Die geschichtliche und wissenschaftliche Entwicklung der modernen Evaluation


Hausarbeit, 2010

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Gliederung

1. Einleitung

2. Das Verständnis von Evaluation
2.1 Was ist Evaluation?
2.2 Die geschichtliche Entwicklung

3. Die moderne Evaluation – Anforderung und Herausforderung!
3.1 Veränderungen im Evaluationsverständnis
3.2 Die Evaluationsstandards
3.3 Partizipative und Demokratische Evaluation

4. Schlussbemerkung

5. Reflektionsbericht des Miniprojektes
„FCFS vs. Prioritätenwahlverfahren & Super Digicampus“

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit welchen Mitteln ist es möglich Vorgänge, Entwicklungen oder verschiedene Meinungen und Perspektiven von Personen in unserer Gesellschaft zu erfassen, zu analysieren und zu bewerten? Häufig lautet die Antwort hierauf: „Evaluation“. „Zur Erfassung und Beseitigung von Mängeln und Problemen, zur Optimierung von Organisationen und Projekten werden Evaluationen umfassend eingesetzt. Bei der Verwendung öffentlicher Gelder werden Evaluationen obligatorisch integriert, um sicherzustellen, dass systematisch erfasst werden kann, was geleistet und welche Wirkungen erzielt wurden“ (Wenzel, Ulrich 2003, S.9). Doch der Evaluation kommt heutzutage eine solche Vielzahl von Aufgaben und Einsatzgebieten zu, dass sie sich weiterentwickelt hat, und zu einem komplexen Verfahren mit unterschiedlichen Ansätzen geworden ist.

Ich möchte in dieser Arbeit auf eben jene Entwicklung der Evaluation eingehen. Es soll vor allem herausgestellt werden, wie sich Evaluation in Richtung eines partizipativen und demokratischen Verfahrens weiterentwickelt hat, welches neue Perspektiven und Möglichkeiten für unsere Gesellschaft mit sich bringt. Als erstes soll geklärt werden, was Evaluation eigentlich ist, beziehungsweise was unter diesem Begriff zu verstehen ist. Anschließend möchte ich einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung der Evaluation geben um schließlich auf das Thema der modernen, professionellen Evaluation zu sprechen zu kommen. Hierbei sind zunächst die Veränderungen im Evaluationsverständnis zu betrachten, die auch mit dem Verständnis der Evaluation von politischer Bildung einhergehen. Schließlich möchte ich die Evaluationsstandards der „Deutschen Gesellschaft für Evaluation“ (DeGEval) vorstellen. Anhand dieser relativ aktuellen Standards soll deutlich werden wie das Verständnis einer professionellen und modernen Evaluation aussieht, wobei auch ersichtlich wird, wie Elemente der partizipativen und demokratischen Evaluation Einfluss in diese Standards gefunden haben. Im Anschluss soll, sozusagen als Mündung des Vorangegangenen, auf die Ansätze der partizipativen und demokratischen Evaluation selbst eingegangen werden. Diesen Punkt möchte ich letztendlich möglichst eindeutig im Hinblick auf Zielsetzungen und Vorgehensweisen behandeln, um die oben angesprochenen neuen Perspektiven und Möglichkeiten sowie den Nutzen dieser Evaluationsformen für unsere Gesellschaft deutlich werden zu lassen. Abschließend ist es mir noch ein Anliegen, in Reflexion meine eigene Meinung zu diesem Thema darzustellen.

2. Das Verständnis von Evaluation

2.1 Was ist Evaluation?

Widmen wir uns zunächst der Frage, was Evaluation eigentlich ist. Unter Evaluation versteht man im Allgemeinen die Beschreibung, Untersuchung, Analyse und Bewertung von Objekten, Prozessen, Organisationseinheiten oder Ähnlichem. Doch die Einsatzgebiete von Evaluation sind weitläufig und somit findet sie Einsatz in den verschiedensten Einrichtungen und Wissenschaften. „Der Begriff [Evaluation, Anm. d. Verf.] verschwimmt in seiner breiten Verwendung zur Konturlosigkeit und beizeichnet unterschiedlichste Vorhaben, von Teilnehmerfeedback (»Wie hat ihnen das Seminar gefallen?«) bis hin zum Total Quality Management (TQM), das eine komplette Organisation erfassen und bewerten möchte“ (Wenzel, Ulrich 2003, S.9).

Ebenso vielfältig sind die Funktionen und Ziele von Evaluation, welche sich je nach Institution, Aufgabenbereich und Gegenstand der Evaluation unterscheiden. Beispielsweise verfolgt eine Evaluation über physikalische Abläufe andere Ziele als Evaluationen bei betriebswirtschaftlichen Prozessen und diese hat wiederum andere Zielsetzungen als Evaluation im Bildungsbereich. Verallgemeinernd kann man jedoch sagen: „Das übergeordnete Ziel ist die Erfassung von Daten zur Optimierung und Entscheidungsfindung in komplexen Handlungssituationen“ (ebd., S.13). Ebenfalls kann man betonen, dass Evaluation, egal in welchem Bereich, immer darauf gerichtet ist Erkenntnis zu gewinnen. Des Weiteren kommt der Evaluation noch eine Legitimationsfunktion (Sind Interventionen wirksam und damit berechtigt?) und eine Optimierungsfunktion (Schaffung einer Grundlage zur Steuerung des Evaluationsobjektes) zu, womit sie sich auch von der wissenschaftlichen Forschung abgrenzt und Konsequenzen für die Praxis haben wird (vgl. ebd., S.13f.).

Jede Evaluation besteht aus einer Evaluationsfrage, welche das Evaluationsobjekt sowie die Kriterien der Bewertung vorgibt. Dies kann sich allerdings als ein äußerst komplexes Verfahren gestalten, da viele Prozesse nur schwer messbar sind und es somit sehr schwer wird, die Kriterien für die Erfassung und Messbarkeit der Daten sowie deren Bewertung zu definieren. Auf derartige Probleme stößt man vor allem im sozialen Bereich und im Bildungsbereich, da soziale Prozesse eben nur schwer messbar und noch schwieriger objektiv zu bewerten sind. Auf diesem Gebiet ist für Evaluation nämlich folgende Definition zutreffend: „Evaluation ist kein Instrument zur technischen Überprüfung und Kontrolle (zumindest nicht ausschließlich) klar definierter Zielvorgaben am Ende einer Entwicklung (…) Evaluation ist ein sozialer, kein messtechnischer Prozess“ (Herrmann/Höfer 1999, S.102, zitiert nach Wenzel 2009, S.310). Genau hier stellt sich Anspruch und Herausforderung an die Evaluation, auf welche ich im Weiteren eingehen möchte. Doch werfen wir vorher noch einen Blick auf die geschichtliche Entwicklung der Evaluation.

2.2 Die geschichtliche Entwicklung

„Begriffe wie Effektivitätskontrolle, Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement haben seit der Industrialisierung zunehmend an Bedeutung gewonnen“ (Wenzel, Ulrich 2003, S.16). Hierbei kam der Evaluation natürlich eine tragende Rolle zu, die der Überprüfung und Lenkung betriebswirtschaftlicher Prozesse galt. Bis heute hat sich Evaluation jedoch weiterentwickelt und diese geschichtliche Entwicklung fällt auf dem Gebiet der Betriebswirtschaft noch vergleichsweise gering aus. Vor allem im Bildungsbereich kam es im Laufe der Zeit zu mehreren Ansätzen und Überlegungen, wie Evaluation am besten gestaltet und eingesetzt werden kann.

Es lassen sich hierbei vier Phasen der Evaluation erkennen, in welchen der Evaluator (die Person, die die Evaluation durchführt) jeweils eine andere Position einnimmt. Im 19. Jahrhundert ging es vor allem um die Messbarkeit von Abläufen und Kennzahlen, wobei im schulischen Bereich das Stichwort „Leistungsüberprüfung“ lautete (vgl. ebd., S.16). Dem Evaluator kommt dabei die Rolle eines externen Datensammlers zu. Doch es wurde festgestellt, dass sich mit der Methode des Messens allein nicht alles erfassen lässt und vor allem im Bildungsbereich die angestrebten Zielvorstellungen nicht mit der Praxis vereinbar waren. Es ging nun um die Beschreibung der Praxisphänomene und Evaluation wurde in dieser zweiten Phase zur Praxisbeschreibung mit Optimierungsfunktion (vgl. ebd., S.16). Der Evaluator fungiert hier als neutraler Beobachter. „In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde schließlich von den Evaluatoren ein Urteil über ihre Beobachtungen erwartet“ (ebd., S.17). Somit musste der Evaluator entscheiden, ob bestimmte Zielvorstellungen überhaupt angemessen sind und ob Bildungsprozesse, so wie sie ablaufen, ihre Berechtigung haben. Dem Evaluator wurde damit die Rolle eines Richters zugesprochen. Die vierte Phase der Evaluation, genannt „Fourth Generation Evaluation“ beginnt in den 80er Jahren und hat den Konstruktivismus zum Grundgedanken. Die Überlegung ist, dass es keine einheitlich erfassbare und objektive Wirklichkeit gibt. Alles ist geprägt von unterschiedlichen Ansichten und Meinungen und wird auf diese Weise unterschiedlich je nach Weltbild, Glauben, Überzeugung, Herkunft oder persönlichen Eigenschaften von jedem Menschen anders interpretiert und beurteilt. In der „Fourth Generation Evaluation“ wird all dem Rechnung getragen, „… indem die Betroffenen und Beteiligten (stakeholder) mit ihren unterschiedlichen Interessen von den Evaluatoren in einen demokratischen Aushandlungsprozess eingebunden werden, an dessen Ende die Einigung über die Interpretation der erhobenen Daten zu einer besonders hohen Relevanz der Resultate führt“ (ebd., S18). Primär geht es nun um das Aushandeln verschiedener Perspektiven, wobei der Evaluator in die Rolle eines Moderators schlüpft.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass sich Evaluation im Bildungsbereich mit der Zeit von einem Prozess des Messens hin zu einem offenen Prozess des Aushandelns entwickelt hat. Es lassen sich hierbei drei prägnante Entwicklungen in der Geschichte der Evaluation herausstellen (vgl. ebd., S.19f.): Zunächst hat die Evaluation eine kritisch-aufklärerische Position eingenommen, da sie die gegebenen Rahmenbedingungen hinterfragt und zunehmend das entscheidend beeinflusst, was sie untersucht. Des Weiteren muss der Evaluator immer mehr Verantwortung tragen, weil sich seine Arbeit nun nicht mehr nur auf simples Messen beschränkt, sondern er nun auch Kompetenzen zur Urteilsfähigkeit sowie soziale Kompetenzen im Aushandlungsprozess mit allen stakeholdern braucht. Als drittes lässt sich feststellen, dass zunehmend qualitative Verfahren wie Interviews, Gruppendiskussionen und die Analyse von Lernprozessen weitaus mehr an Bedeutung gegenüber den quantitativen Methoden wie Messen und Zählen gewonnen haben. Abschließend betrachtet brachte die geschichtliche Entwicklung das Evaluationsverfahren zu immer höherer Komplexität und veränderte das Verständnis von Evaluation in vielerlei Hinsicht. Heute gibt es moderne Evaluationsarten bzw. -ansätze, welche versuchen den Entwicklungen und Veränderungen im Evaluationsverständnis gerecht zu werden. Auf genau diese Ansätze möchte ich im folgenden Kapitel eingehen und zudem aufzeigen, durch welche gesellschaftlichen und bildungspolitischen Ideale sie verändert, beeinflusst und geprägt wurden.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die geschichtliche und wissenschaftliche Entwicklung der modernen Evaluation
Hochschule
Universität Augsburg  (Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Veranstaltung
Partizipative und Demokratische Evaluationsverfahren
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
18
Katalognummer
V169110
ISBN (eBook)
9783640873456
ISBN (Buch)
9783640873197
Dateigröße
483 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Evaluation, Evaluationsverfahren, Partizipative, Partizipativ, Partizipation, Demokratische, Demokratie, Wissenschaft, Geschichte, Entwicklung, Moderne
Arbeit zitieren
Alexander Schwalm (Autor:in), 2010, Die geschichtliche und wissenschaftliche Entwicklung der modernen Evaluation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169110

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