Wahrscheinlichkeitsbegriffe spielen in der internationalen Rechnungslegung eine entscheidende Rolle. Es handelt sich dabei um unbestimmte Begriffe die versuchen, Sachverhalte die ihren Ausgang in der Vergangenheit haben, jedoch erst in der Zukunft konkretisiert werden, zu umschreiben. Die IFRS verwenden eine Vielzahl von verbalen Wahrscheinlichkeitsbegriffen, die unterschiedliche Grade an Eintrittswahrscheinlichkeiten repräsentieren. Der zentrale Begriff wahrscheinlich regelt die allgemeinen Ansatzkriterien und andere Tatbestände. Das Ziel dieser Arbeit ist, die Bedeutung von Wahrscheinlichkeitsbegriffen in den IFRS herauszuarbeiten und Lösungsvorschläge im Falle von Verbesserungsmöglichkeiten zu unterbreiten. Es erfolgt eine Inventarisierung, um einen Überblick über die zu untersuchenden Begriffe zu haben. Einige Begriffe sowie zwei Standards (IAS 12 und 37) werden herausgegriffen um die Bedeutung exemplarisch darzustellen. Die beiden Kriterien Quantifizierung und Übersetzung werden zur Beurteilung der Qualität herangezogen. Die IFRS verwenden zwar bewusst keine numerischen Größen für die Definition von Wahrscheinlichkeitsbegriffen, die Ergebnisse empirischer Studien geben jedoch aufschlussreiche Erkenntnisse über die konsistente Anwendung. Wahrscheinlich (numerische Einschätzung: 70-80%) mit more likely than not (50-60%) zu definieren, wie in IAS 37, scheint problematisch zu sein. Neben offensichtlichen Übersetzungsfehlern ist auch die inkonsistente Übersetzung von Wahrscheinlichkeitsbegriffen problematisch. Wenn ein englischer Originalbegriff mit verschiedenen Begriffen übersetzt wird, kann es zu einer Änderung der ursprünglichen Intention kommen. Zudem wird die Problematik der bilanzpolitischen Gestaltungsmöglichkeiten, ein den Wahrscheinlichkeitsbegriffen innewohnendes Element, behandelt.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Vorgehensweise
- 1.3 Zielsetzung
- 2 Die Notwendigkeit von Wahrscheinlichkeitsbegriffen
- 3 Wahrscheinlichkeitsbegriffe im Rahmenkonzept
- 3.1 Qualitative Anforderungen
- 3.2 Bilanzierungsfähigkeit
- 3.3 Auslegungsmethodik
- 4 Wahrscheinlichkeitsbegriffe in den IFRS
- 4.1 Inventarisierung
- 4.2 Konkretisierung
- 4.2.1 Probable
- 4.2.2 More likely than not
- 4.2.3 Highly probable
- 4.2.4 Possible
- 4.2.5 Reasonably possible
- 4.2.6 Not possible
- 4.2.7 Remote
- 4.2.8 Reasonably certain
- 5 Qualität der Wahrscheinlichkeitsbegriffe
- 5.1 Quantifizierung von Wahrscheinlichkeitsbegriffen
- 5.1.1 Kommunikationseffizienz
- 5.1.2 Numerische Wahrscheinlichkeitsgrenzen in der Fachliteratur
- 5.2 Übersetzung von Wahrscheinlichkeitsbegriffen
- 5.2.1 Übersetzungsfehler
- 5.2.2 Änderung der Intention
- 5.2.3 Inkonsistente Übersezung
- 5.2.4 Mehrfachbedeutung von unwahrscheinlich
- 5.2.5 Änderungsvorschläge
- 6 Wahrscheinlichkeitsbegriffe und Bilanzpolitik
- 6.1 Ermessensspielräume
- 6.2 IAS 37 Rückstellungen
- 6.2.1 Ermessensspielräume in IAS 37
- 6.2.2 Exposure Draft zu IAS 37
- 6.3 IAS 12 Latente Steuern
- 6.4 Einschränkung von Ermessensspielräumen
- 6.5 Ermessensspielräume im Vergleich: IFRS vs. UGB
- 7 Schlussfolgerung
- 8 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Masterarbeit analysiert den Wahrscheinlichkeitsbegriff in den International Financial Reporting Standards (IFRS) kritisch. Die Arbeit befasst sich mit der Notwendigkeit von Wahrscheinlichkeitsbegriffen im Rahmenkonzept, untersucht die verschiedenen Wahrscheinlichkeitsbegriffe in den IFRS und bewertet deren Qualität und Bedeutung für die Bilanzpolitik.
- Analyse des Wahrscheinlichkeitsbegriffs in den IFRS
- Bewertung der Qualität und Konsistenz der Wahrscheinlichkeitsbegriffe
- Untersuchung der Auswirkungen der Wahrscheinlichkeitsbegriffe auf die Bilanzpolitik
- Beurteilung der Ermessensspielräume, die durch die Anwendung der Wahrscheinlichkeitsbegriffe entstehen
- Entwicklung von Empfehlungen zur Verbesserung der Klarheit und Konsistenz der Wahrscheinlichkeitsbegriffe in den IFRS
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Kapitel 1 führt in das Thema ein und beschreibt die Problemstellung, die Vorgehensweise und die Zielsetzung der Arbeit. Kapitel 2 erläutert die Notwendigkeit von Wahrscheinlichkeitsbegriffen im Rahmenkonzept der Rechnungslegung. Kapitel 3 untersucht die Verwendung von Wahrscheinlichkeitsbegriffen im Rahmenkonzept und beleuchtet die qualitativen Anforderungen, die Bilanzierungsfähigkeit und die Auslegungsmethodik. Kapitel 4 analysiert die unterschiedlichen Wahrscheinlichkeitsbegriffe, die in den IFRS verwendet werden, und stellt eine Inventarisierung der Begriffe vor.
Kapitel 5 befasst sich mit der Qualität der Wahrscheinlichkeitsbegriffe. Hierbei werden die Quantifizierung und die Übersetzung von Wahrscheinlichkeitsbegriffen diskutiert, um potenzielle Probleme und Lösungsansätze aufzuzeigen. Kapitel 6 untersucht den Einfluss der Wahrscheinlichkeitsbegriffe auf die Bilanzpolitik, insbesondere auf die Ermessensspielräume, die durch die Anwendung der Begriffe entstehen. Das Kapitel analysiert die Anwendung von Wahrscheinlichkeitsbegriffen in den Standards IAS 37 und IAS 12, sowie die Auswirkungen auf die Bilanzpolitik im Vergleich zu den Vorschriften des deutschen Handelsgesetzbuchs (HGB).
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Masterarbeit fokussiert auf den Wahrscheinlichkeitsbegriff in den IFRS, insbesondere auf die Verwendung und Bedeutung von Wahrscheinlichkeitsbegriffen in der Rechnungslegung. Wichtige Begriffe sind: Wahrscheinlichkeitsbegriffe, IFRS, Rahmenkonzept, Bilanzierungsfähigkeit, Auslegungsmethodik, Bilanzpolitik, Ermessensspielräume, IAS 37, IAS 12, HGB.
- Citar trabajo
- Lukas Schlagnitweit (Autor), 2010, Der Wahrscheinlichkeitsbegriff in den IFRS - Eine kritische Analyse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169290