich mit der Sichtweise auf Homosexualität im Mittelalter und den damit verbundenen negativen Assoziationen wie Sodomie und Ketzerei. Er zeigt, wie die Kirche Homosexualität verurteilte und wie diese zur Unterdrückung von Homosexuellen führte.
- Theorien im 19./20. Jahrhundert: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklungen der Theorien über Homosexualität im 19. und 20. Jahrhundert. Es beleuchtet die medizinischen und psychologischen Theorien, die Homosexualität als Krankheit oder Abweichung darstellten, sowie die frühen Bemühungen um die Akzeptanz von Homosexuellen.
- Entwicklungen der letzten Jahrzehnte in Deutschland: Dieser Abschnitt befasst sich mit den Veränderungen der Einstellung zur Homosexualität in Deutschland in den letzten Jahrzehnten. Er untersucht die Entwicklung von Homosexuellenrechten, die Einführung von Antidiskriminierungsgesetzen und den gesellschaftlichen Wandel hin zu mehr Akzeptanz und Toleranz.
- Muslimische Emigranten und die Homosexualität: Dieses Kapitel behandelt die Haltung muslimischer Emigranten zur Homosexualität und untersucht, wie ihre religiösen und kulturellen Werte in den Umgang mit Homosexualität einfließen. Es analysiert die Spannungen zwischen traditionellem islamischen Verständnis und westlichen liberalen Werten.
- Päderastische Riten auf Pazifikinseln: Dieser Abschnitt befasst sich mit päderastischen Riten in bestimmten Kulturen auf Pazifikinseln und untersucht, wie diese Riten mit den kulturellen und gesellschaftlichen Normen dieser Regionen zusammenhängen. Es beleuchtet die unterschiedlichen Formen und Bedeutungen dieser Riten.
- Homophobe Reggae-Songs in Jamaika: Dieses Kapitel analysiert den Einfluss von homophoben Reggae-Songs auf die Einstellung zur Homosexualität in Jamaika. Es untersucht, wie diese Musik Homophobie fördert und wie sie die Diskriminierung von Homosexuellen in der Gesellschaft unterstützt.
- Kontraste in Südafrika: Dieser Abschnitt beleuchtet die Situation von Homosexuellen in Südafrika und untersucht den Einfluss der Apartheid auf den Umgang mit Homosexualität. Es zeigt die Unterschiede zwischen den Einstellungen von weißen und schwarzen Südafrikanern und den Kampf um Homosexuellenrechte in diesem Land.
- Homosexualität in Städten der USA: Dieses Kapitel behandelt die Situation von Homosexuellen in bestimmten Städten der USA und analysiert die unterschiedlichen Einstellungen und Gesetze in verschiedenen Regionen. Es beleuchtet die Fortschritte in der Homosexuellenrechtsbewegung in den USA und die Herausforderungen, die es noch zu bewältigen gibt.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit behandelt die Themen Homosexualität, kultureller Vergleich, gesellschaftlicher Umgang, evolutionstheoretische Motivation, Päderastie, Antike, Mittelalter, Homophobie, Homosexuellenrechte, Muslime, Reggae, Südafrika, USA.
- Citation du texte
- Stefanie von Rossek (Auteur), 2010, Der gesellschaftliche Umgang mit Homosexualität im kulturellen Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169050