Bei dem Thema dieser Arbeit handelt sich hierbei um ein relativ junges Forschungsgebiet, wobei besonders die Seite der männlichen Gewaltopfer in der aktuellen Forschung und Wissenschaft kaum Beachtung findet. Auf Seiten der Gewalttäter gilt es zu klären, wer genau die Verursacher von Gewalt sind. Diese Frage richtet ihr Blickfeld auf die Person des Täters. Hierbei gibt es geschlechtsspezifische und altersbedingte Unterschiede. Der Fokus richtet sich hierbei auf direkte und personelle Gewalt. Ferner will sich diese Arbeit mit struktureller Männergewalt auseinandersetzen. Des Weiteren gilt es zu klären, warum Gewalt ausgeübt wird. Diese Frage richtet beleuchtet die Ziele und Motive, welche hinter der Anwendung von Gewalt stehen. Hierbei spielen die Rechtfertigungsmuster und Legitimationen bei der Ausübung von Gewalt eine entscheidende Rolle. Im Rahmen dieser Arbeit sollen Ausführungen gemacht werden, die sich primär auf sexualisierte Gewalt beziehen und solche, die erklären, welche Funktion die Ausübung von Gewalt für einen Mann haben kann.
Auf der Opferseite gilt es zu klären, wer die Opfer von Gewalt sind. Der Fokus richtet sich hierbei auf die Person des Geschädigten. Hierbei gibt es Besonderheiten in Bezug auf Geschlecht und Alter der Gewaltopfer. In unserer Gesellschaft existiert ein Meinungsbild, nachdem Männer selten die Opfer, sondern ausschließlich die Täter von Gewalt sind. Des Weiteren gilt es zu klären, welche Aspekte besonders im Hinblick auf männliche Gewaltopfer zu berücksichtigen sind. Hier soll der Versuch unternommen werden, aus denen bis dato gewonnenen Erkenntnissen die männliche Opferwerdung als ein Zweistufen-Prozessmodell zu erklären. Ein weiteres Ziel dieser Arbeit soll sein, einen Verknüpfungspunkt zwischen männlichen Gewalttätern und männlichen Gewaltopfern zu finden, also einen Faktor, der einen Einfluss auf beide Teilbereiche aufweist - die männliche Sozialisation.
Die Sozialisation des Mannes erfolgt geschlechtsspezifisch und hat großen Einfluss auf die gelebte und real existierende Männerwelt. Diese unterliegt einem konstanten Wandel und besonders heute ist diese geprägt von einem beginnenden Zerfall tradierter Männlichkeitskonzepte und etablierter Männerrollen, woraus sich gewisser Grad an Konfliktpotenzial ergibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Gewaltbegriff und seine Bedeutung
- Der Gewaltbegriff im Gesetz
- Der Gewaltbegriff in der Literatur - Formen der Gewalt
- Statistische Übersicht der männlichen Täter- und Opferwerdung
- Gewaltkriminalität im Überblick
- Die Entwicklung von 1993 bis 2001
- Geschlechts- und Altersstruktur der Tatverdächtigen
- Der Anteil ausländischer Gewalttäter
- Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
- Fallentwicklung von 1993 bis 2001
- Geschlechts- und Altersstruktur der Tatverdächtigen
- Männliche Opfer von Gewaltverbrechen
- Opfergefährdung insgesamt
- Opfergefährdung bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
- Männliche Opfer- Tatverdächtigen- Beziehung
- Auswertung und Beurteilung der statistischen Ergebnisse
- Gewaltkriminalität im Überblick
- Die Sozialisation des Mannes
- Die traditionelle Männerrolle
- Das Männerbild im Wandel der Zeit
- Konzepte der Männlichkeit
- Hegemoniale Männlichkeit
- Marginalisierte Männlichkeit
- Entwicklungspsychologische Aspekte
- Das kognitionspsychologische Entwicklungsmodell
- Das psychoanalytische Modell
- Weitere Entwicklungsfaktoren der männlichen Identität
- Die Bedeutung der psychisch- sexuellen Identität
- Die Bedeutung der Gruppe der Gleichaltrigen
- Ritualisierung
- Prinzipien der Bewältigung des Mannseins
- Gewalt als Ergebnis der männlichen Sozialisation
- Männer als Täter von Gewalt
- Männer als Täter von sexualisierter Gewalt
- Theoretische Erklärungsansätze für die Täterschaft sexualisierter Gewalt
- Gesellschaftsstrukturelle Faktoren bei der Entstehung und Aufrechterhaltung sexualisierter Gewalt
- Der Einfluss der Männlichkeitskonzepte bei der Entstehung und Aufrechterhaltung sexualisierter Gewalt
- Männer als Täter allgegenwärtiger Gewalt
- Männer als Täter von sexualisierter Gewalt
- Männer als Opfer von Gewalt
- Männer als Opfer von Gewalt im Kindesalter
- Körperliche Misshandlung in der Familie
- Seelische Misshandlung
- Sexueller Missbrauch
- Das Ausmaß sexuellen Missbrauchs an Jungen
- Die Folgen des sexuellen Missbrauchs
- Homosexuelle Männer als Opfer von Gewalt
- Männer als Opfer von allgegenwärtiger Gewalt
- Männer als Opfer von Gewalt im Kindesalter
- Resumee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit beschäftigt sich mit der Thematik der männlichen Täter- und Opferwerdung von Gewalt, einem vergleichsweise neuen Forschungsfeld, das insbesondere die männlichen Opfer von Gewalt bisher wenig Beachtung schenkte. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Ursachen und Folgen von sexualisierter Gewalt, sowohl aus der Perspektive des Täters als auch aus der des Opfers. Außerdem wird untersucht, wie Männer in den Kontext allgegenwärtiger Gewalt eingebunden sind, sowohl als Täter als auch als Opfer.
- Der Gewaltbegriff und seine Bedeutung
- Statistische Analyse der männlichen Täter- und Opferwerdung
- Die Sozialisation des Mannes und ihre Auswirkungen auf das Gewaltverhalten
- Männliche Täter von sexualisierter und allgegenwärtiger Gewalt
- Männliche Opfer von Gewalt, insbesondere im Kindesalter und in homosexuellen Beziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition des Gewaltbegriffs und seiner Bedeutung im rechtlichen und literarischen Kontext. Anschließend werden statistische Daten zur männlichen Täter- und Opferwerdung analysiert, wobei die Entwicklung der Gewaltkriminalität und die Geschlechts- und Altersstruktur der Tatverdächtigen untersucht werden. Ein besonderer Fokus liegt auf Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung und der Beziehung zwischen männlichen Opfern und Tatverdächtigen.
Im Folgenden wird die Sozialisation des Mannes betrachtet, mit einem Schwerpunkt auf der traditionellen Männerrolle, dem Wandel des Männerbildes und verschiedenen Konzepten der Männlichkeit. Entwicklungspsychologische Aspekte, wie das kognitionspsychologische und das psychoanalytische Modell, werden beleuchtet, sowie weitere Faktoren, die die männliche Identität prägen, wie die psychisch-sexuelle Identität, die Bedeutung der Gleichaltrigengruppe und die Ritualisierung. Die Arbeit untersucht, wie diese Faktoren zur Gewaltausübung und zur Bewältigung des Mannseins beitragen.
Schließlich werden Männer als Täter von Gewalt betrachtet, mit einem Schwerpunkt auf sexualisierter Gewalt. Die Arbeit untersucht die theoretischen Erklärungsansätze für die Täterschaft sexualisierter Gewalt, sowie die gesellschaftsstrukturellen und die durch Männlichkeitskonzepte beeinflussten Faktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung von sexualisierter Gewalt beitragen. Die Arbeit schließt mit der Betrachtung von Männern als Opfer von Gewalt, insbesondere im Kindesalter und in homosexuellen Beziehungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themenbereichen Gewalt, Täterwerdung, Opferwerdung, Männlichkeit, Sozialisation, sexualisierte Gewalt, allgegenwärtige Gewalt, Homosexualität, Kindesmissbrauch und statistische Analyse.
- Quote paper
- Dipl. Soz. Pädagoge Robert Siegl (Author), 2003, Männer als Täter und Opfer von Gewalt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16915