Wahrnehmungsmuster und grenzüberschreitende Aktivitäten von Bewohnern an der deutsch-tschechischen Grenze - Das Beispiel: Hartau / Stadt Zittau


Diploma Thesis, 2001

133 Pages, Grade: 1,5


Excerpt


Inhalt

1 Einleitung
1.1 Fragestellung
1.2 Methodik
1.3 Grenzraumforschung: Begriffsklärungen und Stand der Forschung
1.3.1 Die Bedeutung(en) einer Grenze
1.3.2 Grenzen in der geographischen Forschung
1.3.3 Grenzraumforschung in Nachbardisziplinen
1.4 Grenze im Kopf
1.4.1 Wahrnehmung
1.4.2 Verhalten und Handeln
1.4.3 Identität und Raumbewußtsein
1.4.4 Alltagstheorie
1.4.5 Einstellungen
1.5 Zur Lage des Untersuchungsgebiets

2 Rahmenbedingungen der Entwicklung des Grenzraums und seiner Perzeption
2.1 Ausgangsbedingungen
2.1.1 Historische Entwicklung der deutsch-tschechischen Grenze
2.1.2 Sozioökonomische Ausgangslage im sächsischen und nordböhmischen Grenzraum
2.1.3 Strukturelle Ausgangslage - Charakteristik der Grenzregion
2.1.3.1 Situation auf der deutschen Seite der Grenze
2.1.3.2 Die Situation im tschechischen Grenzgebiet
2.1.3.3 Das polnische Gebiet
2.2 Der Grenzraum und die Europäische Union
2.2.1 Reform- und Wirtschaftshilfen der Europäischen Union
2.2.1.1 PHARE
2.2.1.2 INTERREG
2.2.2 Euroregionen
2.2.2.1 Entwicklung
2.2.2.2 Die Bildung der Euroregionen an der deutschen Ostgrenze
2.2.2.3 Lehren aus den Euroregionen im Westen
2.2.2.4 Aufgaben der Euroregionen
2.2.2.5 Auswirkungen und Probleme der Euroregion
2.2.2.6 Haltung der Bevölkerung zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit
2.2.2.7 Diskussion der Euroregionen
2.2.3 Osterweiterung der Europäischen Union
2.2.3.1 Interessen der EU am Beitritt der Staaten Ostmitteleuropas
2.2.3.2 Problematik eines Beitritts Tschechiens in die EU
2.2.3.3 Auswirkungen eines EU-Beitritts auf die Grenzregion
2.3 Vergleiche mit anderen Grenzregionen
2.4 Rahmenbedingungen für interkulturelle Kontakte
2.4.1 Die Bedeutung der Sprachen
2.4.2 Gegenseitige kulturelle Beeinflussung
2.5 Stereotype und Ressentiments zwischen Deutschen und Tschechen
2.5.1 Tschechien in den Augen von Deutschen
2.5.1.1 Konfliktpotential auf politischer Ebene
2.5.1.2 Konfliktpotential auf der mentalen Ebene (Tschechenbild)
2.5.2 Deutschland in den Augen von Tschechen
2.5.2.1 Konfliktpotential auf politischer Ebene
2.5.2.2 Konfliktpotential auf der mentalen Ebene (Deutschenbild)
2.5.3 Autostereotype (unter Berücksichtigung der Bedeutung für die Nachbarschaft)

3 Grenzkontakte - Auswertung der Sekundärquellen
3.1 Problemfelder des kleinen Grenzverkehrs
3.1.1 Motive für den Grenzübertritt
3.1.2 Angebotsstrukturen für den kleinen Grenzverkehr von Hartau / Zittau nach Hrádek
3.2 Akteure des Zusammenkommens
3.2.1 Einkaufsverkehr
3.2.2 Dienstleistungsverkehr
3.2.3 Touristische Beziehungen
3.2.4 Kontakte im Jugend- und Bildungsbereich
3.2.4.1 Bildungskooperationen im Grenzgebiet
3.2.4.2 Andere soziale Kontakte
3.2.5 Arbeitsmigration
3.2.6 Persönliche Kontakte
3.3 Negative – die Wahrnehmung beeinflussende Faktoren
3.3.1 Illegaler Grenzübertritt 1: Flüchtlingsproblematik
3.3.2 Illegaler Grenzübertritt 2: Grenzraumkriminalität

4 Die Befragung
4.1 Die qualitative Methode der Befragung
4.1.1 Stellung des Forschers (Positionstyp)
4.1.2 Die Wahl des Typs des Interviews
4.1.2.1 Instrumentarium
4.1.2.2 Interviewerverhalten
4.1.3 Probleme der qualitativen Erhebung
4.2 Vorbereitung der Befragung
4.2.1 Auswahl der Interviewpartner
4.2.2 Vorbereitende Hypothesen
4.2.3 Interviewleitfaden
4.3 Durchführung der Befragung
4.3.1 Unvorhersehbares Problem durch aktuelle Geschehnisse
4.3.2 Technische Bedingungen
4.3.3 Die Probanden
4.3.4 Der Ort der Untersuchung: Hartau
4.4 Auswertung der Befragung
4.4.1 Historische Entwicklung der Grenzöffnung
4.4.2 Grenzüberschreitende Aktivitäten der Hartauer Bevölkerung
4.4.2.1 Einkaufen
4.4.2.2 Dienstleistungsverkehr
4.4.2.3 Freizeitaktivitäten und touristische Kontakte
4.4.2.4 Kontakte im Bereich Kultur, Sport und Bildung
4.4.2.5 Kontakte im Bereich der Arbeit/ Arbeitspendler
4.4.2.6 Persönliche Kontakte
4.4.3 Wahrnehmungsmuster des Lebens an der Grenze
4.4.3.1 Wahrnehmung des Nachbarn
4.4.3.2 Wahrnehmung der „illegalen Aktivitäten“
4.4.3.3 Wahrnehmung der ökonomischen Situation
4.4.3.4 Wahrnehmung der institutionalisierten Zusammenarbeit
4.4.3.5 Erwartungen an die Zukunft (Szenario: EU-Beitritt Tschechiens und Polens)
4.4.4 Kategorisierung der Probanden
4.4.5 Hypothesenbezogene Auswertung
4.5 Resümee

5 Quellen
5.1 Wissenschaftliche Literatur
5.2 Zeitungs- und Magazinbeiträge
5.2.1 Artikel mit Angabe des Autors
5.2.2 Artikel ohne Angabe des Autoren
5.2.3 Fernsehberichte
5.3 Internet – WWW-Adressen

Verzeichnis der Abbildungen und Karten

Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes

Abb. 2: Euroregionen an der deutschen Ostgrenze

Abb. 3: Grenzübergang Hartau-Hrádek, Angebotsstrukturen für den kleinen Grenzverkehr

Verzeichnis der Tabellen

Tabelle 1: Entwicklung der offiziellen Wechselkurse von Krone und Mark

Tabelle 2: Die ethnische Struktur der Bevölkerung des Kreises Liberec 1991

Tabelle 3: Antworten tschechischer Bürger auf Fragen der Stereotypsforschung

Tabelle 4: Besuchszweck von Bewohnern grenznaher Orte in Franken

Tabelle 5: Individuelle Motivationsmuster und Qualität der Kontakte

Verzeichnis der Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anhang

1. Interviewleitfaden

2. Grundlage für Sketchmap

3. Probanden, Termine, Beteiligte

4. Fotos

5. Presseveröffentlichungen zu meiner Forschung

Anmerkungen zur Zitierweise

- Wörtliche Zitate sind durch „Gänsefüßchen“ hervorgehoben.
- In wörtlichen Zitaten wurde – sofern vom Urheber unberücksichtigt - auf diakritische Zeichen verzichtet.
- Auslassungen und eigene Anmerkungen sind anhand eckiger Klammern erkennbar.

Glossar regionaler Ortsnamen

Da die Antworten der Probanden und die Zitate der Quellen jeweils in der Originalform übernommen wurde, folgt an dieser Stelle ein kleines bi- bzw. trilinguales Glossar der er­wähnten Orts- und Regionsnahmen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Wenn in den Medien derzeit von der deutschen Ostgrenze berichtet wird, dann meistens von den negativen Folgen, unter denen die Grenzregion seit der Öffnung der Staaten Ost­mitteleuropas leidet. „Late-Night Magazine“[1] suggerieren im Fernsehen Menschen­schmug­gel, Grenzkriminalität und Billigprostitution als Kennzeichen der Region. Auf der anderen Seite scheint es Mode zu sein, gerade in geographischen Aufsätzen die erfolgreiche grenz­überschreitende Zusammenarbeit in den sogenannten „Euroregionen“ an der deutschen Ost­grenze zu betonen[2]. In mehreren Reisen an und über die Grenze hinweg habe ich erleben können, daß mit der „offenen“ Grenze auch viele durchaus positive Aspekte für die Bewoh­ner auf beiden Seiten einher gegangen sind. Ein reger „kleiner Grenzverkehr“ läßt die Be­wohner diese Grenze überschreiten und die Unterschiede in Angebot und Preis aus­nutzen.

1.1 Fragestellung

In dieser Arbeit soll untersucht werden, wie sich die Nähe zur Grenze auf das Befinden und die Handlungsmuster der Bewohner auswirkt. Dabei sollen unter anderem die folgen­den Fragen beantwortet werden: Inwiefern verändert die Ausnutzung der vorhandenen Möglichkeiten eines einfachen Grenzübertritts die Einstellung der Menschen zum Nach­barn? Was wiegt stärker: Die Angst vor den negativen Begleiterscheinungen der offenen Grenze oder die Vorteile, die sich persönlich aus der nahen Andersartigkeit des Nachbarn – auch finanziell – ziehen lassen. Entsteht durch die persönlichen Grenzübertritte ein neues grenzüberschreitendes Regionalbewußtsein und werden dadurch ethnische Stereotype abge­baut? Inwiefern kennen die Grenzbewohner die Region und Kultur ihrer Nachbarn jenseits der Grenze? Was für andere Faktoren spielen bei der Wahrnehmung des Nachbarn noch eine Rolle?

Die Arbeit soll sich also vornehmlich auf die sozialen Aspekte der Grenze, die für die Lebenswelt der Grenzbewohner bedeutend sind, beschränken. Der Arbeitsmarkt, wirt­schaftliche Verflechtungen und die institutionelle grenzüberschreitende Zusammenarbeit werden hier nur eine Nebenrolle spielen. Da es sich aber bei diesen Punkten um mögliche das Ergebnis determinierende Faktoren handeln kann, komme ich um eine umfassende Be­trachtung der Situation nicht herum. Wie sich zeigen wird, sind dabei Ausflüge in die Ethno­logie, die Ökonomie, die Anthropologie, die Soziologie, die Geschichte und die Psy­chologie vonnöten.

1.2 Methodik

Ich werde mich der Fragestellung auf folgende Art und Weise nähern. Im theoretischen ersten Teil der Arbeit soll zunächst auf die Entwicklung und die Interessen der geographi­schen Grenzraumforschung eingegangen werden. Dabei wird der perzeptionsgeographische Ansatz diskutiert, Begriffe, die für diese Arbeit wichtig sind, erklärt und die Lage des Un­tersuchungsgebietes räumlich abgegrenzt. (Kapitel 1)

Es folgt die Beschreibung der sozioökonomischen Ausgangslage im Untersuchungsge­biet – basierend auf der Geschichte vor und dem Wandel nach der Wende 1989/90. Anhand der vorliegenden Literatur und der bekannten Daten soll die Grundlage für die Untersu­chung der Denk- und Aktionsmuster der Grenzbevölkerung gelegt werden. Dann werden die verschiedenen planerischen Aktivitäten kurz erklärt und allgemeine kulturelle Konflikte dargestellt, die für die Wahrnehmung und Aktionsmuster der Grenzbewohner von Bedeu­tung sein können. (Kapitel 2)

Anschließend soll anhand der vorliegenden Quellen eine Diskussion der bestehenden aktionsräumlichen Verknüpfungen an der deutschen Ostgrenze und der daraus resultieren­den Probleme erfolgen. Objekte meiner Recherche werden neben wissenschaftlichen Veröf­fentlichungen auch Berichte aus Presse, Rundfunk und von Institutionen sein, die es ermög­lichen, auf Aktivitäten und Wahrnehmungsmuster der Bewohner Hartaus zu schließen. (Ka­pitel 3)

Die Darstellung und Diskussion der Rahmenbedingungen (Kapitel 2) und der grenzüber­schreitenden Kontakte und Problemfelder (Kapitel 3) bildet die Grundlage der Überlegun­gen, die in Kapitel 4 – im Rahmen der abschließenden empirischen Arbeit – beschrieben werden. Mit Hilfe der Interviews möchte ich herausfinden, inwiefern die Vorüberlegungen zutreffen. Dafür werden die grenzüberschreitenden Aktivitäten und Wahrnehmungsmuster der Grenzbevölkerung ausgewertet. Bereits an dieser Stelle läßt sich aber sagen: Die Men­schen nehmen ihre (Lebens-)Welt unterschiedlich wahr. Daher wird das Ergebnis dieser Arbeit vermutlich keine generelle Theorie sein. Die Arbeit soll aber durchaus aufzeigen, ob Ansätze erkennbar sind, die das Verhältnis der Menschen an der Grenze und darüber hin­weg verbessern könnten. (Kapitel 4)

Interessant wäre zudem, die Wahrnehmungsmuster beiderseits der Grenze zu verglei­chen, mit der Erwartung, eine Asymmetrie zu finden. Da dies aber den Rahmen einer Diplomarbeit sprengen würde, muß ich mich auf die Befragung „einer Seite“ beschränken.

1.3 Grenzraumforschung: Begriffsklärungen und Stand der Forschung

Über Grenzen nachzudenken, entspricht nach Weichhart (1999:19) „dem Trend des Zeitgeistes“. Zudem seien „enge Wechselbeziehungen zwischen dem Thema Grenze und einer Reihe anderer Schlüsselkonzepte der Postmoderne wie Identität, Territorialität, Region und Heimat festzustellen“. Aber, was ist eigentlich eine Grenze? Was bedeutet eine Grenze für die Menschen in ihrer Nähe? Dieses Kapitel soll eine Einführung in die Problematik „Grenze[3] “ geben und die theoretischen Ansätze der Grenzraumforschung erläutern.

1.3.1 Die Bedeutung(en) einer Grenze

Nach Wilson & Donnan (1998:1ff) begannen die Menschen, Grenzen zu ziehen, um ihre eigenen und die natürlichen Ressourcen zu schützen. Heutzutage haben Grenzen oft­mals eine rein strategische Bedeutung. Kowalke (1996:77) definiert verschiedene Formen von Grenzen: Sie können a) sichtbar sein, b) wissenschaftlich objektiv ermittelt bzw. fest­gelegt sein oder c) vom Menschen subjektiv gezogen bzw. festgelegt sein. Dies entspricht der Klassifikation: a) natürliche Grenze (z.B. Grenze Kontinent / Ozean, Grenze von Natur­räumen), b) wirtschaftliche / ökonomische Grenzen (Wirtschafts- und Sozialraumgrenzen) und c) politisch administrative Grenzen (Grenzen von politisch administrativen Einheiten). Pounds (1963:62, zit. n. Lisiecki 1996:14) unterscheidet Grenzen nach ihrem Verhältnis zur soziokulturellen Umgebung. Demnach gibt es:

- Vorgeschichtliche Grenzen, die vor der Entstehung ihrer soziokulturellen Umgebung gezogen wurden
- Subsequente Grenze, die nach Entstehung der soziokulturellen Umgebung und im Einklang mit derer Differenziertheit gezogen wurden
- Aufgezwungene Grenzen, die nach Entstehung der soziokulturellen Umgebung ge­zogen wurden, deren Differenziertheit jedoch nicht berücksichtigen
- Reliktgrenzen, die in der soziokulturellen Umgebung weiterhin bestehen, jedoch keine politischen Grenzen mehr sind.

Wenn ein Staat selbst nicht in der Lage war, seine Grenze zu beschützen, dann waren es die Großmächte, die als Garant auftraten und die Unverletzlichkeit der Grenzen garantierten – unabhängig von ihrer Übereinstimmung mit ethnischen Grenzen[4]. Heute ist der Trend, eth­nisch definierte Grenzen zu schaffen, nicht abgeklungen, sondern – im Gegenteil – nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und deren Modellstaaten lebte der ethnisch moti­vierte Nationalismus in Europa auf.

Neben ihrer physischen Struktur als Demarkations- und Schutzlinie (also als trennendes Element) hat eine Grenze aber auch eine zweite, verbindende Bedeutung. Sie ist nach Eisch (1996:25) in jedem Fall mehr als bloßes räumliches Kontinuum, sie drückt sich in alltägli­chen Begegnungen aus, strukturiert das Erzählen der Menschen und ordnet ihre Wahrneh­mung und ihr Selbstverständnis. Sie fungiert als eine Art Membran, durch die Menschen, Waren und Informationen mal besser, mal schlechter passieren können. Als „Grenzland“ bezeichnen Wilson & Donnan (1998) das Territorium verschiedener Breite beidseitig der Trennlinie, in dem die Menschen direkt durch die Existenz der Grenze beeinflußt werden. Schon Ratzel (1923:385) definiert „Grenzlinie“ als Abstraktion vom Grenzsaum, wobei der Saum als „das Wirkliche“ bezeichnet werden kann. Grenzsäume gewinnen nach Kowalke (1995:75) an Bedeutung und werden dann für die Forschung interessanter, wenn die Grenze offener wird. Wie aber geht der Geograph nun an dieses Thema „Grenzsaum“ bzw. „Grenzregion“ heran?

1.3.2 Grenzen in der geographischen Forschung

Grenzregionen interessieren die Geographen schon seit mehr als einem Jahrhundert[5]. Sowohl Bürkner (1996b:2ff) als auch Förster (2000:82-83) beschreiben die Entwicklung der geographischen Grenzraumforschung der letzten Jahre wie folgt:

Vor dem politischen Umbruch in Ostmitteleuropa gab es in der deutschsprachigen Grenz­raumforschung drei wichtige Themenbereiche:

- Die Untersuchung von Grenzregionen als periphere Gebiete
- Grenzüberschreitende Beziehungen (insbesondere unter wirtschaftlichen und plane­rischen Aspekten)
- Einfluß von Grenzen auf das Verhalten der Grenzlandbewohner

Der dritte Punkt wurde vor der Wende meist als Nebenaspekt von Forschung über Grenzen, deren Durchlässigkeit sich verändert hatte, behandelt. Heute wird dieser Aspekt aber als eigenes Thema häufig in Form von aktionsräumlichen Verflechtungsanalysen[6] erforscht.

Seit dem politischen Umbruch 1989/90 treten dazu die Analysen der gesamtgesellschaft­lichen Transformations- und der ökonomischen Umstrukturierungsprozesse in bezug auf die Grenzregionen in den Vordergrund. Die Untersuchung einer Grenzregion als peripheres Gebiet bekommt durch die Tatsache, daß Randgebiete beiderseits der Grenze nun zu Nach­barräumen werden, eine neue Bedeutung.

Steigende Popularität hat auch der von Bürkner (1996b:6-7) aufgeführte vierte Punkt erreicht:

- Die Untersuchung der neuen grenzüberschreitenden Planungsregionen

Bei der Literaturrecherche fielen zunächst die monographisch erscheinenden Veröffent­lichungen zu den einzelnen „Euroregionen“ auf. Dabei wird ein vielseitiges Bild der Ent­wicklung dieser sogenannten neuen Regionen gezeigt. Exemplarisch dafür ist der Beitrag zu „Diskrepanzen und Verbundenheiten in der Euroregion Neisse“ von Grimm (1996) in der Zeitschrift „Europa Regional“. Oftmals beginnen geographische Veröffentlichungen zu ei­ner Euroregion erst einmal mit einem physiogeographischen Überblick über die Region[7].

Nach Schamp (1995) fehlt bislang ein normatives Konzept, ein Leitbild für die Bildung einer grenzüberschreitenden Region als politisch administrative Organisation. Vielleicht hätten die Geographen dafür aber auch nur ein bißchen weiter in die Vergangenheit blicken müssen. Schon 1944 diskutierte Peattie die Vorteile von Grenzräumen gegenüber „harten“ Grenzen: Die Gründung des multiethnischen Pufferstaates Belgien zwischen Deutschland und Frankreich galt ihm schon vor über 50 Jahren als erfolgreiches Modell – sozusagen als normatives Vorbild einer Euroregion.

Hinzu kommen die insbesondere von der Wirtschaftsgeographie favorisierten Untersu­chungen über ökonomische Umstrukturierungsprozesse oder gar eine „gesamtgesellschaft­liche Transformationsanalyse“ (Bürkner 1996b:6-7).

Auch in der geographischen Grenzraumforschung stellt sich die „methodologische Gretchenfrage“ (Bürkner 1996b:5): Stellt die Kategorie Raum (hier: Grenzraum oder Grenzregion) einen originären Untersuchungsgegenstand dar oder sollte sie vielmehr hinter der Untersuchung sozialer und ökonomischer Prozesse zurücktreten und eher als exempla­risch für etwas Gesamtgesellschaftliches stehen? Der Grenzraum soll nach Bürkner (1996a:18) vom Forscher nicht als „eine Art Container für beliebige, häufig vom Binnen­land abweichende und tendenziell exotische individuelle Verhaltensweisen und Merkmale“ konzipiert werden. Die Arbeit des Geographen sollte also zumindest über das bloße Be­trachten von sichtbaren Phänomenen im Untersuchungsraum hinausgehen: Die Grenzregion sei vielmehr unter dem Aspekt einer Kontaktzone zwischen verschiedenen gesellschaft­lichen und ökonomischen Strukturen interessant (ebd.). Die Erklärung regionaler Strukturen und ihrer Veränderung sei demnach notwendig für einen wissenschaftlichen Umgang mit dem Thema „Grenze“. Von Belang ist zudem, daß aufgrund der fortwährenden [sozioöko­nomischen] Veränderungen die Bildung einer Theorie anhand der empirischen Ergebnisse eines Aufnahmemomentes schwierig ist (ebd.).

Nach Wilson & Donnan (1998:4) ist das anthropologische Studium des Alltagslebens einer border community gleichzeitig auch ein Studium des Alltagslebens des Staates, dessen Agenten vor Ort eine aktive Rolle in der Umsetzung der Politik und im Aufdrängen der Staatsstrukturen in das Leben der Menschen spielen. Die Rolle des Staates ist demnach nicht zu vernachlässigen. Grenzen sind immer die räumliche und temporäre Momentauf­nahme zwischen lokalen communities und zwischen Staaten. Nicht zuletzt interessiert sich die Politische Geographie in jüngster Zeit zunehmend für das Thema „territoriale Kon­trolle“, wie es Reuber (2000:46) erwähnt. Die zentrale Frage zum Thema Grenze darf nach Dodds (1994:193) nicht mehr „Where is the boundary ?“ lauten, sondern ”how, by the way of what practices, and in the face of what resistances is the boundary imposed and ritua­lised?”

Wilson & Donnan (1998) fordern auch in der Anthropologie eine Behandlung der so­zialen und ökonomischen Kräfte, die das Leben der Grenzbewohner bestimmen. Wichtig ist ihnen dabei, inwiefern die Grenzbewohner auch auf kulturelle Einflüsse, die durch die Grenze „sickern“, reagieren. Ein interessantes Forschungsobjekt ist ihrer Meinung nach auch die study von Symbolen und Bedeutungen, die das Leben der Grenzbewohner kodie­ren[8].

Der trennende und verbindende Aspekt einer Grenze wird auch bei der Betrachtung der bisherigen Veröffentlichungen deutlich. So gibt es einerseits Kongresse in Deutschland und Veröffentlichungen in deutscher Sprache, aber andererseits in polnischer oder tschechischer Sprache im jeweiligen Nachbarland. Geforscht wird zwar meistens grenzübergreifend, man findet allerdings selten Übersetzungen tschechischer oder polnischer Untersuchungen zur Grenze[9] und vermutlich werden umgekehrt keine deutschen Beiträge jenseits der Grenze veröffentlicht. Erschwerend ist natürlich die sprachliche Barriere, die nicht nur in der For­schung, sondern auch bei der Untersuchung der Grenze im Kopf per se eine wichtige Rolle spielt.

Wichtig ist ebenso, daß Grenzraumforschung natürlich nicht nur die Länder Deutschland, Polen und Tschechien und ihre gemeinsame Grenzen betrifft, sondern auch an vielen ande­ren internationalen Grenzen betrieben wird. Gute Beispiele sind die gemeinsamen Untersu­chungen des österreichisch-slowakisch-ungarischen Grenzraumes durch Kooperationen der dortigen Universitäten (Aschauer 1995 & 1996) oder die in der angloamerikanischen Lite­ratur bevorzugt behandelte Grenze zwischen den USA und Mexiko, die ähnliche Symptome eines extremen Wohlstandsgefälles aufzeigen.

1.3.3 Grenzraumforschung in Nachbardisziplinen

Donnan & Wilson (1994:3) kritisieren, daß viele Sozialwissenschaftler in ihrer For­schung und ihren Veröffentlichungen über Grenzen und nationale Souveränität, die Le­benswelt der Menschen, im Vergleich zur Diskussion von theories, causes and events ver­nachlässigen. Es gibt eine über Grenzen hinwegreichende Kulturlandschaft, zu der die Be­wohner unabhängig von ihrer Teilhabe an grenzüberschreitenden Handlungen gehören. Ein lesenswertes Beispiel einer kulturanthropologischen Arbeit über das Leben an der Grenze ist die umfangreiche Studie Schillings (1986) über die deutsch-französische Grenze im Saar­land. Für ihn stehen folgende Punkte im Mittelpunkt des Interesses, von denen einige auch Aspekte meiner Arbeit sind:

- Grenze und Heimat, Grenzmythen, Raumorientierung mit Grenze, Grenzdörfer, Kulturpolitik, Identitätsgeschichte, Regionalpolitik, Medien, Nachbarschafts-Management, Beziehungsgefälle, Kontakte und Barrierewirkungen.

Die Ethnologin Eisch (1996) begibt sich in ihrer Untersuchung des bayrisch-böhmischen Grenzraums auf Spurensuche und betrachtet die Grenze als Zeichensystem, was eine semiotische Interpretation verlangt. Thematisch meiner Arbeit am nächsten liegt sicherlich eine soziologische Untersuchung der Universität Poznan, die bereits 1972 in drei polnischen Grenzstädten und ihren Schwestergemeinden auf deutscher (DDR-) Seite der Neiße bzw. Oder durchgeführt wurde. Dabei wurden nach Lisiecki (1996:16) neben Fragen zur At­mosphäre der Grenzöffnung im selben Jahr vor allem folgende Themen behandelt:

- Meinungen der Anwohner (persönliche Vorteile und gesellschaftliche Belange)
- Ziel und Zweck des Grenzübertrittes
- Persönliche Zukunftspläne in Verbindung mit der Grenzöffnung
- Meinungen der Polen über die DDR und der Deutschen über Polen und seine Bürger
- Die Art der auf der „anderen Seite“ geknüpften Kontakte
- Formen des Zusammenlebens der Grenzbewohner (darunter die steigende Zahl der Mischehen)

1.4 Grenze im Kopf

Die Grenze im Kopf hat in verschiedenen Forschungsbereichen eine unterschiedliche Bedeutung, je nach Auslegung der Metapher bzw. dieses Bildes. Dabei ist klar, daß der Geograph – wie auch ich zuerst – an eine real existierende, sagen wir geographische, (Staats)Grenze zwischen zwei Gebietskörperschaften denkt. Ein Soziologe oder Psychologe denkt dabei eher an die eigene Abgrenzung von etwas Fremdem. So existiert im psychi­schen Sinne auch eine Grenze im Kopf zwischen der Türkei und Deutschland oder besser gesagt zwischen den Türken und den Deutschen, obwohl diese beiden Länder räumlich nicht aneinandergrenzen. Die Grenze hat also zweierlei Bedeutung: Erstens liegt sie zwi­schen Staaten als eine real existierende Grenze und zweitens zwischen Menschen als eigene Abgrenzung gegen andere vor. Aber natürlich gibt es die zweite Art Grenze auch als reale Abgrenzung der Lebenswelt zwischen Immigranten und Deutschen.

Alle Grenzen dienen also als Barriere, bedingt durch ihre historische, politische und so­ziale Konstruktion, der Abgrenzung und Protektion, indem heimisch von fremd (foreign) eindeutig getrennt wird.

Die spezielle Situation, die für meine Arbeit von Belang ist, betrifft natürlich beiderlei. Erstens liegt die reale Staatsgrenze vor. Man spürt sie im Rahmen der Kontrolle beim Grenzübertritt, andererseits existiert sie natürlich auch in den Köpfen und beim Zusammen­treffen von Menschen auf den Märkten beiderseits der Grenze. Die Abgrenzung der Na­tionalitäten „Deutsche, Tschechen und andere“ findet sich vielerorts in der Realität, aber auch rein in der Auffassung, bedingt durch Aufnahme von Information über Geschehnisse beispielsweise aus den Medien oder anderen Publikationen. Die Konfrontation mit dem Fremden oder Nachbarn findet in verschiedenen Formen und Ausprägungen statt.

Zudem vermute ich, daß in den Köpfen der Bewohner [MT1] verschiedene, sich überlappende Grenzkonstruktionen nebeneinander existieren. Wie läßt sich eine Grenze im Kopf erklären, wenn ein Bewohner einerseits den Ausländer als Mitbürger oder Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt ablehnt, andererseits aber kein Problem hat, die Vorteile durch das Preisge­fälle auszunutzen?

Diese postmodernen Grenzvorstellungen erklären wiederum mein Arbeitsvorgehen. Zu­nächst werden die externen Faktoren untersucht, welche die Einstellungen der Bewohner zur Grenze determinieren könnten (Kapitel 2) und dann wird im Rahmen der Interviews herausgefunden, wie sich diese externen Faktoren auf die Bewohner auswirken und wie sich die „Grenze im Kopf“ wirklich fassen läßt.

Zunächst ist es notwendig einige Grundbegriffe der Wahrnehmungsforschung zu definie­ren und zu diskutieren.

1.4.1 Wahrnehmung

Hard (1973:205) definiert Wahrnehmung „als einen Prozeß, in welchem die Stimulation der Sinnesorgane durch die Außenweltreize verarbeitet, organisiert und interpretiert werden zu selektiven, bedeutungsvollen und kohärenten Bildern der Umwelt.“ Inzwischen wird in der Wahrnehmungsforschung davon ausgegangen, daß kulturelle Interpretationen entschei­dender sind als äußere Reize: Die Wahrnehmung wird stark von Bildern im Kopf geprägt, die zum Beispiel durch Medien oder ethnische Identitäten hervorgerufen werden. Dieser konstruktivistische Ansatz der Wahrnehmungslehre steht im Gegensatz zur klassischen Theorie, in der Sinne und Rezeptoren noch als biologische Faktoren dargestellt wurden, die man mit naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten zu erklären versuchte.

Weixlbaumer (2000:186) erläutert das Paradigma der Wahrnehmungsgeographie wie folgt: „Basierend auf einer Reihe von Selektionsfaktoren (eigene Persönlichkeit, sozioöko­nomische Situation etc.) werden „Projekt“-abhängige Informationen eines Stimulus (poten­tielle Umwelt) verarbeitet. Die auf diese Art vorgefilterten „eingelesenen“ kognitiv kartier­ten Umweltstimuli (rezipierte Umwelt) werden zu subjektiven und wirklichkeitsverzerren­den mental maps transformiert.“ Die Summe der mental maps stellt nach Hard (1973) das innere Modell der Außenwelt – das Psychomilieu – dar, was sich grundlegend vom Real­milieu unterscheiden kann. Raumwahrnehmung kreiert also eine individualspezifische, subjektive Welt, das heißt „eine Vorstellungswelt dessen, was mit unseren Bedürfnissen, Erwartungen und Erfahrungen in Zusammenhang steht“(Weixlbaumer 2000:186).

Solche mental maps beruhen meistens auf Erfahrungen zweiter Hand, also bereits aus vorgefilterten Bildern. Problematisch gerade für die empirische Forschung ist hier die Kom­plexität der Beobachtungen. Schlußfolgerungen werden oftmals aus symbolischem und ver­balem Verhalten gezogen. Die Übereinstimmung mit realen Handlungen ist fragwürdig. Für den Geographen habe die „Rezeption von psychometrischen Techniken“ zudem keine Fachtradition (Hard 1973:212)[10]. Trotzdem hat die Wahrnehmungsgeographie, besonders in Zusammenhang mit der verhaltensorientierten Geographie in den vergangenen Jahren einen Stellenwert in der Disziplin erhalten.

Zusammenfassend läßt sich also sagen: „Die Wahrnehmungsgeographie erhebt die sub­jektspezifische Raumperspektive zum Untersuchungsobjekt. Sie beschreibt, analysiert und interpretiert die individualspezifischen Sichtweisen der Welt. Sie erörtert deren Regelhaf­tigkeiten, diskutiert raum- und gruppenspezifische Wahrnehmungs- und Handlungs­muster.“(Weixlbaumer 2000:184)

Für eine Untersuchung von Wahrnehmung ist zum Beispiel von Interesse, inwiefern die Grenzbewohner und Grenzgänger Kenntnis vom Nachbarland, ihren Städten und Gemein­den haben. Inwiefern haben sie Erfahrung mit dem Nachbarland gemacht? Eine solche exemplarische Untersuchung machten zum Beispiel Maier & Weber (1996). Ein Ergebnis dieser Untersuchung ist, daß „die regionalen Kenntnisse und die Information über das Nachbarland an einer partiell offenen Grenze um so geringer sind, je jünger die Menschen sind“ (ebd.:15).

1.4.2 Verhalten und Handeln

Die Untersuchung von Verhalten steht in engem Zusammenhang mit der Wahrnehmung. Wießner (1978:420) gliedert den Ablauf von der Wahrnehmung zum Verhalten wie folgt:

1. Wahrnehmung (perception)
2. Bewertung (evaluation)
3. Entscheidung (decision)
4. Suche (search)
5. Räumliche Aktivität (activity in space)

Im Gegensatz zum klassischen Behaviorismus wird „Verhalten“ in der kognitiven Verhal­tenstheorie also nicht mehr nur im unmittelbaren Reiz-Reaktions-Bezug beschrieben, son­dern es werden über Reflexivität, Kognition und Bewußtsein vermittelte „Reize“ für das Verhalten als relevant erklärt. (Werlen 2000:399) Die verhaltensorientierte Geographie interessiert sich also für die Prozesse (Interpretations- und Wahrnehmungsfilter von Infor­mationen) im Menschen, die zur räumlichen Aktivität führen.

Im Vergleich zu „Verhalten“ begreift Werlen (2000:313) „Handlung“ als menschliche Tätigkeit im Sinne eines intentionalen Akts, bei dessen Konstitution sowohl sozial-kultu­relle, subjektive wie auch physisch-materielle Komponenten bedeutsam sind. Dabei werde die Situation des Handelns von den Subjekten in Bezug auf das Ziel (die Intention) definiert. Wichtig seien in diesem Zusammenhang auch noch die zur Erreichung des Ziels verfügba­ren Mittel sowie eventuelle „Zwänge“, die ein Erreichen des Ziels verhindern können.

Wichtig sind dabei – unabhängig von der theoretischen Differenzierung von Verhalten und Handeln – zwei Fragen: Wie kam der Mensch zu seiner Entscheidung bzw. Handlung? Was ist das Resultat, wie handelt er? Scheiner (1998:61) bezeichnet das Ergebnis von Handlungen in räumlicher (hier: grenzüberschreitender) Sichtweise als Aktionsraum. Der Aktionsraum strukturiert die Alltagswelt räumlich.

1.4.3 Identität und Raumbewußtsein

Bei vielen Fallstudien an internationalen Grenzen gibt es einen Unterschied zwischen der Staatsgrenze und der ethnischen Grenze. Es gibt z.B. Hispanos beidseitig der US-mexikani­schen, Katalanen und Basken beidseitig der spanisch-französischen Grenze oder auch die dänische Minderheit südlich der deutsch-dänischen Grenze. Dies trifft an der deutsch-tsche­chischen Grenze nicht (mehr) zu, wenn man einmal von den vietnamesischen Händlern (siehe 3.1.2) oder den Heimatvertriebenen (siehe Kapitel 2.1) absieht.

Weichhart (1999:22-23) erklärt, daß „sowohl die personale Identität des Einzelindivi­duums als auch die Identität und der Zusammenhalt einer sozialen Gruppierung primär nur dadurch produziert werden kann, daß wir uns von anderen Individuen oder Gruppen abgren­zen“. Es müsse aber nicht unbedingt die (ethnische) Staatsgrenze zwecks Identitätsfindung instrumentalisiert werden. Vielleicht könne man in der Identität auch ein Regionalbewußt­sein finden, also die Frage stellen, ob es bereits eine euroregionale Identität oder zumindest ein grenzübergreifendes (Raum)Bewußtsein (place identity) gibt. Das Individuum zieht nach Weichhart (1999:24) für die Beschreibung des eigenen Selbst nämlich „auch Merk­male heran, die sich aus seiner körperlichen Position im physischen Raum ergeben: Gebür­tigkeit, Wohnstandort, räumliche Schwerpunkte der sozialen Interaktion und räumlich so­ziale Milieus“. Oftmals spielten aber besonders bei der Identitätsfindung die Einstellungen in einer größeren Gruppe, mit der man sich identifiziert, eine große Rolle. Um sich dann abzugrenzen, ziehe man eine Grenze im Kopf, beispielsweise kennen die Bayern den soge­nannten „Weißwurst-Äquator“ als Scheidelinie zwischen „Menschen“ und „Preußen“ (vgl. ebd.:26).

Für Hard (1987:128-129) handelt es sich aber um einen „Vulgärmaterialismus“, wenn versucht wird, die mentale Welt der Bewußtseinsinhalte erdräumlich zu kodieren und im ‚zweidimensionalen chorischen’ Raum zu lokalisieren bzw. geographisch zu vermessen. Es ist also zu beachten, daß es keine Räume gleichen Regionalbewußtseins gibt. Der Wohn­standort eines Individuums sage „wenig bis nichts“ über den Sozialsystembezug seiner Äußerungen aus (ebd.:134). Es ist nicht sinnvoll „Räume gleichen Regionalbewußtseins[11] “ zu suchen, da der Inhalt des Regionalbewußtseins nach Bahrenberg (1987:149-150) nicht der Raum (hier z.B. die Euroregion Neisse) an sich ist, sondern „Sitten, Gebräuche, Denk­weisen, Verhaltensweisen oder gar Personen“, also teilweise Relikte, die noch nicht von der fortschreitenden Globalisierung erfaßt sind. Der Raum ist in diesem Sinne nach Bah­renberg nur ein „Symbol“ aber kein Inhalt.

Für diese Arbeit ziehe ich daher den Schluß, daß ich keinesfalls verallgemeinernde Er­gebnisse für das Raumbewußtsein der Grenzlandbevölkerung ziehen will und kann. Für die subjektive Einstellung eines Probanden kann es aber durchaus entscheidend sein, mit wel­chem Raum im Sinne Weichharts (z.B. Oberlausitz, Sachsen, Deutschland, Europa) bzw. welchen lokalen Relikten oder Personen im Sinne Bahrenbergs er sich identifiziert.

1.4.4 Alltagstheorie

Common-Sense -Theorien, Laientheorien, implizite Persönlichkeitstheorien, Individual- oder Privattheorien sind auf laienhaften Erklärungen basierende theoretische Systeme, die den an wis­senschaftliche Theoriegebäude gestellten Ansprüchen nicht genügen. Derartige Modelle sind nicht nur ihrer diffusen Formulierung wegen kaum widerlegbar, sondern auch, weil den meisten Menschen die Anwendung von Alltagstheorien nicht bewußt ist. Sie können als Fundament für die Herausbildung von Images, Stereotypen oder Vorurteilen herangezogen werden. (Neuer & Thieme 2000:34)

Ich rechne damit, daß dies ein zentraler Punkt für die Aussagen und Handlungen der Pro­banden sein wird. Diesen konstruierten Alltagstheorien, die einhergehen mit den Einstellun­gen der Bevölkerung, werde ich versuchen, auf den Grund zu gehen. Beachtung muß dabei aber der Tatsache geschenkt werden, daß nach Friedrichs (1985:113) „die am häufigsten angewendeten Methoden der Sozialforschung selbst (Befragung, Beobachtung, Inhaltsana­lyse) diesem alltäglichen Vorgehen entnommen sind“. Die empirische Sozialforschung stützt sich also selber auf Alltagstheorie.

1.4.5 Einstellungen

Nach Neuer & Thieme (2000:31) werden unter dem Begriff Einstellungen in der Regel Phänomene wie Images, Klischees, Stereotype oder Vorurteile subsumiert. Im einzelnen werden die Begriffe wie folgt definiert:

Images

„Vorstellungsbilder oder Images sind – unabhängig von einer Überprüfung an der ‚Realität’ – spontan und vornehmlich assoziativ gebildete Meinungen über Regionen, Menschen oder Sa­chen.“ (Neuer & Thieme 2000:34)

Stereotype

„Der 1922 von Walter Lippman geprägte Begriff bezeichnet vorgeformte Bilder über andere Personen, soziale Gruppen, Regionen oder Sachverhalte. Stereotype sind sozial geteilte, ände­rungsresistente sowie rigide Urteile und stellen eine stark simplifizierte Repräsentation der wahrgenommenen Wirklichkeit dar. Es lassen sich grob drei Formen unterscheiden: Autoste­reotype beziehen sich auf das Bild der eigenen Gruppe. Demgegenüber sind Heterostereotype Fremdbilder. Kulturelle Stereotype betreffen Vorstellungen über fremde soziale Gruppen oder fremde Völker.“ (Neuer & Thieme 2000:34)

Ein neutrales Stereotyp wäre nach Oschlies (1996b:7) zum Beispiel die weitverbreitete Annahme, daß Schweden blond seien.

Vorurteil

„Den Stereotypen vergleichbar sind Vorurteile durch Klischeehaftigkeit, mangelnden Realitäts­bezug und Stabilität gekennzeichnet. Das Charakteristische an Vorurteilen ist ihre stark negative Wertung. Vorurteile können also als abschätzig konnotierte Sonderform des Stereotypes aufge­faßt werden.“ (Neuer & Thieme 2000:34)

Ein überwiegend negativ und emotional gefärbtes Vorurteil wäre im Sinne Oschlies (1996b:7) „Ausländer nehmen uns die Arbeit weg!“.

Die von Neuer & Thieme vorgenommene Differenzierung von Stereotype und Vorurteil kann allerdings nicht ganz nachvollzogen werden, da manche Autoren unter Vorurteil die Übersetzung des englischen Ausdrucks stereotype verstehen. Nach Oschlies (1996b:7) bauen die Begriffe Stereotype, Vorurteil und Feindbild zwar aufeinander auf und unter­scheiden einander nach intentionalen Einstellungen (neutral-negativ-diskriminierend), doch sind diese Begriffe, sowie Klischees, Bilder im Kopf (pictures in our head), Erwartungen, Annahmen, Gruppenurteile (group judgements) und fixierte Eindrücke (fixed impressions) allesamt Synonyme für das gleiche Phänomen: „Es geht um zuschreibende Konstrukte an Gruppen, unflexibel gebrauchte und tradierte Generalisierungen, wobei Informationen und Erfahrungen bestenfalls noch in Restbeständen vorhanden sind, dafür aber Wertungen über­hand nehmen – meist positive bei Autostereotypen und vorwiegend negative bei Heteroste­reotypen.“(ebd.:6)

Schrüfer (1998:51) bezieht sich bei ihrer Definition von Vorurteil auf Gordon W. All­port, der Vorurteil (stereotype) als eine Antipathie, die sich auf eine fehlerhafte und starre Verallgemeinerung gründet, definiert. Demnach entstünden und verfestigten sich Vorurteile dort, wo Angehörige unterschiedlicher Gruppen miteinander interagieren. Ob das tatsächlich der Realität entspricht, könnte anhand dieser Arbeit widerlegt werden: Ich versuche ja ge­rade festzustellen, ob dort, wo tatsächlich Interaktion herrscht – nämlich unmittelbar an der Grenze – die gleichen Vorurteile vorherrschen wie uns eher unbeteiligten durch die Presse suggeriert wird. Im Gegensatz zu Schrüfer meint Suppan (1998:16) nämlich, daß der Er­werb solcher Stereotype nicht aufgrund eigener Erfahrung, sondern über Erziehung, Soziali­sation und öffentlicher Meinung vermittelt wird. Schrüfer (1998:52) relativiert ihre Aus­sage allerdings auch in dem Sinne, daß individuellere, ausgewogenere und damit gerechtere Einstellungen entstünden, wenn der Kontakt mit dem Fremden bewußter und intensiver wird. Wie intensiv die Beziehungen an der Grenze nun in der Realität sind, soll ebenfalls in der anschließenden Untersuchung geklärt werden.

„Vorurteile können ausgedrückt oder auch nur gefühlt werden. Sie können sich gegen eine Gruppe als Ganzes oder gegen ein Individuum als Mitglied einer solchen Gruppe rich­ten.“(ebd.:51) Ob ein fremdenfeindliches Vorurteil jetzt nur gefühlt oder – was besonders im Osten Deutschlands durch die vermeintliche Gewaltbereitschaft von Rechtsradikalen besonders aktuell scheint – auch verbal oder in Handlungen ausgedrückt werde, ist ebenfalls ein interessanter Aspekt.

Schrüfer (1998:51) bezeichnet Stereotype oder Vorurteile als Ausdruck einer mangeln­den Kommunikationsfähigkeit aufgrund zu unterschiedlicher Weltperspektiven oder auch nur aufgrund einer sprachlichen Barriere. Daraus resultiere die Beurteilung per genereller, kulturspezifischer Schemata. Zu erwähnen ist auch noch der Verdrängungs- und Pro­jektionsmechanismus von Stereotypen nach Suppan (1998:14-15): Man schafft eine eigene positive Identität, indem man eigene schlechte Eigenschaften durch die Schaffung eines negativen Bildes einer anderen Gruppe auf die andere Gruppe projiziert, was letztendlich auf Kosten der Individualität der Personen der anderen Gruppe gehe.

1.5 Zur Lage des Untersuchungsgebiets

Die deutsche Ostgrenze läßt sich in drei Bereiche gliedern: Einen bayrisch-tschechischen, einen sächsisch-tschechischen sowie einen deutsch-polnischen Abschnitt. Alle drei Ab­schnitte haben eine unterschiedliche Wandlung im Laufe der letzten Jahrzehnte erfahren, gemein haben sie aber die Tatsache, daß sie heute die Ostgrenze der Europäischen Union markieren und damit als Wohlstandsgrenze bezeichnet werden können. Diese Einteilung der Grenze läßt sich auf die „Grenzräume“ ausdehnen und entspricht damit der Differenzierung der neuen Euroregionen[12] von Kowalke (1997:14), in deutsch-polnische, sächsisch-tsche­chische und bayrisch-tschechische Regionen.

Ich beschränke mich in dieser Arbeit auf den sächsisch-tschechischen Grenzabschnitt und konzentriere mich in der Arbeit auf ein Fallbeispiel in der sogenannten „Euroregion Neisse“, die auf deutscher Seite Teile der Oberlausitz im Südosten des Freistaates Sachsen umfaßt. Schließlich spielt in gewissem Maße auch die Grenze zu Polen eine Rolle, da der Bezugspunkt und spätere Ort meiner Fallstudie - die Grenze zwischen Zittau und Hrádek – am sogenannten „Dreiländereck“ liegt und zur Euroregion Neisse auch polnische Gebiete gehören. Direkt an dem nur für Fußgänger und Radfahrer geöffneten Grenzübergangspunkt befindet sich der Ortsteil Hartau, der 1999 in die Stadt Zittau eingemeindet wurde.

Folgende schematische Darstellung zeigt die Lage des Untersuchungsgebietes:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Lage des Untersuchungsgebietes

Quelle: Eigene Kartographie auf Grundlage zweier Karten: 1. Von der Webpage des PEZ- Schulträgerverein (http://www.ccbuero.de/pez/karte.jpg) und 2. Karte der Euroregion Neisse (Hrsg. Euroregion Neisse)

2 Rahmenbedingungen der Entwicklung des Grenzraums und seiner Perzeption

In diesem Kapitel werden übergeordnete Faktoren angesprochen und diskutiert, die das Leben an der Grenze und die Einstellungen der Menschen prägen bzw. bedingen. Von be­sonderer Bedeutung für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen der Bundes­republik Deutschland und Polen können nach Stryjakiewicz (1996a:43) Faktoren folgen­der Art sein:

- außenpolitisch, innenpolitisch, historisch, gesetzlich, verwaltungsmäßig, ökono­misch, finanziell, infrastrukturell, ökologisch, demographisch, kulturell und psycho­sozial.

Aufgrund der ähnlichen Ausgangslage eignen sich solche Untersuchungskriterien auch für eine Untersuchung an der deutsch-tschechischen Grenze. Alle diese Kriterien werden im Rahmen dieses Kapitels angesprochen und, entsprechend ihrer Relevanz, genauer betrach­tet.

2.1 Ausgangsbedingungen

2.1.1 Historische Entwicklung der deutsch-tschechischen Grenze

Eine Untersuchung der aktuellen Auffassungen in einem Grenzraum setzt zwingend auch einen Abriß der historischen Begebenheiten voraus. Historische Argumente finden sich noch immer in den Argumenten der Bevölkerung wieder, obwohl die Ereignisse Generatio­nen zurückliegen. So führt zum Beispiel Kowalke (1996:80) das fehlende Kontaktbedürf­nis zwischen den Menschen auf die geschichtlichen Geschehnisse zurück, die in diesem Kapitel dargestellt werden.

Die Grenze zwischen Deutschland und Tschechien besteht in der heutigen Form seit dem Ende des zweiten Weltkrieges. Wichtig für die Betrachtung der historischen Entwicklung ist aber im Besonderen das, was vorher geschah. Grimm (1996:3) geht in seiner Arbeit über die Euroregion Neisse bis zur ersten Besiedlung von germanischen Stämmen beidseitig der heutigen Grenze zurück. Im Rahmen der großen Völkerwanderungen siedelten slawische Stämme in der Region. Im 13. und 14. Jahrhundert erfolgte dann eine erhebliche Bevölke­rungszunahme im Zuge der Ostsiedlung deutscher Siedler und damit einhergehend eine Assimilierung der slawischen Bevölkerung im Untersuchungsgebiet. Die deutsch-slawische Sprachgrenze lag von nun an für eine lange Zeit etwa 60 km nördlich (sorbisch), über 150 km östlich (polnisch) und etwa 30 km südlich (tschechisch) von Zittau. Die Oberlausitz ge­hörte aber während dieses Zeitraums bis zum 30jährigen Krieg zu Böhmen[13].

Mit der Orientierung der Lausitz zum Königreich Sachsen und der Stärkung Böhmens durch den damaligen Verzicht Polens auf Schlesien entstand im 14. Jahrhundert die säch­sisch-böhmische Grenze, wie wir sie heute kennen (vgl. Kowalke 1997:14). Offiziell wurde Zittau aber erst 1635 an Kursachsen abgegeben. Bis auf kurze Ausnahmen, auf die ich im folgenden eingehen werde, behielt diese Grenze ihre Gültigkeit bis heute.

Weder Kowalke noch Grimm erwähnen in ihren historischen Abrissen allerdings die, während und kurz nach dem 30-jährigen Krieg im Zuge der Gegenreformation in die Ober­lausitz geflohenen, böhmischen Exulanten[14]. Die Exulanten waren Protestanten und flohen im Zuge der Hussitenverfolgung aus Mähren und Böhmen. Sie wurden allerdings rasch von der deutschsprachigen Bevölkerung assimiliert.

Die Grenze zwischen Böhmen und Polen entstand als Resultat des Siebenjährigen Krie­ges mit der Abtretung Schlesiens von Österreich an Preußen. Böhmen gehörte bis zum Ende des ersten Weltkrieges zu Österreich, behielt als Königreich allerdings eine gewisse Auto­nomie. Die Bevölkerung im sogenannten „Sudetenland“ – einem ca. 50 km breiten Streifen entlang der Grenze zu Bayern und Sachsen war in der Mehrheit deutschsprachig. Interes­santerweise gab es den größten slawischen Siedlungsanteil, wenn man die heutige Euro­region Neisse betrachtet, weder im tschechischen noch im polnischen (früher schlesischen) Teil, sondern im sächsischen, wo die Lausitzer Sorben lebten und noch heute leben.

Während die österreichisch-ungarische Monarchie noch ein multiethnisches Gebilde war, in dem Deutsche, Juden, West- und Südslawen, Madjaren und Roma mehr oder weniger gleichberechtigt und friedlich lebten, bildeten sich nach der Niederlage der Mittelmächte und der Abdankung der Habsburger auf Druck des Kriegsgewinners USA Nationalstaaten auf ethnischer Grundlage[15].

Mit der Gründung des tschechoslowakischen[16] Nationalstaates (ČSR) im Jahr 1919 än­derte sich auch die Situation für die Sudetendeutschen grundlegend. Sie waren nun nicht mehr die privilegierte Schicht im böhmischen Teil der Kaiserlich-Königlichen Monarchie, sondern eine ethnische Minderheit in einem slawischen Staat. Die Sudetendeutschen for­derten zusehend den Anschluß ans Deutsche Reich und gerieten so in Probleme mit der tschechoslowakischen Regierung in Prag. Der Streit entschied sich 1938 dann gegen den Willen der ČSR im Münchner Abkommen zugunsten der Sudetendeutschen. Deutsche Pan­zer rollten wenig später unter dem Jubel der deutschen Minderheit sogar in Prag ein. Das Sudetenland[17] wurde ins Reich eingegliedert, die sogenannte „Resttschechei“ zum „Protek­torat Böhmen und Mähren“ deklariert und die Slowakei erhielt eine Unabhängigkeit „unter Hitlers Gnaden“.

Völlig unverständlich erscheint in diesem Zusammenhang, daß die umfangreiche Be­trachtung der historischen Entwicklung des deutsch-tschechischen Grenzgebietes in der Aufsatzsammlung von Wessel (1998:67-72) die Zeit von 1939 bis 1945 ausläßt. In diese Zeit fällt eins der grausamsten Kapitel im deutsch-tschechischem Verhältnis, das Massaker von Lidice. Folgende „Racheaktion“ spielte sich in dem Dorf (ca. 50 km westlich von Prag) ab, nachdem dem tschechischen Widerstand ein Attentat auf den Protektoratsführer Hey­drich glückte. Nach Pross-Weerth (1967:253) geschah damals folgendes:

In der Nacht vom 9. zum 10. Juni 1942 umzingelten SS-Männer das Dorf. Alle Bewohner wur­den aus den Häusern gejagt, Frauen, Männer, Kinder voneinander getrennt. Die Frauen schaffte man auf Lastautos in das nahegelegene Kladno, von dort in verschiedene Konzentrationslager. Alle männlichen Bewohner von 15 Jahren aufwärts wurden erschossen. Von den Kindern kam später ein Teil in Gaskammern um. Das Dorf wurde dem Erdboden gleichgemacht, was sich nicht verbrennen ließ, wurde gesprengt. Bulldozer ebneten zum Schluß die Grundmauern ein. Lidice bestand nicht mehr, sein Name wurde aus allen amtlichen Verzeichnissen und in allen Karten getilgt.

Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die territorialen Zugehörigkeiten neu ent­schieden. Das Sudetenland kam wieder zur Tschechoslowakei. Ähnlich wie in Schlesien wurde die deutsche Bevölkerung im Rahmen der noch heute geltenden Benesch-Dekrete enteignet und größtenteils vertrieben[18]. Von einer historischen Verbundenheit, wie es sie teilweise an EU-Binnengrenzen gibt, kann man nach Schamp (1995:6) hier in Anbetracht der Ereignisse des 2. Weltkrieges also nicht ausgehen. Im Unterschied zu Polen, wo im Rahmen der „Westverschiebung“ Millionen Polen umgesiedelt wurden, gab es aber in der ČSR keine große Zahl von Zwangsumgesiedelten. Zwar kamen auch kleinere Gebiete der Ostslowakei[19] zur UdSSR; die dort ansässigen Karpato-Ukrainer (Russinen oder Huzulen) fühlten sich aber zum Großteil auch der Ukraine zugehörig. Die Bevölkerungszahlen von vor dem Krieg wurden in der Region dementsprechend nie wieder erreicht. Viele nicht zer­störte Häuser wurden und werden noch heute als Ferien- oder Landhäuser von Prager Bür­gern genutzt.

Nach dem Wahlsieg der Kommunisten in der restaurierten ČSR[20] 1948 und der Gründung der DDR 1949 standen sich von nun an zwei offiziell in „sozialistischer Bruderfreund­schaft“ verbundene Staaten gegenüber. Die DDR bewies ihre „Freundschaft“ dann zuletzt im August 1968 im Rahmen der Niederschlagung des Prager Frühlings durch Armeen der Warschauer-Pakt-Staaten. Es mag in Deutschland vielleicht nicht so bekannt sein, aber wäh­rend der vorangegangenen Verhandlungen in Moskau war es die Staatsführung der DDR und nicht etwa die UdSSR, die auf diesen Eingriff in die Souveränität der ČSSR drängte[21]. Die Tschechen können sich in diesem Jahrhundert also zweimal von Deutschen überfallen und vom Westen sich selbst überlassen fühlen. Ein aus den historischen Bedingungen er­wachsenes Mißtrauen gegenüber den Deutschen ist demnach zu vermuten.

Im Gegensatz zum bayrisch-tschechischen Grenzabschnitt gab es aber an diesem Grenz­abschnitt seit 1972 „ein vergleichsweise großzügiges Grenzreglement [...], das die Grund­lage für einen lebhaften beiderseitigen Besucherverkehr bildete”(Kowalke 1997:14). Der Grenzverkehr zur Volksrepublik Polen war in der Zeit von 1980 bis 1989 nach der Streik­welle der Solidarnosc allerdings stark eingeschränkt worden.

Nach Kowalke (1996:80) war die 40 Jahre existierende „Freundschaftsgrenze“ zwi­schen der DDR und Polen sowie der ČSSR allerdings keine offene Grenze. Die „verordnete Freundschaft“ förderte nicht oder nur bedingt - und nur so weit es von den Regierungen gewollt war – die Kontakte zwischen den Menschen, den kommunalen Verantwortlichen und den Trägern der Wirtschaft. Letztendlich war die Anzahl der Grenzübergänge sehr be­schränkt, so daß ein Grenzübertritt mit größeren Umwegen verbunden war (siehe Kapitel 4.4). Die deutsch-tschechischen Beziehungen in der Gegenwart werden in 2.5 diskutiert.

2.1.2 Sozioökonomische Ausgangslage im sächsischen und nordböh­mischen Grenzraum

Der Lebensstandard der Menschen in der ČSSR und der DDR unterschied sich bis zur Wende eher unwesentlich. Beide Länder hielten bis in die sechziger Jahre in ihrer wirt­schaftlichen Entwicklung mit Ländern wie Österreich schritt[22]. In den siebziger und achtzi­ger Jahren kam diese allerdings ins Stocken. Nach dem Zusammenbruch des Sozialismus osteuropäischer Prägung im Herbst 1989[23] kam es allerdings zu einer grundsätzlich unter­schiedlichen Entwicklung.

Nach der Einführung der D-Mark im Wechselkurs 1:1 zur DDR-Mark (1:2 nur für grö­ßere Vermögen) am 1.7.1990, sowie der mit dem Anschluß der DDR an die BRD zum 3.10.1990 erfuhren die Bürger der DDR plötzlich eine faktische Anpassung der Lebensbe­dingungen und des Wohlstandes an das Niveau der Bundesrepublik. Die versprochenen „Blühenden Landschaften” erwiesen sich allerdings für viele Ostdeutsche – aufgrund der aufkommenden Massenarbeitslosigkeit – nur als leeres Wahlversprechen der westdeutschen Politik- und Wirtschaftselite, welche nur darauf wartete, ihren Umsatz zu erhöhen oder ih­ren Altbesitz zurückzuerlangen. Trotzdem offenbarte sich zumindest für den Großteil der Menschen im Osten ein deutlicher Anstieg des Lebensstandards.

Der Transformationsprozeß[24], den die Bürger Tschechiens erfuhren, verlief anders und sehr viel langsamer. Einer der wichtigsten Faktoren, der das Leben der Bewohner Böhmens beeinflußte, war die Abwertung der tschechoslowakischen Krone (Kčs) gegenüber der Deutschen Mark von 1990 bis 1993. Gerade dem Verhältnis von Wechselkursen und dem dadurch bestimmten Einkommens- und Lohngefälle wird nach Schamp (1995:9) in geogra­phischen Analysen zu wenig Beachtung geschenkt.

- Tabelle 1: Entwicklung der offiziellen Wechselkurse von Krone und Mark

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

* dieser Kurs galt 1990 nur für den Handel. Touristen bekamen 19,06 Kčs für 1 DM.

** bis 1992 Kčs, ab 1993 Kč / DM

Die Veränderung des Kurses zur D-Mark bis 1998 hing mit den Schwankungen des Dollarkurses zusammen. Der Kurs der Krone war im Verhältnis 10:1 an den sowjetischen Rubel gebunden, der wiederum offiziell an den US-Dollar.

Quelle: Statistische Jahrbücher der ČSSR, ČSFR und der Tschechischen Republik (Angaben teilweise gerun­det bzw. gemittelt)

Galt von 1963 bis 1989 ein offizieller[25] Wechselkurs zur DDR Mark (1 Mark der DDR entsprach 3,0156 Kčs) bzw. zur D-Mark, lag der Wechselkurs seit 1991 bei ca. 1:18. Auch nach der Teilung des Landes in die Tschechische und die Slowakische Republik per 1.1.1993 und der damit verbundenen Aufhebung der Währungsunion hielt sich der Kurs der tschechischen Krone relativ stabil (zwischen 1:17 und 1:20). Seit 1996 ist die Krone frei konvertibel. Der Kurs schwankt aber weiterhin im genannten Bereich. Im Frühjahr 1999 sank der Kurs bis auf 20 Kronen pro Mark, bevor er sich aber im Rahmen der Euroschwäche bis zum Zeitpunkt der Untersuchung bis auf 17,75 Kč / DM stabilisierte.

Mit der Anfang der 90er Jahre durchgeführten Abwertung der Krone war das Durch­schnittseinkommen eines Arbeiters von 5000 Kronen plötzlich nur noch 250 DM wert. Hin­gegen verdiente ein Arbeiter diesseits der Grenze nun 2000 DM und nicht mehr 2000 Ost­mark. Diese Diskrepanz, die auch heute etwa noch im Verhältnis 1:10 (ca. 400 zu 4000 DM)[26] existiert, begründet die heutige Bezeichnung der deutsch-tschechischen Grenze als Wohlstands- bzw. Armutsgrenze. Solch eine Diskrepanz findet man in ähnlichen Relationen auch weiter östlich an den Grenzen der ostmitteleuropäischen Reformstaaten mit den Repu­bliken der Ex-UdSSR (Belarus, Ukraine), aus deren Sicht die Visegrád-Staaten[27] bereits zu den Wohlstandsnationen gehören. Trotz anhaltend hoher Inflation in Tschechien hat die Mark immer noch eine sehr hohe Kaufkraft, mit der Folge, daß zum Beispiel ein deutscher Student oder Sozialhilfeempfänger über deutlich mehr Geld verfügt als ein vollbeschäftigter Tscheche. Viele Tschechen sahen in der, vom damaligen Finanzminister Vaclav Klaus durchgeführten Abwertung ihrer Währung eine Erniedrigung[28].

Zusammenfassend kann man sagen, daß die Abwertung der Krone zu folgenden Effekten geführt hat:

- Westliche Produkte wurden für Tschechen fast unbezahlbar.
- Tschechische Produkte und insbesondere Dienstleistungen wurden für Deutsche sehr günstig.
- Arbeitskraft wurde in Tschechien sehr billig. (Interessant aus Sicht einer internatio­nale Arbeitsteilung)
- Arbeiten in Deutschland wurde für Tschechen sehr attraktiv.

Schamp (1995:7) hat zu dem Thema „Wohlstandsgefälle und Ausgleichsströmungen an den Ostgrenzen der EU" folgende schematische Darstellung entwickelt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Wohlstandsgrenze und Ausgleichsströmungen an den Ostgrenzen der EU

Quelle: Schamp (1995:7)

Es kann zusammengefaßt werden, daß regionale Ungleichgewichte (soziale und ökono­mische) aufgrund internationaler Disparitäten[29] zu Unterschieden im Lohn- und Preisniveau, in den Beschäftigungsmöglichkeiten und der Wirtschaftsstruktur führten. Diese Entwick­lungsunterschiede und grenzüberschreitenden Disparitäten erzeugen laut Bürkner (1996:16-17) Gravitationseffekte, stellen also ein Verhaltenspotential dar und lösen grenz­überschreitende Interaktionen aus. Da in dieser Arbeit die ökonomischen Disparitäten nicht weiter diskutieren werden sollen, werden sie als gegebene Faktoren stehengelassen[30]. Nach Maier (1996:20) sind diese Disparitäten für die grenzüberschreitenden Aktivitäten aber in jedem Fall vorrangiger zu bewerten als ideelle Gründe, wie sie etwa nach der Maueröffnung BRD Bürger dazu bewegten, in die DDR bzw. Ex-DDR zu reisen.

2.1.3 Strukturelle Ausgangslage - Charakteristik der Grenzregion

Das Gebiet der Euroregion Neisse umfaßt eine Fläche von 11.500 km2, darunter der pol­nische Teil ca. 3.500 km2 (30,3 %), der tschechische Teil ca. 3 500 km2 (31,2 %) und der deutsche Teil ca. 4.500 km2 (38,5 %). Die Ostgrenze der Euroregion bildet die Grenze der Woiwodschaft Jelenia Góra. Die Südgrenze verläuft an der Grenze der tschechischen Kreise Liberec, Semily und Ceská Lípa. Die Westgrenze bilden die Kreise Kamenz und Bautzen sowie die Nordgrenze die Kreise Hoyerswerda und Niederschlesischer Oberlausitzkreis, die Gemeinde Przewóz (Woiwodschaft Zielona Góra) und die nördlichen Gemeinden der Woi­wodschaft Jelenia Góra (Wegliniec und Osiecznica) (Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen Kamenz et al 1998:31). In der Euroregion Neisse leben ca. 1,7 Mio. Einwohner, davon 30,5 % im polnischen, 28 % im tschechischen und 41,5 % im deutschen Teil. Der gesamte Raum ist mit einer Einwohnerdichte von 138 Einwohnern/km² relativ dünn besie­delt. Das tschechische Liberec ist die einzige Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern (Kowalke 1995:80).

Leider verzichtet das Jahrbuch der Euroregion auf die Angabe des Ausländeranteils. Allerdings sprechen die Organisatoren des Grenzcamps[31] von etwa 200 Ausländern in Zit­tau, wovon ca. 50 Asylbewerber sind. Steinert (1999:34) spricht von einem Ausländer­anteil Zittaus von weniger als 1 %.

2.1.3.1 Situation auf der deutschen Seite der Grenze

Auffällig ist, daß die deutsch-tschechische Grenze – sowohl im bayrischen als auch im sächsischen Grenzabschnitt – vornehmlich durch eine dünn besiedelte Mittelgebirgsregion verläuft (vgl. Kowalke 1997:14)[32]. Für den Bereich der ehemalige DDR kommt nach Kowalke (1996:80) hinzu, daß in Grenzregionen Investitionen in Industrie und Infra­struktur im allgemeinen ausgeblieben sind. Die DDR siedelte prinzipiell lediglich einige Prestigeobjekte an der Grenze an. Zu nennen wäre das Erdölverarbeitungswerk Schwedt/Oder und der Metallurgiekomplex Stalinstadt (später Eisenhüttenstadt bzw. EKO-Stahl) – beide an der Grenze zu Polen.

Der sächsische Teil des Grenzgebietes bot neben dem Braunkohletagebau kaum industri­elle Perspektive. Die Folgen der Demontage durch die sowjetische Armee sind noch heute sichtbar[33]. Der in dieser Arbeit relevante Grenzabschnitt in der Oberlausitz liegt abseits der bald fertiggestellten Autobahnen von Dresden nach Prag und von Dresden über Görlitz nach Wroclaw (Breslau). Im Fall der Oberlausitz, also dem Abschnitt der Grenze nahe Zittau muß festgehalten werden, daß es sich hier bis zum 2. Weltkrieg um eine altindustrielle Kernregion handelte. Zu erwähnen ist insbesondere die Textilindustrie. So leidet diese Region[34] heute unter einer doppelten Randlage. Sie liegt im äußersten Südosten der neuen Bundesländer und zudem auch am Rande der EU. Tatsächlich entwickelt sich hier ein wirt­schaftsgeschichtlich industriell monostrukturierter und altindustrieller Raum zu einer wirt­schaftlichen Passivregion (vgl. Kowalke 1996:80): Nach der Wende kam es zu einem weiteren „Wegbrechen“ der Industrie und der Landwirtschaft. Im Zuge dieser Deindustriali­sierung kam es zu einem massiven Abbau von Arbeitsplätzen und damit einher auch zu ei­ner erneut verstärkten Abwanderung von vor allem junger Bevölkerung und einer weiteren Ausdünnung der Infrastruktur.

Die Abwanderung ist immens: Von 1950 bis 1993 hat die Bevölkerung des Kreises Zittau von 117.500 auf 78.900 abgenommen (Plischke & Weigel 1994:31). Wallbaum (2000) nennt die Regionen Lausitz, Görlitz und Ostbrandenburg in der „HAZ“ das „Armen­haus der neuen Länder“, wo die Arbeitslosigkeit im Schnitt etwa 5 % höher als im Landes­durchschnitt ist, sich kaum ein Investor „hin verirrt“ und die Verkehrswege unterentwickelt sind. So betrug die Arbeitslosigkeit in den deutschen Gemeinden der Euroregion Neisse 1997 im Jahresdurchschnitt 20,5 % (Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen Kamenz et al. 1998). Die Bevölkerung vergleiche die Lage nach Freund (1998 in der „FAZ“) gerne mit der Position ihrer Stadt im Alphabet: „Zittau fängt mit Z an, dahinter kommt nichts mehr“ oder nimmt metaphorisch Bezug auf eine der bekanntesten Touristen­attraktionen der Stadt: die berühmten Zittauer Fastentücher aus dem 15. Jahrhundert.

Aufgrund der Strukturschwäche wurden die Grenzregionen auf dem Gebiet der ehemali­gen DDR im Jahre 1994 – im Gegensatz zu den als „Ziel 5b-Gebiet“ klassifizierten, bayri­schen Grenzregionen – allesamt als „Ziel 1-Gebiet“ klassifiziert. Sie haben Anspruch auf höchste Förderung im Rahmen der EU-Förderprogramme, erhalten also Hilfe für Gestaltung und Entwicklung von Bedingungen für die Erhaltung bzw. Schaffung von Arbeitsplätzen in der Wirtschaft und für eine Attraktivitätssteigerung (Förderung der weichen Infrastruktur). Es wird also versucht, „die Nachteile, die aus der peripheren Lage resultieren, zu überwin­den oder zumindest zu verringern“(Kowalke 1996:81). Langfristig erhofft sich diese peri­phere Region nach Leupold (1995:19), vor dem Hintergrund der geographischen Lage zwi­schen Ost- und Westeuropa sowie zwischen Nord- und Südeuropa, ein interessanter Raum zu werden. Aus Sicht der Euroregion befinde man sich nicht am Rande, sondern im Herzen Europas.

Die Stadt Zittau, deren Einwohnerzahl zwischen 1985 und 1998 allein von 43.000 auf 28.000 zurückging[35] und zu der seit den letzten Eingemeindungen auch das unmittelbar am Dreiländereck liegende Hartau gehört, ist nach Grimm & Weigel (1995:91) als teilfunktio­nales Mittelzentrum zu klassifizieren. Traditionell führten die grenzüberschreitenden Hauptbeziehungen ins nordböhmische Liberec (Reichenberg). Die Beziehungen ins jenseits der Neiße auf polnischer Seite gelegene Bogatynia (Reichenau) seien dagegen weniger gewichtig und fielen heute meist nur durch die Umweltprobleme[36] auf: Es gibt dort umfang­reichen Braunkohletagebau und ein Kohlekraftwerk. Ökonomische Impulse aus der Grenzöffnung konnten den Niedergang der Industrie im deutschen Teil der Euroregion Neisse nicht kompensieren (ebd.).

2.1.3.2 Die Situation im tschechischen Grenzgebiet

Nach Oschlies (1996a:8) sind die osteuropäischen Gesellschaften von dem doppelten Systemwandel – auf politischer und wirtschaftlicher Ebene – schlichtweg überfordert, ins­besondere durch das scheinbare Ausbleiben der erhofften positiven Effekte. Die Folge ist, daß sich in fast allen Staaten Prozesse der Dissolution (Staaten zerbrechen: ČSFR, Jugo­slawien), der Desintegration (Legitimationsverfall der staatlichen Autorität: organisierte Kriminalität) und Dissoziation (Ethnozentrismus vs. nationale Minderheiten: Russen im Baltikum, Sinti, Roma und Ungarn in Tschechien bzw. der Slowakei oder Christen im Ko­sovo) zeigen. Diese Probleme betreffen auch Tschechien. Tschechiens Wirtschaft hat nach Bürkner (1996a:60) zudem mit einer Neuausrichtung der Handelspartner zu kämpfen: Vor dem Umbruch wurde zwei Drittel des Außenhandels mit Ländern des RGW durchgeführt, heute hat sich das Bild zugunsten der EU und besonders der BRD gewandelt.

Der ökonomische Wandel in der Tschechischen Republik vollzog sich nach Bürkner 1996a:50) wie folgt: Im Jahr 1991 kam es zur sogenannten „Kleinen Privatisierung“: Es kam zu einer Freigabe der Preise und einer Liberalisierung des Außenhandels unter dem Leitsatz einer „stabilitätsorientierten Geld-, Fiskal- und Wechselkurspolitik mit einge­schränkter Währungskonvertibilität“. 1992 folgte dann die sogenannte „große Privatisie­rung“: Die staatlichen Großbetriebe wurden per Aktionärsmodell privatisiert. Dennoch fiel das Bruttoinlandsprodukt in den Jahren 1991 (-16%) und 1992 (-13%) deutlich. Besonders litt dabei die Bauwirtschaft (ebd.:51). Im Vergleich zu anderen ehemaligen Ostblockstaaten gab es für den wirtschaftlichen Umbruch allerdings relativ gute Ausgangsbedingungen:

- eine mittlere Arbeitsproduktivität
- einen mittleren Lebensstandard bei hohem Qualifikationsniveau
- eine geringe Auslandsverschuldung und
- eine relativ niedrige Inflation.

Allerdings behielt die ČSFR im Gegensatz etwa zu Polen und Ungarn zunächst eine starke staatliche Lenkung der Wirtschaft. Der private Sektor, der zunächst vornehmlich aus einer Vielzahl selbständiger Kleinstunternehmer bestand, hatte für die Gesamtwirtschaft zwar kaum Bedeutung, er sorgte aber dafür, daß ein Großteil der fortschreitenden Entlassungen absorbiert wurde. Die Folge war die geringste Arbeitslosenquote im ehemaligen Ostblock von deutlich unter 5 %. Problematisch war nach Bürkner (1996a:48,57-58) hingegen die geringe Einbindung in den internationalen Handel, die technologisch rückständige Industrie sowie eine hochgradige Monopolisierung. Im Jahr 1997 stieg die Arbeitslosigkeit im tsche­chischen Teil der Euroregion im Jahresschnitt zum ersten Mal über 5% (Statistisches Lan­desamt des Freistaates Sachsen Kamenz et al. 1998).

Das grenznahe Gebiet, identisch mit den Regionen, die zwischen 1938 und 1945 als Su­detenland dem Deutschen Reich einverleibt waren, wird seit den 50er Jahren in Tschechien als „pohraniči“ (Grenzgebiet) bezeichnet. Nach der Vertreibung der sudetendeutschen Be­völkerung taten sich nach Bürkner (1996a:57-58) starke strukturelle Defizite auf. Eine besonders rücksichtslose Ausbeutung von Bodenschätzen und der Ausbau extrem umwelt­belastender Industrien folgte. Nur durch besondere Anreize (finanzieller Art) konnte eine Zunahme der Bevölkerung in den 80er Jahren erreicht werden.

Die ethnische Struktur des Grenzgebietes – hier des Kreises Liberec, zu dem auch der unmittelbar bei Hartau liegende Ort Hrádek gehört – sieht heute in etwa so aus:

- Tabelle 2: Die ethnische Struktur der Bevölkerung des Kreises Liberec 1991

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Grimm 1996:8

Es gibt also im Kreis Liberec noch eine geringe deutschstämmige Minderheit, was auf die nicht vollständige Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg zurückzuführen ist[38]. Neben deutschsprachigen Juden und Deutschen mit eindeutig tschechi­schen Namen wurden zudem Spezialisten der Gablonzer Schmuckindustrie im Land behal­ten (Grimm 1996:8). Weder anhand der obigen Statistik noch anhand Grimms Monographie zur Euroregion läßt sich allerdings auf die Existenz der Minderheit der Roma im Grenzge­biet schließen. Nach inoffiziellen Informationen aus dem Rathaus von Hrádek gab es vor ca. 10 Jahren eine Schätzung, aus der hervorging, daß es etwa 300 Roma in Hrádek gibt, was einem Anteil von ca. 4 % entspricht. Mein Informant gab aber an, daß oftmals nicht alle Roma gemeldet seien, sondern beispielsweise in einem Haus „einer gemeldet ist und die anderen vierzehn sind Besuch aus der Slowakei!“ Er schätzt die Gesamtzahl in der Stadt auf 1000.

Die staatliche Raumplanung der ČSSR hat aus den Kreisen[39] wirtschaftlich einheitliche Regionen geschaffen: Der Kreis Nordböhmen (severo-český kraj) teilt sich in drei wirt­schaftliche Großregionen: Der östliche Teil (Liberec, Jablonec, Děčín, Česká Lípa) ist ge­prägt von verarbeitender Industrie, insbesondere der Textil- und Bekleidungsindustrie, wäh­rend der mittlere Teil (entlang der Elbe: Ustí nad Labem) von Schwerindustrie und der westliche Teil (Chomutov) von Rohstoffabbau (Kohle) geprägt ist. Beim Grenzgebiet zur ehemaligen DDR handelt es sich also nicht wie beim westböhmischen Grenzgebiet an der Grenze zu Bayern (Böhmerwald) um eine periphere Region, sondern um eine zentrale Industrieregion (Bürkner 1996a:74-78).

Das Gebiet des Bäderdreiecks (Franzen-, Karls- und Marienbad) im Westen ist durch seine Konzentration auf Dienstleistungen für die aktuellen Bedingungen durch die Grenzöffnung besser gewappnet (Bürkner 1996a:80). Insgesamt sei festzustellen, daß ne­ben Prag und den industriellen Zentren insbesondere die Grenzregionen als Interessengebiet ausländischen Kapitals auffallen, was vornehmlich durch Kooperationen in Form von Joint Ventures erkennbar wird.

2.1.3.3 Das polnische Gebiet

Von Interesse ist die Gemeinde Bogatynia, die nach Osten und Süden von der tschechi­schen Grenze, nach Norden von der „Grube“ und nach Westen von der deutschen Grenze abgeschirmt ist. Dieses Gebiet ist ganz offensichtlich gekennzeichnet durch großflächigen Tagebau und das Kraftwerk Turoszów. Vornehmlich dieses Kraftwerk verursacht den schlechten Zustand der Wälder im Iser- und Riesengebirge. Zwar wurde inzwischen mit amerikanischer Hilfe eine Entschwefelungsanlage eingebaut, die mächtigen Rauchwolken sind aber weiterhin aus vielen Orten der Region sichtbar.

Die Arbeitslosigkeit liegt im polnischen Bereich der Euroregion ebenfalls bei ca. 20 % (Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen Kamenz et al. 1998). Die unmittelbar an der Grenze zu Zittau liegenden Ortschaften Sieniawka und Porajów sind ganz offensichtlich ausschließlich auf die deutschen Kunden ausgerichtet. Anzumerken ist, das dieses Gebiet vor dem Krieg - nicht wie oftmals vermutet zu Schlesien - sondern zum sächsischen Kreis Zittau gehörte.

2.2 Der Grenzraum und die Europäische Union

Thema dieses Kapitels sind die Auswirkungen der Europa-Thematik auf die Region und damit die Bewohner des Untersuchungsgebietes. Dies beinhaltet mehrere Aspekte: Einer­seits soll die Region, die sich als europäische Region – sprich „Euroregion“ – bezeichnet, durch „Geld aus Brüssel“ Förderungen erfahren, andererseits spielt die momentane Lage am Rande der Union und die mögliche Aufnahme der Nachbarstaaten in die EU eine Rolle in dieser Fragestellung.

2.2.1 Reform- und Wirtschaftshilfen der Europäischen Union

Bald nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts wurden erste Reformhilfen von den Europäern für die „Neuen Demokratien“ beschlossen. Die Gemeinschaft und ihre Mit­glieder verpflichteten sich, den Reformprozeß zu unterstützen, da Frieden und Sicherheit in Europa davon abhingen[40]. Ins Leben gerufen wurde das Programm PHARE und die „Euro­päische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung“. Zuletzt wurde im EUROPA-ABKOM­MEN die Schaffung einer Freihandelszone und gesteigerte Kooperationen in allen politi­schen Bereichen mit dem Ziel des späteren Beitrittes der Reformländer beschlossen. Neben dem PHARE-Programm wurden das Förderprojekt LACE (linkage, assistance, cooperation for the european border regions) und das INTERREG-Programm gestartet.

2.2.1.1 PHARE

Mit dem PHARE[41] Programm soll der ökonomische Systemwandel in den Reformstaaten unterstützt werden. Das Programm, dessen Teilnehmer zunächst Polen und Ungarn waren und das später mit den anderen Reformstaaten ergänzt wurde, hatte als Ziel die Abschaffung von Staatsmonopolen, die Förderung des Privatsektors und insgesamt eine Entwicklung marktwirtschaftlich geordneter Volkswirtschaften sowie eine Reformierung der Gesetzge­bung und des Steuerrechts[42].

Die CSFR trat zeitgleich mit der DDR im September 1990 dem PHARE Programm bei. Das Problem für die Grenzregion bestand aber zunächst darin, daß die Gelder meistens von der zentralistischen Regierung in Prag bzw. Warschau verteilt wurden. Die Gelder wurden von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung zur Verfügung gestellt. Das zweite PHARE Programm „PHARE/Cross-Border-Cooperation-Programme“ (CBC) zielte dann ausschließlich auf die Entwicklung des grenznahen Raumes in den Beitrittsländern.

2.2.1.2 INTERREG

Im Zuge der Süderweiterung der EG in den 80er Jahren vergrößerten sich die Disparitä­ten innerhalb der Gemeinschaft und verlangten eine Neuorganisation und Erweiterung der Strukturfonds. Unter diesen Vorzeichen entstand die „Gemeinschaftsinitiative INTERREG“. Das INTERREG-Programm ist ein Förderprogramm zugunsten des peripheren Raumes in­nerhalb der EU. Von einem INTERREG-geförderten Projekt trägt die EU 50 %, der Mit­gliedsstaat 30 % und der lokale Projektträger (z.B. eine öffentliche Einrichtung vor Ort) 20 % der Kosten (Jurczek 1996:39). Das erste INTERREG-Programm wurde 1990 gestartet und zu den geförderten Regionen zählten vornehmlich Regionen mit Entwicklungsrückstand an den Binnengrenzen der EU-Staaten.

[...]


[1] Vornehmlich im Privatfernsehen in Sendungen wie „Explosiv“, „Spiegel TV“, „Die Reporter“ oder „Stern TV“

[2] vgl. meine Ausführungen in Kapitel 1.3

[3] Viele Autoren (wie zum Beispiel Weichhart 1999:19-20) weisen an dieser Stelle auf die unterschiedlichen Ausdrücke für das Wort „Grenze“ im Englischen hin: boundary (Grenze eines Objektes), frontier (Grenzbereich), border (administrative Grenze), margin (Außensaum), limit (Begrenzung).

[4] Bestes Beispiel dafür ist der Konflikt zwischen dem Irak und Kuwait Anfang der 90er Jahre. Daß sich etwas verändert hat, läßt sich mit dem Ende der bipolaren Welt erklären: Jugoslawien konnte seine Grenze nicht gegen die Aggression der NATO verteidigen, weil es keine Schutzmacht mehr hatte.

[5] Zur Geschichte des Gegenstands Grenze in der Geographie (vom deterministischen über den landschaftsgeographischen zum sozialgeographischen und regionalwissenschaftlichen Ansatz von heute) siehe z.B. Förster (2000:72-76).

[6] wie z.B. Maier (1996) über Pendlerbewegungen an der bayrisch-tschechischen Grenze oder Aschauer (1996) über die Reichweite aktionsräumlicher Perspektiven an der österreichisch-ungarischen Grenze

[7] wie zum Beispiel bei Grimm (1996) oder Heinrich (1997)

[8] In diesem Zusammenhang sei die Arbeit von Eisch (1996) erwähnt.

[9] Erwähnung muß an dieser Stelle allerdings die von der Brandenburger Landesregierung geförderte Übersetzung einer polnischen Forschungssammlung (Lisiecki 1996) finden.

[10] Wobei Hard an dieser Stelle die qualitativen Methoden an sich disqualifiziert.

[11] Zur dimensionalen Erfassung von Regionalbewußtseinsräumen siehe Blothevogel, H.H., Heinritz, G., und Popp, H: Regionalbewußtsein. Bemerkungen zum Leitbegriff einer Tagung. In: Berichte zur deutschen Landeskunde 60, 1986. S.103-194

[12] Zum Thema Euroregionen siehe Kapitel 2.3

[13] In dieser Zeit und nachfolgend wechselte die staatliche Zugehörigkeit dieses Gebietes mehrfach vom deutschen Reich zu Böhmen und Polen (1002 - 1031), bis schließlich 1158 durch Kaiser Friedrich Barbarossa das Milzener Land, die spätere Oberlausitz, als Reichslehen an Böhmen gegeben wird und dort bis 1635 verbleibt. Aus: http://home.t-online.de/home/npd_kv_loebau_zittau/zittau.htm

[14] Die Informationen zu den protestantischen Glaubensflüchtlinge beruhen ausschließlich auf die Äußerungen von Probanden. Eine Online-Recherche bestätigte die Aussagen. Zu Exulanten in Österreich siehe: http://ihff.nwy.at/exulanten_ge.htm, in Franken: http://www.gf-franken.de/exulanten_frm.html und Zittau: http://home.t-online.de/home/npd_kv_loebau_zittau/zittau.htm. Allgemeine Infos auch bei Böhm (1996:167)

[15] die Tschechoslowakei und Polen für die Westslawen, Jugoslawien für die Südslawen und Ungarn für die Madjaren

[16] Čechy = Böhmen; Čechy a Moravy = Böhmen und Mähren; česko = tschechisch = der Nicht-slowakische Teil der ČSR

[17] Zur Zugehörigkeit des Sudetenlandes schreibt Peattie (1944:18-19): Noch in den vierziger Jahren diskutierte man den Sinn einer Grenze anhand der naturräumlichen Begebenheiten. Das böhmische Massiv ist eine geographische und geologische Einheit, die von drei Seiten von bewaldeten Gebirgen umrandet ist und in der Geschichte immer eine politische Einheit war. Die Deutschen, die über die Berge kamen und sich hier ansiedelten, mußten sich anpassen. Die Einverleibung des Sudetenlandes paßte nicht ins Naturgesetz. Tschechien ist als Staat viel natürlicher als es zum Beispiel Belgien, das als Pufferstaat zwischen Preußen und Frankreich entstanden ist.

[18] Zur Sudetendeutschen-Frage siehe auch Kapitel 2.2.3

[19] Die Karpato-Ukraine gehörte von 1939 bis 45 allerdings zu Ungarn.

[20] Die Tschechoslowakische Republik wurde dann in Tschechoslowakische Sozialistische Republik (ČSSR) umbenannt. Die Umwandlung in eine Föderation erfolgte 1969, die Umbenennung in Tschechoslowakische Föderative Republik (ČSFR) aber erst 1990. Zyniker vermuteten dann im folgenden Streit um den Bindestrich („Tschecho-Slowakische“) den Auslöser für der Trennung zum 1.1.1993.

[21] Wiederholte mündliche Mitteilungen von Jan Sekaj in Bratislava zwischen 1994 und 98. Sekaj war slowakischer Korrespondent und Übersetzer in Ostberlin und Moskau und als Privatsekretär strenger Vertrauter des damaligen Parteichefs Alexander Dubček kurz vor dessen Tod 1992

[22] Ich beziehe mich an dieser Stelle auf übereinstimmende Aussagen von Bürgern der ehemaligen DDR und ČSFR während früherer Aufenthalte.

[23] In beiden Ländern startete der Umbruch etwa zeitgleich: Mauerfall in der DDR am 9.11.1989 - Beginn der Massendemonstration in der ČSSR, die zum Rücktritt der KP-Führung führten am 17.11.1989

[24] Zu sozialwissenschaftlichen Erklärungsansätzen der gesellschaftlichen Transformationsprozesse siehe Bürkner (1996:19ff)

[25] Auf dem Schwarzmarkt war der Wert westlicher Devisen wie in allen Ostblockstaaten deutlich höher.

[26] Das Institut der deutschen Wirtschaft kam zu folgenden durchschnittlichen Lohnkosten für einen Facharbeiter in 1993 (je Stunde) BRD-West: 45,80 DM; BRD-Ost: 20,90 DM; Polen:3,90 DM; ČR: 2,90 DM (Schamp 1995:9).

[27] Als Visegrád-Staaten bezeichnen sich die Staaten Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien die 1994 im slowakisch-ungarischen Grenzort Visegrád 1994 eine Zusammenarbeit beschlossen

[28] so Marie Lippert in Herre (1992, in der „taz“)

[29] Bürkner (1996:3-4) betont hierbei, daß diese Entwicklungsunterschiede durch die unterschiedliche Art und Geschwindigkeit des Transformationsprozesses bedingt sind.

[30] Geschwandtner (1998:14-17) diskutiert an dieser Stelle die Anwendbarkeit von Schätzls Zwei-Regionen-Modell, der neoklassischen Theorie sowie der Polarisationstheorie und kommt zu dem Ergebnis, daß nur letztere Theorie in der Neißeregion mit Einschränkungen anwendbar ist.

[31] Strafcamp: Das Zittauer Asylbewerberheim. http://www.nadir.org/nadir/initiativ/camp/04/lager.html

[32] Kowalke (1997:14) argumentiert hier geodeterministisch: „Bedingt durch das Mittelgebirge ist es eine dünn besiedelte Region.“

[33] Mir persönlich ist zum Beispiel das Fehlen des zweiten Streckengleises an vielen Bahnstrecken in der Region aufgefallen.

[34] Im Osten Sachsens konnte man im Gegensatz zum Rest der DDR kein Westfernsehen empfangen. Daraus entstammt auch die Bezeichnung: „Tal der Ahnungslosen“. Vielleicht deswegen flüchteten verhältnismäßig mehr Menschen aus der Oberlausitz in den Westen.

[35] Freund (1998) in der „FAZ“

[36] Zur Thema Umweltproblematik an der Grenze siehe auch Kapitel 2.5

[37] Diese Gleichsetzung von Sprache und Nationalität ist so aus der Quelle übernommen worden. Sie entspricht offensichtlich der Angabe „Nationalität“ in tschech(oslowak)ischen Personaldokumenten.

[38] Die größte deutsche Minderheit in Tschechien gibt es übrigens in den Bereichen Schlesiens, die sich nach den Volksabstimmungen im Rahmen des Versailler Vertrages gegen Polen und für die CSR entschieden hatten (Gebiet um Hlučín bei Ostrava)

[39] Die Bedeutung der tschechischen Verwaltungseinheiten Kreis (kraj) und Bezirk (okres) ist umgekehrt zu der in Deutschland und entspricht aus historischen Gründen, der in Österreich.

[40] so die Schlußfolgerungen einer Tagung des Europarates im Juni 1993

[41] PHARE: Pologne et Hongrie: Assistance à la Restructuration Economique

[42] Europäische Kommission PHARE-Informationsbüro, a.a.O., S. 1-7.

[MT1]neu

Excerpt out of 133 pages

Details

Title
Wahrnehmungsmuster und grenzüberschreitende Aktivitäten von Bewohnern an der deutsch-tschechischen Grenze - Das Beispiel: Hartau / Stadt Zittau
College
University of Bremen  (Institut für Geographie)
Grade
1,5
Author
Year
2001
Pages
133
Catalog Number
V16911
ISBN (eBook)
9783638216173
ISBN (Book)
9783656563150
File size
3509 KB
Language
German
Keywords
Wahrnehmungsmuster, Aktivitäten, Bewohnern, Grenze, Beispiel, Hartau, Stadt, Zittau
Quote paper
Michael Thiele (Author), 2001, Wahrnehmungsmuster und grenzüberschreitende Aktivitäten von Bewohnern an der deutsch-tschechischen Grenze - Das Beispiel: Hartau / Stadt Zittau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16911

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